Hier kommen Sie zurück zur Startseite Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise) Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Lukas 15, 11 - 31, 3. Sonntag nach Trinitatis 2003 -
 
Drucken    

Ihr Lieben,

ein Vater hatte zwei Söhne ... so beginnt die vielleicht bekannteste Geschichte, die Jesus je erzählt hat.
Ein wohlhabender Großbauer muss erleben, wie der Jüngere seiner beiden Söhne aus dem wohlgeregelten Leben ausbricht - er fordert die Übertragung seines Erbanteils, macht kurz danach alles zu Bargeld und sich selber aus dem Staub.
Endlich raus, endlich die miefige Enge des Hofes hinter sich lassen.
Ich stell mir vor: er legt sein Vermögen in Aktien des neuen Marktes an, kauft sich einen pfuschneuen BMW Z4 und braust los - in die nächste Metropole.
Dort mietet er sich im Maritim ein und umgibt sich mit Young urban professionals -
Juppies, die auf großem Fuß leben.
Und scheitert so maßlos, wie er gelebt hatte. Börsencrash, Geld alle!
Freunde? Wen interessiert schon noch der Verlierer?
Job? Schweinehirt mit Hungerlohn.
Und schon höre ich die Verfechter gut bürgerlich angepassten Lebens innerlich jubeln.
So musste es ja kommen. Bleibe daheim und nähre Dich redlich! - so wäre es recht gewesen.
Hat dieser Junior nicht perfekt das gelebt, was man nur falsch machen kann?
Selbstsüchtig, rücksichtslos und mutwillig hat er alles riskiert und sein Leben weggeworfen.
Und weil Jesus mit dieser Geschichte Menschen in ihrer Haltung Gott gegenüber beschreibt, ist der jüngere Sohn der Inbegriff des Verlorenen geworden - meilenweit weg vom Vaterhaus Gottes. Und geradezu genüsslich stimmen wir, die wir zu Hause geblieben sind, in die Klage des Älteren ein:
"dieser dein Sohn hat dein Hab und Gut mit Huren verprasst"
Er hat sich rumgetrieben im heidnischen Land, wo man Schweine isst
- für den frommen Juden der Inbegriff der Verachtung von Gottes Gebot.
Der Ältere ist doch wohl zu Recht zornig, oder?
Nach Recht und Gesetz geurteilt ja!: sein Erbe hatte er bekommen - und verjubelt.
Soll er sehen, wie er jetzt zurechtkommt. Der soll erst mal lernen, was Arbeit heißt.
So denkt nicht nur der Ältere; genauso sieht sich der Jüngere auch!
Sein Plan, den er sich zurechtlegt, als er heimkehrt, sieht genauso aus:
Ich fang ganz unten an und biete mich als Arbeiter an.
Wenn Menschen nicht nach den Geboten Gottes leben, bedeutet das nicht, dass sie diese nicht kennen und nicht respektieren!
Das ist das erste, was uns die Geschichte über die verlorenen Menschen sagt!
Möglicherweise wissen sie ganz gut, wie ihr Leben eigentlich sein sollte.
Vielleicht ist das der Grund, weshalb der Vater ganz anders reagiert als der Bruder, als wir:
er lässt seinen Sohn gar nicht ausreden.
Das kommt überhaupt nicht in Frage! Du bist mein geliebtes Kind, wie kannst Du meinen, du könntest bei den Arbeitern unterkommen.
Hier, Schuhe an die Füße. Du bist Miteigentümer und sollst nicht barfüßig gehen wie die Sklaven.
Hier, dein Siegelring - du hast Befehlsvollmacht in meinem Haus.
Und hier ein Festgewand - deine Rückkehr ist ein Fest wert. Du bist willkommen!
Diese unbändige, übersprudelnde Liebe des Vaters ist geradezu ärgerlich.
Das ist nicht gerecht, was der Vater hier tut!
Wo kämen wir denn da hin, wenn sein Vorbild Schule machen würde?
Wieder ein Moment, in dem ich an die Jahreslosung denke: Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an!
Unser Urteil über Andere gründet sich auf Fakten - wenn's gut geht.
Und damit liegen wir offenbar falsch! Das will Jesus mit der Geschichte sagen!
Selbst hier, wo der Jüngere doch nun wirklich auch nicht recht hat, soll er nicht verurteilt werden. Warum?
Es geht Jesus darum, dass wir beim Urteilen nicht stehen bleiben. Da sind wir alle ja so schnell - andere oder auch uns selber zu verurteilen.
Wer urteilt, der hat nichts von Liebe verstanden.
Der Vater steht in der Geschichte für Gott - und der freut sich unbändig, wenn irgendeiner, der sich aus seiner Nähe entfernt hat, wieder umkehrt zu ihm. Im Himmel bricht ein Jubel aus! Ganz egal, was vorher gewesen ist. Kein Nachkarten, keine Vorhaltungen.
Gott ist gerecht und gnädig. Wenn wir das doch nur fassen könnten!
Von seiner Gerechtigkeit ahnen wir wohl etwas, aber Gnade?
Freude und Feierstimmung bricht aus, wo ein Mensch umkehrt.
Das Kalb wird spontan geschlachtet, Brot wird gebacken.
Die Arbeit ruht, die Musikinstrumente werden hervorgeholt und der Wein auch.
Urteilt nicht über Andere - sondern geht gnädig und verzeihend mit den Anderen um.
Und mit Euch selber! Wie viele verurteilen sich viel strenger als Gott das tut - aber glauben Gott seine Liebe nicht!
Der andere Bruder steht für die frommen Pharisäer und Bibelleser im Volk.
Erschreckend und entlarvend ist diese Geschichte:
Er hat sich unbemerkt längst genauso weit von Gott entfernt. In einer feinen Nuance unterstreicht Jesus das: Es hätte doch heißen müssen: "als er von der Arbeit nach Hause kam...". Stattdessen sagt Jesus: " als er sich dem Haus näherte ...."
Sein Vaterhaus war längst nicht mehr sein Zu Hause! Vielleicht wurde dem Älteren das gerade in diesem Moment klar, als er den Ärger, den Neid und den Frust in sich hochsteigen spürt. Auf einmal wird deutlich, wie kalt und bitter er ist. Keine echte Liebe mehr, kein Verstehen dessen, was der Vater denkt und tut. Es gibt ein Glauben in der Gottesferne!
Darum ist in neueren Bibelausgaben die Geschichte überschrieben: von den beiden verlorenen Söhnen. Beide leben in der Distanz zum Vater. Der Eine ganz klar, der andere innerlich, verborgen durch scheinbar ungetrübte Verhältnisse.
Keiner halte sich vor Gott für gerecht! Das sagt Jesus ganz ernst.
Gerechtfertigt - das ist etwas Anderes als gerecht.
Wer sich selber erniedrigt und alles von Gott erwartet, den erhöht Gott.
Den lädt er ein zum Fest der Heimkehr.
Und das ist doch wohl die Mitte der ganzen Geschichte:
Es wird gefeiert. Alle Mühen und Arbeiten werden unterbrochen, wo einer Friede macht mit seinem Gott.
Gleich feiern wir auch - mit welcher Stimmung werden Sie kommen?
Sehr ernst und zerknirscht? Weil ja eigentlich nichts zu feiern ist? Weil es ja schlimm genug ist, dass Jesus hat sterben müssen?
Oder sehr still, aber auch sehr dankbar: Jesus teilt seinen Schmerz mit mir. Keine Todesangst, keine Trauer, in die er mir nicht vorangegangen wäre. Und so, wie sich Brot und Wein dem Glaubenden verwandelt, so werden wir selber verwandelt, wenn wir uns einladen lassen.
Aus dem Hunger und Erschrecken über die Gottesferne wird ungläubiges Erstaunen und dann Festfreude! Es gibt nur einen Trost im Leben und im Sterben - und das ist diese Botschaft:
Wer immer umkehrt zum Frieden mit Gott, der ist eingeladen zum Leben - egal, von wo aus er sich aufgemacht hat.
So, wie der Vater in der Geschichte seinem Sohn entgegengeht und ihn einlädt, so lädt Gott uns heute ein: Komm doch, lass alles los, was Deine Freude bremst.
Lass Deinen Neid los, oder deine Eifersucht, oder Deine krampfhafte Selbstrechtfertigung, die so gnadenlos ist. Komm, wie Du jetzt bist. Es ist gut so. Nur komm! Friede sei mit Dir!

Amen!

Björn Heymer