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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Lukas 2, 10 - 14, Spätgottesdienst Heiligabend 2003-- Drucken

Ihr Lieben,

im Dunkel der Nacht haben wir uns versammelt, weil wir dem Licht von Weihnachten nachspüren wollen.
Vorhin im Familiengottesdienst haben wir zu einer Szene des Krippenspiels alle Lichter ausgemacht.
Die Zeitenwende geschah nachts; in völliger Dunkelheit und sie brachte Licht.
Hirten waren zusammen auf den Feldern - ein übliches Nachtlager.
Sie lagen oder saßen um ein heruntergebranntes Feuer. Einige mögen geschlafen haben, andere dösten vor sich hin, mit halber Aufmerksamkeit - lauschend, ob irgendein Geräusch Gefahr ankündigt.
Und dann - kein Geräusch, sondern ein Leuchten.
Dieses unbegreiflich strahlende Licht, so hell, dass es selbst die Schlafenden weckte.
Ein Licht, wie niemand von ihnen es je vorher gesehen hatte.
Direkt vom Himmel, und doch ganz nahe. Unheimlich nahe schien es ihnen.
Angst und Bestürzung waren die ganz normalen Reaktionen.
Wer innerlich ganz darauf eingestellt ist, nur mit einer Gefahr zu rechnen, der schreckt natürlich auf, wenn was passiert. So war es damals, so geht es auch heute Menschen.
Und dann erklang eine gewaltige Stimme:
"Fürchtet euch nicht!
Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;
denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen."
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
"Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens."

Ich habe von einem christlichen Erlebniscamp in Österreich gelesen, da werden die Teilnehmer ohne Ankündigung nachts aus dem Schlaf gerissen, um gemeinsam auf einen Berg zu steigen. Und dort hören sie dann eine Geschichte wie diese. Damit sie in derselben Verfassung sind wie die Hirten. So was prägt sich ein - und man versteht es unmittelbarer.
Wenn uns also jetzt die Müdigkeit in den Knochen steckt - gut so. Den Hirten ging es ebenso.
"Habt keine Angst! Ich sehe Eure Angst, eure innere Anspannung und die großen Fragezeichen hinter der Stirn, was das nun bedeuten soll. Ob ihr´s glaubt oder nicht, bald werdet ihr froh sein, dass ihr gerade jetzt aufgewacht seid.
Ihr gehört zu denen, die es nicht verpassen: Die Geburt des Heilands, des Einen, der wieder heil macht, was zerbrochen ist - im Leben so vieler Menschen.
Manche nennen ihn den Messias, andere den größten Herrscher aller Welt, wieder andere den Sohn Davids. - das Kind, das in dieser Nacht geboren ist, wird die Erfüllung vieler Hoffnungen bringen. Auch in Euch ruht tief innen eine Hoffnung - Gott kennt diese Hoffnung.
Ihr habt vielleicht schon lange nicht mehr daran gedacht. Weil Ihr Euch vor Enttäuschungen schützen wolltet. Heute nacht ist die Zeit gekommen, wo Hoffnungen wieder geglaubt werden dürfen. Was tief in deinem Herzen ist, das darfst Du heute herauslassen:
- dass ein Gespräch wieder möglich wird, wo eisiges Schweigen zu lange geherrscht hat
- dass der Hunger gestillt wird, der die Kinder nicht schlafen lässt
- dass der einsame und verbitterte Mensch sich noch einmal bewegt
- dass Frieden einkehrt, wo Unruhe, Misstrauen und offene Verletzungen das so lange verhindert haben
- dass Vergebung von Schuld wirklich wird"

Kann das wahr sein? Dürfen wir das wirklich unser Innerstes herauslassen - in dieser Nacht?
Erzählst Du uns nicht ein Märchen?
Ist nicht das ganze Fest irgendwie eher ein inszeniertes Märchen?
Gut für die Kleinen, höchstens wehmütig und traurig für die Großen?
Es ist wahr, viel Not zwischen Menschen prägt bis heute unsere Welt.
Wir leben nicht in der neuen Welt Gottes, sondern in der Alten, die so ist, wie sie immer war.
Warum dann heute wieder die Erinnerung an die Engel, die von der ganz anderen Welt reden?
Weil es angefangen hat! "Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!" - haben die Engel gesungen. Und was Engel laut ausrufen, das verklingt nicht einfach so.
Es ist eine neue Wirklichkeit gesetzt. Wo wird dieser Friede sichtbar?
Dort, wo der Geist Gottes Menschen ergreift und sie bewegt. Als der Auferstandene Jesus seinen Jüngern begegnet, grüßt er sie mit diesen Worten: "Friede sei mit Euch!"
Wenn es etwas gibt, was Jesus schon jetzt im Leben von Menschen verändern will, dann ist es dies: das Friede nicht ein leeres Wort bleibt, sondern erfahrene Wirklichkeit.
Seit Jesus geboren ist, ist der Friede Gottes ausgerufen.
Alles, was den Frieden verhindert, hat die Macht verloren, das letzte Wort zu behalten.
Glaubst Du den Engeln das?
- dass es wirkliche Vergebung gibt bei Gott?
- dass sich Menschen tiefgehend versöhnen, wo der Geist Gottes sie angerührt hat?
- dass Heilung geschieht, wo ein Schmerz jeglichen Lebensmut ausfrisst?
- dass Du noch mal neu anfangen kannst - egal, was bisher gewesen ist?
- dass auch der Andere neu anfangen kann, den Du innerlich aufgegeben hast?
Im Blick auf solche Veränderungen sind wir alle wir diese schlafenden oder dösenden Hirten - mitten in der Nacht.
Wir erwarten kaum was - höchstens, dass noch was Schlimmes passiert.
Weihnachten wird, wenn zu uns ein Engel tritt - und wir auf einmal wieder glauben können; glauben, dass unsere Erfahrungen nicht die Grenze der Wirklichkeit sind.
Und jedes mal, wenn wirklich etwas geschieht, was wir nicht erwarten, dann ist es ein Wunder.
Heute hören wir: Gott will Freude einkehren lassen in die Herzen aller Menschen.
Er hat den Friedensbringer geschickt. Seinen eigenen Sohn, der in vollkommener Weise seinen Willen gelebt hat. Und der die Welt nicht einfach wieder verlassen hat!
"Ich lasse Euch nicht wie Waisenkinder zurück!" - sagte er seinen Jüngern zu.
"Ich sende Euch den Heiligen Geist! Der wird in Euch und damit durch Euch die Dinge weiterführen, die ich begonnen habe. Ihr werdet zu Friedensboten werden in der friedlosen Welt. Nicht aus Eurer Kraft. Sondern aus der Vollmacht des Geistes Gottes."
Bitten wir um diesen Geist - dann breitet Weihnachten sich aus, von heute an.

Amen!

Björn Heymer