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Predigt zu Römer 12, 9 - 16, 2. Sonntag nach Epiphanias 2004-- Drucken

Ihr Lieben,

Hingabe an den barmherzigen Gott - dazu ruft Paulus die Christen auf.
Das war das Thema am vergangenen Sonntag.
In Jesus hat Gott sich hingegeben, hat sein Leben losgelassen, damit wir Frieden haben mit ihm. Das ist die Voraussetzung. Was Gott uns getan hat, das sollen wir für ihn tun.
Nur völlige Hingabe verdient es, Gottesdienst genannt zu werden.
Die Menschen der Antike hatten beim Stichwort "Gottesdienst" eine klare Vorstellung, was gemeint war: Gottesdienst, das ist: ein Opfer darbringen.
Wir tun Gott etwas Gutes, indem wir uns etwas vom Herzen reißen -
das war der Grundgedanke dabei.
Es konnte das erstgeborene Kalb sein, die ersten Früchte der neuen Ernte, den ersten Schluck des Weins beim Fest. Opfer sind nicht billig und Gottesdienst ist es auch nicht.
Der Vorteil beim Opfern ist: es gibt klare Vorschriften und deshalb kann man sich ziemlich sicher sein, das Richtige gemacht zu haben, wenn man nur die Vorschriften einhält.
Die Frage, welchem Gott man da opfert, die ist dann nebensächlich.
Wer auf Nummer Sicher gehen wollte, der bediente alle Götter mal.
Eine Kerze im Dom, ein Gebet vor der schwarzen Mutter Gottes - kann ja nicht schaden.
Ob evangelisch, katholisch - ist doch nicht so wichtig.
Wir haben Religionsfreiheit und es gehört zum guten Ton, alles und jeden zu tolerieren, solange er die freiheitlich demokratische Grundordnung nicht stört.
Auch im römischen Reich gab es dies Religionsfreiheit - bestimmte Kulte waren modern - man konnte auch wechseln. Was heute die "freiheitlich demokratische Grundordnung" ist, war damals der Kaiserkult. Egal, was man selber glaubte, man bewies seine Loyalität dadurch, dass man gelegentlich öffentlich ein Trankopfer auf den Kaiser darbrachte. Das reichte, wenn es ganz formal vollzogen wurde.
All das ist religiöse Feinschmeckerei, aber nicht Hingabe.
Und da hinein sagt Paulus:
"Stellt Euch nicht gleich dieser Welt, sondern erneuert euer Denken, damit ihr immer wieder prüfen könnt, was dem Willen Gottes entspricht"
Heute nun soll es an Beispielen praktisch werden. Ich lese die Fortsetzung in Römer 12:
Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an.
Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich.
Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.
Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn.
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.
Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft.
Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht.
Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.
Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen.
Haltet euch nicht selbst für klug.

Was für eine Fülle von guten Ratschlägen! Muss man das eigentlich noch erklären?
Es würde doch reichen, wenn wir das Punkt für Punkt beherzigen und danach leben.
Da Paulus es so eindringlich seinen Lesern ins Stammbuch schreibt, scheint es nicht selbstverständlich zu sein, nach diesen Regeln zu leben.
Paulus spricht hier das Verhalten der Christen in zwei Richtungen an.
Einmal geht es um das Miteinander in der Gemeinde und dann um den Umgang mit denen, die einem das Leben schwer machen, mit den Feinden und Verfolgern. Es geht also heute um
1. Liebevolles Handeln unter Glaubensgeschwistern
2. Unsere geistliche Herausforderung: die Verfolger der Gemeinde
1. Liebevolles Handeln unter Glaubensgeschwistern

Das war wohl der auffallende Unterschied in den ersten Gemeinden: da kamen Menschen zusammen, die sich nicht kannten, die es wahrlich schwer genug in ihrem Leben hatten - und die doch bereit waren, liebevoll miteinander umzugehen:
Die ersten Christen trafen sich wöchentlich und aßen miteinander. Und diese gemeinsamen Mahlzeiten waren so gestaltet, dass jeder mitbrachte, was er hatte. Dann wurde geteilt - je nachdem, was einer brauchte. Und was übrig blieb, das bekamen die Armen nach Hause mit. Diese Mahlzeiten bekamen bald einen Namen: Agape - was eigentlich das Wort für den familiären Umgang war. Eltern erweisen ihren Kindern agape, wenn sie sich aufopfern für sie, selbstverständlich das Essen und die Kleidung teilen - weil die Kinder eben zu einem gehören.
Mit dieser gleichen Selbstverständlichkeit gingen die Christen miteinander um.
Die Liebe sei ohne Falsch - hier steht agape für Liebe.
Paulus setzt voraus, dass auch die Römer in ihren Gemeinden zum Essen zusammen kamen und miteinander teilten. Er fragt sie nach den reinen Motiven. Tut ihr es wirklich gerne?
Gott sieht unser Herz an. Und Heuchelei und herzlose Pflichterfüllung - das weiß Er - mag zwar die Mägen füllen, aber es verbreitet zugleich eine gewisse Kälte.
Die griechische Sprache ist reicher als unsere deutsche, wenn es um die Liebe geht.
Paulus vertieft seine Ermahnung mit dem Satz:
"Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich"
Für brüderliche Liebe steht hier das Wort Philadelphia. Wörtlich übersetzt: "Bruderfreundschaft". Die soll von Herzen kommen. Was ist gemeint?
Jesus hat versprochen, dass die, die in seiner Nachfolge leben, eine neue Familie bekommen. Also eine Gemeinschaft, die füreinander Verpflichtung hat. In der es Alte und Junge, Gebende und Nehmende gibt und die miteinander lebt.
Aber - das wissen wir auch: Familie sucht man sich nicht aus.
Geschwister hat man - ob man sie sich immer als Freunde ausgesucht hätte?
Es war weise von Jesus, seine Jünger nicht als Freundeskreis oder Clique zu bezeichnen. Denn das würde nicht auf Dauer tragen. Freundschaften zerbrechen - Familienbeziehungen bleiben, weil sie auf etwas anders gegründet ist als auf unsere freie Entscheidung.
So hat auch die Zugehörigkeit zum Leib Christi ihren Grund in Christus, nicht in uns.
Darum soll man sein Verbleiben in der Gemeinde nicht von Sympathien abhängig machen.
Und nun sagt Paulus: diese "Bruderfreundschaft" soll herzlich sein.
Das ist etwas Wunderbares, wenn in der Gemeinde auch Freundschaften wachsen.
Wenn sich da Menschen finden, die sich auch mögen und das gestalten. Paulus mahnt, dass wir etwas dafür tun können und sollen, dass Freundschaften in der Gemeinde gelebt werden.
Zwei Beispiele nennt er:
"Nehmt Euch der Nöte der Heiligen an!" Und "Übt Gastfreundschaft!"
Lasst Euch nicht ablenken, sondern lebt so. Das ist angemessener Gottesdienst!
Nun aber zu dem zweiten Bereich, in dem wir Hingabe leben sollen:
2. Unsere geistliche Herausforderung: die Verfolger der Gemeinde
Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht. schreibt Paulus, und wir hören die Worte Jesu mitschwingen. Eben haben wir aus der Bergpredigt gehört: Liebt Eure Feinde! Wenn ihr nur die liebt, die euch auch lieben, was tut ihr Besonderes? Das tut die Welt genauso!
Zur Zeit der ersten Gemeinden waren die Christen die Opfer von Verfolgung und Lebensbedrohung. Paulus selber wurde einmal gesteinigt, er wurde ausgepeitscht, erlitt die Prügelstrafe und geriet mehrmals in Seenot. Räuberüberfälle, Gefängnisstrafe und was noch alles. In all dem hat er und haben die Christen festgehalten an den Anweisungen ihres Herrn:
Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht.
Lohnt es sich für uns eigentlich, darüber nachzudenken, wie wir mit Feinden umgehen sollen? Wir verhalten uns doch in der Regel so, dass wir nicht angefeindet werden.
Wir leben friedlich - und erleben unsere Mitmenschen meist auch friedlich.
Zumal es bei Verfolgung nicht um persönliche Reibereien geht, sondern um den Streit der Überzeugungen. Die Christen wurden verfolgt wegen ihres Glaubens an Christus.
Solche Verfolgung kennen wir heute nur aus anderen Teilen der Welt - und meistens schütteln wir den Kopf und sagen: das dürfte doch eigentlich gar nicht passieren.
Der Konflikt in Nordirland, wo protestantische Briten und römisch-katholische Iren in einem jahrhundertealten Streit verflochten sind. Der Einzelne wird da gar nicht gefragt, für oder gegen was er sich entscheiden will. Man wird in eine Partei hineingeboren - und lernt den Abscheu für den Anderen zu empfinden.
Oder die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden - das ist ein weiteres Beispiel für eine solche irrationale Auseinandersetzung. Sehr real - ausgegangen vom Volk der Dichter und Denker - eine menschliche Katastrophe, vor der offenbar auch anständige Zeitgenossen nicht geschützt sind.
Der inzwischen fast tägliche fundamentalistische Terrorismus, der seine Opfer nicht individuell aussucht, sondern exemplarisch. Wer da zum Opfer wird, der erleidet Verfolgung.
Wir sind es so zutiefst gewohnt, jeden Menschen als Persönlichkeit anzusehen - dass wir solche Verfolgung eigentlich gar nicht verstehen.
Wer einmal erleben musste, wie ihm schweres Unrecht geschehen ist - nur weil er zu einer Gruppe gehört, der ahnt, was mit Verfolgung gemeint ist. Heimatvertriebene, Angehörige einer Minderheit - Erfahrungen von Unrecht und Leid prägen sich oft unlöschbar in die menschliche Seele. Kein Zufall, dass Paulus hier von Hass spricht - Opfer von Verfolgung kennen dieses Gefühl! Es macht krank und unfähig, Hoffnung zu ergreifen.
Wenn ihr schon Hass spürt, dann hasst euer eigenes böses Tun! Bindet Euch stattdessen an das Gute! Nur solchen Hass lässt Paulus zu. Denn Hass will verändern - und verändern können wir nur uns selbst. Den Anderen überwinden, das kann Gott tun.
Darum sollen wir unsere Verfolger segnen. Segnen, das bedeutet: Gutes über sie aussprechen.
Sie der verwandelnden Kraft Gottes anbefehlen. Das ist ein Auftrag.
Es ist uns geboten, regelmäßig gerade für die zu beten, die in uns negative Gefühle wecken:
Der Autofahrer, der uns rücksichtslos abgedrängt hat
Der Kollege, der uns verleumdet
Die Nachbarin, die keine Gelegenheit auslässt, schlecht über uns zu reden
Die Vielen, die unseren Glauben belächeln
Es gibt viele Menschen, für die wir viel zu wenig beten. Wenn wir es täten - es würde mindestens eins verändern: uns und unsere Einstellung zu ihnen.
Ein Leben in Hingabe ist es, was Paulus dringend anmahnt. Damit unsere Seelen gesund bleiben oder wieder werden. Glauben meint unser ganzes Leben - mit Leib und Seele, mit unserem Lachen und mit unseren Tränen. Eigentlich geht das nur in Gemeinschaft.

Amen!

Björn Heymer