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Predigt zu Lukas 5, 17 - 26, 18. Sonntag nach Trinitatis 2003-- Drucken

Thema: Jesus vergibt Sünde!

"Harry, du bist ein Zauberer!"
Mit diesem Satz wird Harry Potter an seinem 11. Geburtstag mit der neuen Wahrheit konfrontiert. Keine Diskussion - er wurde auserwählt schon vor seiner Geburt.

"Jesus, du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen!"
Mit diesem Satz wird Jesus Christus mehrfach von seinem himmlischen Vater bestätigt.
Die Stimme dazu erfolgt jeweils direkt vom Thron, von oben, aus dem Himmel.

"Du bist zu Höherem berufen!" Mit diesem Satz sehen sich oft Kinder konfrontiert, die die Kariere ihrer Eltern nachholen müssen.

Keine Frage: jeder Mensch auf diesem Planeten ist Besonders!
Jeder ist einmalig. Jeder kann etwas bestimmtes, sieht unverwechselbar aus, hat Gaben, Erinnerungen, Eindrücke, Phantasien, die sonst niemand hat.

Es würde sich lohnen, unseren Alltag einmal mit unseren Anlagen zu vergleichen.

Und nun, diese biblische Geschichte!
Viele besondere Menschen sind versammelt.
Schüler, Lehrer, Handwerker, Hausfrauen, Kinder, Theologen, Philosophen usw.
Alle stehen unter einem Dach und wollen den kennen lernen, den viele Meister nennen.
Aus allen Orten in Galiläa, aber auch aus Judäa
und sogar aus der Hauptstadt Jerusalem sind sie angereist.

Jeder von ihnen ist Einzig, jeder sucht Etwas, sonst wäre er nicht gekommen.
Fünf Lokalmatadoren werden speziell genannt. Ein Kranker mit vier Freunden.
Lukas schreibt, dass sie auch zu Jesus wollen - aber nicht können!

Eine harte Lektion: Menschen versperren anderen den Weg zu Jesus.
Wer darf das? Die Theologen, die das mit Gott besser wissen?
Die Philosophen, die ihre eigenen Gedanken verkaufen wollen?

Ich frage mich, hab ich schon mal jemandem den Weg zu Jesus versperrt?
Wollte ich die Wahrheit für mich alleine behalten?
Oh ja, ich dachte, dass es doch reicht, wenn ich im Himmel bin. Die anderen waren mir egal.

Die Angst vor der Verantwortung, die Sorge zu versagen, die riesige Menschenmeng, die Unsicherheit, ob das mit Jesus überhaupt stimmt - all das können Hürden für unser Amt als Hinweis, als Wegzeiger zu Jesus sein.

Das wäre unser Amt: Licht und Salz für die Welt zu sein!

Hier nehmen viele Leute Bedürftigen den Platz weg.
Doch dann lernen wir dazu:
Wer zu Jesus will, wer ihn wirklich braucht, der findet einen Weg!
Wir lernen, dass Diakonie der Kirche auf´s Dach steigen muss!

Haben Sie die Szene vor Augen?
Ein antiker Krankenwagen mit vier Rädern schlängelt sich durch die Menge.
Er hat keine Vorfahrt, kein Blaulich, aber er kennt sein Ziel.

Der Arzt ist nah - und doch fast unerreichbar.
Als ich den Bandscheibenvorfall hatte tat ich alles, um Spezialisten zu befragen.
Das machen unsere Freunde auch, sie wissen: nur bei Jesus ist Hilfe möglich!

Sie sehen ja, dass alle Zugänge versperrt sind.
Also muss ein neuer Eingang gefunden werden!

Auf unserer CVJM-Herbstfreizeit mussten die Kinder eine Eisenbahnlinie bauen.
Sie mussten dafür an Banditen und Saboteuren, An Hauptmännern und Indianern vorbei.
Als die Autobahnen, die direkten Linien mit Feinden blockiert waren suchten sie neue Wege durch Büsche und Baumgruppen.
Das hatte Erfolg, denn damit hatten die Gegner nicht gerechnet!

Die Freunde tun dasselbe. Sie haben einen Dachschaden!
Erst gedanklich, und dann ganz praktisch.
Bei all dem Staub und Dreck können auch die Leute nur noch ausweichen.
Sie machen Platz - und schon liegt der Patient vor dem Chefarzt!

Und schon kommen wir zum Kern der Geschichte - Jesus handelt!
"Mensch", sagt Jesus zu dem Bettlägrigen, "Deine Sünden sind dir vergeben."

Wie bitte? Stellen Sie sich mal die Situation vor.
War es das, was die Freunde mit ihrer Aktion bezwecken wollten?
Löst das die Dramatik dieser Szene auf?

Wohl nicht!
Der Gottesdienst ist voll in Gang. Die Kirche ist übervoll. Alle hören gespannt auf die Predigt des Pfarrers.
Dann eine Staubwolke, Lärm und Dreck mischen sich zwischen die Kirchenbänke.
Die Predigt wird unterbrochen, die Leute strömen irritiert auseinender.
Ein stinkendes, behindertes Etwas fliegt wie ein Ufo vom Himmel - und der Pfarrer sagt nur: "Deine Sünden sind alle weg!"

Die Peinlichkeit ist nicht zu überbieten. Die Gottesdienstbesucher quasseln durcheinander.
Keiner sorgt für Ordnung, keiner holt die Polizei, die Feuerwehr oder die Schweizer Garde.
Die Frage heißt: Was siehst du?

Siehst du dieses sperrige Etwas, das den Altarraum verschmutzt?
Siehst du den Schaden im Dach, der wieder repariert werden muss?
Siehst du deine Nachbarn, die wie wild im Raum herumschauen?

Ich will dir mal verraten, was Jesus sieht:
Er sieht den Glauben der Rotkreuzhelfer!
Nächste Frage: Kannst du Glauben sehen?
Jesus kann es, am Beispiel der Diakonie.
Der Glaube zeigte sich in der Kreativität, in der Entschlossenheit.
Das gilt auch für uns.

Die alte Frage, was eigentlich ein Christ ist, kann so beantwortet werden:
Jemand, der alles tut, um zu Jesus zu kommen - oder einen anderen zu Jesus zu bringen!
Die Freunde hatten nun ihren Freund genau dort, wo sie ihn haben wollten: vor Jesus!

Und nun reicht Jesus der Glaube der Freunde, um dem Kranken zu helfen.
Aber wie seine Hilfe ist, das ist ungeheuerlich.
Er vergibt Sünde (Tafel abwischen!)
- aber das sagt er nur, passieren tut nämlich nichts.

Wissen Sie noch, das Besondere an Harry Potter? Die Zauberei, das weiß jedes Kind!
Nun, bei Jesus war das das Besondere: Sündenvergebung!
Das kann kein Mensch aus eigener Kraft tun!

Obwohl, die Leute im Saal werden plötzlich noch unruhiger.
Sünden vergeben, das kann doch nur Gott.
Dieser Prediger lästert Gott, spielt sich auf, tut so, als wenn er Gott wäre.

Na, ertappt? Wie hätte ich reagiert?
Nun, die Theologen damals haben auf eine solche Aussage nur gewartet.
Sie wollten Jesus drankriegen. Jetzt haben sie ihn. Er hat sich selber verraten.

Die anderen Bürger haben sich sicher weniger dabei gedacht. Für sie war es schwach, dass hier nicht mehr passiert ist. Nur einfache Wort - reden kann er ja gut, aber sonst?

Schon gewusst: Jesus kann sozusagen Gedanken lesen. Das Innerste von uns ist ihm bekannt.
Hier geht er nämlich direkt auf einige Gedanken ein: "Was denkt ihr nur in euren Herzen?"

Jesus hat die Situation immer noch unter Kontrolle. Er merkt genau, was da läuft.
In all dem Chaos greift Jesus die an, die ihn falsch verstehen wollen.
"Was ist einfacher? Dass ich sage: deine Sünden sind vergeben - oder dass ich sage:
steh auf, nimm dein Bett und geh heim."

Wisst ihr, Jesus ist kein Waschlappen. Er zieht voll durch. Er hat Mut und Talent!
Mit einer Frage spiegelt er ihre Seelen.
Wie mit Röntgenstrahlen durchleuchtet er seine Gegner - und trifft voll ins Schwarze.

Hand auf´s Herz: Verstehen wir seine Fragen?
Sie unterscheidet die echten von den falschen Propheten.
Wem es nur auf einen Fehler ankommt, der bleibt im irdischen Buchstabensalat hängen.
Wer dem Nächsten helfen will, der handelt zentral!

Es folgt ein Gottesbeweis, der den Gegnern das Leben noch schwerer macht.
Damit ihr´s wisst, dass ich Gott bin: Steh auf, nimm dein Bett und geh heim!

Eine schwierige Sache: warum spricht Jesus nun die körperliche Heilung zu?
Wegen dem Gelähmten? Nein! Ihm hat er ja längst viel entscheidender geholfen!
Er will dem Glauben der Theologen Beine machen.
Die festgefahrene Haltung erzwingt diesen Eingriff. Hier bezeugt er seine Vollmacht.
Jesu Auftritt ist von höchster Stelle abgesegnet. Genau das wollen die geistlichen Füher nicht einsehen. Sie sehen nur den Konkurrenten im religiösen Allerlei.
Seine punktuellen Taten sind beispielhaft für die ganze Erde.
Wer ist er? Diese Frage sollte auch von uns beantwortet werden.
Reichen die Worte & Taten von damals als Legitimation für heute?

Wir haben vorher gehört, wie die Geschichte weitergeht.
Der Kranke tut, was Jesus ihm befiehlt - und dankt sogar Gott für diese Heilung!
Das hatte Jesus gar nicht von ihm verlangt.

Der Gesunde ist also nicht undankbar - und schenkt seinen Dank direkt Gott.
Warum tun sich dann die Priester und Bibellehrer so schwer damit?

Die Reaktionen in dem kleinen Dorf gehen auseinander:
Einige entsetzten sich vor Ärger und Unverständnis, andere beten Gott an.
Das bleibt die letzte große Frage im Text: Wie reagierst du?

Lassen Sie mich den Inhalt nochmals zusammenfassen:

Was tut Jesus zuerst?
Er lehrt, wirkt und heilt in der Kraft Gottes.

Was tun die Freunde?
Sie bringen ihren kranken Kumpel spektakulär zu Jesus.

Was macht Jesus jetzt?
Er sieht den Glauben der Freunde und vergibt dafür dem Kranken seine Sünden.

Was tun die Theologen?
Sie suchen den Fehler im System, wollen Jesus als Irrlehrer entlarven.

Was macht Jesus daraufhin?
Er durchschaut sie und deckt ihre bösen Absichten auf.
Dann beweist er seine göttliche Herkunft durch ein optisches Wunder.

Was tut der Kranke?
Er freut sich und befolgt die Anweisungen von Jesus.

Was tut ihr als Zuhörer?
Ihr reagiert total unterschiedlich.

Abschließend frage ich mich, was wir aus diesem Ereignis lernen können.
Ich fand sieben Wahrheiten, die uns Jesus näher bringen.

1. Sünde lähmt! Das war nicht nur beim Kranken so. Er sieht hinter die Haut des Patienten. Die Gottesferne liegt ihm am Herzen - und er übernimmt die Brückenfunktion.
2. Glaube verursacht Dachschäden! Diakonie sollte der Kirche ruhig auf´s Dach steigen. Stellvertretender Glaube hat Wirkung. Trete ich ein für meinen Nachbarn, meine Mutter oder meine Oma? Es hilft. Du kannst damit andere zu Jesus bringen!
3. Glaube macht erfinderisch! Es gilt also nicht nur für die Liebe. Riskieren wir auch mal eine Blamage für unseren Glauben? Lasst uns nicht zurückweichen vor sperrigen, kantigen, staubigen Aufträgen, die er uns gibt.
4. Auch Behinderte haben Seelenfrieden! Kucken wir auch mal hinter die Fassaden der Not? Ob Rollstuhl oder Ferrari - das sagt noch nichts über den inneren Zustand eines Menschen. Vielleicht steht ja der scheinbar Schwächere Gott noch viel näher, als es mir jemals gelungen ist.
5. Nächstenliebe wird konkret! Wohin, wenn´s nicht so läuft? Sind dann Freunde da, die dich zum Arzt bringen? Ist da einer, der dann Glauben für dich aufbringt? Ist da einer, für den du das übernehmen würdest?
6. Heilige Dusche! Der Schauer von Gottesfurcht zeigt Nähe und Ferne zugleich. Gott erlaubt Nähe, weil er sich nach Gemeinschaft sehnt. Gott beansprucht Ferne, damit wir nicht an seinem Anblick verbrennen. Wir kommen so nah an Jesus heran, wie es gut ist für uns.
7. Stellvertretender Glaube! Das fasziniert mich am meisten: Die Freunde rechnen ganz fest mit der Heilung. Glauben ohne zu Sehen. Solche Leute spricht die Bibel selig! In dieser Geschichte wurde der andere nur deswegen zum Leben mit Gott befreit, weil andere für ihn geglaubt haben.

Spüren wir, wie viel Einfluß ein einzelner Christ in dieser Stadt übernehmen kann? Ich wünsche mir, dass wir eine solche Gemeinde sind. Lasst uns die Not im Kölner Süden sehen, lasst uns eintreten für die Menschen, die Jesus nicht im Herzen haben.

AMEN

Armin Bräuning