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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zur Epheser 1, 3 - 8, 4. Sonntag nach Epiphanias 2003-- Drucken

Ihr Lieben,

Jeder Gottesdienst endet mit dem Segen. Das ist so, seit Menschen Gottesdienste feiern.
Undenkbar, dass es den Segen nicht gäbe. Der zugesprochene Segen ist ein geistlicher Schatz. Aber was bedeutet es eigentlich, dass wir als Gesegnete in die Woche gehen?
Ich lese dazu aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.
Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten;
in seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten.
In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit.

Paulus versteht sein Leben und seinen Glauben ganz von Gott her:
Gott hat ihn gesegnet - und das genügt ihm.
Segen umfasst alles, was Gott für uns tut. Vor allem hat Segen etwas mit Bewahrung zu tun.
Früher hab ich oft gesagt: Ein Segen! - immer, wenn was gut gegangen ist. Gemeint hab ich: "Wat´n´ Glück!"
Heute sag ich: da hab ich damals etwas von Gottes Handeln geahnt, ohne es zu merken.
Es ist wirklich so: Wenn Gott seine Hand segnend auf einen Menschen legt, dann dürfen wir glauben: Es ist Gott wichtig, wie es den Menschen geht, die ihm vertrauen.
Es ist, als wenn seine Hand auf unserer Schulter ruht und uns stärkt, die Krisen des Lebens zu bestehen. Nicht als Schutzzauber - das wäre ein Missverständnis - aber als feste Zusage: was auch geschieht - ich bin an deiner Seite.
Paulus hat das immer wieder erlebt - als er mehrfach in Seenot geriet und gerettet wurde, als er im Gefängnis saß und ermutigende Briefe empfangen konnte.
Im Rückblick auf sein Leben konnte er geradezu ein Loblied singen auf Gottes reichen Segen.
Drei Taten Gottes gehören für ihn zum Segen:
Gott hat uns erwählt, Er hat uns vorherbestimmt und Er hat uns erlöst.
Lauter fromme Fachworte - was bedeutet das für unser praktisches Leben?
in Christus hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten
Gott hat sich die Menschen ausgesucht, um an ihnen etwas von sich zu zeigen.
Schon im Bericht von der Schöpfung wird erzählt: Gott sieht den Menschen an und sagt: Siehe, es ist sehr gut - und dann segnete die Menschen.
Segnen ist ein schöpferischer Akt! Gott spricht und dadurch verändert sich die Wirklichkeit!
Durch das Reden Gottes ist die Welt überhaupt erst entstanden.
Und Paulus sagt hier sogar: noch vor der Welt hat Gott die Menschen erdacht.
Die Schöpfung ist nicht zweckfrei gemacht, sondern sie ist von Gott als Lebensraum für die Menschen gemacht worden, die er sich vorher ausgedacht hatte.
Der Mensch ist der Grund, weshalb es die Welt überhaupt gibt.
Dass wir leben, Nahrung finden, Klima ertragen - alles Auswirkung von Gottes Segen!
Er hat zuerst Ja zum Menschen gesagt! Und zwar zu allen Menschen.
Die Schöpfung ist Gottes segnendem Handeln zu verdanken.
Damit sind die Menschen verpflichtet, nach dem Willen Gottes zu leben.
Aber - nicht alle wissen das und leben danach.
Gottes Segenswillen wird gleich zu Anfang der Bibel durchkreuzt, indem die Menschen genau das nicht tun - nach dem Gebot Gottes zu leben.
Diese Bewegung gegen Gott, weg von Gott - zieht sich durch die Bibel. Als Geschichte der Menschheit gelesen ist die Bibel eine Geschichte des Niedergangs.
Aber die Bibel erzählt nicht nur das. Sie erzählt auch von der gegenläufigen Bewegung:
Gott gibt nicht auf, zu segnen. Er ruft immer wieder Menschen und segnet sie in besonderer Weise: das bekannteste Beispiel ist Abraham - der eine wird herausgerufen und hört den Zuspruch Gottes: "Schau dir den Sternenhimmel an. Noch zahlreicher will ich deine Nachkommen machen!" - Und das zu einer Zeit, als Abraham sich eigentlich damit abgefunden hatte, kinderlos zu bleiben. Für Gott kein Hinderungsgrund! Seine Segenskraft kann alles Menschenmögliche weit übersteigen. Aus einem einfachen und unbegreiflichen Grund: weil Gott uns liebt!
Paulus fährt fort:
in seiner Liebe hat Gott uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus
Seine Liebe drückt sich aus im Segen. Wer gesegnet ist, der hat eine Berufung.
Wir sollen erkennen, wozu wir geschaffen sind: damit wir Kinder Gottes sind - in Jesus Christus. Das ist unsere Bestimmung, der Sinn, wofür wir da sind.
Wer das annimmt, der erkennt zwei Dinge:
1. Da ist ein Gott, der als Ursprung hinter meinem Leben steht. Ein Gesegneter ist nicht ein Zufallsprodukt, sondern ein einzigartiges Original, gewollt vom Schöpfer des Universums.
2. Ich bin angesehen von Gott. Er weiß um mein ganz besonderes Leben.
Er hat mich im Blick. Da denkt man dann nicht mehr: Glück gehabt! sondern: danke, Vater!
Und Kinder Gottes erkennt man daran, dass sie den Segen Gottes suchen.
Sie gehen dorthin, wo sie gesegnet werden:
Wo das ist? Der Gottesdienst ist die nächste Adresse. Am Ende eines jeden Gottesdienstes steht der Segen. Er sagt uns zu: Gott geht jetzt mit! -
und zwar in dem Moment, wo wir uns wieder auf den Weg machen.
Hin und wieder gibt es besondere Orte und Zeiten für den Segen: am Beginn des Lebens, bei der Einschulung oder beim Schulwechsel, Traupaare und die entsprechenden Jubiläen, Konfirmation, beim Beginn eines bestimmten Dienstes und schließlich am Ende des Lebens. Immer, wenn wir von einem Ort in den anderen wechseln, können wir den Segen Gottes erbitten. Die Türschwelle, die man überschreitet ist seit jeher der Ort, wo gesegnet wird.
Für Paulus ist der Segen gebunden an Jesus:
In Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden.
Gesegnet sein heißt: verbunden mit Christus zu sein.
Und damit als ein befreiter Mensch durchs Leben zu gehen.
Befreit von dem, was unsere Geschichte belastet.
Paulus nennt das hier Sünde. Das umfasst Erfahrungen des Scheiterns, schmerzhafte Erkenntnisse, wo wir an unsere Grenzen gestoßen sind oder einander verletzt haben.
Wer bewusst uns selbstkritisch durchs Leben geht, weiß, was gemeint ist.
Segnen heißt: Worte des Friedens sagen - und damit auch: den Frieden aus wieder herstellen.
Der uralte Segen, mit dem seit Aaron die Priester das Volk segnen, zielt auf dieses Wort:
Gott gebe dir Frieden!
Gott hat sich gewissermaßen selbst verpflichtet, als er die Menschen gesegnet hat.
Verpflichtet, den Frieden immer wieder herzustellen.
Deshalb schickte er seinen Sohn, der sich selber hingab in den Tod, damit wir leben.
Wenn wir das Mahl Jesu feiern, empfangen wir den Zuspruch:
Dir sind deine Sünden vergeben. Jesus hat sein Blut vergossen auch für Dich.
Gesegnet zu sein heißt: befreit von den Folgen der Fehler, die in einem Leben passieren.
Gesegnet zu sein heißt: wir dürfen immer wieder neu beginnen.
Weil Gottes Ja zu uns lauter ist als unsere vielen kleinen Neins.
Der Segen will empfangen und angenommen werden. Dann wird er zum Trost und zu einer Ermutigung, den Weg weiter zu gehen.

Amen!

Björn Heymer