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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Lukas 2, 1 - 7 Heiligabend 2002-- Drucken

Liebe Gemeinde,

als Gott sich entschlossen hat, aus dem Himmel zur Erde zu kommen,
hat er sich ganz klein gemacht.
Wenn wir Ihm begegnen wollen, müssen wir es machen wie Er.

Eben haben wir den Bericht des Lukas zur Geburt des Menschen Jesus gehört.
Die alte Geschichte klingt eher nüchtern und eigentlich ganz normal.
Wegen eines kaiserlichen Erlasses ist die schwangere Maria nicht zu Hause, sondern unterwegs in die alte Stadt Bethlehem. Und gerade als sie am Ziel ist, setzen die Wehen ein und ihr Sohn kommt zur Welt.
Mir ist die These einer Hebamme eingefallen, die in einem Schwangerschaftskurs uns versichert hat: den Zeitpunkt der Geburt bestimmt das Kind, nicht die Mutter. Das Kind im Mutterleib weiß, wann es so weit ist und löst auf eine noch immer unerforschte Weise den Geburtsvorgang aus.
Dass Jesus, der Sohn der Maria aus Nazareth, nun gerade nicht dort geboren wird, wo seine Mutter lebt, sondern in Bethlehem, hat natürlich seinen tiefen Sinn. Lukas erwähnt das nicht, weil er die Begründung als bekannt voraussetzen konnte. Zwei Gründe sprechen für Bethlehem:
Zunächst einmal gab es eine Verheißung im Buch des Propheten Micha:
Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.
Aus Bethlehem sollte der Retter und Erneuerer für Israel kommen. Das ist typisch für Gott!
Bethlehem, ein Dorf am Rand des Kulturlandes zur Wüste hin.
Nicht aus einer Metropole, sondern abseits der Machtzentren dieser Welt.
Gott hält nicht viel davon, wenn Menschen Herrschaft ausüben.
Die großen Städte, die Hochkulturen der Welt, sie sind nicht Gottes erste Wahl.
Er erwählt das Kleine, was nicht viel gilt in der Welt. So hat er Bethlehem erwählt als Herkunft seines Königs. Mit der Geburt des Jesus schon zum zweiten Mal.
Lange vorher hatte Gott schon einmal einen aus Bethlehem berufen:
Aus diesem Dorf stammte - und das ist der zweite Grund - David, der später der große König Israels wurde. Er hatte angefangen als Hirtenjunge - der Jüngste in der Familie.
David war von dem, was er mitbrachte, ein kleines Licht. Einer, an den niemand dachte.
Den sogar der Vater vergaß, als Samuel zu Besuch kam und seine Söhne sehen wollte.
Nur Gott hat den Kleinen nicht vergessen! Er machte ihn groß und er wurde der König, der das Großreich gründete und aus zwölf Stämmen ein Volk machte.
Unter David war Israel sicher in eigenen Grenzen, es herrschte Wohlstand und auch der Glaube an den Gott der Befreiung war wieder geordnet und gefestigt.
David ist der Inbegriff des guten Landesherren. "Wenn doch wieder einer wie David König sein könnte!" so lautet seither die Sehnsucht im Volk Gottes.
Im 23. Jahr des römischen Kaisers als Augustus zum ersten Mal auf die Idee kam, eine reichsweite Volkszählung anzuordnen, da wurde nun also in Bethlehem Jesus geboren.
Was für ein Gegensatz! Der erste Kaiser, der göttliche Verehrung genoss auf der Höhe seiner Macht in der größten Stadt der damaligen Welt - und dem gegenüber ein Neugeborenes in Bethlehem. Kind einer Mutter, die nicht mal zu Hause war.
Wenn es irgendwo in der Welt Hoffnung für die kleinen Leute gibt, dann hier!
Gott erwählt das Kleine und macht es groß!
In zwei Sätzen beschreibt Lukas die Geburt des Einen, der den Mächtigsten der Welt hundertmal in den Schatten stellt:
Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
So normal und doch so wunderbar! Vor genau drei Wochen kam drüben im Pfarrhaus unser Sohn in diese Welt. Eine Geburt ist einer dieser Augenblicke, die man nie vergisst!
"Jedes Kind, das zur Welt kommt, predigt sogleich das Evangelium der Liebe".
Diese Wahrheit hat uns jemand zur Geburt unseres Sohnes geschrieben.
Das feiern wir zu Weihnachten: die Geburt eines Kindes.
Warum kommt Gott so - als Kind? Abseits der Machtzentren? Nicht ein starker Herrscher?
Nicht als Gott in der Verkleidung eines Menschen, sondern wirklich als Menschenkind -
mit allen Risiken, die damit verbunden sind.
Es ist ein einziger Grund, weshalb Gott diesen Weg gewählt hat: weil sein Kommen in die Welt der Ausdruck seiner Liebe zu uns ist. Wenn es etwas gibt, wovor niemand Angst zu haben braucht, dann ist es ein neugeborenes Kind.
Wer immer so ein Kind auf den Arm nehmen darf, bei dem löst es Zärtlichkeit aus - den Willen, es zu beschützen und zu versorgen.
Ein Kind weckt in Menschen ungeahnte Kräfte der Liebe.
Gott liebt uns und will, dass wir ihn auch lieben. Er gibt sich nicht damit zufrieden, dass wir etwas über ihn wissen - er wartet auf unsere Antwort.
Wie könnte unsere Antwort ausfallen?
Wie sollen wir dem Gott begegnen, der sich so klein gemacht hat, dass er zum Kind wird?
Indem wir es so machen wie Er: indem wir uns klein machen.
Sie haben vorne auf dem Programm ein Bild.
Es zeigt den Eingang der Geburtskirche in Bethlehem.
Das Auffallende an dieser Kirche, ist dieser einzigartige Eingang.
Wo sich früher ein prächtiges Portal öffnete, ist nur noch wehrhaftes Mauerwerk.
Nur eine kleine Pforte ist offen gelassen - der Sturz etwa auf Brusthöhe
und eine hohe Schwelle gibt es auch noch.
Es gab immer kriegerische Zeiten im Heiligen Land und oft waren die Christen Spott und Verfolgung ausgesetzt. Zu ihrem eigenen Schutz haben sie das Tor zur Kirche zugemauert - bis auf diese kleine Pforte.
So konnten Feinde nicht mehr hoch zu Ross hineinstürmen und den Gottesdienst stören.
Um dem Kind in der Krippe zu begegnen, muss man hinunter steigen vom hohen Ross.
Ja, man muss sich sogar bücken, um hineinzukommen.
So mal eben im Vorbeigehen kann man von Gott nichts erkennen.
Da bleibt vielleicht nur der Eindruck einer alten Mauer, hinter die man nicht kommen kann.
Was kann es bedeuten, sich klein zu machen, um Gott zu begegnen?
Die Reiter damals vor dem Portal stiegen vom Pferd und legten die Rüstung ab.
Beides steht als Bild für den Verzicht auf Sicherheit.
Das ist eine bewusste Entscheidung des Loslassens. Was gibt mir Sicherheit?
Wohinter verstecke ich mich und erscheine stärker oder größer als ich bin?
An die Krippe zu treten hat es mit Ehrlichkeit zu tun.
Für manche können das ganz äußerliche Dinge sein.
Womit meinen wir uns bewaffnen zu müssen, bevor wir zu den Schwiegereltern reisen?
Oder zu den Kindern? Mit Geschenken? Mit immer denselben Sprüchen?
Wie viele Begegnungen in diesen Tagen schlagen gründlich fehl, weil wir unsere Rüstungen nicht ablegen?
Sich klein machen hat viel mit dem Mut zu Ehrlichkeit zu tun.
Wir sind schon untereinander in Begegnungen oft so steif, legen uns selbst unnötig fest -
nur aus dem Bedürfnis nach Sicherheit.
Zu Gott kommen wir am besten so, wie wir sind - netto!
Zum Klein-Werden gehört auch, die Waffen abzulegen.
Was tragen wir nicht alles mit uns rum, um uns zu verteidigen oder gar um andere anzugreifen!
Für den einen ist es die spitze Zunge, mit der jeder und alles kommentiert, kritisiert und zerredet wird - damit man sich bloß nicht mit etwas Neuem beschäftigen muss.
Andere hüllen sich konsequent in Schweigen - was für eine Waffe! Wer beleidigt tut, gibt sich stark. Und ist vielleicht nur zu feige, einen eigenen Fehler zuzugeben.
Manche Funkstille zwischen Mensch und Gott hat dort ebenso ihren Grund wie bei Menschen untereinander.
Wer dem Gott begegnen will, der mache es wie Er. Der lasse seine Größe und vermeintliche Stärke los. Der beuge sein Haupt, vielleicht auch die Knie und bete das Kind in der Krippe an.
Gerade in der Niedrigkeit offenbart Gott seine Größe.
Haben wir den Mut, uns zu ihm hinabzubeugen!

Amen!

Björn Heymer