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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
2. Predigt zu Apostelgeschichte 8, 39 und das Bild dazu in der Kirche, 14. Sonntag nach Trinitatis 2003 -
 
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Ihr Lieben,

was hätten Sie geantwortet? Wo sind Sie zu Hause? - da, wo ein großes Bett steht?
Wo die besten Freunde sind? Die Familie oder doch eher die Traumwohnung?
Je nachdem, wie ihre Antwort ausfällt, werden Sie eher ein glücklicher Mensch sein - oder traurig und unzufrieden. Denn wer in seinem Herzen ganz woanders ist als dort, wo er real wohnt und lebt, der wird seines Lebens nicht froh.
Zu wissen, wo man zu Hause ist, das gibt Halt, das kann uns fröhlich machen.
Wie ist das bei Euch, bei Jugendlichen? Vielleicht versteht ihr diese Frage noch gar nicht.
Ist für Euch die Antwort noch sehr leicht?
Zu Hause, das ist da, wo die Eltern wohnen, wo man Freunde hat, zur Schule geht usw.
Aber was heute noch klar ist, könnte schon bald gar nicht mehr so sicher sein.
Manche leiden vielleicht an ihrem Zu Hause - und wünschten sich gerne ganz woanders hin.
Wenn z. B. Streit in der Familie ist - oder wenn sich gar die Eltern getrennt haben, merken wir, dass eine Antwort auf diese Frage schwieriger wird.
Ihr steht in Eurem Leben wie vor einer Tür: den Raum der Kindheit verlasst ihr gerade -
und vor Euch liegt die spannende weite Landschaft, die man Jugend nennt.
Neue Freunde, neue Interessen, Entscheidungen und Herausforderungen
- all das wartet auf Euch.
Der Konfirmandenunterricht ist ein Teil dieser Veränderungen in Eurem Leben.
Ihr wollt Euch darauf einlassen. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Da ist es gut, dass Ihr nicht allein seid. So eine Gruppe kann schon Halt geben.
Ihr werdet mich und Andere in der Gemeinde kennen lernen in den nächsten zwei Jahren.
Menschen, die was mit Gott erleben und die sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen können.
Einen davon will ich Euch heute vorstellen. Und ich lade Euch ein, diesen Menschen aufzunehmen in Eure Konfirmandengruppe.
Irgendwie ist er auch neu in der Gemeinde. Und er hat eine krasser Veränderung in seinem Leben durchgemacht.
Ich spreche von dem dort: dem Afrikaner, der seit heute hier in der Kirche hängt.
Dieses Bild, manche haben es schon im Gemeindebrief gesehen, ist das letzte Bild zur Philippus - Geschichte. Die Künstlerin Gertrud Büscher Eilert, hat es in diesem Sommer für uns gemalt. Es beschreibt den einen Satz: Er zog seiner Straße fröhlich.
Nach seiner Taufe zog der Afrikaner fröhlich seines Weges.
So sieht er auch aus. Sein Gesicht strahlt. Und er hat die Hände hoch gehoben - so als ob er tanzen würde.
Etwas ungewöhnlich in einer Kirche , oder?
Wie kommt´s, das der so fröhlich ist?
Darum geht es mir heute morgen.
Vielleicht kann er uns mitnehmen, anstecken mit seiner Freude.
Das wär doch was, wenn wir unseren gemeinsamen Weg fröhlich gehen würden!
Drei Gründe, weshalb der Mann fröhlich ist:
1. Er weiß, wohin er gehört
2. Er ist frei, seinen eigenen Weg zu gehen
3. Er lebt mit leichtem Gepäck.
1. Er weiß, wohin er gehört
Das klingt so einfach und so selbstverständlich, ist es aber gar nicht. Dieser Mann hatte eines Tages erkannt, dass er in seiner Heimat in Ostafrika nicht wirklich zu Hause war.
Seine Heimat war ihm fremd geworden. Irgendwas fehlte ihm.
Der Glaube an die Götter dort gab ihm keine wirklichen Antworten mehr.
Die Frage nach dem, was ein Mensch glaubt, trägt wesentlich dazu bei, wo man sich zu Hause fühlt. Und dieser Afrikaner hatte vom Gott der Bibel gehört - der in Jerusalem verehrt wurde.
"Da muss ich hin!" - das war ihm klar geworden.
2000 km Weg! Macht nichts. Wenn etwas wirklich wichtig ist, dann nimmt man auch mal was auf sich. Ihm war die Antwort auf die Frage nach einem Glauben, der Heimat geben kann, jedenfalls sehr viel wert.
Und dann kam die Riesen-Enttäuschung in Jerusalem: er kam an, aber im Tempel wollte ihn keiner haben. Er durfte nicht hinein. Was für ein Frust. Aber da war nichts zu wollen.
Das Einzige, was er bekam, was eine Bibel.
Toll, dachte er - ich suche eine Gemeinschaft, Freunde, und was kriege ich? Ein Buch!
Gelesen hat er trotzdem darin. Auch wenn ihm das alles ziemlich rätselhaft blieb.
Dieser Afrikaner ist das tröstende Vorbild für alle, die mal in der Bibel lesen, aber nicht viel verstehen. Heute würde er sagen:
"Gib nicht auf beim Bibellesen. Gott sorgt schon dafür, dass Du einen Zugang findest."
Damals schickte er ihm einen anderen Menschen über den Weg.
Philippus konnte ihm weiterhelfen. Und so haben sie zusammen gelesen.
So machen wir es hier in der Gemeinde auch. Im Unterricht, in Hausbibelkreisen und wo auch immer. Gott wird da lebendig, wo Menschen zusammen kommen und gemeinsam die Bibel lesen. So war es damals, so ist es bis heute.
Der Afrikaner ließ sich taufen. Jetzt wusste er, wohin er gehört. Wo er zu Hause ist.
Er gehört zu dem Gott der Bibel. Mit der Bibel in der Tasche war er nicht mehr heimatlos - egal, wo er war. Zu Hause angekommen, das war ihm jetzt klar. ist man dann, wenn man beim Gott der Bibel angekommen ist.
2. Er ist frei, seinen eigenen Weg zu gehen
Also, auf die Frage: Wo bist Du zu Hause? hätte der Afrikaner gesagt:
"Mein Zuhause, das ist nicht ein Ort, nicht eine Stadt oder eine Landschaft. Wir Christen sind immer da zu Hause, wo wir auf andere Christen treffen."
Das fällt ja auf bei dieser Geschichte: Die Weg der beiden trennen sich gleich wieder.
Der Afrikaner wurde nicht ein Philippus-Freund, er wurde ein Christus-Freund.
Jesus hat einmal gesagt: "Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege." Mt.8,20
Wer sich auf Jesus einlässt, der gewinnt eine innere Freiheit.
Der verliert nicht etwas, sondern gewinnt dazu:
Weil Jesus zugesagt hat, bei seinen Leuten zu sein - wo immer sie sind.
Darum ist der Afrikaner jetzt fröhlich unterwegs. Er ist nicht erst froh, wenn er wieder zu Hause angekommen ist, sondern er freut sich mitten in einer dürren und einsamen Gegend.
Weil er bei Gott angekommen ist.
Das heißt bis heute: Wer Christ wird, der verlegt das Glück seines Lebens nicht in die Ewigkeit - sondern der bekommt es mit dem Wirken Gottes mitten im Leben zu tun.
Nur, wenn das geschieht, breitet sich Freude aus im Leben.
3. Er lebt mit leichtem Gepäck.
Das ist das Dritte: Wenn man sich dieses Bild anschaut, dann fällt auf: gegenüber den früheren Bildern scheint es ihm jetzt besser zu gehen:
Er geht zu Fuß - nicht mehr in seiner Kutsche.
Und er hat die schwere goldene Kette abgelegt.
Die Kette und die Kutsche, beides stand dafür, welche Stellung er im Leben hatte: Er war schließlich wer - ein wichtiger Staatsminister. Und das sollten alle sofort sehen.
Deshalb die schwere goldene Kette und die Kutsche mit Schoffeur.
Jetzt, nach seiner Taufe, mit Jesus an seiner Seite ist er ein einfacher Mensch, der auf seine Statussymbol verzichten kann.
Das kann einem ja schon ganz schön Stress machen, immer mithalten zu müssen mit dem, was gerade in ist, was man so haben muss.
Egal, ob es das neueste Handy ist, ein besonderer Rucksack oder die In - Schuhe.
Das alles kann man ja haben - die Frage ist nur: haben wir es mit innerer Freiheit oder machen wir unser Selbstwertgefühl davon abhängig?
Leben mit leichtem Gepäck - das bedeutet nicht, wenig oder nichts zu haben.
Vielmehr geht es darum, ob wir uns von Dingen abhängig machen, ob wir etwas für unverzichtbar halten? Dann wären wir nicht mehr frei.
Aber gerade das ist es, was der Glaube in uns bewirken kann und will:
Dass wir frei werden vom Diktat der Statussymbole - und damit frei von der Meinung, die andere über uns haben. Denn dann können wir fröhlich unseres Weges ziehen - wie dieser Getaufte. Eine fröhliche Christus-Nachfolge - das wünsche ich Euch Katechumenen, das wünsche ich uns allen.

Amen!

Björn Heymer