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Predigt zu 2. Korinther 4, 5 - 11, Letzter Sonntag nach Epiphanias 2004-- Drucken

Ihr Lieben,

gestern wurde in der Zeitung ein Mann vorgestellt, der bei einer Fernsehshow 1 Mio gewonnen hat. Ein Eisenbahnrangierer hier aus Köln.
Ein Traum wird wahr! Plötzlich ist da einer reich geworden - und kann es noch gar nicht fassen. Weiß auch gar nicht, was er mit dem vielen Geld anfangen soll.
Wie der sich wohl fühlt? Kann nicht mehr schlafen; grübelt über all seine plötzlichen Möglichkeiten hin und her. Ein Moment, der alles verändert.
Jesus hat die steile These aufgestellt: Wer den Frieden mit Gott findet, der wird noch ungleich glücklicher als einer, der hier auf Erden einen unermesslichen Schatz findet.
Kann das wahr sein? Ein Reichtum, der mehr bedeutet als die 1 Mio bar auf die Hand?
Einfach so verschenkt? Für den, der sich mit Jesus einlässt?
Mir ist klar, dass so etwas eine sehr steile Behauptung ist. Nur - darunter tut Jesus es nicht -
Und nach ihm mindestens Paulus. Von ihm hören wir heute einige sehr ehrliche und sehr persönliche Sätze.
Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.
Wir haben einen Schatz - nur eben in irdenen Gefäßen.

Wir sind so kühl, so abgeklärt, wenn es um den Glauben geht.
Ahnen wir überhaupt etwas von dem Reichtum, der den Namen Gnade Gottes trägt?
Vielleicht schon, aber... Man sieht´s uns nicht an. Das haben wir mit Paulus gemeinsam.
Er hat die Begegnung mit Jesus erlebt wie einer, der den Hauptgewinn gezogen hat.
Ein strahlender Sieger in Sachen Glauben war er dennoch nicht.
Wenn er hier "Wir" schreibt, dann meint er sich selbst.
"Ich, Paulus, ich habe einen Schatz - und den habe ich mit Euch in Korinth geteilt. Nur - das wisst ihr ja sehr gut - ich bin kein strahlender Pokal. Ich bin eher ein alter billiger Tontopf - zerbrechlich und nicht gerade schön."
Paulus hat den 2. Brief an die Gemeinde in Korinth geschrieben, als dort Kritik n ihm laut wurde. Man warf ihm vor, sein Wort nicht zu halten. Manche hatten inzwischen andere Prediger gehört, die beeindruckender wirkten als Paulus.
Einige dachten sich: Vielleicht sollten wir uns lieber einer anderen Gemeinde anschließen? Paulus hat nicht wirklich was zu bieten, oder?
Und überhaupt - war er nicht auch öfter krank. Er sah nicht sehr strahlend aus! Eher klein, untersetzt und mit wenig Haaren.
Wenn man erst mal anfing, Argumente gegen jemanden zu suchen, dann findet man auch was.
Paulus ringt um seine Gemeinde - aber nicht aus gekränkter Eitelkeit.
Er erinnert sie vielmehr an die Fundamente ihres Glaubens.
Wer die wirklich verstanden hat, der sollte sich nicht so abhängig machen von Menschen.
Heute morgen lade ich ein, gedanklich dem Paulus zu folgen unter zwei Fragen:
1. Wie wertvoll ist das, was Jesus uns bringt?
2. Wie können wir Ja sagen zu unseren Grenzen?
Beides hängt wohl sehr eng zusammen. Paulus konnte sich selber so annehmen, wie er war, weil er sich von Gott angenommen wusste.
Ich beginne mit dem Schatz: Wie wertvoll ist das, was Jesus uns bringt?
Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
Ausleger sind sich einig: Paulus erinnert hier an das einschneidendste Erlebnis, das er je hatte: Vor den Toren von Damaskus, wo er in blindem Eifer Christen verfolgen wollte, trat ihm der Auferstandene in einer gleißend hellen Lichtvision entgegen. Paulus stürzte zu Boden, war geblendet und hörte die Stimme Gottes. Drei Tage lang blieb er blind.
Und von da an wusste er:
"Dieser Jesus lebt wirklich! Damit ist alles in dieser Welt neu zu bewerten. Der Tod ist nicht mehr das Ende. Es muss wahr sein, was Er gesagt hat. In diesem einen war Gott, der Schöpfer der Welt, ganz gegenwärtig."
Paulus war überwältigt. Sein selbst gemachtes Bild von Gott war zerfallen zu Staub. Und der lebendige Gott hatte ihn berufen zum Heil. Ihn, der sich so massiv gegen Gott gestellt hatte.
Paulus erkannte, was Gnade ist: angenommen sein, unverdient und unabhängig davon, was er gemacht hatte. Ihm war, als würde sein Leben noch mal neu anfangen.
Und darum geht es ihm bei seinen Predigten: Gott hat sich gezeigt. Er ist barmherzig und unendlich geduldig mit Menschen. Anders als wir gedacht haben. Jesus ist der Schlüssel!
Und? Ist das schon der Schatz? Rührt uns das wirklich an? Wir haben nicht eine tolle Vision erlebt. Wir kennen vielleicht nicht mal einen besonders beeindruckenden Prediger. Wo ist etwas, für das wir uns begeistern könnten? Was lässt uns nicht schlafen vor Begeisterung?
Wir haben sehr viel! Drei Hinweise sollen uns heute auf die Spur bringen:
a) Wir haben ein Leben, das Sinn macht
Es macht schon einen Unterschied, ob wir uns den Sinn für das, was wir im Leben tun, selber zurechtstricken, oder ob wir in der Gewissheit leben können: alles, was wir aus dem Glauben heraus tun, hat Sinn. Es erfreut den Schöpfer der Welt. Wir sind Gott nicht egal - und auch das, was wir tun, zählt. Egal, ob es auffällt oder ob es ganz im Stillen geschieht. Jesus konnte da ganz unbefangen von Lohn reden: wer sich einsetzt im Namen Gottes, der wird dafür auch etwas bekommen. Es ist etwas wunderbares, was Schönes für Jesus tun zu können. Jemandem zu helfen, der das braucht. Eine kleine Freude zu bereiten, wo diese Geste nicht erwartet wird. So paradox es klingt: gerade wenn wir aufhören, nur an uns selber zu denken, empfangen wir Sinn und Befriedigung.
Leben in der Nachfolge Jesu kann zufrieden machen.
b) Und dies: wir haben eine Hoffnung, die trägt! Auch das gehört zum Schatz des Glaubens
Das versteht man erst dann wirklich, wenn man selber an die Grenze kommt:
Beim Besuch von Sterbenskranken lerne ich viel über das Leben. Da gibt es welche, die zwingen sich selber und die engsten Angehörigen zum Kampf um jeden Atemzug - bis zuletzt. Und man hat den Eindruck: aus Verzweiflung und Angst wird einer gnadenlos.
Andere nehmen ihr Los an - wie es scheint, voll Frieden. Sie genießen die Zeit, die noch bleibt und schauen dankbar zurück. Ich spüre eine Offenheit, mit solchen Menschen zu beten.
Auch Glaubenden können Krisen schwer zu schaffen machen, aber wer im Leben dem Auferstandenen vertrauen gelernt hat, der hat Halt und Hoffnung - auch in Krisen.
Hoffnung ist ein großer Schatz. Sie nährt sich aus dem Umgang mit Jesus.
Und sie trägt nicht nur, wenn man selber an sein Ende kommt. Sie trägt uns auch, wenn wir die Krisen Anderer miterleben.
c) Wir gehören dazu. Das ist der dritte Hinweis auf den Schatz des Glaubens.
Die Gemeinschaft der Glaubenden ist viel mehr als ein Freundeskreis. Wir können sie nicht machen, wir finden sie vor. Deshalb ist sie ein Teil unseres Bekenntnisses "Wir glauben an die Gemeinschaft der Heiligen"! Diese Gemeinschaft schenkt Gott. In der Feier des Mahles wird sie erlebbar - und sie greift um sich, wo Gemeinde miteinander lebt. Da erfährt der Einzelne den Trost, den er braucht. Da helfen sich Menschen gegenseitig, weil da etwas ist, was sie verbindet. Weltweit, über alle Kultur- Sprach- und sonstige Grenzen hinweg.
Wer zu Christus gehört, der ist Mitglied einer weltweiten Familie. Was für ein Schatz!
Aber .... Wir haben diesen Schatz in einem zerbrechlichen Gefäß.
Das sagt Paulus aus tiefer eigener Erfahrung: bei all dem Wunderbaren gibt es Grenzen:
Sein Leben war kein Spaziergang. Eher eine dauernde Zumutung und Anstrengung.
Paulus -diesen Namen hat er sich gegeben, lange, nachdem er Christ geworden ist.
Ein Kindername war das: Die Italiener sagen Picolino - Kleiner!
Seine Eltern hatten ihm den stolzen Namen Saul gegeben - nach dem großen ersten König in Israel. Ein geliebtes, vielleicht einziges Kind seiner Eltern. Intelligent war er und aus wohlhabendem Haus. Der Vater konnte sich das römische Bürgerrecht leisten.
Saul studierte in Jerusalem.
Trotzdem war er kein strahlender Überflieger. Eine chronische Krankheit plagte ihn. Und vermutlich war er ein einsamer Mensch. Manches, was er getan hat, zielte darauf, angenommen und anerkannt zu sein. Aber das Gegenteil passierte
Auch die Christen haben ihn erst mal gemieden, - nach seiner Bekehrung. Aus der Karriere als Schriftgelehrter in Jerusalem wurde nichts - er ging zurück in die Provinz, aus der er kam.
Paulus, der Kleine - sein neuer Name steht für Karriereknick und geplatzte Lebensträume.
Darum das zweite, was wir heute morgen bei Paulus lernen können:
2. Wie können wir Ja sagen zu unseren Grenzen?
Die Antwort auf diese Frage hat Paulus bei Jesus gefunden. Nicht in seinen Worten, sondern in seinem Leidenweg.
Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.
Das Leiden, das Jesus auf sich nahm, wurde für Paulus zum Vorbild und damit zum Trost.
Jesus ging einen schweren Weg. Er hat gelitten daran, dem Willen Gottes gehorsam zu bleiben bis zuletzt. Auch das Leiden gehört zum Grundbestand unseres Bekenntnisses.
"er hat gelitten" das steht so knapp da, dass wir leicht darüber hinwegsprechen.
Dabei ist es wichtig: Wenn wir uns zu dem bekennen, der gelitten hat, dann kann das auch bedeuten, selber ins Leiden zu geraten. Solches Leiden ist nicht sinnlos.
Paulus ruft nicht dazu auf, das Leiden zu suchen. Er verherrlicht es auch nicht. Er sagt nur dies: Wundert Euch nicht, wenn einer als Christ ins Leiden gerät. Wer um Jesu willen leidet, der hat nicht was falsch gemacht. Der wird auch nicht bestraft. Es bleibt sein Geheimnis, weshalb die Einen leiden und andere nicht. Nur das stimmt: Jesus ging es auch nicht besser.
Sein Leiden war nicht das letzte Wort Gottes. Das Leben folgte danach. Auch das bildet sich wieder ab, wenn einer in der nachfolge leidet.


Amen!

Björn Heymer