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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu Matthäus 25, 31 - 46, 22. Sonntag nach Trinitatis 2003-- Drucken

Jesus (ent-)scheidet

Liebe Philippusgemeinde!

"Wartet auf mich, spricht der Herr, auf den Tag, an dem ich mich aufmache zur Beute.
Denn mein Rechtspruch ist es, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um mein Strafgericht über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns, denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde zerstört werden."

Ich hoffe, Sie haben bei der Schriftlesung genau zugehört.
Den ersten Lesern standen dabei alttestamentliche Gerichtsworte,
wie das eben zitierte aus Zephanja 3, 8, vor Augen.

Das Endgericht kommt!
Die Ankündigungen ziehen sich durch die ganze Bibel.
Die Frage heißt: Sind Sie vorbereitet?

Wir leben in den letzten Tagen.
Viele Wissenschaftler sind mit ihrem Latein am Ende.
Die meisten können sich kaum noch vorstellen,
was überhaupt noch auf dieser Erde passieren soll.

Kriege, Terror, Korruption nehmen auf diesem Globus überhand.
Die Weltgeschichte hat sich zugespitzt! Das Ende ist mit Händen zu greifen.
Jetzt kommt es darauf an, dass wir die richtigen Schalter drehen.

Vergeuden Sie Ihre Zeit nicht mit sinnlosen Diskussionen.
Beschäftigen Sie sich allein mit der Schrift! Darum muss es heute gehen.

Ja, das Ende ist nah.
Es gibt keine Hoffnung - außer der auf den wiederkommenden Herrn.

Liebe Gemeinde, versäumen Sie nicht diese letzten wertvollen Momente.
Konzentrieren Sie sich allein auf die Wiederkunft.
Seien Sie so gut vorbereitet wie möglich.

Lassen Sie die Finger von Kursen, Büchern oder Zeitschriften,
selbst wenn sie sich noch so fromm anhören.
Hören Sie nicht auf so genannte "Fachleute".
Hören Sie auf mich - und lesen Sie nur noch im Wort Gottes, es kann ja nicht irren!

In diesem Ton predigte Herr Schumacher im Freizeitheim Hohegrete im Westerwald.
Der Gottesdienst war der Abschluss einer Rüstwoche zum Thema "Endzeit aktuell".
Die Botschaft war klar und dringend:

Das Ende aller Tage ist nah, so nah, dass wir Presbyter eigentlich gar nicht mehr nach Köln zurückfahren müssen.
Wie geht es dir, wenn du solche Zeilen hörst?

Als Prediger habe ich mir angewöhnt, von allem das Gute zu behalten.
Gut ist auf jeden Fall dieser Warnruf: Jawohl, es stimmt, Jesus wird wiederkommen!
Ein Gerichtsprozess vor Gott wird stattfinden.
Meine Stellung zu Jesus wird dann entscheidend sein.

Jedoch gibt es für Herrn Schumacher nur Hoffnung aus der Zukunft.
Sicher, das tröstet den Gläubigen, weil er weiß, dass der Südfriedhof nicht unser Ende ist!
Ein Gotteskind vertraut Jesu Botschaft: ich habe die Schlüssel von Himmel und Hölle!
Und noch eines hinterher: natürlich sollen wir uns Meinungen über Gott einholen!
Wir sind im Himmel dabei,
wenn wir Jesu Tod am Kreuz für unser Unvermögen in Anspruch nehmen.
Wir gehören zu Gottes ewiger Welt,
wenn wir Jesus als Retter und Herrn in unser Leben einladen.

Nur, das hat der Prediger versäumt, ist Jesu Nähe schon heute aktuell.
Er ist alle Tage dabei - das gibt mir Hoffnung am 16. November 2003 in Köln -
und nicht erst am Tage der großen Abrechnung - oder wenn ich endlich im Himmel bin.


Unser Predigttext wurde in der Kirchengeschichte unterschiedlich interpretiert:

· Für das soziale Engagement der Kirche galt er von jeher als Kerntext der Diakonie.
In der Tat kann der Abschnitt als Rettung durch gute Taten verstanden werden.
Jesus urteilt nach dem, was im Leben getan oder eben versäumt wurde.

Damit würde sich der Text mit dem Grundstück des Evangeliums widersprechen:
der Platz im Himmel ist am Kreuz teuer erkauft - die Eintrittskarte gibt es nur geschenkt.

· Der wirtschaftliche Zweig der Kirche hat den Text ganz anders ausgeschlachtet.
Psychologisch wurde er als Drohkulisse für schwache Nerven aufgeblasen.
In Musik und Literatur wurde dieses Endgericht zum Horrortrip!

Die apokalyptische Angst der Schäfchen der Kirche eignete sich ganz hervorragend als Geldquelle für Prunkkirchen und Religionskriege!

Gerade der Widerspruch zwischen "geschenkt" und "erarbeitet" wirft eine weitere Frage auf:
Wer wird hier eigentlich verurteilt? Wer sind die Leute, die hier vor Jesus stehen?

Nach Vers 32 werden vor dem Thron des Richters "alle Nationen" versammelt sein.
Ist das der große Tag der Abrechnung über alle Menschen, die jemals existiert haben?
Nur wer ist dann mit den "geringsten Brüdern" gemeint?

Sind das die Leute der anderen Gruppe - also die Schafe, bzw. die Böcke?
Dann hätten die Gesegneten den Verfluchten die guten Taten zukommen lassen müssen,
und umgekehrt!
Nach meiner Meinung ist das nicht gemeint!

Im gesamten Neuen Testament wird dieses Wort "Brüder" für Christen verwendet.
Jesus benutzt es als Auferstandener, indem er zu den Frauen am Grab sagt:
"Fürchtet euch nicht. Geht hin, sagt meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa kommen sollen. Dort werden sie mich sehen." Mt. 28,10

Das Wort für "Bruder" ist eigentlich für leibliche Geschwister, im Einzelfall auch mal für Vettern- und Cousinen, reserviert. Jedoch lässt Jesus keinerlei Zweifel daran, wer für ihn seine Schwestern und Brüder sind - also die, die mit ihm in geistlicher Gemeinschaft stehen!

Für Christen bedeutet diese Feststellung zweierlei:
· Ein gläubiger Christ ist in diesen beiden Gruppen nicht dabei.
· Nichtchristen werden an ihrem Umgang mit Christen bewertet.

Jetzt schauen wir uns die Situation einmal genauer an:

Da ist zunächst die brutale Wahrheit.

Quer zu den Lebensregeln um uns herum spricht die Bibel von Himmel und Hölle.
Wie ein Damoklesschwert hängt ein letzter Prozess über unserem Leben.

Ein Richter wird über die Menschen entscheiden.
Jedem wird er einen ewigen Aufenthaltsort zuweisen.

Hier ist nicht von einer Ruhe im Grab die Rede:
Die Gesegneten werden das Reich des Vaters erben.
Die Verfluchten werden, zusammen mit dem Teufel und seinen Engeln,
in das ewige Feuer müssen.

Die Aussage heißt: es kommt ein Endgericht mit zweifachem Ausgang auf dich zu!
Egal wie Zeitgenossen damit umgehen, es wird kommen, ob ich es glaube oder nicht.
Dieser letzten Tatsache der Weltgeschichte kann man nicht mehr ausweichen.

Natürlich hatten die Menschen von jeher ihre Probleme damit.
Wie kann ein gnädiger Gott sich auf so was einlassen?
Die Hölle kann unmöglich Gottes grenzenlose Liebe einschränken.

Die Arme des Gekreuzigten strecken sich nach allen aus.
Gott will ja, dass allen Menschen geholfen wird!

Die Brutalität der Scheidung ist mittelalterlich. Natürlich gibt es eine Hölle.
Jedoch nicht der Sünder, sondern nur die Sünde werden auf ewig darin verwahrt.
Dieser Ort ist aber nicht Dante´s Folterkammer, sondern der heilige Schreck des Sünders.
Damit ist das jüngste Gericht ein Selbstgericht, das heißer brennt als jede Fantasie.
Gottes Endgericht - das ist der Sekundenblick in den Abgrund unserer Seele!

Wissen Sie was?
Mitten im November mutet uns Gott diesen Text zu!

Wir denken in diesen Tagen besonders an die Vergänglichkeit des Menschen.
Trauernde trauern jetzt noch mehr, weil sie nicht genau wissen, wo ihr Verstorbener nun ist.
Das Gesicht des Friedhofs blickt eisig und einsam in unsere Gedanken.

Ich bitte Sie herzlich, lassen Sie Gott an die Wunden Ihres Herzens heran.
Lassen Sie ihn, den großen Heiland, über ihrem Gewissen, ihrem Schlaf wachen.

"St. Philippus"!

Bekennende "Brüder und Schwestern", an Jesus gläubige Christen also,
werden von Jesus schon vor diesem Urteil in die Ewigkeit durch gewunken!
Sie sind ja in Jesu Namen heilig gesprochen!
Nichts darf sie mehr anklagen und nichts darf sie mehr verdammen (Röm. 8, 33.34).

Ich kann es nicht für andere sagen, auch nicht für euch heute hier in der Kirche.
Jesus selber, der in dein Herz sehen kann, der weiß wie es aussieht.
Ich für mich weiß, dass ich seit einigen Jahren zum Himmel gehöre.
Wer sich da nicht sicher ist,
der kann das gerne mit Gott oder einer Person seines Vertrauens besprechen.
Genau für deine und meine Rettung ist Jesus gestorben!

Dazu sagt Jesus:
"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: wer mein Wort hört und glaubt dem,
der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht,
sondern er ist aus dem Tod bereits ins Leben übergegangen. (Joh. 5, 24)

Denkbar wäre, dass Christen auf der Seite Jesu im Prozess dabei sind.
Sie wären dann in der Pflicht über die anderen Menschen mit zu entscheiden.
Dass diese Option für Christen möglich ist, sagt uns Johannes in der Offenbarung (20, 4).

Von Jesus wird berichtet, dass er die Menschen scheidet und das Urteil verkündet.
Wie es allerdings zur Scheidung kommt - und wie das Verhalten gegen die geringsten Brüder zuvor bewertet wird - das lesen wir in dieser Beschreibung nicht.

Und hier kommt es zur zweiten Heiligsprechung von Christen:

Wir sind entscheidend!

Wir sind das Kriterium für die Völkerwelt, wo sie einmal die Ewigkeit verbringen!

Ob diese Tatsache uns so adelt, wie ich hier behaupte?
Es ist nicht angenehm auf einer Anklagebank zu schwitzen.
Aber wenn ich als Zuschauer oder sogar Abwesender für das Urteil verantwortlich bin,
dann klingt das eher wie eine Zumutung.

Was über Himmel und Hölle in unseren Kirchen heute zu wenig gesprochen wird,
das war im Mittelalter die Überdosis.
Klar ist: Gott lässt uns über unsere Zukunft nicht im Unklaren.

Für uns sollte allerdings der Text kein Höllentrip mehr sein.
Und hier finden wir den Diamanten für den christlichen Adel:
In Zentrum des Berichtes steht nämlich Jesus, dein Gott und Herr, der dich sehr liebt.

Matthäus schrieb den Text als Ermahnung an seine Geschwister.
Die judenchristliche Gemeinde, für die Matthäus schrieb, befand sich in Verfolgung.
Das erklärt Vers 44,
in dem Gefangene nicht besucht wurden und ihnen auch nicht geholfen wurde.
Anders als in der Antike wurden in neutestamentlicher Zeit Gefangene im Gefängnis nicht verköstigt. Sie waren auf Nahrung von außen angewiesen.

Warum gilt diese Mahnung uns?
Einmal sollen auch wir Armen helfen. Doch das ist nur nebenbei wichtig,
denn Christen versuchen ja Jesu Gebote von Nächsten- und Feindesliebe zu befolgen.

Viel stärker wiegt das zweite, was unseren Adel perfekt macht.
Für Nichtchristen sind wir das, was Jesus für uns ist - ein Maßstab.
Wir sind so was, wie seine Stellvertreter, wenn es um die Taten an uns geht.
Was ihr getan habt einen von meinen Brüdern, das habt ihr für mich gemacht.

Die Gesegneten des Urteils haben das gemacht, den Christen Gutes getan.
Die Ausreden der Verfluchten klingen allerdings sehr nach heutigem Alltag:

He Jesus, halt mal die Luft an:

· Wann haben wir dich nackt gesehen? Uns ist Nichts aufgefallen. Mensch, ehrlich, das Gesicht hätten wir doch garantiert erkannt!
· Wann warst du hungrig? An meiner Tür bist du jedenfalls nicht vorbeigekommen.
· Du hattest Durst? Das hätten wir wissen müssen. Aber hey, im Kühlschrank stand jederzeit eine Flasche Cola für dich.
· Wie? Du warst ein Fremder, ein Ausländer? O.K. tut uns leid. Das war uns unmöglich. Dafür war in unserer kleinen Wohnung leider kein Platz frei.
· Krank und im Gefängnis warst du auch noch? Wirklich? Kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen. Was hast du angestellt?

Was sich hier sehr menschlich anhört ist vor dem jüngsten Gericht todernst!
Wir sollten nicht auf die zeigen, die diese Ausreden einmal benutzen.
Wir sollten uns selber fragen, wie wir menschlich zu diesen Problemen stehen.
Wir sind aufgefordert menschlicher Not lindernd zu begegnen.

Wer hilft den hungernden Kinder in Afrika?
Wer spendet Geld für Waisenkinder in der Slowakei?
Wer betet für Christen in Nordkorea, die unter Folter den Glauben nicht aufgeben?
Wer erzählt dem gestressten Manager in Köln, was ihn da nach dem Tode erwartet?

Und noch eines:
Machen wir es den Heiden leicht uns zu helfen?
Das wäre nach dieser Predigt der richtige Auftrag an alle Christen.
Das ewige Heil hängt schließlich für sie davon ab.

Das jüngste Gericht mit diesem Ausmaß mag für uns Menschen unfair und falsch sein.
Gerade aber weil Gott die Liebe in Person ist, muss er das Gottlose bestrafen.
In Gottes Reich gibt es nur Licht, keine Schatten, keine Schmerzen!

Es gibt also diese ahnungslose Möglichkeit zur Rettung,
weil der Mensch, der gut an uns handelt, dadurch unbewusst eine Beziehung zu Jesus aufbaut.
Wir, die wir das nun wissen, tun gut daran danach zu handeln!
Laßt uns so vielen wie möglich helfen, den Weg in Gottes ewige Welt zu finden!

AMEN

Armin Bräuning