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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Lukas 2, 8 - 20, Familiengottesdienst Heiligabend 2003-- Drucken

Ihr Lieben,

was waren das für Leute, die Jesus zu seiner Geburt besucht haben?
Hirten - das waren die ungelernten Hilfsarbeiter damals.
Mit denen wollte keiner was zu tun haben.
Und dann dieser kleine Ausrufer, der sich nur vorsichtig bis zum Fenster getraut hat.
Zwei Dinge haben beide gemeinsam:
Hirten und Ausrufer, sie gehörten zu den Leuten, die wenig Freunde haben.
Wie von einem Magnet wurden von der Geburt des Heilands solche Menschen angezogen, die wenig Freunde haben, die allein sind oder zerstritten leben.
Solche Menschen, die sich zutiefst danach sehnten, dass in ihrem Leben etwas heil wird:
Vielleicht gehören wir ja auch dazu.
Von den Menschen an der Krippe können wir vielleicht etwas lernen.
Erst mal die Hirten.
Warum wohl hat der Engel Gottes ausgerechnet die Hirten besucht, um sie zur Krippe zu schicken? Ein Zufall war das sicher nicht.
Hirten haben einiges an sich, was eine Begegnung mit Gott erleichtert:
Also, eins sind Hirten sicher: Hirten sind wachsame Menschen.
Sie passen auf, was geschieht - auch wenn alles ruhig ist.
Bei den Hirten muss mindestens einer in der Nacht wach bleiben.
Wachsame Leute müssen wir sein, wenn wir Gott in unserem Leben finden wollen.
Die Spuren Gottes in der Welt werden leicht übersehen.
Die Hirten erinnern uns daran, immer ein offenes Ohr in Richtung Gott zu haben.
Dann leben Hirten meistens unter freiem Himmel.
Wer einmal eine sternenklare Nacht irgendwo im Süden erlebt hat, der wird das so bald nicht wieder vergessen.
Der Anblick unzähliger Sterne ist wie ein Tor in die Ewigkeit, in die Unendlichkeit.
Es ist vielen verloren gegangen, dass sie den Himmel über sich als eine leuchtende Spur Gottes erkennen. Man nimmt sich selber dann nicht mehr zu wichtig.
Es ist da noch etwas, was größer und beständiger ist als unser kleines Leben.
Den Blick offen zu halten zu den Sternen, das bedeutet:
sich den Gedanken an Gott hin und wieder zu erlauben.
Hin und wieder heraustreten aus dem Alltag der Arbeit, der Zerstreuung und der Sorgen.
Wer den Blick zum Himmel zulässt, behält eine gesunde Distanz zur Erde mit ihren Begrenzungen. Wer seine Hoffnung auf Gott setzt, kann über die Welt anders denken.
Schließlich sagt man den Hirten nach, dass sie einen besonderen Zugang zur Stille haben.
Dass sie schweigen können und warten. Das Hüten der Herden ist eine Arbeit, die innerlich frei macht - auch das hilft zur Begegnung mit Gott.
Hirten kennen selten Stress. Eigentlich tun sie ja gar nicht viel. Sie zeigen den Tieren den Weg, sie wehren Gefahren ab und wo nötig, versorgen sie kleine Wunden.
Ansonsten schweigen sie und warten auf das, was einfach geschieht.
Am ihrem Beruf wird deutlich: die entscheidenden Dinge des Lebens bekommen wir geschenkt - wir können sie nicht erzwingen.
Auf die Hirten zu schauen könnte uns bewahren vor dem Wahn, wir könnten unserem Leben auch nur eine Minute aus eigener Kraft dazutun. Lernen wir die Gelassenheit von den Hirten!
Leuten wie den Hirten kann Gott begegnen - weil sie wachsam sind, weil der Himmel über ihnen offen ist und weil sie sich beschenken lassen können.
Und dann lasst uns auf die Ausrufer schauen. Von ihnen wird in der Bibel ja nicht berichtet. Nur: gegeben hat es sie.
Der Kaiser in Rom brauchte Menschen, die genau dies taten:
von Ort zu Ort ziehen, einen Befehl bekannt machen - und weiterziehen.
Ausrufer sind solche, nach denen keiner fragt.
Ihre Nachrichten waren wichtig, nicht ihre Person.
Das teilen Ausrufer mit den meisten von uns - für den Verlauf der großen Geschichte sind wir Einzelnen doch weitgehend unbedeutend.
Ob es uns gegeben hat oder nicht, wer wird später noch danach fragen?
So taten die Ausrufer ihre Pflicht - bis sie Jesus begegneten.
Was dann der kleine Ausrufer durchs Fenster beobachtet hat, das hat für ihn alles verändert. Was war das, was ihn überzeugt hat?
Er muss einen unwiderstehlichen Glanz gesehen haben, der über dem Ganzen lag.
Mit einem Mal muss ihm klar geworden sein: hier ist was völlig anderes passiert als eben eine normale Geburt in einem Stall. Hier ist Gott selber am Werk. Das und nichts anderes!
Wer heute in einen Gottesdienst oder in eine Gemeinde schaut, der kann vielleicht auch so etwas spüren: da ist irgendetwas. So richtig verstehen tue ich es nicht, aber es rührt mich an. Da wird nicht nur über Gott und Glauben geredet, da leben Menschen mit Gott. Und sie teilen ihren Glauben miteinander, so, dass es ansteckend wirkt.
Da wird einer, der vor Monaten noch völlig fremd war, auf seinem schweren Weg durch eine Krankheit begleitet und in vielen Gebeten mitgetragen.
Da fragen Menschen danach, wie es einem geht - und es interessiert sie wirklich!
Da nehmen welche Anteil an meinem Schicksal - nicht, um zu tratschen, sondern um für mich zu beten.
Der Ausrufer sah die Hirten beten. Das hat ihn überzeugt. Da waren Menschen, die etwas ganz anders tun, als man erwarten konnte.
Hirten auf den Knien? Das hab ich noch nie gesehen! - erklärt der andere Ausrufer, bevor auch er sich überzeugen lässt.
Da muss doch was dran sein! Das macht man doch nicht so.
Die Hirten haben in dieser Nacht einen neuen Beruf gefunden.
Sie blieben Hirten, und zusätzlich wurden sie Ausrufer. Boten des neuen Königs.
"Sie breiteten das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kind gesagt war."
Wer etwas mit Gott erlebt hat, der schweigt nicht darüber.
Das hat der Ausrufer in unserem Stück mitgehört. Und davon ließ er sich anstecken:
Mit seinem Beruf wollte er von jetzt an nur noch eins: Jesus groß machen.
Was für eine Berufung! Wer die gefunden hat, der verändert die Welt!
Der versinkt nicht in Vergessenheit!
Wer das Kleine seines Glaubens nicht für sich behält, sondern es weitergibt, der tut damit etwas ganz Großes, etwas, was in Ewigkeit bleibt!
"Ja, das ist doch viel besser! Ich will den Menschen keine Angst mehr machen durch Befehle des Kaisers." Mit diesen Worten macht schließlich auch der ältere Ausrufer mit.
Wir alle tragen Verantwortung dafür, was mit Menschen passiert, die uns begegnen.
Die Ausrede des einen Ausrufers gilt nicht.
Mutter Theresa hat einmal gesagt. "Versuche, so zu leben, dass jeder Mensch, der dir begegnet, hinterher ein bisschen glücklicher ist als er vorher war."
Das mag bescheiden klingen, aber nur das, was in diesem Geist getan wird, hat in Ewigkeit Bestand.

Amen!

Björn Heymer