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Ihr Lieben,
Auf den ersten Seiten der Bibel finden wir eine Beschreibung vom Paradies -
in wenigen Worten wird geschildert, wie Gott sich die Welt eigentlich gedacht
hatte.
Ich lese aus Kapitel 2 des ersten Buches der Bibel:
Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. Und alle die Sträucher
auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war
noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf
Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf
von der Erde und feuchtete alles Land. Da machte Gott der HERR den Menschen
aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward
der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in
Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und
Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend
anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den
Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. (...) Und Gott der HERR nahm den
Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
Aus dieser kurzen Beschreibung des Paradieses möchte ich drei Gedanken
aufgreifen:
Gott gibt den Menschen seinen Segen
Gott gibt den Menschen einen Auftrag
Er gibt den Menschen ein festes Versprechen
1. Gott segnet die Menschen, die er schafft. In der Beschreibung des Ursprungs
allen Lebens wird deutlich, wie die Welt, wie die Natur und die Menschen gemeint
sind. Was Gott sich dabei gedacht hat, als er das Universum ins Leben rief.
Hier geht es nicht um den zeitlichen Ablauf, sondern um die Zuordnung zueinander.
Gott hat den Menschen nach seinem eigenen Bild geformt. Aus Erde vom Acker,
also aus Materie. Das können wir auch. Jedes Kind malt irgendwann Menschen
- oder baut sie aus Ton oder Holz. Und spielt mit Puppen. Nur - alles, was Menschen
formen, bleibt tote Materie. Zu Schöpfung gehört das Andere: Gott
segnet, was er geschaffen hat. Er haucht Leben in die Materie. Sonst wäre
und bliebe sie tot.
Das dies, Leben aus toter Materie zu wecken, das hat Gott nicht nur dies eine
Mal vor urlanger Zeit getan. Jedes neue Leben ist neu Schöpfung Gottes.
Viele, die selber Eltern geworden sind, haben davon etwas gespürt: Leben
ist nicht ein Produkt, liegt nicht in unserer Macht.
Neues Leben ist ein Geschenk!
"Wer ein neugeborenes Kind ansieht, der erlebt Gott auf frischer Tat"
- hat mal jemand gesagt. Heute haben wir Kinder im Gottesdienst. Wenn wir sie
sehen, weckt das in mir neu Dankbarkeit: Gott hat nicht aufgehört, Leben
zu schenken! Er segnet unaufhörlich, indem er neues Leben schenkt. "Siehe,
Kinder sind eine Gabe des Herrn!" So haben wir im Psalm gebetet.
Allein, dass Gott Leben schenkt, wäre schon genug, ihn zu loben und ihm
zu danken.
Aber wo Gott segnet, da tut er noch viel mehr:
Die Geschichte vom Paradies erzählt: Gott pflanzte einen Garten, damit
der Mensch zu essen und zu trinken hat. Und damit er Schatten findet in der
sonst verbrennenden Hitze der Sonne.
Der Garten Gottes mit Früchten, die verlockend anzusehen sind und von denen
gut zu essen ist - dieses prächtige, von Überfluss strotzende Bild
sagt: Gott ist nicht knauserig, wenn er segnet. Auch nicht nur vernünftig
und maßvoll. Gott gibt zum Leben nicht nur Vollkornbrot und Wasser. Nein,
Gott schenkt so viel, dass wir auch genießen können. Dankbar genießen
können, was Gott in seinem Ideenreichtum erfunden und gemacht hat!
Und noch dies: Wo Gott segnet, da sorgt er auch dafür, dass eine Zukunft
möglich ist.
Es war Gott nicht egal, was aus dem ersten Menschen wird, als er ihn geschaffen
hatte.
Auch Yasmin und Dominik sind Gott nicht egal, nachdem sie nun sind.
Und wir dürfen getrost unsere eigenen Namen hier einfügen.
Jeder Tag, den wir leben, ist neu ein Akt des Segnens durch Gott. Denn in dem
Moment, in dem Gott seine Hand zurückzieht, zerfällt alles wieder
zu dem, was es gewesen ist, zu Staub, zu toter Materie. Wenn ein Mensch stirbt,
wird er wieder zu Erde. Das ist der Schatten der Schöpfung, an den wir
erinnert werden, wenn die Bibel uns von unserem Ursprung erzählt.
2. Als Gottes Geschöpfe sind wir nicht nur Beschenkte, sondern wir haben
von Gott auch einen Auftrag:
Bebaue und bewahre meine Schöpfung, sagt Gott damals wie heute zu uns.
Ebenso wenig wie die Materie aus sich heraus Leben schöpfen kann, ebenso
wenig bleibt die Schöpfung, wenn sie sich selber überlassen ist, wie
sie ist. Das denken ja viele. Wir sprechen vom Gleichgewicht der Natur, die
nur durch den Menschen gestört ist. Sicher, der Mensch stört und zerstört
an vielen Stellen die Natur, weil er nicht das tut, was Gott ihm aufgetragen
hat. Bebauen, also so bearbeiten, dass wir möglichst Nutzen für uns
ziehen, das tun wir Menschen geradezu maßlos.
Das Bewahren haben wir verlernt. Wenn die Meere bald leergefischt sind, dann
hinterlassen wir den Menschen nach uns ein Problem. Wenn wir weiterhin so viel
Brennstoffe verheizen, wie wir es heute tun, dann verändert sich alles
auf der Erde.
Die Regenmassen in diesem Sommer sind ein Warnsignal, was geschehen wird, wenn
wir weiterhin bebauen, aber nicht bewahren.
Es ist Gott nicht gleichgültig, was wir tun! Er will, dass wir beides tun:
bebauen und bewahren. Beides macht Arbeit.
Arbeit gehört zur Schöpfungsordnung Gottes dazu. Sie ist nicht ein
Fluch, sondern ein Segen. Anders als im Mythos vom Scharaffenland, in dem man
nur faul unter dem Baum zu liegen hat und einem die gebratenen Tauben in den
Mund fliegen weiß die Bibel ganz klar:
Arbeit gehört zum Leben dazu. Die menschliche Arbeit vermittelt Sinn und
Zufriedenheit. Wer nicht arbeiten kann oder darf, der ist in aller Regel nicht
glücklich damit.
Das bedeutet auch etwas für die Taufe heute: Es ist klar, heute sagt Gott
Ihnen als Familie in besonderer Weise seinen Segen zu. Er hat Yasmin und Dominik
auf sein Herz genommen.
Aber ebenso auch dies: heute bekommen Sie, die Eltern und Paten auch einen Auftrag!
An diesem Tag übernehmen Sie eine Verpflichtung von Gott! Sie werden gleich
versprechen, dafür zu sorgen, dass diese Kinder etwas von Gott erfahren,
dass sie lernen, zu beten und dass sie die biblischen Geschichten hören.
Danach wird Gott Sie einmal fragen.
Das gilt natürlich ebenso für alle anderen hier, die einmal die Taufe
für ein Kind begehrt haben oder Patenschaften übernommen haben. Gott
hat Ihnen eine Verantwortung übertragen! Sind Sie der bisher gerecht geworden?
Wann haben Sie für Ihre Patenkinder und Kinder gebetet? Haben Sie mit Ihnen
gebetet? Wann haben Sie Ihre Kinder gesegnet? Ihnen biblische Geschichten erzählt?
Wann haben Sie ihnen vorgelebt, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen
- auch, wenn das unbequem wird? All das haben Sie einmal versprochen. Oder versprechen
es heute.
Ist es nicht so, dass Sie heute ehrlich sagen: Das hab ich zwar versprochen,
aber nicht getan.
Das müsste ich selber - zumindest für meine Patenkinder auch bekennen.
Was tun? Wir sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen!
Es ist Gott, der Schöpfer, dem wir unser Wort gegeben und dann nicht gehalten
haben.
Wir sind auch an dieser Stelle unseres Lebens Gott etwas schuldig geblieben.
3. Deshalb noch das dritte: Wir haben schon hier, in der Geschichte vom Paradies
ein festes Versprechen von Gott. Es verbirgt sich in der Mitte des Gartens.
Da stehen zwei Bäume: der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis des
Guten und Bösen. Von dem Einen hat Adam, der Mensch ja dann gegessen: Von
dem Baum der Erkenntnis. Wir können seither erkennen, was gut und böse
ist. Und seither haben Menschen das Böse nicht nur zu erkannt, sondern
auch getan!
Mit dem Überschreiten des Einen Gebotes kam das Böse in unsere Herzen
hinein.
Der andere Baum ist unsere einzige Hoffnung: es ist der Baum des Lebens.
Wer davon isst, der wird in Ewigkeit nicht sterben. - Wer Zugang zu diesem Baum
hat, der bleibt in Ewigkeit vor Gott. So hat der Schöpfer es geordnet.
Nur: wir alle leben nicht mehr im Paradiesgarten. Das gerade ist ja die Folge
davon, dass wir Gott nicht vertraut haben. Wir haben es nicht geglaubt, dass
sein Gebot für uns besser wäre als die Freiheit zum Bösen.
Wie gut, dass die Bibel nicht nach den ersten Kapiteln endet. Das wäre
zwar eine gute Beschreibung der Welt, wie sie eben ist, aber dann gäbe
es keine Hoffnung. Dann bliebe uns nur eine kurze Lebensspanne - und dann das
Gericht.
Gott hat es dabei nicht belassen. Er hat seinen Himmel verlassen und ist den
Menschen nachgegangen. Davon berichtet die ganze Bibel. Zuletzt in seinem Sohn,
in Jesus.
Wenn wir vom Paradies reden, müssen wir deshalb auch von Jesus reden.
Sein Weg auf dieser Erde ging bis ans Kreuz. Dort hat er die Schuld der Welt
auf sich genommen. Dort hat er die Strafe getragen und denen, die glauben, den
Zugang zu Gott wieder freigemacht. Der Stamm des Kreuzes ist seither der Baum
des Lebens. Am Kreuz - und nur da, können wir ewiges Leben bekommen.
Gott hat den Baum des Lebens gewissermaßen aus dem Paradies herausgeholt
und mitten in unsere Erde gesetzt, als das Kreuz aufgerichtet wurde. Da steht
er nun - leicht erreichbar für jeden, der das Wort von der Versöhnung
hört. Nur: hingehen und die Frucht für sich nehmen und essen, das
müssen wir schon tun. Ja sagen, dass das Blut Jesu für meine Schuld
geflossen ist, das hieße, die Frucht vom Baum des Lebens zu essen. Wem?
Gott sollen wir das sagen.
Nur so erlangen wir das ewige Leben. Nur so nehmen wir das an, was uns in der
Taufe zugesprochen ist.
Amen!