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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zur Jahreslosung 2002, Jesaja 12, 2a, Silvester 2002 -- Drucken

Liebe Gemeinde,

Liebe Gemeinde,
wissen Sie noch, wie die Jahreslosung des Jahres 2002 lautete?
Haben Sie gar etwas erlebt mit diesem Leitwort?
Wenn Sie jetzt mit nein antworten, dann geht es Ihnen nicht schlechter als mir.
Ich hab mich dabei ertappt, dass mir dieser biblische Jahresbegleiter einfach nicht mehr einfiel. Dabei war es ein so schönes, tröstendes und einladendes Wort:
Ja, Gott ist meine Rettung; ihm will ich vertrauen und niemals verzagen. Jesaja 12,2
Ein Bibelwort, das mit Ja! anfängt - das geradezu einlädt, mit demselben Ja! zu antworten.
Gott kann und will retten - andere haben es erfahren und bezeugt.
In dem Wort Rettung steht im hebräischen Text das Wort, von dem der Name Jesus kommt.
Diese uralte Zusage von Jesaja - wohl mehr als 2500 Jahre alt - hat sich in der Person unseres Herren erfüllt: Jesus ist der als Retter in die Welt gekommene Gott! Das ist Evangelium pur!
Warum vergessen wir, vergesse ich so ein goldenes Wort?
Kann es daran liegen, dass wir gar keinen Retter gebraucht haben im vergangenen Jahr?
Denn was wir nicht brauchen, das vergessen wir. Und wenn es noch so richtig ist.
Ist es nicht so, dass es mir und vielen anderen auch ohne Gott ganz gut gegangen ist?
Was sind wir doch nur für vergessliche Leute!
Darum ist es gut, wenn wir heute Abend zurückdenken an das, was gewesen ist.
Wir machen Gott Ehre und helfen unseren trägen Herzen auf, wenn wir uns dafür Zeit nehmen. Es gab im Jahr 2002 eine Fülle von Schreckensnachrichten:
Erfurt: Im April erschießt ein Schüler zwölf Lehrer, zwei Mitschüler, zwei weitere Menschen und schließlich sich selbst. Pädagogen, ja die gesamte Öffentlichkeit ist geschockt. So was haben wir aus USA gehört. Aber hier? In unserem Land?
Im August regnet es in Süd- und Ostdeutschland ohne Ende. Elbe und andere Flüsse überfluten ganze Landstriche. Wie viel Aufbauleistung, wie viel Enthusiasmus und Mut wurden innerhalb weniger Tage weggespült oder versank im gelbbraunen Wasser! Vorboten der selbstverschuldeten Klimakatastrophe?
Überlingen: im Juli treffen zwei Flugzeuge nachts in der Luft zusammen und stürzen ab.
In den Tagen danach wird deutlich, dass wir nur froh sein können, dass so etwas nicht viel öfter passiert. Die grenzenlose Mobilität unserer Gesellschaft hat ihre Gefahren und kostet einen hohen Preis. Auch der Absturz in Luxemburg und der Untergang des Tankers Prestige sind hier zu nennen.
Der internationale Terrorismus zog einen weitere blutige Spur durch das Jahr:
Djerba im April, Moskau und Bali im Oktober, Kenia im November - Urlauber, Unterhaltungs- und Erholungssuchende wurden zu leichten Zielen.
Hier in Köln gab es die Aufdeckung millionenschweren Klüngels, Kölner Politiker trugen massiv zum Vertrauensschwund in die Kaste der Regierenden bei, der Prozess gegen Herrn Wirsch offenbarte abgründig den ethischen Werteverfall unserer Zeit.
Die Aufzählung ließe sich fortsetzen.
War das 2002? Wird das Jahr mit diesen Katastrophenmeldungen in Erinnerung bleiben?
Und wir haben die Losung vergessen. Wie passt das dazu?
Schutz und Rettung von Gott her war nötig und gefragt in diesem Jahr!
Und es hat das auch gegeben! Auch das sei in Erinnerung gerufen:
Nach dem Amoklauf von Erfurt erlebte Magdeburg wohl den größten Gottesdienst außerhalb von Kirchentagen in den neuen Ländern.
Auch während und nach der Flut Gottesdienste, in denen geklagt und auch gedankt wurde. Und wir erlebten eine Hilfsbereitschaft, die alles Bisherige überstieg.
Ähnlich nach den anderen Unglücksfällen: Menschen greifen zu, helfen, trösten, fragen nicht mehr danach, ob sie selber was davon haben. Die Not lässt Menschen zusammenrücken. Sie legt menschliche Eigenschaften in ihrer ganzen Schönheit frei.
Von Gordon MacDonald, einem amerikanischen Pfarrer las ich die Tagebuchaufzeichnungen aus der Woche nach dem 11. September, in der er als Notfallseelsorger im Ground Zero in New York gearbeitet hat - dort, wo das World Trade Center zusammenstürzte. Er schreibt:
"Genauso wie jeder andere frage ich mich mehr als einmal: Ist Gott hier? Mir wurde klar, dass Gott diesem Ort näher ist als jedem anderen Ort, an dem ich je war. Es ist eine seltsame Ironie: Inmitten dieser absoluten Katastrophe von unbeschreiblichem Ausmaß strahlt das Verhalten der Menschen eine Schönheit aus, die jede Vorstellung übersteigt. Jeder spricht; Jeder arbeitet mit; Jeder tut das Nächstliegende. Hier gibt es nur Menschen, die sich umeinander kümmern und einander unterstützen wollen."
Diese Erfahrung lässt sich übertragen auf viele Krisensituationen.
Niemand sehnt sich danach. Und doch ist es so:
Gott ist gerade da erfahrbar, spürbar nahe, wo Menschen seine Nähe suchen und brauchen.
Krisen sind für die Gemeinde Jesu immer auch Herausforderungen.
Gordon MacDonald notiert am 24.9.:
"Unterwegs sah ich heute eine Cocktailbar. Die Fensterscheiben waren zerbrochen und man konnte hineinsehen. Auf den Spiegel über der Bar hatte jemand den Namen und die Nummer seiner Feuerwehrbrigade geschrieben und dann die Worte hinzugefügt: Andere laufen weg - wir laufen hin! In den ersten drei Jahrhunderten wuchs das Christentum in Europa deshalb so stark, weil Christen genau das taten, was diese Worte ausdrückten. Wo die Heiden wegliefen, sobald in den Städten Seuchen , Erdbeben und Brände ausbrachen, blieben die Christen und kümmerten sich um die Kranken und Sterbenden."
Wir ahnen vielleicht, dass die Jahreslosung 2002 nie ein leichtfüßig dahergesagter Satz war und ist. Ja, Gott ist meine Rettung; ihm will ich vertrauen und niemals verzagen. Jesaja 12,2
Wo sind wir, wenn wir Nachrichten hören? Mit unseren Gedanken, mit unseren Gebeten, mit den Möglichkeiten, die wir haben? Sind wir bei dem Gott, der zum Retter wird? Beten wir für die Opfer, für die Angehörigen und die Helfer?
In Gottes Nähe werden wir selber zu den Rettern, die gebraucht werden.
Schließlich sei auch noch in Erinnerung gerufen, was Gott getan hat in unserer Gemeinde:
Eine Gruppe hat gezielt dafür gebetet, dass mindestens zehn neue Menschen sich sichtbar der Gemeinde anschließen - und sie sind tatsächlich gekommen!
Im März hatten wir die Gemeindekonferenz - wie viele gute Impulse sind allein von diesen 1 ½ Tagen ausgegangen!
Im September und November haben wir - nach langer Planungs- und Vorbereitungsarbeit mit den neuen Gottesdiensten 25+ begonnen - und Gott hat den Anfang gesegnet!
Ich nehme eine positive Veränderung im Miteinander der Engagierten in unserer Gemeinde in der Zeit nach dem Sommer wahr - auch das sehe ich als Gnade Gottes.
Dass zum Gemeindeseminar im November doch so viele Gäste kamen und es für alle Beteiligten eine gute und ermutigende Erfahrung wurde - ist für mich ein Geschenk Gottes!
Auch diese Aufzählung ließe sich fortsetzen.
Und es ist wichtig, dass wir das tun!
Helfen wir einander, das nicht zu vergessen, was Gott getan hat.
Die Losung für das Jahr 2002 ist mehr als ein schönes Wort. Sie ist die Erinnerung an den lebendigen Gott, der in seinem Sohn Jesus unsere Rettung, unser Retter geworden ist.
Meine Erfahrung mit der Jahreslosung 2002, dass ich sie trotz allem vergessen kann,
das zeigt mir einmal neu:
Wir alle haben den Glauben nicht als einen Besitz in der Tasche!
Unser Glauben, der Trost, den wir aus der Bibel bekommen, das ist wie das Manna in der Wüste - man kann ihn nicht konservieren.
Wenn er nicht frisch bleibt, nicht lebendige Erfahrungen macht, dann verdirbt er.
Gott gebe uns Tag für Tag solche erfrischenden Erfahrungen mit Ihm.
Das ist es, worum wir bitten, wenn wir das Vater Unser beten:
"Unser tägliches Brot gib uns heute."
Da geht es nicht nur um gemahlenes, vergorenes und gebackenes Getreide!
Das tägliche Brot für unsere Seele ist jede Berührung mit dem lebendigen Gott.

Amen!

Björn Heymer