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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu Markus 10, 2-9, 20. Sonntag nach Trinitatis 2003-- Drucken

Ihr Lieben,

wie war das noch - der Wochenspruch aus Micha?
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Drei Schritte, wie wir zu Antworten auf Lebensfragen kommen, bietet Gott uns an:
1. Schritt: hören auf das Gebot Gottes
2. Schritt: Alles Tun und Lassen soll von der Liebe bestimmt sein
3. Schritt: bedenke deine eigenen Grenzen und hüte dich vor Hochmut und Rechthaberei.
In diesen drei Schritten sollen wir heute morgen das Thema bedenken, das uns vorgelegt wird. Die Frage, wie wir die engste Gemeinschaft von Menschen untereinander gestalten - die Ehe.
Eins gleich vorweg: hätte damals ein unmittelbar Betroffener Jesus diese Frage gestellt - die Antwort wäre anders ausgefallen! Aber: Es traten
...Pharisäer zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit.
Jesus antwortet also nicht auf Betroffenheit, sondern auf das Interesse, diese Frage mal grundsätzlich zu bedenken.
Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.
Die Pharisäer waren die Frommen im Land, die Leute, die nach den Geboten fragten und die sie ernst nehmen wollten in ihrem Leben. Ein Streitgespräch über den Umgang mit der Bibel also. Was sagt das Gebot Gottes zum Thema Scheidung?
Eigentlich ist die Antwort klar: Nachzulesen im 5. Mose 24:
Wenn jemand eine Frau zur Ehe nimmt und sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, schreibt er einen Scheidebrief und gibt ihn ihr in die Hand und entlässt sie aus seinem Hause. Dtn 24,1
Also: die Bibel sagt: Scheidung ist in Ordnung, wenn ein entsprechender Grund vorliegt.
Wo liegt dann das Problem?
Vorher aber mal eben nachgefragt: Ist das Thema überhaupt wichtig? Es gibt massenhaft Scheidungen - und wer einmal schmerzhaft erlebt hat, wie ein Paar sich trennt, der weiß, dass diese Frage - ob eine Scheidung überhaupt erlaubt ist - die ist doch völlig uninteressant, oder? Geht es da nicht viel mehr darum, wie die Beiden möglichst gut weiterleben können?
Und genauso wie es ein Eherecht gibt, gibt es auch ein Scheidungsrecht.
Weshalb also diese Frage?
Zuerst einmal lernen wir Jesus hier als Ausleger der Bibel kennen. Wie er hier eine spezielle Frage auf eine Schöpfungsordnung zurückführt, das unterstreicht:
Wer im Geist Jesu leben will, der begnügt sich nicht damit, Regeln zu befolgen!
Der fragt immer nach der tiefer liegenden Wahrheit.
Und dann: Ehe und Scheidung sind brisante Themen - Jesus ist dem nicht ausgewichen. Sondern er bezieht Stellung. In einer Weise, die über Recht und Ordnung hinausgeht.
Das Scheidungsrecht gab es - gibt es heute auch. Jesus sieht das Thema nicht formal an, er sieht den tiefen Schmerz, den das Scheitern einer Ehe immer auslöst. Auch wenn Scheidung manchmal nicht zu vermeiden ist, gut ist das Scheitern einer Ehe nie.
Die Pharisäer wollten wissen: Auf welche Seite wird sich dieser Rabbi wohl schlagen?
Zwei Positionen gab es - eine eher lockere und eine, die sehr streng war.
Für manche reicht als Scheidungsgrund schon ein angebranntes Essen - so konnten damals vor allem Männer auf Kosten der Frauen ihre nicht geliebte Ehefrau schnell loswerden.
Die strengen Ausleger akzeptierten als Scheidungsgrund nur einen schweren Verstoß gegen die eheliche Treue: wenn eine Frau beim Ehebruch ertappt wurde; Oder sich prostituiert hatte.
Auf welche Seite würde Jesus sich stellen? Das wollten die Frager wissen.
Eher streng, also so, dass die Ehe möglichst schwer zu trennen ist - oder doch eher lockerer?
Wo er doch in seinem Umgang keine Berührungsangst zeigte mit Ehebrecherinnen, Prostituierten und anderen Sündern.
Die Antwort, die Jesus hier gibt, hat mit dazu beigetragen, dass man über ihn sagte:
"Dieser lehrt mit Vollmacht, nicht wie einer der Schriftgelehrten."
Jesus hat gar nicht auf der Ebene der mehr oder weniger guten Begründungen eingelassen.
Er hat sich auch damit begnügt, zu sagen: "Da muss man jeweils abwägen. Jeder Fall ist anders." Erst recht sagt er nicht: "Da muss jeder selber wissen. "
Nein, Jesus stellt klar, wie die Ehe von Gott gemeint ist. Von daher kommt er zu einer Antwort.
Ehe ist viel mehr als ein menschliches Zweckbündnis. Es geht nicht nur darum, wie Menschen hier ihr Miteinander möglichst gut regeln. Die Ehe ist ein Teil der Schöpfung Gottes. Eine Ordnung, die zum Erhalt der Welt beiträgt. Das Gegenüber von Mann und Frau ist von Gott genau so erdacht und so sinnvoll.
Gott will die Ehe als die eine Grundform menschlichen Zusammenlebens. Ja, man kann sagen: erst ein Paar - Mann und Frau zusammen ergeben die Ebenbildlichkeit Gottes.
Menschen sind zur Ehe berufen - und jeder andere Weg braucht eine besondere Berufung.
Darum will Gott nicht, dass Ehen auseinandergehen.
"Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden." Das steht so nicht in der hebräischen Bibel, das ist vollmächtige Auslegung des Gebotes durch Jesus.
So weit die Grundordnung, das Gebot Gottes. Wie sagt Micha: "Es ist uns gesagt, was gut ist und was Gott von uns erwartet. Sein Gebot halten, danach leben."
Aber Ehen scheitern doch trotzdem! Auch unter Christen, auch bei Leuten, die sich ehrlich von Gott leiten lassen wollen.
Micha mahnt uns genauso, wie er an das Gebot erinnert, dass wir Liebe üben sollen.
Mehrfach wird von Jesus erzählt, wie er Frauen begegnet ist, deren Ehen gescheitert waren.
Maria aus Magdala, Die Frau am Jakobsbrunnen; die Namenlose, die seine Füße mit ihren Tränen gewaschen hat. Nie hat er sie verurteilt oder ihnen die Gemeinschaft verweigert.
Warum? Weil Jesus erfüllt war mit Liebe. Bei Micha: Liebe üben!
Die Gebote sind die Regeln für das Leben. Wie die Verkehrsregeln. Aber wenn einmal ein Unfall passiert ist, dann kommt ja wohl keiner auf die Idee, als Erstes Schuld zuzuweisen. Das Erste ist: Wir leisten Hilfe den Verletzten, egal, was passiert ist.
Das Scheitern einer Ehe ist wie ein Unfall. Wenn es passiert, dann gibt es Verletzte. Und dann muss vor allem geholfen werden.
Jesus hat nie einen Menschen verachtet, der das Gebot nicht gehalten hat.
Das Einhalten der Gebot zu fordern - ohne ein weites Herz der Liebe - das wäre hart und herzlos. Wer so denkt, ist hochmütig und richtend.
Aber was ist nun mit dem Scheidebrief? Mose hatte ihn doch geboten. Stellst Du Dich gegen Mose? So fragen die Pharisäer. Kann man die Bibel mit der Bibel außer Kraft setzen?
Der dritte Schritt der Auslegung nach Micha lautet: demütig sein vor deinem Gott!
Jesus sagt: Ja, es gibt die Ordnung der Scheidung. Er verbietet Scheidung nicht!
Es heißt nicht: Was Gott zusammen gefügt hat, das darf der Mensch nicht scheiden.
Mose hat es so geordnet wegen, so sagt Jesus - der Härte Eurer Herzen.
Sklerokardia - das klingt wie ein medizinischer Befund. Keiner ist so so, wie Gott sich das gedacht hat. Unser aller Herzen sind hart - gegeneinander, gegen Gott und gegen uns selbst.
Deshalb gibt es Ehen, die nicht so sind, dass sie dem Leben dienen.
Es ist richtig und angemessen, dass vor Jahren aus dem Scheidungsrecht die Klärung der Schuldfrage herausgenommen wurde. Wo immer eine Ehe scheitert, da gibt es Schuldanteile auf beiden Seiten. Auch in Ehen, die noch zusammen sind, ist das so.
Demütig sein, dass heißt: Ja zur eigenen Schuld zu sagen. Gerade da, wo Menschen so eng miteinander leben wie in der Ehe, werden sie einander verletzen, enttäuschen und die Treue brechen. Zu meinen, das wäre nicht so, ist gefährlicher Hochmut.
Was wir von Jesus bekommen können ist der Mut, die eigene Schuld zu bekennen und sich Vergebung zusprechen zu lassen.
Das kann in der Stille vor Gott sein - vielleicht heute vor der Mahlfeier.
Das kann in der Form einer Beichte sein - vor einem verschwiegenen Christen, der mit einem betet. Ja, es gibt eine evangelische Beichte! Sie ist ein Weg in die Freiheit für den, der sie übt.
Schuld zu bekennen, das kann auch vor dem Partner mal nötig sein - in einer ehrlichen Aussprache - ohne Vorwürfe und Schuldzuweisungen, vielleicht mit Tränen.
Wo das nie geschieht, sind wir nicht ehrlich miteinander. Da sind unsere Herzen verhärtet und wir betrügen uns und die Anderen.
Bitten wir doch Jesus um Erweichung unserer verhärteten Herzen. Dann kann Vergebung und Befreiung geschehen. Das ist der einzige Schutz vor dem Scheitern einer Ehe.

Amen!

Björn Heymer