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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zur Römer 13,1 - 7, Laetare 2003-- Drucken

Ihr Lieben,

in der vergangenen Woche haben wir zusammen mit Christen aus der katholischen Gemeinde im Römerbrief gelesen. Auch heute morgen hören wir auf einen Abschnitt aus diesem Brief. Woran denken Sie wohl, wenn Sie das Stichwort Römerbrief hören?
Die Botschaft von der freien Gnade? Die bleibende Erwählung Israels?
Das ganze Leben der Christen soll ein lebendiger Gottesdienst sein?
Die tiefe Bedeutung der christlichen Taufe?
All das sind Themen im Römerbrief.
Heute morgen ein Abschnitt aus dem 13. Kapitel.
Paulus äußert sich zum Verhältnis der Christen zur Staatsgewalt. Er schreibt:
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet.
Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt der Anordnung Gottes; die ihr aber widerstreben, ziehen sich selbst das Urteil zu. Denn vor denen, die Gewalt haben, muss man sich nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes; so wirst du Lob von ihr erhalten. Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut. Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. Deshalb zahlt ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener, auf diesen Dienst beständig bedacht. So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.

Als Paulus dies schrieb, waren die Christen eine kleine Minderheit im Reich, die eine neue Lehre von Gott verbreiteten. Der Römerbrief war sozusagen eine Äußerung aus dem Untergrund.
Später, als die Christen längst fest etabliertes Element im Staat waren, wurden diese Worte des Paulus meistens verstanden als einen Aufruf zur Unterordnung unter jeglichen Staat.
In einem alten Andachtsbuch kann man zu Röm. 13 folgendes lesen:
"Keine Gemeinschaft kann bestehen ohne Ordnung und Führung. Im Leben des Volkes pflegt man sie als Staat zu bezeichnen. Lebensordnung lässt sich nur schaffen durch Unterordnung, sonst entsteht Unordnung. Wenn dein Ich die Beugung unter dem großen Du deines Volkes versagen will, muss es beschnitten werden. Wenn ich an Gott glaube, muss ich an Deutschland glauben. Herr, lass mich treuer lauschen der Stimme meines Blutes, die klar und tief nach dem Ewigen fragt." Geschrieben und veröffentlicht 1934.
Zugegeben, ein extremes Beispiel, wie die Worte des Paulus missgedeutet wurden als Aufruf zur blinden und unkritischen Staatstreue.
Aber die Frage bleibt: Wie sollen wir das heute hören, was Paulus damals schrieb:
Jedermann sei untertan der Obrigkeit; es ist keine Obrigkeit außer von Gott; Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt der Anordnung Gottes;
Hatte demnach ein Dietrich Bonhoeffer, hatten die Frauen und Männer des Widerstands gegen Hitler sich gegen die von Gott auferlegte Ordnung gestellt? Wie steht es mit einem christlich motivierten Recht auf Widerstand gegen Diktatur und Unrecht?
So viel scheint klar. Paulus ist davon überzeugt, dass der Glaube an Jesus Christus etwas mit unserer Haltung zu den Mächtigen dieser Welt zu tun hat. Dazu heute drei Gedanken:


1. jede Herrschaft geschieht im Dienst Gottes
2. jede Herrschaft ist Gott untergeordnet
3. von Freiheit und Verantwortung

1. Paulus hat unter römischen Kaisern gelebt und auch gelitten.
Kaiser Claudius hatte durch ein Gesetz alle Juden mal eben aus Rom ausgewiesen - wer sich widersetze, wurde enteignet und ins Gefängnis geworfen. So geschehen 49 nChr.
Nero, sein Nachfolger, hat nur zwei Jahre, nachdem Römerbrief geschrieben wurde, Christen als lebendige Fackeln in Rom verbrennen lassen - möglicherweise auch Paulus selber.
Und nicht zu vergessen - es war die Zeit, in der die Kaiser begannen, göttliche Verehrung für sich zu fordern. Das haben die Christen immer abgelehnt.
Trotzdem jede Ordnung von Gott eingesetzt? Jede Ordnung zu respektieren? Warum?
Damals lebten die Christen allein deshalb, weil sie Christen waren, schon hart am Rand der Legalität. Religiöse Sondergruppen waren genehmigungspflichtig - und in dem Moment, wo Gemeinden nicht unter "Bibelkreis der jüdischen Synagogengemeinde" liefen, hatten sie keinen Rechtsschutz. Sie wurden allenfalls geduldet, allzu schnell aber auch nach Verleumdungen angeklagt und verurteilt. Der Staat bot ihnen keinen Schutz, er war meistens eine Gefahr für die Gemeinde.
In dieser Lage erinnert Paulus die Christen daran: Ordnet Euch in das System des Staates ein! Begehrt nicht gegen die Steuerpflicht auf.
Warum? Paulus mahnt seine Leser in Rom: Riskiert keine Verfolgung um der falschen Dinge willen.
Es lohnt sich nicht, sein Leben und seine Sicherheit zu riskieren, nur weil man anderer politischer Einsicht ist!
Für mich war damals die Begegnung mit jungen Christen in der DDR ein Lehrstück:
Wer mal drüben gewesen ist, der wird sich an die Sinnsprüche und Parolen erinnern, die meist rot unterlegt überall das Stadtbild prägten. "In treuer Waffenbruderschaft vorwärts zum Wohl aller Werktätigen!" oder so ähnlich.
Ich als junger Wessi dachte: wenn ich das jeden Tag lesen müsste - ich würde mich aufregen! Vielleicht würde ich sogar nachts losziehen und so was übermalen oder durchstreichen.
Und dann fragte ich einen von der Gemeinde dort, wie er damit umgeht. "Wir sehen das gar nicht mehr!" antwortete er mir. "Dafür die Energie zu verwenden und Ärger zu riskieren, das ist es nicht wert!" Die Christen dort hatten Römer 13 gelesen.
In den meisten Diktaturen können Gemeinden leben, wenn sie das beherzigen, was Paulus hier empfiehlt: "Respektiert die Ordnung, die ihr habt. Selbst eine schlechte Ordnung ist besser als gar keine."
Denn auch das ist wahr: "Des Königs Herz ist in der Hand des Herrn wie Wasserbäche. Er lenkt es, wohin er will." So steht es in den Sprüchen.
Wir, die Gemeinde haben einen Auftrag an der Regierung, die wir haben: "Sucht der Stadt Bestes und betet für sie" - egal, ob sie christlich oder heidnisch ist!
Unsere momentane Regierung scheint das besonders nötig zu haben. Noch nie war das Urteil der Mehrheit nach einer Wahl in unserem Land so schnell gegen die Regierung wie jetzt.
Ihr Lieben, wenn wir uns dadurch davon abbringen lassen, für unsere Regierung zu beten, dann tragen wir bei dazu, dass Schaden für unser Volk geschieht.
"wo Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet." Von Paulus werden wir hier ermahnt, gerade auch die Regierung als von Gott uns gegeben anzunehmen, die uns nicht passt!
Lasst nicht nach, für die Regierung und ihre Arbeit zu beten!
Das höre ich als erste dringende Mahnung heute.
Dann aber gleich auch das Andere:
2. "Jede Herrschaft ist Gott untergeordnet"
Hier muss man nun die leisen Zwischentöne beachten.
Paulus sagt nicht: Jeder Herrschaft ist göttlich! sondern im Gegenteil! "von Gott angeordnet"
Keine menschliche Regierung darf fordern oder beanspruchen, religiös verehrt zu werden.
Also keine blinde Verehrung - kritiklos und mit ganzer Hingabe!
Wer Gott die Ehre gibt, der beachtet das erste Gebot: Verehre keine anderen Götter!
Der Glaube an Christus weiß um die Größe, aber auch um die Abgründigkeit jedes Menschen. Das sollte uns davor bewahren, irgendjemanden für fehlerfrei und nur von reinen Motiven bewegt zu halten.
Das gilt in Diktaturen ebenso wie in Demokratien. Wer immer behauptet, Politik im Namen Gottes zu betreiben - oder sogar einen Krieg zu führen, der maßt sich etwas an, was keinem Menschen zusteht.
Damals zur Zeit des Paulus hatte die Gemeinde gar keine Möglichkeit, in die Politik einzugreifen. Vielleicht kommt das unseren Ohnmachtsgefühlen angesichts der Kriegsereignisse sogar ganz nahe.
Was wir da noch tun und lassen können, darum soll es jetzt noch gehen:
3. von Freiheit und Verantwortung
Tun sollen wir zweierlei: Erst einmal treu beten für die Regierungen. Wenn schon die Christen damals für den Staat gebetet haben, der sie verfolgt hat, dann sollten wir das auch tun. Jesus hat sogar gesagt, wir sollen für unsere Feinde beten. Das unterscheidet uns von anderen Menschen, wenn wir es tun. Das treue Beten auch für die Anliegen, die uns direkt nicht nützen. Ich bin davon überzeugt, dass es etwas verändert, wenn wir es nur täten!
Und das Andere: Paulus führt es aus am Beispiel der Steuern und Abgaben.
Ordnet Euch ein in den Staat, solange es nicht das Gewissen verbietet. Hier gibt es keine starre Vorgabe, denn das Gewissen des Einzelnen ist unterschiedlich empfindlich.
Viele haben damals den Soldatendienst verweigert.
Beim Thema Steuern zahlen gab es wohl verschiedene Standpunkte. Hier ist Paulus ganz klar: Bezahlt die Steuern, auch wenn damit Kriege finanziert werden.
Paulus schließ seine Ausführungen mit dem allgemeinen Satz:
"gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.
Was dem Staat nicht zukommt, das führt Paulus hier nicht aus.
Hier ist unser Gewissen gefragt.
Jesus hat diese Frage mit einer gewissen Hintersinnigkeit beantwortet, als man ihm die Steuermünze in die Hand drückte:
Gebt dem Kaiser, was sein Bild und seine Aufschrift trägt.
Der Mensch trägt nicht die Prägung des Kaisers, sondern des Schöpfers. Also darf auch kein Kaiser ihn total beanspruchen. Dem Kaiser gibt man etwas - nur Gott gebe man alles!

Amen!

Björn Heymer