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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zur Markus 8, 31, Estomihi 2003-- Drucken

Ihr Lieben,

es gab im Leben Jesu einen Zeitpunkt, der war ganz ähnlich wie der heutige Morgen:
die Runde war überschaubar geworden.
Viele waren einfach weggegangen - übrig war der kleine Rest der Getreuen.
Und in dieser besonderen Situation hat Jesus auch etwas besonderes gemacht:
Er hat nicht gepredigt, sondern er hat seine Leute um sich geschart und sie gelehrt.
Eine Bibelstunde, mit Möglichkeit zur Nachfrage, mit Gegenrede und sogar Streit über die Bedeutung von Gottes Wort. So war das damals.
Sollten wir das heute morgen nicht auch so machen? Uns in eine Runde setzen und miteinander über den Willen Gottes sprechen?
Nun weiß ich von dem Unbehagen, dass manche sofort spüren, wenn sie jetzt aufstehen müssten, ihren Platz verlassen und sich vielleicht gar selber am Gespräch beteiligen.
Ich ahne, dass Sie sich eher darauf einlassen können, sich in Gedanken in diese kleine Runde um Jesus zu setzen und zu lauschen.
Jesus eröffnet das Gespräch mit einer These. Nicht abgehoben akademisch, sondern es geht ihm um die entscheidende Frage nach seiner Zukunft.
Er hat lange betend darüber nachgedacht, wie sein Weg weitergehen würde.
Einerseits war er auf dem Höhepunkt angekommen: etliche Heilungen und Wunder sind durch seine Hand und durch sein Wort geschehen - seine Art, die Bibel auszulegen, war verstanden worden. Die Leute spürten:
Hier redet einer mit Vollmacht. So will Gott verstanden sein.
Andererseits formierte sich der Widerstand:
Herodes hatte den Täufer ermorden lassen, er trachtete auch Jesus nach dem Leben.
Auch viele fromme Wortführer im Volk warnten vor diesem verdächtigen Wunderheiler.
Der Boden in Galiläa wurde heißer, so heiß, dass Jesus auswich - jenseits der Grenze in heidnisches Gebiet. Nur war das keine Lösung!
In dieser angespannten Lage musste Jesus selber ein neues Ja zu seiner Berufung finden. Seine Schlussfolgerung legt er jetzt seinen Jüngern vor:
Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.
Muss? Da höre ich gleich den ersten Einspruch. Wer sagt denn das? Muss denn diese tödliche Auseinandersetzung sein? Gibt es nicht einen anderen Weg? Einen Weg des Ausgleichs, einen Weg der Gewaltlosigkeit und des Friedens?
Nein, antwortet Jesus ganz klar. Es muss so und nicht anders sein. Mein Weg geht ins Leiden wie der Weg aller Propheten vor mir auch.
Hier geht es nicht um das Abwägen menschlicher Möglichkeiten.
Wenn Jesus hier von der unausweichlichen Notwendigkeit seines Leidens spricht, dann geht es um den Willen Gottes, den Er in seinem Wort festgelegt hat.
Wie hat Jesus selber bis zuletzt darum gerungen mit Gott!
Eine Woche nach diesem Gespräch erlebt er die Verklärung - Gott sendet ihm Mose und Elia, die ihn darin bestärken, diesen schweren Weg weiterzugehen.
Noch in Gethsemane fragt Jesus: Muss es wirklich sein? Gibt es keinen anderen Weg?
Wer sich in seinem Leben auf Gott und seinen Willen einlässt, der kommt unweigerlich in Krisen. Der muss sich entscheiden, ob er Gott mehr gehorchen will als den Menschen, auch mehr als seinem eigenen Antrieb, seiner eigenen Einsicht oder Erkenntnis.
Warum? Warum soll es keine andere Möglichkeit geben?
Auf diese Frage gibt Jesus keine Antwort. Das von Gott gesprochene Muss! Verträgt keine Begründung. Das Leiden wäre banal, wenn man es erklären könnte, wenn wir es scheinbar logisch leichtfüßig diktieren könnten. Wer meint, das Leiden erklären zu können - bei sich selbst oder bei anderen, der missachtet das Rätsel, das im Leiden müssen steckt.
Jesus begründet seinen Leidensweg nicht. Er tut nichts anderes, als dass er die Linien nachzeichnet, die er in der Schrift findet:
Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden ...
Wer die Psalmen im Ohr hat, dem fällt dazu sofort Psalm 118, 22 ein:
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.
Gott baut sein Reich mit dem, was nach menschlichen Maßstäben nichts wert ist.
Was für ein Trost für alle Gescheiterten, für die, die ihre Grenzen akzeptieren müssen!
Bei Gott zählt nicht der Glanz des Erfolges. Nicht die Punkte, die wir gesammelt haben.
Er sucht gerade die aus, die gering von sich denken, die nicht stolz sind auf ein Lebenswerk, sondern die sagen können:
Der Herr hat´s gegeben, der Herr hat´s genommen - gelobt sei der Name des Herrn.
Das wäre eine christliche Grabinschrift, nicht aber: Nur Arbeit war sein Leben... ewig dankbar und unvergessen und wie die selbstherrlichen Sprüche sonst heißen.
Verworfen, das klingt beim oberflächlichen Hören noch recht harmlos. Stellen Sie sich einen Steinbrocken vor, schwach und porös, ungeeignet zum Einbau in eine Mauer. Der Bauarbeiter schlägt einmal mit seinem Hammer drauf und er zerbröselt. Auf den Schutthaufen damit! Nutzlos und unbrauchbar.
Das ist das brutale Bild, das Jesus hier auf sich bezieht.
Wer heute in der Grabeskirche in Jerusalem an den Ort der Hinrichtung Jesu tritt, der kann mit guten Beziehungen genau das sehen: rund um den Hügel Golgatha haben Bauleute Steine gebrochen, um damit den Tempel zu bauen. Sie haben ihre Spuren hinterlassen.
Und der Hügel Golgatha, auf dem das Kreuz aufgerichtet wurde, er ist nichts anderes als eine Stelle im Gestein, die so mit Rissen und Hohlräumen durchsetzt ist, dass sie unbrauchbar war. Jesus starb buchstäblich auf einem Stein, den die Bauleute verworfen haben - und der ein Eckstein geworden ist in einer großen, uralten Kirche.
So ist Gott: was wir für wertlos halten, was schwach ist und nichts aushält, das nimmt Er und bringt es zu noch größerer Ehre als alles Edle rundum. Die guten Bausteine rundum sind längst vergangen und vergessen!
nach drei Tagen auferstehen.
Es gehört für mich zum Unbegreiflichsten in den Evangelien, dass die Jünger das offenbar nie gehört und geglaubt haben: Jesus sprach nicht nur von der Niederlage!
Er wusste: Gott verwandelt diese Niederlage in seinen größten Sieg!
Auch das ist gut begründet in der Schrift:
Im Propheten Hosea heißt es: 6,2
Er macht uns lebendig nach zwei Tagen, er wird uns am dritten Tage aufrichten, dass wir vor ihm leben werden.
Und aus dem Buch Jona hören wir:
Aber der HERR ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte.
Schließlich lesen wir bei Jesaja in der Einleitung zum großen Kapitel vom Leiden des Gottesknechtes (52, 13)
Siehe, meinem Knecht wird's gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein.
Es ist wohl so, dass unsere Seele so schwer glauben kann, dass Gott es gut mit uns meint.
Der Tod Jesu am Kreuz ist nicht die Endstation. Es folgt das Osterfest!
So ist auch in der Nachfolge Jesu keine Krise ohne Ausweg.
Gott macht was draus, wenn wir ihn machen lassen.
Aus den kleinen Krisen folgt Wachstum, Reifung und Frucht.
Und aus der großen Krise des Lebens, aus dem irdischen Sterben weckt Gott das neue Leben.
Wir bekommen es nur so - es muss so sein. Es ist der Weg, den Gott uns verordnet hat.
Weil Er uns liebt.

Amen!

Björn Heymer