Hier kommen Sie zurück zur Startseite Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise) Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Markus 7, 31 - 37, 12. Sonntag nach Trinitatis 2003 -
 
Drucken    

Ihr Lieben,

in Israel kannte man die Bibel - und nahm sie ernst.
Das 35. Kapitel im Jesaja - Buch enthält folgende Versprechen Gottes:
Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und jubeln in aller Lust und Freude. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht von Karmel und Scharon. Sie sehen die Herrlichkeit des HERRN, die Pracht unsres Gottes. Stärket die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! Saget den verzagten Herzen: "Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken. (...) Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.
Als Jesus lebte, stand diese Verheißung aus - und es wurde dringend erwartet, dass Gott sein Versprechen wahr macht.
Klar, dass die Leute aufhorchten, wenn auf einmal ein Taubstummer wieder ganz normal sprechen kann. Das galt nicht nur als irgendeine Wunderheilung.
Wo ein Taubstummer plötzlich geheilt war, da war es so, als wenn plötzlich vom Himmel ein gigantischer Posaunenchor erschallt.
Wenn das passiert, dann erfüllt Gott, was er versprochen hat - sein Rettungswerk für Israel,
die Heilszeit bricht an. Und das war gebunden an eine Person:
Wer das tut, der ist der von mir bevollmächtigte Gesandte, der gesalbte Messias, der neue König für Israel. Wenn Taube wieder hören - und die Stummen wieder sprechen.
Dann seht auf zum Himmel, weil sich Eure Erlösung naht!
Warum auch immer die Leute damals den Taubstummen zu Jesus brachten - mit seiner Heilung wird einmal mehr unterstrichen, was bei der Taufe Jesu am Jordan geschah:
Da erklang eine gewaltige Stimme vom Himmel:
"Seht auf diesen einen! Das ist mein geliebter Sohn. Hört auf ihn!"
So hat Gott den Menschen Jesus bestätigt.
Vielleicht seufzt Jesus deshalb auf, als er diesen Kranken in seinen Armen hält:
Weil er weiß: Wenn Gott jetzt diesem Einen Heilung schenkt, dann geschieht viel mehr als dass einem Menschen neues Leben geschenkt wird. Dann wird meine Identität und mein Auftrag einmal mehr den Leuten deutlich - mit wieder der Gefahr, das alles misszuverstehen.
Denn es war noch zu früh. Die ganz besondere Sendung Jesu, die ihm im Ringen mit dem Teufel in der Wüste klar geworden war, das war zu hoch für das Volk.
Leiden und Scheitern - als Weg der Erlösung - das konnte noch keiner begreifen!
Stattdessen jubelten die Leute ihm immer wieder dann zu, wenn er als strahlender Sieger erschien. So wie hier: die Heilung wurde als Kampf und Sieg gegen dunkle Mächte verstanden. Ein Gefangener wird befreit, weil Jesus der Stärkere ist.
Das sagt uns diese Geschichte aus dem Evangelium über Jesus:
Er ist in Wahrheit der von Gott bevollmächtigte Retter und Heiland. Er hat Vollmacht, über Geister zu gebieten und Kranke zu heilen.
In Jesus hat Gott erfüllt, was er vorher versprochen hat.
Sagt uns die Geschichte aus etwas über uns?
Wo wären wir in diesem Geschehen?
Meistens nehmen wir doch die Haltung der Zuschauer ein - die sind neugierig und gespannt, was Jesus tut. Es ist unser Kopf-Interesse an Jesus.
Nur: den Zuschauern entzieht sich Jesus, so gut er kann. Gottes Handeln erträgt nicht gut Zuschauer. Damals nicht und heute auch nicht.
Wo immer jemand sich hinstellt und behauptet, er könne Gottes Handeln aufweisen - der setzt sich der kritischen Nachfrage aus - und sind nicht alle Wunder mehrdeutig?
Damals haben die Zuschauer immerhin Gott gelobt - nur, dass ist nicht entscheidend.
Viele loben Gott gelegentlich, wenn sie spüren, dass sie bewahrt wurden.
Aber die Geschichte will uns zu etwas Anderem einladen:
In der alten Kirche wurde eine Taufliturgie gebraucht. Und die gibt uns einen Hinweis, wohin wir eigentlich gehören in diesem Geschehen:
Damals - und in der katholischen Kirche bis heute - wird am Ende einer jeden Taufe diese Heilungsgeschichte aufgegriffen. Dabei wird sie nicht einfach nur erwähnt, sondern gleichsam dramatisch nachgespielt:
Der Täufer berührt den Getauften - wie Jesus es tat - an den Ohren und an den Lippen und ruft das Wort Hefata aus. Tu dich auf!
Was bedeutet dieser Ritus? Jedenfalls nicht irgendeine Zauberei, sondern die Unterstreichung dessen, was in der Taufe geschieht:
Taub und stumm ist ein Mensch, der nicht an Gott glaubt.
Er vernimmt nichts vom Reden Gottes, er versteht die Bibel nicht und erlebt nie, dass Gottes Wort ihn in seinem Gewissen trifft.
Auch im Anblick der Schöpfung kommt er nicht auf den Gedanken, Gott zu loben.
Das Weltbild von Menschen, die nicht an einen Schöpfer glauben ist arm.
Weil sie vielleicht spüren, wie wunderbar all das ist, was uns umgibt - aber keine Adresse haben, wen sie dafür loben könnten.
Und entsprechend sind Menschen ohne Glauben auch stumm. Wer nie etwas von Gott vernimmt, der betet auch nicht.
Höchstens als angewöhntes Ritual. Aber mit Gott spontan reden, das kennt ein Mensch ohne Glauben nicht. Taub für das Reden Gottes und stumm, wenn es um die Antwort geht.
Für eine solche Art von Taubstummheit brauchen Menschen Heilung.
Und darum wurde in alter Zeit am Ende der Taufe gebeten: dass eine Mensch die Sinne geöffnet werden, Gott zu erkennen.
Das Anliegen haben wir auch. Im Zuspruch an den Getauften bitten wir:
Gott gebe, dass Du den Herrn Jesus lieb gewinnst und dich in deinem Leben nie schämst, dich zum Gekreuzigten und Auferstandenen zu bekennen.
Heilung durch Jesus geschieht durch Berührung - jedenfalls hier ganz intensiv.
In einem Schutzraum des Verborgenen fasst Jesus genau dort an, wo der Schaden liegt:
An den Ohren und an der Zunge.
Das ist ein Bild dafür, dass wir nur dann heil werden, wenn wir uns innerlich berühren lassen.
Das kann heute geschehen, wenn wir das Mahl empfangen. Wohl die innigste Berührung, die uns angeboten ist. Das kann durch einen Segen geschehen, den wir erbitten oder empfangen.
Jesus berührt uns mehr als einmal, um uns heil zu machen.
Weil Er uns dabei haben will, wenn sein Reich anbricht.

Amen!

Björn Heymer