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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu Johannes 4, 1-8, 17. Sonntag nach Trinitatis 2003-- Drucken

Ihr Lieben,
die Geschichte des Volkes Israel wurde immer erzählt und verstanden als ein Vorbild für das, was immer wieder Menschen erlebt haben. Und Menschen haben ihre Erfahrungen gedeutet von der alten Geschichte Israels her. Und das wollen wir heute auch tun.
Israels Geschichte ist deshalb besonders, weil es immer eine Geschichte mit Gott war.
Am Anfang wurde Israel aus der Sklaverei befreit - das war die Grunderfahrung.
Unfreiheit erleben Menschen immer wieder. Damals mussten sie Ziegel machen und an die Ägypter abgeben - heute zahlen wir Steuern. Dann wurde befohlen: Ab jetzt müsst ihr auch das Material selber besorgen - bei gleich bleibender Abgabemenge.
Und heute: das reale Einkommen sinkt, wer Arbeit hat, der muss immer noch mehr tun.
Unfreiheit!; Andere bestimmen über unser Leben.
Damals hat Gott eingegriffen und sein Volk herausgerufen. Mose wurde zum Anführer - genau genommen hat Gott selber ihnen den Weg gezeigt.
Und so sind sie losgezogen - und was kam: erst einmal vierzig Jahre in der Wüste.
Der Traum von Freiheit wurde nicht erfüllt, er führte erst einmal in eine schwere Zeit der Prüfung. Eine ganze Generation starb in der Wüste und erst die Kinder standen dann schließlich am Ufer des Flusses Jordan, an der Grenze zum versprochenen Land.
Im Buch Josua wird die Geschichte erzählt, wie Israel dann zu seinem eigenen Land kam.
Aus dieser langen Geschichte hören wir heute eine kleine Begebenheit: (Josua 4, 1-8)
Als nun das Volk ganz über den Jordan gegangen war, sprach der HERR zu Josua: Nehmt euch aus dem Volk zwölf Männer, aus jedem Stamm einen, und gebietet ihnen: Hebt mitten aus dem Jordan zwölf Steine auf von der Stelle, wo die Füße der Priester stillstehen, und bringt sie mit euch hinüber, und legt sie in dem Lager nieder, wo ihr diese Nacht bleiben werdet. Da rief Josua die zwölf Männer, die er bestellt hatte aus Israel, aus jedem Stamm einen, und sprach zu ihnen: Geht hinüber vor der Lade des HERRN, eures Gottes, mitten in den Jordan, und ein jeder hebe einen Stein auf seine Schulter, nach der Zahl der Stämme Israels, damit sie ein Zeichen seien unter euch. Wenn eure Kinder später einmal fragen: Was bedeuten euch diese Steine?, so sollt ihr ihnen sagen: Weil das Wasser des Jordans weggeflossen ist vor der Lade des Bundes des HERRN, als sie durch den Jordan ging, sollen diese Steine für Israel ein ewiges Andenken sein. Da taten die Israeliten, wie ihnen Josua geboten hatte, und trugen zwölf Steine mitten aus dem Jordan, wie der HERR zu Josua gesagt hatte, nach der Zahl der Stämme Israels, und brachten sie mit sich hinüber in das Lager und legten sie dort nieder.
Vor ihnen ein Fluss - breit und tief genug, dass man nicht hindurch kam. Keine Brücke, keine Boote und nicht mal Wald, so dass man sich hätte Flöße bauen können. Greifbar nah war das Land - und doch zugleich unerreichbar weit weg.
An der Grenze musste Israel lernen, was bis heute gilt:
Aus eigener Kraft gibt es keinen Weg hinein in die von Gott versprochene Zukunft.
Wir alle haben wie Israel irgendwie eine Hoffnung, dass unser Leben einmal zur Ruhe kommen wird. Dass wir unser Ziel erreichen. Ein Ort, wo Frieden herrscht, wo es gut ist.
Wo keine Sorgen mehr drücken, wo Hunger oder Krankheit Fremdwörter sind.
Die Bilder, die wir von diesem Ort des Friedens in uns tragen, sind sehr verschieden - gemeinsam ist die Hoffnung auf Frieden.
Und da sagt uns die Geschichte von Israel als erstes dies: aus eigener Kraft kommen wir nicht da an, wo alles gut sein wird. Vom Paradies sind wir so getrennt wie das Volk damals von dem Land, das sie ersehnt haben.
Dass es wirklich so ist, gehört zu den Grunderfahrungen, die uns mit den Menschen aller Zeiten verbindet:
Keine Eltern, die nie am Ende ihrer guten Vorsätze ankommen, wenn die lieben Kleinen mal ihren Dickkopf durchsetzen werden.
Keine Familie, in der nicht auch Neid, Streit oder Trennung erlebt wird - mehr oder weniger dramatisch, aber wir alle kennen was davon.
Und dann hören wir, dass Gott damals für Israel eingegriffen hat; Er hat den Weg frei gemacht: Als die Priester mit den Füßen ins Wasser traten, floss es weiter ab - aber es kam nichts mehr nach.
Unglaublich! Dort, wo vorher kein Durchkommen war, lag der Weg auf einmal trocken vor ihnen. Jetzt ging es weiter; sie konnten die Grenze überschreiten -der Fluss blieb gestaut.
Dieser Weg über den Jordan war ein ebenso einschneidendes Ereignis wie die Rettung am Schilfmeer. Plötzlich waren sie "über den Jordan" und im Land ihrer Hoffnungen.
Wir denken ja, wenn wir das so sagen, da wäre jemand gestorben. Ja, so wurde es früher übertragen, als man noch davon wusste, dass nach dem Sterben die ewige Herrlichkeit beginnt. Wer über den Jordan ging, der hatte es geschafft, das Ziel erreicht.
Die Übertragung dieser alten Geschichte in das Leben späterer Menschen begann schon in der Bibel: Denn genau an dieser Stelle, an der das Volk damals den Fluss überqueren konnte, begann gut 1000 Jahre später Johannes, Menschen zu taufen.
Dieser Ort am Ufer des im Jordan, er markierte seit jeher einen Ort des Neuanfangs.
Denn die Taufe wurde so verstanden - als ein Übergang über eine Grenze.
Ein Übergang, den man wollen kann, den man aber nicht selber machen kann.
Denn getauft wird man. Niemand tauft sich selber. So, wie Gott das Volk hinüber brachte, so bringt Gott Menschen in der Taufe in ein neues Land.
Wer getauft ist, dem gilt das feste Versprechen: Dein Leben wird gut enden! Egal, was jetzt noch passiert, das kann Dir keiner mehr nehmen. Deine Heimat ist der Himmel.
Erobern mussten die Israeliten sich ihr Land dann noch selber. Das Land war besetzt und bewohnt und es brauchte Mut und Entschlossenheit, um es sich anzueignen.
So ist das mit der Taufe auch: wir brauchen Entschlossenheit und den Willen, uns die Taufe zu erobern. Wir müssen es wollen, sie in unser Herz hinein zu nehmen.
Erst dann finden wir zum Frieden mit Gott.
Damals, am Ufer des Jordan organisiert Gott die Erinnerung an sein rettendes Eingreifen. Das haben wir gerade gehört.
Zwölf große Steine sollten die Männer aus dem Flussbett mitnehmen. Von einer Stelle, die man eigentlich nie erreichen kann. Gleichsam als Beweis, dass dieses Wunder tatsächlich passiert ist. Weil Menschen aller Zeiten so vergesslich sind.
Damals brauchte es nur eine Generation - und man hätte das Wunder des Durchzugs einfach bestritten. Das gibt´s doch gar nicht - dass Gott den Fluss einfach stoppt!
Wir Menschen haben zu allen Zeiten versucht, die Welt ohne Gott zu erklären, sie so zu sehen, als wenn wir allein handeln und etwas verändern können.
Das ist mit der Taufe genauso. Wir haben nicht genug getan, indem wir die Kinder zur Taufe gebracht haben. Das Handeln Gottes ist das Entscheidende!
Um unser Tun geht es bei der Taufe nicht, sondern erst später, danach.
Wie reden wir mit unseren Kindern über Gott?
Nehmen wir ihn in unser Leben hinein? Bewahren wir die lebendige Erinnerung an Sein Handeln? Indem wir diesen Tag feiern - nicht nur den Geburtstag. Man könnte es sich ja zur Gewohnheit machen, an diesem Taufsonntag zu Hause die Kerze noch einmal anzuzünden und den Tag der Taufe zu feiern.
Denn wenn wir das tun, dann kommt ein neuer Zug in unser Leben hinein:
Nämlich der Gottesdienst. Gottesdienst ist nichts anderes als dies:
Sich daran erinnern lassen, was Gott für uns getan hat und immer wieder tut.
Die Katechumenen wollten aus den Steinen gleich einen Altar bauen, als wir die Geschichte zusammen gelesen haben. Um Gott ein Dankopfer zu bringen. Das brauchen wir gar nicht! Was wir brauchen ist eine lebendige Erinnerung an Gottes Handeln. Das Vergessen ist ein mächtiger Feind des Glaubens.
Das Gedenken, das Erinnern bewahrt uns vor Gleichgültigkeit.
Darum bekommen die Tauferinnerungskinder heute auch einen Stein überreicht.
Einen Flusskiesel, auf dem ein Wassertropfen gemalt ist und das Datum von heute steht.
Damit ihr das nicht so schnell vergesst:
Ihr seid getauft. Und damit berufen zum Glauben - wie alle Getauften.
Und den Glauben - den erlebt man am besten gemeinsam - hier in der Gemeinde.
Amen!

Nachtrag zu Milch und Honig:
Ganz früher, in der alten Kirche wurden nur Erwachsene getauft. Damals gehörte zur Taufe etwas dazu, was wir über lange Zeit vergessen haben. Die Getauften bekamen ganz zum Schluss etwas zu essen: Milch und Honig! Das sollte sie daran erinnern, dass sie mit der Taufe im versprochenen Land Gottes wirklich angekommen sind. Denn da fließt Milch und Honig - im Überfluss für alle.
Heute bekommt Ihr, die Tauferinnerungskinder symbolisch Milch und Honig. Nicht einfach als Süßigkeit. Spürt dem Geschmack nach! So ist Gott für Euch! So ist das Leben mit Ihm! Mehr als Brot und Wasser.
Auch die Katechumenen bekommen heute einen solchen Vorgeschmack. Der Unterricht bereitet sie auf die nächste große Tauferinnerung vor - die Konfirmation.

Amen!

Björn Heymer