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Predigt zu Johannes 1, 1 + 14, Christvesper 2003-- Drucken

Ihr Lieben,

heute feiern wir die Geburt unseres Bruders, des Menschen Jesus von Nazareth.
Wir gehören mit zur Familie. Ist das nicht wunderbar?!
Eben haben wir den Bericht von Lukas gehört.
Er beschreibt vor allem die menschliche Seite. Da wird ein Kind geboren.
Die Mutter war wohl noch sehr jung; sie musste mit ihrem Verlobten aufgrund einer kaiserlichen Verfügung nach Bethlehem reisen.
Das Kind kommt unter widrigen Umständen zur Welt und die Eltern sind bald darauf auf der Flucht ins Ausland, da der Fürst Herodes dem Kind nach dem Leben trachtet.
All das stimmt und macht eindrücklich deutlich, wie abgründig das Schicksal von Menschen sein kann - man muss wohl sagen: wie brutal Menschen miteinander umgehen können.
Selbst die Ankündigung der Geburt, die Leitung durch Träume und die Erscheinung der Engel sind nicht so einmalig wie es erst klingt.
So was hat´s früher gegeben - und so was geschieht seither immer wieder mal.
Wäre die heilige Familie nur eine einfache Flüchtlingsfamilie, dann gäb´ es keinen Grund, Weihnachten zu feiern!
Die Frage, warum diese Geburt bis heute erzählt, ja gefeiert wird, die beantwortet Johannes.
In seinem Evangelium besteht die Weihnachtsgeschichte aus zwei Sätzen:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Das vierte Evangelium erzählt nicht von der Geburt im Stall.
Johannes beginnt sein Evangelium mit einem Lied auf Jesus.
Dieses Lied beschreibt, was eigentlich in dieser Nacht geschehen ist.
Es ist viel mehr als eine Geburt im Stall!
Johannes beginnt sein Evangelium mit den selben Worten wie das erste Buch der Bibel:
Bereschit... En archá... Im Anfang --- Und das ist Programm!
In dieser Nacht begann die neue Schöpfung Gottes. Eine neue Zeit ist angebrochen.
Darum beginnt in einer Woche das 2004.te Jahr. Es ist das 2004.te Jahr danach.
Seit 2004 Jahren gibt es eine andere, eine neue Wirklichkeit. Die läuft gleichzeitig neben unserer Welt. Sie ist so real wie Gott, weil ihr Ursprung in Gott ist.
Johannes beschreibt das so: das Wort Gottes wurde Fleisch.
Welches Wort?
Es geht um das eine Wort, durch das Gott die Welt geschaffen hat.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Das Wort Gottes existierte schon, bevor Gott mit der Schöpfung begann.
Und dieses Wort Gottes ist nichts und niemand anders als Jesus.
In der ersten These der theologischen Erklärung von Barmen heißt es so:
"Jesus Christus ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben."
Wenn wir das so hören, denken wir schnell: Jesus ist das Ergebnis von Gottes Handeln - und trennen Gott und Jesus damit. So ist es nicht gemeint.
Das Wort Gottes ist und bleibt ein Teil Gottes.
Und Johannes sagt: das ist Jesus. Er war schon da, im Anfang, also vor Erschaffung der Welt. Ja, er ist niemand anderes als Gott selber.
Wir sprechen gleich das große Glaubensbekenntnis von Nizäa und Konstantinopel miteinander. Darin wird das auch schon betont:
"...der Sohn - aus dem Vater geboren vor aller Zeit - gezeugt, nicht geschaffen
und: durch ihn ist alles geschaffen."
Jesus ist nicht ein Teil der Schöpfung- er steht über der ganzen Schöpfung. Er ist Gott gleich.
Und das ist er nicht neben Gott, sondern Er ist Gott selber, der handelnde Gott.
Wir können gar nicht hoch genug von Jesus denken.
Und dann beschreibt Johannes Weihnachten so:
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Das Wort Gottes, also ein Teil Gottes wurde Fleisch.
Wurde ein schwacher, verletzbarer und begrenzter Mensch.
Größer könnte der Gegensatz nicht sein.
"Fleisch" stellte keinen besonders hohen Wert dar - weder im Menschenbild der Bibel noch in der griechischen Philosophie.
Fleisch, das bedeutet: Vergänglichkeit, Anfechtbarkeit durch Hunger, Kälte oder Krankheit - insgesamt schwach und begrenzt. Der Tod herrscht über das Fleisch.
Deshalb war das höchste Bestreben der Philosophen, innerlich einen Abstand zu gewinnen von den Bedürfnissen des Fleisches. Fleisch galt als verführbar, schwach, ja im tiefsten wertlos. Der Geist ist es, der irgendwann die Gefangenschaft im Leib hinter sich lässt.
Das Wort wurde Fleisch, das ist das klare Ja Gottes zur Leiblichkeit.
Gott wählte den Weg der Erniedrigung, um für uns den Weg der Umkehr frei zu machen.
Du, Gott hat Dich unendlich lieb, darum ist er auf unsere Erde gekommen - als einer von uns.
Wer liebt, der sucht die Nähe des Anderen, den er liebt.
Gott wartet nicht tatenlos ab, ob sich wohl jemand zu ihm bemühen würde.
Da könnte er wohl lange warten.
Wenn wir doch davon etwas übernehmen könnten!
Das wäre wohl eine echte Veränderung, die von diesem Fest ausginge, wenn Menschen, die Weihnachten feiern, ihren Stolz und ihre Bequemlichkeit ablegen.
Wenn wir es machen würden wie Gott:
Er ist das volle Risiko eingegangen - hat auf alle Macht und Sicherheit verzichtet.
Und wir trauen uns nicht einmal, nur für eine Mahlzeit einem Fremden die Tür zu öffnen - oder von unserem Reichtum spürbar zu teilen.
Wir hören von der unvorstellbaren Selbsterniedrigung Gottes - und bleiben, wie wir sind.
In Jesus wohnte Gott bei den Menschen. Genau übersetzt heißt es: er zeltete bei uns.
Als Jesus geboren wurde, schlug Gott sein Zelt bei uns auf.
Johannes greift zurück auf die alte Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk.
Ganz am Anfang, in der Wüstenzeit, wohnte Gott bei seinem Volk in einem Zelt.
Auch im Land Israel stand die Bundeslade zunächst weiterhin in einem Zelt.
Der Tempel später war dann ein Zugeständnis an sein Volk.
Das Zelt machte sehr schön deutlich: Gott ist nicht irgendwo fern auf einem hohen Berg.
Gott ist ganz nah bei seinen Leuten - und er geht mit, wenn sie weiterziehen.
Das heißt es, dass er zeltet.
Seit Weihnachten ist Gott den Menschen so nah wie nur möglich gekommen:
So nah, dass niemand sagen müsste, er lebe in der Ferne Gottes.
Johannes spricht dann von der Herrlichkeit Gottes, die sichtbar wurde im Leben von Jesus.
Diese Herrlichkeit Gottes, das ist der Glanz, der vom Leben Jesu ausging.
Ereignisse, Worte und Wirkungen, die über alle Erklärungen hinausgingen.
Dies ist die Einladung des Johannes zu Weihnachten: Entdeckt doch die Herrlichkeit Gottes!
Hinter dem "Wir" verbirgt sich der Verfasser, Johannes.
Der Satz ist zuerst mal eine Einladung, sein Evangelium zu lesen.
Wird eigentlich in den Häusern noch gemeinsam in der Bibel gelesen?
Gehört es in der Familie zu Weihnachten dazu, die Bibel aufzuschlagen und Gottes Wort zu hören? In der Vorbereitung zur Bibelausstellung haben wir zwei sehr große Bibeln - beide reich bebildert. Beides sind alte Familienbibeln.
Kinder, die jetzt alte Leute sind, wuchsen mit den biblischen Geschichten und den Bildern dazu auf - zu Hause, nicht im Kindergottesdienst.
Wir sahen seine Herrlichkeit - das wird nur wahr, wenn wir hinschauen.
Johannes beschreibt, was er meint: wo Jesus auftrat, der veränderte sich die Welt.
Kranke, die von allen Menschen längst aufgegeben waren, wurden wieder gesund.
Selbstgerecht auftretende Starke wurden beschämt und stumm.
Die Wahrheit über sein Leben, liebevoll gesagt, macht einen Gefangenen frei.
Der demütige Dienst der Fußwaschung wird zum Gleichnis für Gottes Liebe.
Selbst der schmachvolle Tod am Kreuz hat die macht, aus einem heidnischen Soldaten einen Bekenner Jesu zu machen.
Johannes war einer der Augenzeugen. Ein einfacher Fischer aus Galiläa.
Sein Lebenswerk wurde es, ein Zeuge für Gott zu werden.
Mit Weihnachten hat es begonnen. Weihnachten ist immer auch ein Fest des Anfangs.
Wer einmal hinter all dem äußeren Glanz dieses Festes die Herrlichkeit Gottes entdeckt hat, dessen Leben verändert sich:
Es wird abfärben, was Gott getan hat - in der Nähe Gottes werden Menschen bescheidener, freundlicher - ja menschlicher.
Eine andere Veränderung ist eine neue Berufung: jeder, der die Herrlichkeit Gottes entdeckt, ist berufen, Zeuge davon zu werden. Dass Gott uns so nah gekommen ist, das muss weitererzählt werden. Das ist die wichtigste Nachricht der Welt.
Johannes hat sie in einem Satz zusammengefasst:
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Das ist die Weihnachtsbotschaft. Lasst sie uns in die Häuser bringen.

Amen!

Björn Heymer