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Ihr Lieben,
wir haben gerade
die Namen von Menschen gehört, deren Leben in den vergangenen zwölf
Monaten zuende ging. Jeder einzelne dieser Menschen hat eine Lücke hinterlassen.
Um jeden dieser Gestorbenen gibt es einen Kreis von Trauer, von Verwirrung,
von Zorn und Schmerz. Frauen vermissen ihre Ehemänner, eine Mutter ihren
Sohn; Eltern die Tochter, Kinder den Vater und die Mutter.
Und etliche dieser Trauernden sind heute hier, leben hier in unserer Gemeinde.
Wir fragen uns heute morgen: Was können wir tun mit diesem Schmerz? Mit
der eigenen Trauer ebenso wie mit der Trauer von Menschen, die wir kennen.
Wie sollen wir Menschen begegnen, die sich beraubt fühlen, die einen
stechenden Schmerz fühlen und die nicht wissen, wie es besser werden
kann.
Was können wir tun, wenn schweres Leid uns betrifft?
Eine erste Antwort liegt schon darin, dass wir heute hier zusammen gekommen
sind zum Gottesdienst.
Wir haben Sie, die Trauernden für heute besonders eingeladen, damit Sie
das eine wissen:
Sie sind in Ihrer Trauer nicht allein! Es gibt Andere, die Sie begleiten möchten
auf Ihrem Weg der Trauer. Der Gottesdienst ist ein Ort der Begegnung, der
Gemeinschaft - vielleicht noch mehr als ein Ort der Verkündigung und
des Hörens.
Wir singen gemeinsam im Gottesdienst. Und wir reden miteinander.
Heute, als Einige in unserer Mitte uns den Grund ihrer Trauer mitgeteilt haben.
Beides ist wichtig und meine Hoffnung ist: in dieser Erfahrung von Gemeinschaft
liegt ein Trost.
Das soll nun mit dem heutigen Morgen nicht getan sein. Trauer braucht Begleitung.
Meine Bitte an Sie, die trauern: Kommen Sie wieder! Suchen sie Gelegenheiten,
wo Tröstendes gesagt und getan wird. Das wollen die Gottesdienste sein.
Und meine Bitte an die Anderen: Vergesst die Trauernden in unserer Mitte nicht!
Bevor wir heute auf ein tröstendes Wort von Gott hören, bitte ich
Sie, jetzt einen kurzen Moment darüber nachzudenken, welche Menschen
Sie kennen, die vom Tod betroffen sind. Lassen Sie sich in der Stille von
Gott die Menschen zeigen. Und dann beten Sie jetzt für diese Menschen.
Dass Gott sie trösten möge. Dass Er ihnen nahe ist in ihrem Schmerz.
Gott hört auf diese Gebete.
Zeit der Stille
Und nun denken Sie noch einen Moment lang nach, ob Gott Ihnen gerade jetzt
Menschen in Erinnerung gerufen hat, die Sie heute noch anrufen sollten - oder
vielleicht sogar besuchen. Vielleicht ist das auch ein Mensch, der jetzt hier
ist. Vielleicht laden Sie ihn ein zum Mittagessen oder nachher zum Kaffee.
Es ist so wichtig, dass wir die Trauernden nicht vergessen - oder ihnen ausweichen,
weil wir glauben, ihnen nichts sagen zu können. Schon das Angebot der
Gemeinschaft ist so wichtig.
Aber es ist nicht alles. Wir hören auf einige Sätze, die der Apostel
Petrus geschrieben hat:
Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn
wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzögert
nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten;
sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde,
sondern dass jedermann zur Buße finde. Wir warten aber auf einen neuen
Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit
wohnt.
Gottes Uhren gehen anders - Gott will niemanden verlieren - Gott macht alles
neu
1. Gottes Uhren gehen anders
Wenn ein Mensch Trauer empfindet, geht das oft einher damit, dass er das Gefühl
hat, die Zeit würde langsamer vergehen. Der Moment, in dem man entgültig
Abschied nehmen musste, ist auch Monate später noch ganz gegenwärtig.
Und seither scheint vielleicht gar nicht viel passiert zu sein. Die Zeit der
Trauer zieht sich hin. Trauer braucht Zeit.
Darum ist es gut, zu wissen, dass Gott sehr viel Zeit hat. Eile ist keiner
der Namen Gottes.
Wenn wir mit uns selber oder mit einem Trauernden beginnen, die Geduld zu
verlieren, dann sollten wir das neu hören. Gott hat Zeit! Sagt nicht
zu schnell: "Nun muss es aber genug sein mit der Trauer" - nur,
weil ihr selber ungeduldig seid. Für Gott ist unsere Ungeduld das größere
Problem. Manch einer hat eben vielleicht an einen Menschen gedacht, der schon
sehr lange trauert. Und Sie haben vielleicht sogar Ärger gespürt,
Ärger darüber, dass dieser Mensch immer noch nicht ins Leben zurückgekehrt
zu sein scheint.
Dahinter verbirgt sich ein falsches Denken: Wir denken, Trauer sei eigentlich
ein Fehler, ein Zustand, der das Leben stört und der im Grunde nicht
dahin gehört.
Also verdrängen wir die Tränen - bei uns selbst. Und wir versuchen
es auch bei den Tränen Anderer. Dahinter steht unsere Ungeduld. Und gegen
Ungeduld schreibt Petrus an, wenn er den 90. Psalm zitiert und sagt: bei Gott
sind tausend Jahre wie ein Tag!
Habt Geduld - mit Euch selbst und miteinander.
Gott wartet noch mit dem Anbruch des Neuen. Er lässt diese Weltzeit noch
laufen.
Und das tut Er aus einem einzigen Grund:
2. Er will niemanden verlieren!
Menschen brauchen oft einen weiten Weg, bis sie sich Gott anvertrauen.
Nicht wenige sind gerade durch eine schwere Krise in ihrem Leben Jesus auf
die Spur gekommen. Denn Er ist genau dort, wo Menschen leiden, Trauer empfinden,
Schmerz und Angst vor der Zukunft haben. Das ist Gottes Wille für die
Menschen - dass niemand verloren werde, sondern dass sie eine Umkehr vollziehen.
Gott will nicht, dass wir uns in der Trauer verlieren - er will unseren Blick
wenden dorthin, wo Zukunft und Hoffnung ist. Das Verrückte ist: Diesen
goldenen Satz reinen Evangeliums verdrehen wir so, dass wir ihn als eine angstmachende
Drohung hören.
In der Bibel steht hier das alte, oft missverstandene Wort Busse. Was ist
gemeint?
Der Mensch, dessen Schicksal für mich am deutlichsten zeigt, was mit
Busse gemeint ist, ist der namenlose Mann, der am gleichen Tag wie Jesus hingerichtet
wird und mit letzter Kraft bittet: "Herr, denk an mich, wenn Du in mein
Reich kommst."
Das ist Busse. Es ist ein Ausdruck von Vertrauen. Busse heißt, sich
Jesus anvertrauen, weil man eine Sehnsucht nach Gott hat und weil man selber
den Weg nicht gefunden hat.
Busse ist das Ende aller eigenen Versuche, es Gott recht machen zu wollen.
Wer Busse tut, der nimmt damit das Angebot Gottes an, in seinem Reich anzukommen.
Das will Gott! Darauf will er auf keinen Fall verzichten. Deshalb hat er Geduld
mit uns.
Es kommt gar nicht darauf an, wie weit weg wir uns von Gott fühlen -
es kommt nur auf die Blickrichtung an. Wer auf Ihn schaut und auf seine neue
Welt hofft, den holt Er ab, wo immer er gerade ist. Damit bin ich beim dritten
Gedanken:
3. Gott macht alles neu
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung,
in denen Gerechtigkeit wohnt.
Was wir hier auf Erden glauben, verloren zu haben, das ist aufgehoben in der
Hand Gottes.
Die Menschen, die wir loslassen mussten, die Worte, die nicht mehr gesagt
werden konnten, all das ist in Gottes guter Vaterhand.
Wir haben es vorhin bei Jesaja gehört: Gott verspricht eine Zukunft,
in der es keinen Schmerz, kein Weinen mehr geben wird. Alle werden dann gleich
nah bei Gott sein - egal, ob sie jetzt noch leben oder schon gestorben sind.
Keiner wird mehr die Spuren von Krankheit und Verfall an sich tragen - jeder
wird das sein, was Gott sich gedacht hat: ein vollkommenes Abbild seiner Herrlichkeit.
Darauf dürfen wir jetzt schon hoffen - in Zeiten der Trauer ebenso wie
in Zeiten, wenn wir von Schmerzen nicht viel wissen.
Das ist das strahlende Licht, dass in jeden Tunnel der Trauer hineinleuchtet.
Gott wird das letzte Wort sprechen - nicht der Tod. Und es wird lauten: Komm!
Amen!