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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Matthäus 25, 14 - 30, 9. Sonntag nach Trinitatis 2003-
 
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Ihr Lieben,

ich vermute, die allermeisten hier im Raum kennen die Geschichte, die gerade als Evangelium verlesen wurde. Und ich vermute weiter: sie ruft eher ungute Gefühle wach als dass sie eine gute Nachricht wäre.
Sie macht mächtig Druck, oder? Da ruft ein Geschäftsmann seine Abteilungsleiter zusammen. In der Besprechung macht er knapp und präzise klar: "Ich gehe für unbestimmte Zeit auf eine Geschäftsreise. Jeder von Ihnen bekommt Kontovollmacht über eine bestimmte Summe - Schulz 2 ½ Mio €, Dahlmann 1 Mio und Fischer 500.00 €."
Ohne konkreten Auftrag, ohne weiteren Kommentar.
Und schon ist der Chef weg.
Jahre später ist er zurück und ruft seine Leute einzeln ins Chefzimmer und fordert Rechenschaft.
Schulz, der erste hat mit dem Geld gewirtschaftet und kann 100 % Gewinn vorweisen. Gratuliere, sagt der Chef, gut gemacht - Das darfst Du alles behalten! Komm, wir feiern!
Es geht um 5 Mio. €! Mal eben so.
Genauso Dahlmann - er bekommt die eine Mio. und seinen Gewinn dazu - also 2 Mio €! Komm, auch Du bist eingeladen!
Und dann tritt Fischer ein. Was hat er gemacht? Nichts! Das ganze Geld sicher versteckt -jetzt legt er es vor - und entschuldigt sich vorsorglich: "Ich kenn Deine Geschäftspraktiken - und ich hab mich nicht getraut, etwas zu riskieren. Ich hatte Angst vor einem Fehlschlag."
Und dem wird nicht nur das Geld wieder abgenommen - er wird auch noch gefeuert.
Er hatte Angst und das hat genau dazu geführt, wovor er sich gefürchtet hatte.
Und ich vermute, gerade mit dem vergleichen wir uns automatisch.
Weil dieser eben am Ende mit leeren Händen dasteht. Sein Schicksal wirkt zu Recht bedrohlich.
Wollte Jesus Druck machen? Seinen Jüngern einschärfen, dass sie nicht faul sein dürfen?
Wollte Jesus so erscheinen, wie der dritte seinen Chef gesehen hatte: hart, rücksichtslos und fordernd? Einer, vor dem man sich fürchten muss?
Die Härte in dieser Geschichte scheint nicht so recht zu Jesus zu passen, der doch von nicht endender Vergebungsbereitschaft gesprochen hat - und davon, dass er für die Schwachen da ist, aber nicht für die Starken. Hat Jesus nicht sie Sanftmütigen und Demütigen selig gepriesen? Wie passt das zu diesem Geschäftsmann?
Wenn wir diese Geschichte als Gleichnis hören - und so ist sie gemeint, dann meint Jesus mit dem Herrn, der außer Landes geht, sicher sich selber. Er ist mit Tod und Auferweckung gewissermaßen außer Landes gegangen und hat seine Gemeinde auf dieser Erde allein zurückgelassen.
Die Knechte, denen jeweils eine Summe anvertraut wird, das sind die Jünger und nach ihnen alle, die Jesus nachfolgen. Die Gemeinde also - und zwar jeder Einzelne!
Die Rückkehr und Abrechnung, das steht für das sichtbare Wiederkommen Jesu.
Wenn der letzte Tag anbricht, dann wird abgerechnet - auch in der Gemeinde.
Das sind die beiden Themen dieses Gleichnisses:
1. Was der Herr der Gemeinde seinen Leuten schenkt.
2. Was der Herr der Gemeinde von seinen Leuten erwartet.
Es geht in diesem Gleichnis zuerst darum, was für unglaubliche Geschenke Jesus uns macht!
Ich habe den Eindruck, das wird meistens überhört.
Nur: Erst wenn wir das wirklich gehört haben, können wir das Andere verstehen - dass der Herr am Ende als Richter auftritt. Was Er von uns erwartet. Darum soll es dann in 14 Tagen gehen. Heute: Jesu große Geschenke an uns
Im Griechischen teilt der Reiche Talente aus - Talent ist im griechischen eine Mengenangabe. Luther übersetzte sinngemäß: Zentner - und zwar Silbergeld!
Evangelische Predigten über diese Geschichte haben unseren Gebrauch des Wortes Talent geprägt - als Bezeichnung für eine Begabung anstatt für eine Geldmenge!
Ein Talent ist etwas, was wir als Begabung vorfinden - wie ein Geschenk.
Nicht eine Fertigkeit, die wir uns mühsam erarbeitet haben, sondern etwas, was uns gleichsam zugefallen ist. Ein Naturtalent ist etwas Wertvolles - und wir sollen damit arbeiten.
Geht es hier also um unsere Begabungen?
Dass einer gut reden kann, ein anderer Beziehungen aufnehmen und pflegen. Andere können gut organisieren oder einen Raum ansprechend gestalten. Es gibt Genies an der Nähmaschine oder in der Verwaltung, Leute, die den berühmten grünen Daumen haben oder Genies in der Musik sind. Talente sind was Wunderbares!
In jeder Gemeinde gibt es sie und wenn eine Gemeinde wachsen soll, dann haben wir uns daran gewöhnt, auf diese Gaben zu achten und Menschen darin zu fördern.
Aber ist das wirklich hier in der Geschichte gemeint? Sind unsere Talente das, was Christen reicher macht als Andere? Nein - das stimmt doch nicht.
Wenn es um unsere Talente geht, die wir einbringen sollen, dann wird das leicht auch unbarmherzig. Dann verkommt Gemeinde zu einem Arbeitsbeschaffungsprogramm.
Und dann schleicht es sich ein, dass wir einander doch nach unseren Leistungen bewerten.
Und: Andere, außerhalb der Gemeinde sind doch auch begabt - oft sogar viel attraktiver oder beeindruckender als wir. Wenn wir Talente vergleichen, dann werden wir schnell neidisch und unzufrieden. Das aber sind keine geistlichen Früchte!
Jesu große Gabe an uns - das muss etwas Anderes sein!
Die Geschichte geht mit gigantischen Summen um! Ich hab´s nachgerechnet. Ein Talent, das sind 6000 Drachmen - was der Tageslohn für einen Arbeiter war.
Ein Talent wäre 16 ½ Jahre jeden Tag den Tagelohn - ca. 500.000 €.
Und das ist das Mindeste, was der Reiche im Gleichnis gibt.
Jesus macht seine Leute reich! Nicht in der Ewigkeit, sondern jetzt, mitten im Leben?
In der Zeit, bevor er wiederkommt? Was gibt Jesus uns mit?
Was ist der anvertraute Schatz, Jesu große Gabe an uns? Fünf Dinge möchte ich nennen:
1. Jesus gibt seinen Leuten seinen Geist! Und nur ihnen.
Der Heilige Geist ist die erste und wichtigste Gabe von Jesus an uns.
Nach Paulus hat jeder Christ den Heiligen Geist. Das erste und wichtigste, was der Heilige Geist in uns wirkt ist dies: dass wir überhaupt glauben können. Niemand kann Jesus den Herrn nennen, wenn nicht durch den Heiligen Geist. Der Geist Gottes begabt uns!
Die Bibel zu lesen und zu verstehen, das ist keine Frage der Intelligenz. Gottes Geist begabt Menschen, geistliche Dinge zu verstehen - egal, welche Schulbildung sie haben.
Auch wenn man von uns Rechenschaft fordert über unseren Glauben, dann gibt uns Gottes Geist ein, was wir sagen sollen.
Der Geist Gottes hilft uns auch, Richtiges von Falschem zu unterscheiden. Was für eine wichtige Gabe in unserer Zeit, die immer verwirrender wird! Aber gerade diese Wirkung des Geistes ist auch mehr und mehr umstritten.
Mit Erschrecken höre ich immer wieder bei Trauernden, dass Beruhigungsmittel anscheinend heute selbstverständlich verschrieben werden, wenn jemand einen Angehörigen verloren hat. Es wird betäubt, aber nicht bearbeitet.
In der Sterbebegleitung von Christen erlebe ich Anderes. Gottes Geist erweist sich als mächtiger Tröster.
Wie auch immer. In seinem Leben mit Gottes Geist rechnen zu können, das ist ein unglaublicher Schatz! Wie arm sind dagegen andere, die in allen Entscheidungen, in allen Krisen immer nur auf ihre eigenen Kräfte und Ideen angewiesen sind!
2. Jesus schenkt und aber noch mehr: Er gibt uns sein Wort. Klar, die Bibel haben auch andere. Aber dass wir erleben, wie aus diesen uralten Geschichten und Weisheiten plötzlich etwas aufleuchtet, was mir heute weiterhilft, das erleben nur die, die in Verbindung stehen zu Jesus. Ich erlebe das selber und ich höre es von Anderen: Worte oder Sätze aus der Bibel fallen mir plötzlich ein - und klären, was unklar war. Helfen mir, zu erkennen, was dran ist.
Oder wie ich mich gerade sinnvoll verhalten soll. Denn Gott will, dass mein Leben gelingt.
3. Das dritte große Geschenk: Jesus gibt uns seinen Frieden. Frieden, das heißt, ein erfülltes Leben leben zu können trotz unerfüllter Wünsche. Gut damit klarzukommen, dass Andere etwas genießen können, was mir fehlt. Wenn Neid sich in Luft auflöst, dann hat der Friede Christi Einzug gehalten in ein Herz.
Frieden hat etwas mit Entspannung zu tun, mit Vertrauen können und ruhig werden.
Für mich ist es eine der wichtigsten Auswirkungen Gottes in meinem Leben, dass ich gelassen bleiben kann. Natürlich rege ich mich auf, wenn ich betrogen werde, oder übervorteilt oder in meinem Vertrauen missbraucht. Klar, aber ich weiß, wohin ich damit gehe!
Ich hab mir angewöhnt, immer dann, wenn mich etwas aufregt, nicht sofort zu reagieren, sondern erst zu beten. Das gelingt mir nicht immer, aber wenn, dann ist es immer der bessere Weg. Überhaupt: das beten, es ist das vierte Geschenk des Glaubens:
4. Jesus gibt uns einen einzigartigen Zugang zu Gott. Dass wir mit dem allmächtigen Gott reden können wie ein Kind zum Vater - zu jeder Zeit und über alle Dinge, das ist ein Geschenk.
Wir trauen uns ja kaum, zu glauben, dass unsere Gebete die Wirklichkeit verändern können und sind manchmal überrascht, wenn das tatsächlich geschieht. Noch nicht erlebt? Dann sollten wir mal aufschreiben, wofür wir gebetet haben - was wir im Gebet erkannt haben, dass wir dafür beten sollten. Und später können wir nachschauen, inwieweit sich da etwas verändert hat.
Schließlich das Fünfte: Jesus macht uns zu Kindern Gottes. Das sind wir nicht automatisch von Geburt an. Wenn Jesus von Kindern Gottes spricht, dann geht es ihm nicht darum, wo jemand her kommt. Vielmehr darum, von wem jemand als Erbe eingesetzt ist. Also, wo wir hingehen. Auf welchem Hof einer mal landet. Ihr habt Wohnrecht bei Gott. In seinem Haus seid ihn nicht Gäste, sondern die neuen Hausherren.
Das zu wissen schafft eine heilsame Distanz zu allem in dieser Welt!
Wir gehören nicht wirklich hierher. Unser Bürgerrecht ist im Himmel.
Fünf unschätzbar wertvolle Geschenke, die Jesus uns macht - für die Zeit hier auf der Erde.
Nicht jeder hat Zugang zu allem gleichermaßen - auch das sagt das Gleichnis. Aber wer nur eins davon kennt, der ist reich beschenkt. Was machen wir draus? Darum geht's nächstes Mal.

Amen!
Björn Heymer