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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zur Jahreslosung 2003, 1. Samuel 16, 7, Neujahr 2003-- Drucken

Liebe Gemeinde,

Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. 1. Samuel 16,7c
Dieser Satz aus der eben gehörten Geschichte wurde als Jahreslosung für das Jahr 2003 ausgewählt. Gott bremst damit seinen Propheten Samuel, bevor dieser den Falschen zum König salbt.
Gott blickt tiefer als nur auf die Fassade! Ihm ist das Herz wichtiger als die Äußerlichkeiten.
Zwei Dinge höre ich aus dieser neuen Jahreslosung für uns:
Erstens: Bei Gott haben alle eine Chance!
Der kleinste Hirtenbengel taugt zum König. Weil sein Herz am rechten Fleck schlägt!
Niemand braucht zu verzweifeln, weil er oder sie mit seinem Äußeren nicht zufrieden ist. Egal, ob Du nicht das Idealgewicht hast, oder zu dünne, zu kurze Haare, ein langweiliges Gesicht oder unsportlich bist.
Das alles ist Gott gar nicht so wichtig wie wir immer eingeredet bekommen.
Gott fragt bei jedem Menschen zuerst nach dem Herzen:
Wie liebevoll gehst Du mit anderen um?
Mit der Schöpfung und mit Dir selbst?
Bist Du ehrlich? Stehst Du zu deinen Schwächen?
Wie stehst Du zu deinem Schöpfer und zu seinen Geboten?
Das interessiert Gott, wenn Er dich ansieht!
Die Jahreslosung enthält erst mal keine Forderung, keine Anweisung, sondern sie beschreibt einfach Gott, wie er ist und handelt.
Er sieht das Herz an - und lässt sich nicht blenden von Äußerlichkeiten.
Wie tröstlich und wunderbar!
Zweitens ist die Jahreslosung eine kleine Schule des Sehens für uns.
Worauf schauen wir? Wie schnell und wonach bilden wir unser Urteil?
Was blenden wir alles aus, noch bevor wir richtig hingeschaut haben?
Durch unser Sehen filtern wir die Wirklichkeit.
Wir lassen nur das an uns heran, was uns passt.
Wir lassen uns blenden von Äußerlichkeiten.
Zur Losung betrachten wir ein Bild.
Wie in jedem Jahr hat der Künstler Andreas Felger von der evangelischen Jesus-Bruderschaft Gnadenthal ein Motiv zur Jahreslosung geschaffen.
Dia: ganzes Motiv ohne Text
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.
Zwölf Felder, ineinander fließend, warme, lebendige Farbtöne.
Wie geht es Ihnen beim ersten Hinschauen?
Was ist Ihr erster Eindruck? Interessiert Sie dieses Bild? Oder steht Ihr Urteil schon fest?
An der Art, wie wir Kunst betrachten wird auch deutlich, wie wir mit allem umgehen, was uns umgibt: ein schnelles Urteil: Schön - oder hässlich? Sagt mir nichts! Oder: doch, interessant!
Viele Menschen sind bequem bei der Betrachtung von Bildern.
Da lässt man nur kurz den Blick streifen - fällt sein Urteil - und so bleibt es.
Im Schaufenster eines Modehauses hab ich mal den Satz gelesen: "Es gibt nie eine zweite Chance für den ersten Eindruck!" Wie wahr und auch wie unbarmherzig!
"Ein Mensch sieht, was vor Augen ist" Wir alle sind dieser Mensch! Wir sind ungeduldig, oberflächlich und von vorgefassten Urteilen erfüllt. Das zeigt uns die Jahreslosung auch.
Wir sind anders als Gott und liegen damit allzu oft falsch!
So müssen wir nicht bleiben! Von Gott können wir lernen, genauer hinzuschauen!
Wir wollen das heute Abend bei diesem Bild üben.
Was sehen wir, wenn wir uns Zeit nehmen?
Dia: Ähren
Jesus wanderte mit offenen Augen am See Genezareth entlang und durch die judäische Wüste hinauf nach Jerusalem. Er sah die kleinen, die selbstverständlichen Dinge - einen Bauern, der Körner aussät, ein winziges Senfkorn; die winzige Blütenpracht der wilden Lilien am Feldrand, die Spatzen. Und er nahm das auf und formte daraus die Gleichnisse, in denen tiefste Geheimnisse des Reiches Gottes ganz einfach werden.
Dia zurück zur Gesamtansicht!
Im Feld gegenüber ahnen wir Trauben.
Noch einmal: was sieht der vorschnelle Blick: Aha! Brot und Wein - ein christliches Symbolbild. Das kennen wir schon! Haben wir es auch verstanden?
Das Brot als Ursymbol der Sättigung. Es steht für alles, was wir zum Leben brauchen - gestern haben wir gehört: unsere Seele wird satt von lebendigen Erfahrungen mit Gott.
Der Wein stehlt demgegenüber nicht einfach für das Trinken.
Gerade in seiner berauschenden Wirkung gilt der Wein immer auch als Überfluss, als das Besondere, das einem Gast zu Ehren gereicht wird. Wein wird getrunken, wenn gefeiert wird.
Der Wein steht für den Festtag im Gegenüber zum Alltag.
Beides gehört zusammen, wenn der Mensch gesund bleiben soll.
Noch ein weiteres Gegenüber ist zu erkennen:
Links unten ein Feld von Quadraten in Rot und Orange - eine Struktur, wie sie in der Natur nicht vorkommt. Von Menschen gemacht. Symbol für menschliches Schaffen, für Kultur.
Dem gegenüber sieht man rechts oben einen Kreis. Eine organische Form, die vielfach vorkommt in der Natur - Kultur und Natur im Gegenüber.
Hier ist der Schöpfungsauftrag aufgenommen: Ihr sollt die Erde bebauen und bewahren.
Sehen wir das noch?
Bedeutet es uns etwas, dass es viele Dinge gibt, die einfach da sind: der Wind, die klare Luft, - Schöpfung, Geschenk Gottes!
Und achten wir es, dass Menschen Gutes schaffen können. Strukturen, Technik, Ordnung, die zum Leben hilft. Der Mensch sieht, was vor Augen ist - sehen wir noch das Wesen der Dinge hinter den Äußerlichkeiten? Sehen wir noch, wie etwas gemeint ist?
Dia: Augen
Richtig zu sehen ist eine Kunst! Selbst wenn alles scharf ist, können wir das Wesentliche übersehen. Das Kleine unterschätzen wir leicht. Ebenso lassen wir uns dazu verleiten, Auffälliges zu überschätzen. Großes wächst leicht zu Gigantischem, ein talentierter Mensch wird dann zum Star; aus einem erfolgreichen Unternehmen schnell ein global player.
Der Prophet Samuel hatte auch solche Probleme.
Er kommt nach Bethlehem, um einen neuen König zu salben.
Isai, wohl der Patriarch des Ortes, führt stolz seine Söhne vor.
Schon der Älteste ist ein Prachtkerl!
Und Samuel ist beeindruckt: Das iss er! Der neue Gesalbte! Warum noch lange überlegen?
Aber dann hört er, dieser Gott-Hörer, Gottes Stimme:
Lass Dich nicht blenden. Hör nicht auf das, was die Leute urteilen. Ich haben andere Maßstäbe für den Wert eines Menschen als ihr!
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.
Die Entscheidung, wen Samuel nun salben soll, wer der künftige König in Israel sein soll, die liegt bei Gott und nicht bei Menschen. Gott sei Dank!
Der Hirtenjunge, David, soll es sein. Er hat ein brennendes Herz.
Dia: Herz
In der Mitte des Bildes ist ein Fleck.
Er hat die Form eines Herzmuskels. So in etwa jedenfalls.
Bei ganz genauem Hinsehen kann man etwas Überraschendes entdecken:
Dieses unregelmäßige Farbfeld ist gar nicht aufgemalt, es ist ausgerissen! Das ist ein Loch!
Es gibt den Blick frei auf ein weiteres Bild, das dahinter liegt.
Wer hätte das gedacht! Wenn ein Bild noch so schön ist - es liegt noch mehr dahinter!
Das ist wohl das Geheimnis göttlichen Sehens: nicht bei dem stehen bleiben, was vor Augen ist, sondern erkennen, was dahinter steht: hinter der Rastlosigkeit eines Managers die Angst vor dem Ruhestand; hinter der Aggressivität eines Menschen sein schwaches Selbstwertgefühl; hinter einer verrückten Idee die Vision einer besseren Welt.
Wir nehmen uns oft die Zeit nicht, dahinter zu schauen. Vielleicht haben wir auch Angst, wenn uns jemand so durchschaut. Und verbergen deshalb unsere tiefsten Motivationen.
Einer, der uns durchschauen dürfte, der müsste schon sicher auf unserer Seite sein - wie Gott.
Dia: rotes Feld
Ein Feld am rechten Bildrand. Rot ist die Farbe der Liebe, der Wärme und Zuneigung.
Entscheidend ist nicht, was hinter unserer Fassade auftaucht - entscheidend ist, wer uns hier durchschaut. Es ist der einen, der einzige liebende Gott.
Henry Nouwen hat Gott einmal so beschrieben:
"Er ist ein Vater, der seit Beginn der Schöpfung seine Arme in gnadenvollem Segen ausgestreckt hat, der niemals sich irgendeinem aufdrängt, sondern der immer wartet und unentwegt hofft, dass seine Kinder heimkehren werden und dass er dann zu ihnen Worte der Liebe sprechen kann. Sein einziger Wunsch ist es, zu segnen."
Dia: Gesamtmotiv mit Text
Unser Vertrauen in Gott hat seine Wurzeln in seinem Wort. Wir sollen mehr und mehr unabhängig werden von sichtbaren Bestätigungen. Zu Thomas hat der Auferstandene gesagt:
"Selig sind, die nicht sehen und doch glauben."
Trotzdem weiß Gott ja, dass wir alle Augenmenschen sind.
Deshalb verkleidet er die ewigen Wahrheiten in sichtbare Bilder.
So ist der Regenbogen immer wieder eine Erinnerung an seinen ungekündigten Bund.
An der Art, wie das Brot gebrochen wird, erkennen seine Jünger den Auferstandenen.
Sie sehen in einer neuen Weise und aus Zweifel wird Glaube. Bis heute.

Amen!

Björn Heymer