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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Philipper 4, 4 - 7, 4. Advent 2003-- Drucken

Ihr Lieben,

das große Fest rückt näher -heute hören wir auf Sätze von Paulus, die klingen ein bisschen wie die Ansage eines Reiseleiters kurz vor dem Ziel:
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!
Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Der letzte Satz kommt sicher den meisten bekannt vor.
Vielleicht sogar so bekannt, dass Sie gedacht haben: Wie? Ist die Predigt schon zuende?
Der gehört doch eigentlich ans Ende der Predigt. So als ausführliches Amen.
Hier kommt er her - aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi.
Es ist wohl der emotionalste Brief, der uns von diesem wichtigsten Theologen der Christenheit erhalten ist.
Paulus saß im Gefängnis, als er diesen Brief schrieb.
Verhaftet als Unruhestifter, was im römischen Reich ziemlich lebensbedrohlich war.
Für Leute, die sich auf einen verurteilten Verbrecher wie Jesus beriefen, zumal.
Paulus rechnete damit, dass er seine Freunde nicht mehr wiedersehen würde.
Ja, dass dies wahrscheinlich die letzten Zeilen sein würden, die er an sie schreiben konnte.
In seinem Schreiben findet er Worte, die Gewicht haben - bis heute.
Drei Themen möchte ich entfalten:
1. Freut Euch!
2. beten statt sorgen!
3. Friede ist eine Wirklichkeit
Zuerst einmal dies: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!
In ganz ähnlicher Weise klingen Zeilen, die Dietrich Bonhoeffer vor genau 60 Jahren - eine Woche vor Weihnachten 1943 aus der Gefängniszelle an seine Eltern schrieb:
"Dass Elend, Leid, Armut, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Schuld vor den Augen Gottes etwas ganz anderes bedeuten als im Urteil der Menschen, dass Gott sich gerade dorthin wendet, das begreift ein Gefangener besser als ein anderer, und das ist für ihn wirklich eine frohe Botschaft. Indem er das glaubt, weiß er sich in die alle räumlichen und zeitlichen Grenzen sprengende Gemeinschaft der Christenheit gestellt - und die Gefängnismauern verlieren ihre Bedeutung."
Hier, wie überhaupt bei der Botschaft von Weihnachten - geht es nicht um fröhliche Stimmung, nicht um "Lach doch mal wieder!"
Paulus erinnert uns an Jesus, gerade weil der Glaube auch Traurigkeit mit sich bringt.
Weil Nachfolge sich nicht gut mit den Kriterien einer Spaßgesellschaft verträgt.
Jesus nachzufolgen ist riskant. Wer ernst macht mit Jesus, der wird wahrlich nicht immer bewundert. Der kriegt auch mal zu hören: "Du nervst mit deinem frommen Gerede!" Oder: "Was, du betest? Weißt du nichts besseres?"
Und das wäre sicher noch harmlos. Schmerzhafter ist es, wenn man seinen Glauben nicht teilen kann mit den Menschen, die einem sehr viel bedeuten - mit dem Partner, mit den eigenen Kindern. Wenn man innere Ablehnung zu spüren kriegt von Menschen, die einem viel bedeuten. Gerade wer den Glauben ernst nimmt, wird immer auch eine gewisse Traurigkeit empfinden - weil so viele das eben nicht teilen.
"Freut euch in dem Herrn auf allen Wegen." betont Paulus - in Jesus!
Der Grund zur Freude liegt nicht in uns, auch nicht in unseren Lebensumständen.
Das, was uns wirklich froh macht, ist einzig und allein Jesus. Gerade weil Er den Weg der Erniedrigung gegangen ist. Damit ist Gott dahin gekommen, wo Menschen ihn wirklich brauchen.
Denkt immer daran, wenn es dunkel um Euch ist - oder auch in Euch: Jesus ist nah bei Euch!
Das ist die gute Botschaft - von Weihnachten und vom ganzen Evangelium.
Das ist Grund zur Freude - erinnert uns Paulus, der seine Verurteilung und seinen Tod vor Augen hat.
Das zweite Thema ist dies: Sorgt Euch nicht, sondern tragt alles, was euch bewegt, vor Gott.
Beten statt sorgen - das wäre die Kurzform. Man kann viel über das Beten sprechen, das wird nichts verändern. Erst, wenn wir damit beginnen, wird sich etwas verändern.
Beten heißt innehalten. Es zu wagen, das Sorgen loszulassen.
Sorge in der Vorweihnachtszeit hat viele Gesichter!
Einer entwickelt in diesen Tagen eine geradezu märchenhafte Energie, Geschenke auszusuchen, einzukaufen, zu schmücken und zu verpacken, Karten zu schreiben und bloß niemanden zu vergessen - und ist dabei zutiefst von der Sorge getrieben, jemand könnte ihm böse sein, könnte sich übergangen fühlen oder schlecht über einen reden.
Bei anderen bewirkt dieselbe Sorge das genaue Gegenteil - sie sind wie gelähmt und grübeln tagelang alle möglichen und unmöglichen Verläufe der einen oder anderen Begegnung durch.
Anrufe werden hinausgeschoben, Gespräche vermieden und am Ende geschieht genau das, wovor man sich gefürchtet hat: eine Beziehung wird anstrengend und schwierig.
Dann sind wir alle gut darin, uns Sorgen zu machen, ob das, was wir haben, denn wohl reichen wird. Verrückt, wo wir in einem der reichsten Länder der Welt leben und die allerwenigsten Hunger oder Frieren aus echter Not heraus kennen.
Trotzdem sorgen wir uns.
Wer sich sorgt, ist meist entweder gefangen in seiner Vergangenheit, in Erfahrungen, die ihn nur Schlimmes erwarten lassen - oder er versucht ständig, schon heute die Zukunft zu sichern. Beides, die Vergangenheit über sich herrschen zu lassen oder schon jetzt im Morgen zu leben, ist anstrengend und zutiefst gottlos. Denn wer sich sorgt, der rechnet nicht mit Gottes Eingreifen. Und muss dann sein ganzes Leben selber schultern.
Was Paulus hier empfiehlt ist tatsächlich meist das letzte, was uns Sorgenkünstlern einfällt, oder? Sich hinsetzen, alles beiseite zu legen und vor Gott zu treten.
Das soll doch der Advent sein: eine Zeit der Stille, der Besinnung und des Empfangens.
Ein ernstes und treues Beten für einen Menschen, der einem einfällt (solche Einfälle sind oft gerade Gottes Erinnerungen), das bewirkt sicher etwas. Manchmal fällt uns im Beten ein, was dem anderen wirklich helfen würde. Und wir tun es fröhlichen Herzens. Manchmal werden wir gelassen, gar nichts zu tun - weil Gott für den Anderen gut sorgt.
Beten ist nicht der Ersatz für unseren liebevollen Umgang miteinander. Sondern im konkreten und intensiven Beten erfahren wir Leitung durch Gott für unser Tun.
Da sparen wir uns vielleicht manches Belanglose und tun etwas Überraschendes - weil Gott uns auf die Idee gebracht hat.
Weniger Sorgen, mehr wirklich beten, das würde uns zu adventlich lebenden Menschen machen. Zu Menschen, die mit der neuen Ankunft Jesu rechnen.
"Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus."
Das ist jetzt nicht der Schluss! Das ist Thema meines dritten Gedankens
Paulus schreibt, was er selber erlebt hat: im Gefängnis zu sitzen, bedrängt von einer höchst bedrohlichen Zukunftsaussicht - und dabei andere zu trösten. Paulus konnte Briefe schreiben, durch die Menschen aufgemuntert werden - anstatt zu klagen und um Hilfe in jeder Form zu bitten. Wie ist das möglich? Sicher, das übersteigt unsere Vernunft.
Christus Jesus sind die letzten beiden Worte dieses Satzes. Die ungewohnte Reihenfolge erinnert uns daran: Christus Jesus ist ein Bekenntnis - nicht ein Name.
Dieser Jesus ist der Christus, der von Gott Gesalbte, der Messias. Das Kind in der Krippe - der mächtigste Herrscher der Welt. Wer kann das fassen? Unsere Herzen und Sinne sollen in dieser Gewissheit bewahrt bleiben - wie könnte einer klarer sagen:
Der Glaube an Jesus liegt nicht in unserer Hand.
Wenn ein Mensch an Jesus glauben kann, dann ist das Gottes Wirken in ihm.
Das halten wir für unnötig, solange es nicht viel kostet, an Gott festzuhalten.
Als Jesus sich kurz vor seiner Hinrichtung von seinen Jüngern verabschiedete, da hat er von der Erschütterung gesprochen, die auf sie wartet. Und dann sagt er dem Petrus etwas zu, was mir immer wieder ein Trost ist: "Ich bete für dich, dass dein Glaube nicht aufhöre!"
Jesus sorgt sich darum, dass wir glauben können, auch wenn es schwer wird.
Und was Er getan hat, dass sollen wir einander tun:
Wir haben in unserer Mitte Menschen, die den letzten Abschnitt ihres irdischen Lebensweges gehen. Und sie werden begleitet von Menschen, die für sie beten, die sie immer wieder besuchen, oder anrufen - und ihnen buchstäblich Mut zusprechen.
Bitte, betet für die, die in Anfechtung sind! Jesus tut es auch.
Dieser Satz des Paulus ist ein Gebet - für seine Gemeinde, für uns:
"Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus."

Amen!

Björn Heymer