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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
Predigt zu Micha 6, 6 - 8, 22. Sonntag nach Trinitatis 2002-- Drucken

Ihr Lieben,

aus dem Internet habe ich folgende Gedanken von Robert Fulghum aus Amerika gefischt:

„Alles, was wirklich wichtig ist, wie man leben soll, was man tun soll, habe ich im Kindergarten gelernt. Weisheit fand ich nicht oben auf dem Gipfel des Berges namens Universität, sondern dort unten, im Sandkasten des Kindergartens.

Folgendes habe ich dort gelernt:

Teile alles. Bleibe im Spielen fair. Schlage niemanden.

Tue die Dinge dorthin zurück, wo du sie gefunden hast.

Räume deine eigene Unordnung wieder auf.

Nimm nichts weg, was dir nicht gehört. Entschuldige Dich, wenn Du jemanden verletzt hast. Wasch deine Hände, bevor du isst. Schäm dich, wenn es sein muss.

Warme Kekse und kalte Milch sind nicht gut für dich.

Lebe ausgeglichen – lerne etwas, denke über etwas nach, male, singe, tanze, spiele und arbeite jeden Tag ein bisschen. Halte deinen Mittagsschlaf.

Wenn Du hinausgehst in die Welt, dann nimm dich vor dem Verkehr in acht, haltet Euch an den Händen und bleibt zusammen.

Rechne mit Wundern. Denk an den kleinen Samen im Blumentopf: die Wurzel wächst nach unten, und die Pflanze nach oben und niemand weiß wirklich wie oder warum das so ist, aber wir alle sind dem ähnlich. Goldfische und Hamster, weiße Mäuse und sogar der kleine Same im Topf – sie alle sterben. Wie wir auch. Und dann denk an die ersten Bilderbücher und an das erste Wort, dass du da gelernt hast – das größte Wort von allen: Schau hin!“

Robert Fulghum, USA

Was denken Sie, wenn sie das so hören?

Naiv? Kinderwahrheiten, die im wirklichen Leben nicht taugen?

Warum ist das Leben der Erwachsenen nur so kompliziert? Kann es sein, dass wir mehr wollen, dann aber weniger bekommen als die Kinder?

Was Gott durch den Propheten Micha sagen lässt, das klingt beim ersten Hören ähnlich einfach wie die Weisheiten aus dem Kindergarten:

8 Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Als einmal ein junger Mann zu Jesus kam mit der Frage: Was soll ich tun, um mit Gott ins Reine zu kommen?, da hat Jesus ihm ähnlich geantwortet wie es der Prophet getan hätte:

Es ist dir gesagt, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten Halte die Gebote ein! Welche Gebote?

Beachte den gesunden Wechsel von Arbeit und Ruhe; Achte deine Eltern, die dir das Leben gaben; Achte die Privatsphäre der Anderen, Achte den Besitz anderer; Wende keine Gewalt an und hüte dich vor neidischen Gedanken. 

In den Weisheiten aus dem Kindergarten klang das ähnlich:

Bleibe im Spielen fair. Schlage niemanden.

Tue die Dinge dorthin zurück, wo du sie gefunden hast.

Räume deine eigene Unordnung wieder auf.

Nimm nichts weg, was dir nicht gehört.

Wasch deine Hände, bevor du isst.

Es gibt so etwas wie einen Grundbestand an guten Lebensregeln.

Und man kann so leben, dass man diese Regeln erfüllt – Leben nach der Norm.

Das hat der junge Mann bei Jesus getan. Sagte er jedenfalls.

Und Jesus lässt das auch erst mal so stehen.

Wissen Sie, wie die Fluglotsen den Flugbetrieb lahm legen können? Indem sie Dienst nach Vorschrift machen. Nur das Pflichtprogramm – und alles bricht zusammen.

Das Leben nach den Geboten ist gut und richtig – es ist gewissermaßen die Grundlage zum Leben – nur: ein erfülltes Leben ist das noch nicht.

„Eins fehlt Dir noch“ sagt Jesus zu dem Mann. Was soll da noch fehlen? Wenn man sich nichts hat zuschulden kommen lassen?

Vielleicht wird das an einem anderen Beispiel deutlich: Man kann eine Ehe so leben, dass man gegenseitig alle Pflichten erfüllt – und sonst nichts. Tadellos und doch innerlich tot!

Ähnlich ist es mit dem Leben im Glauben: Wer sich – wie der junge Mann bei Jesus – auf das fromme Pflichtprogramm beschränkt, der hat das Leben noch nicht gefunden.

Sonntag für Sonntag im Gottesdienst?

Regelmäßig beten und in der Bibel lesen?

Sein Geld teilen und tatkräftig mitarbeiten – in großer Treue?

Alles gut – Gottes Wort ernst nehmen und halten.

Das ist eine gute Grundlage und kann doch ohne Leben sein.

Darum das Zweite, was Gott durch Micha sagen lässt: Liebe üben!

Das ist mehr als das Halten der Gebote!

Jesus sah den jungen Mann in diesem Moment noch einmal an – er gewann ihn lieb, heißt es in der Erzählung. Und dann bot er ihm an:

Lass alles, was dich gefangen nimmt, hinter dir und folge mir nach!

Hier geht es nicht mehr um das Pflichtprogramm eines ordentlichen Lebens.

Hier geht es um Leben in Fülle. Um Herzlichkeit, Erbarmen, um echte Anteilnahme am Leiden des Anderen, um Fröhlichkeit, um Singen, tanzen und lieben, um Begeisterung.

Noch mal aus der Weisheit, die man schon im Kindergarten lernt:

Entschuldige Dich, wenn Du jemanden verletzt hast.

Lebe ausgeglichen – lerne etwas, denke über etwas nach, male, singe, tanze, spiele und arbeite jeden Tag ein bisschen. Halte deinen Mittagsschlaf.

Haltet Euch an den Händen und bleibt zusammen.

Lieben hat etwas mit Gemeinschaft zu tun. Die Gebote halten – das kann jeder für sich.

Nun wissen wir ja: Liebe kann man nicht machen! Liebe ist wie ein Feuer – und wir sind oft wie ein Haufen feuchtes Holz. Da brennt so schnell nichts.

Das braucht erst mal jede Menge Liebe, die wir empfangen, bevor bei uns Flammen kommen.

Micha erinnert seine Hörer daran, was Gott alles schon getan hat, lange bevor er von seinen Leuten etwas erwartet: Er hat sein Volk erst zu dem werden lassen, was es ist. Er hat es aus der Knechtschaft befreit und ins eigene Land geführt.

So ist Gott: Erst tut Er  etwas für uns – lange bevor er etwas erwartet.

Was für Israel gilt, gilt genauso für uns: Jesus hat sein Leben aufgeopfert, damit wir befreit leben können. Er hat sein Ja zu jedem Einzelnen gesagt – deshalb nennen wir bei der Taufe seinen und unseren Namen in einem Atemzug. Da ist keiner, der sagen könnte:

Niemand liebt mich.

So einsam wirst Du nie sein! Jesus ist immer noch da, der dich von Herzen lieb hat.

Deshalb sollen wir einander lieben. Weil wir Geliebte sind. Geliebte Gottes. Wer das weiß, der wird lernen, den Anderen nicht mit seinen, sondern mit Gottes Augen zu sehen.

Wo sind die Leute, die damit anfangen? Die sich denen zuwenden, die keiner in seiner Nähe haben will? Um die niemand sich kümmert. Das ist nicht eine Frage von Sympathie oder Lust.

Oder glaubt ihr, eine Mutter Theresa hätte Spaß daran gehabt, die Sterbenden aus den Rinnsteinen von Kalkutta aufzulesen und sie zu waschen? Weil sie die nett gefunden hätte? Nein! Liebe ist Arbeit! Die Menschen zu lieben, das ist eine Entscheidung.

Manche Menschen, die nach Liebe schreien, sind vielleicht sehr unsympathisch. Deshalb brauchen sie ja Liebe. Jesus liebt mich doch auch nicht deshalb weil er mich kennt, sondern obwohl er mich kennt. Sich darauf einlassen, ist ein Wagnis. Ein Wagnis mit Versprechen:

Solche Liebe ist das Einzige, was sich vermehrt, wenn man es weggibt!

Wer sich darauf einlässt, der findet etwas, was man nicht kaufen kann: tiefen Frieden, Gewissheit, mit sich und Gott im Reinen zu sein.

Schließlich noch das Dritte: ein Satz in den Weisheiten aus dem Kindergarten hat mich stutzig gemacht: Schäm dich, wenn es sein muss. Im Amerikanischen ist es nur ein Wort und ich bin gar nicht sicher, ob ich es richtig übersetzt habe: flush! Erröte!

Was ist weise daran, zu erröten? Micha sagt: demütig sein vor deinem Gott

Bei den Geboten, da ist der junge Mann in der Begegnung mit Jesus ja noch sehr selbstsicher aufgetreten: „Das hab ich alles gehalten!“ Wer von uns könnte das schon sagen? Hätte Jesus dem nicht mal knallhart seine Heuchelei und seine Selbsttäuschung vor Augen halten sollen?

·      Du sollst nicht morden (und was ist mit dem Totschlag in Gedanken?)

·       du sollst nicht ehebrechen (wie oft ist deine Phantasie mit dir durchgegangen?)

·       du sollst nicht stehlen (und was ist mit dem Wechselgeld, das dir letzte Woche im CD-Laden der Mann an der Kasse aus Versehen zuviel rausgegeben hat?)

·       du sollst nicht falsch Zeugnis geben (das betrifft ja nicht nur die Lehrer; wie ehrlich reden wir über uns selber und wie über andere?)

·      ehre Vater und Mutter (und das nicht nur, bis man 14 ist)

·      du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst"

Das will der alle gehalten haben? So toll sind wir doch alle nicht. Wir scheitern doch schon am ersten Gebot! Und genauso an den Anderen. Und wirklich lieben? Ohne dabei auf sich selber zu schauen? Ob es denn auch gesehen wird. Ob sich auch genügend bedankt wird? Wenn wir nicht wenigstens gelobt werden, dann ist unsere Motivation doch sehr schnell am Ende. Oder etwa nicht?

Wenn wir mit unserem Tun einmal vor Gott stehen, dann wird niemand mehr vorweisen können als das Eine: dass er sich schämen muss. Eben erröten.

Demütig sein vor deinem Gott, das heißt: ehrlich sein und zugeben: was immer gewesen ist in unserem Leben – bestenfalls stehen wir vor Gott mit leeren Händen dar.

Nur leere Hände können sich beschenken lassen.

Er hat das getan, was in Israel unmögliche Forderung zurückgewiesen wurde: Wie wurde Micha gefragt: Sollen wir etwa unseren erstgeborenen Sohn opfern? Nein, das sollen und könne wir nicht. Aber: Gott hat das getan. Jesus starb am Kreuz den Opfertod. So ernst nahm Gott sich selbst und sein Gebot. Und so ernst nahm er auch uns. Weil er nicht ohne uns sein will. Darum sollst und darfst Du demütig sein „vor deinem Gott“. Es geht um die ganz persönliche, einzigartige Beziehung zwischen Gott und Dir!

Demütig sein, das heißt: Ja sagen. „Ja, ich nehme das stellvertretende Opfer Jesu für mich an. Ja, Gott, du hast recht. Es ist auch für mich immer wieder nötig.“

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Amen!

Björn Heymer