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Ihr Lieben,
im Dunkel der Nacht haben wir uns versammelt, weil wir dem Licht von Weihnachten
nachspüren wollen.
Vorhin im Familiengottesdienst haben wir zu einer Szene des Krippenspiels alle
Lichter ausgemacht.
Die Zeitenwende geschah nachts; in völliger Dunkelheit und sie brachte
Licht.
Hirten waren zusammen auf den Feldern - ein übliches Nachtlager.
Sie lagen oder saßen um ein heruntergebranntes Feuer. Einige mögen
geschlafen haben, andere dösten vor sich hin, mit halber Aufmerksamkeit
- lauschend, ob irgendein Geräusch Gefahr ankündigt.
Und dann - kein Geräusch, sondern ein Leuchten.
Dieses unbegreiflich strahlende Licht, so hell, dass es selbst die Schlafenden
weckte.
Ein Licht, wie niemand von ihnen es je vorher gesehen hatte.
Direkt vom Himmel, und doch ganz nahe. Unheimlich nahe schien es ihnen.
Angst und Bestürzung waren die ganz normalen Reaktionen.
Wer innerlich ganz darauf eingestellt ist, nur mit einer Gefahr zu rechnen,
der schreckt natürlich auf, wenn was passiert. So war es damals, so geht
es auch heute Menschen.
Und dann erklang eine gewaltige Stimme:
"Fürchtet euch nicht!
Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren
wird;
denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in
der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln
gewickelt und in einer Krippe liegen."
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die
lobten Gott und sprachen:
"Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines
Wohlgefallens."
Ich habe von einem christlichen Erlebniscamp in Österreich gelesen, da
werden die Teilnehmer ohne Ankündigung nachts aus dem Schlaf gerissen,
um gemeinsam auf einen Berg zu steigen. Und dort hören sie dann eine Geschichte
wie diese. Damit sie in derselben Verfassung sind wie die Hirten. So was prägt
sich ein - und man versteht es unmittelbarer.
Wenn uns also jetzt die Müdigkeit in den Knochen steckt - gut so. Den Hirten
ging es ebenso.
"Habt keine Angst! Ich sehe Eure Angst, eure innere Anspannung und die
großen Fragezeichen hinter der Stirn, was das nun bedeuten soll. Ob ihr´s
glaubt oder nicht, bald werdet ihr froh sein, dass ihr gerade jetzt aufgewacht
seid.
Ihr gehört zu denen, die es nicht verpassen: Die Geburt des Heilands, des
Einen, der wieder heil macht, was zerbrochen ist - im Leben so vieler Menschen.
Manche nennen ihn den Messias, andere den größten Herrscher aller
Welt, wieder andere den Sohn Davids. - das Kind, das in dieser Nacht geboren
ist, wird die Erfüllung vieler Hoffnungen bringen. Auch in Euch ruht tief
innen eine Hoffnung - Gott kennt diese Hoffnung.
Ihr habt vielleicht schon lange nicht mehr daran gedacht. Weil Ihr Euch vor
Enttäuschungen schützen wolltet. Heute nacht ist die Zeit gekommen,
wo Hoffnungen wieder geglaubt werden dürfen. Was tief in deinem Herzen
ist, das darfst Du heute herauslassen:
- dass ein Gespräch wieder möglich wird, wo eisiges Schweigen zu lange
geherrscht hat
- dass der Hunger gestillt wird, der die Kinder nicht schlafen lässt
- dass der einsame und verbitterte Mensch sich noch einmal bewegt
- dass Frieden einkehrt, wo Unruhe, Misstrauen und offene Verletzungen das so
lange verhindert haben
- dass Vergebung von Schuld wirklich wird"
Kann das wahr sein? Dürfen wir das wirklich unser Innerstes herauslassen
- in dieser Nacht?
Erzählst Du uns nicht ein Märchen?
Ist nicht das ganze Fest irgendwie eher ein inszeniertes Märchen?
Gut für die Kleinen, höchstens wehmütig und traurig für
die Großen?
Es ist wahr, viel Not zwischen Menschen prägt bis heute unsere Welt.
Wir leben nicht in der neuen Welt Gottes, sondern in der Alten, die so ist,
wie sie immer war.
Warum dann heute wieder die Erinnerung an die Engel, die von der ganz anderen
Welt reden?
Weil es angefangen hat! "Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!"
- haben die Engel gesungen. Und was Engel laut ausrufen, das verklingt nicht
einfach so.
Es ist eine neue Wirklichkeit gesetzt. Wo wird dieser Friede sichtbar?
Dort, wo der Geist Gottes Menschen ergreift und sie bewegt. Als der Auferstandene
Jesus seinen Jüngern begegnet, grüßt er sie mit diesen Worten:
"Friede sei mit Euch!"
Wenn es etwas gibt, was Jesus schon jetzt im Leben von Menschen verändern
will, dann ist es dies: das Friede nicht ein leeres Wort bleibt, sondern erfahrene
Wirklichkeit.
Seit Jesus geboren ist, ist der Friede Gottes ausgerufen.
Alles, was den Frieden verhindert, hat die Macht verloren, das letzte Wort zu
behalten.
Glaubst Du den Engeln das?
- dass es wirkliche Vergebung gibt bei Gott?
- dass sich Menschen tiefgehend versöhnen, wo der Geist Gottes sie angerührt
hat?
- dass Heilung geschieht, wo ein Schmerz jeglichen Lebensmut ausfrisst?
- dass Du noch mal neu anfangen kannst - egal, was bisher gewesen ist?
- dass auch der Andere neu anfangen kann, den Du innerlich aufgegeben hast?
Im Blick auf solche Veränderungen sind wir alle wir diese schlafenden oder
dösenden Hirten - mitten in der Nacht.
Wir erwarten kaum was - höchstens, dass noch was Schlimmes passiert.
Weihnachten wird, wenn zu uns ein Engel tritt - und wir auf einmal wieder glauben
können; glauben, dass unsere Erfahrungen nicht die Grenze der Wirklichkeit
sind.
Und jedes mal, wenn wirklich etwas geschieht, was wir nicht erwarten, dann ist
es ein Wunder.
Heute hören wir: Gott will Freude einkehren lassen in die Herzen aller
Menschen.
Er hat den Friedensbringer geschickt. Seinen eigenen Sohn, der in vollkommener
Weise seinen Willen gelebt hat. Und der die Welt nicht einfach wieder verlassen
hat!
"Ich lasse Euch nicht wie Waisenkinder zurück!" - sagte
er seinen Jüngern zu.
"Ich sende Euch den Heiligen Geist! Der wird in Euch und damit durch
Euch die Dinge weiterführen, die ich begonnen habe. Ihr werdet zu Friedensboten
werden in der friedlosen Welt. Nicht aus Eurer Kraft. Sondern aus der Vollmacht
des Geistes Gottes."
Bitten wir um diesen Geist - dann breitet Weihnachten sich aus, von heute an.
Amen!