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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu 1. Mose 2, 4b - 9, 15, 15. Sonntag nach Trinitatis 2002 -- Drucken

Ihr Lieben,
Auf den ersten Seiten der Bibel finden wir eine Beschreibung vom Paradies - in wenigen Worten wird geschildert, wie Gott sich die Welt eigentlich gedacht hatte.
Ich lese aus Kapitel 2 des ersten Buches der Bibel:
Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. (...) Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
Aus dieser kurzen Beschreibung des Paradieses möchte ich drei Gedanken aufgreifen:
Gott gibt den Menschen seinen Segen
Gott gibt den Menschen einen Auftrag
Er gibt den Menschen ein festes Versprechen
1. Gott segnet die Menschen, die er schafft. In der Beschreibung des Ursprungs allen Lebens wird deutlich, wie die Welt, wie die Natur und die Menschen gemeint sind. Was Gott sich dabei gedacht hat, als er das Universum ins Leben rief.
Hier geht es nicht um den zeitlichen Ablauf, sondern um die Zuordnung zueinander.
Gott hat den Menschen nach seinem eigenen Bild geformt. Aus Erde vom Acker, also aus Materie. Das können wir auch. Jedes Kind malt irgendwann Menschen - oder baut sie aus Ton oder Holz. Und spielt mit Puppen. Nur - alles, was Menschen formen, bleibt tote Materie. Zu Schöpfung gehört das Andere: Gott segnet, was er geschaffen hat. Er haucht Leben in die Materie. Sonst wäre und bliebe sie tot.
Das dies, Leben aus toter Materie zu wecken, das hat Gott nicht nur dies eine Mal vor urlanger Zeit getan. Jedes neue Leben ist neu Schöpfung Gottes.
Viele, die selber Eltern geworden sind, haben davon etwas gespürt: Leben ist nicht ein Produkt, liegt nicht in unserer Macht.
Neues Leben ist ein Geschenk!
"Wer ein neugeborenes Kind ansieht, der erlebt Gott auf frischer Tat" - hat mal jemand gesagt. Heute haben wir Kinder im Gottesdienst. Wenn wir sie sehen, weckt das in mir neu Dankbarkeit: Gott hat nicht aufgehört, Leben zu schenken! Er segnet unaufhörlich, indem er neues Leben schenkt. "Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn!" So haben wir im Psalm gebetet.
Allein, dass Gott Leben schenkt, wäre schon genug, ihn zu loben und ihm zu danken.
Aber wo Gott segnet, da tut er noch viel mehr:
Die Geschichte vom Paradies erzählt: Gott pflanzte einen Garten, damit der Mensch zu essen und zu trinken hat. Und damit er Schatten findet in der sonst verbrennenden Hitze der Sonne.
Der Garten Gottes mit Früchten, die verlockend anzusehen sind und von denen gut zu essen ist - dieses prächtige, von Überfluss strotzende Bild sagt: Gott ist nicht knauserig, wenn er segnet. Auch nicht nur vernünftig und maßvoll. Gott gibt zum Leben nicht nur Vollkornbrot und Wasser. Nein, Gott schenkt so viel, dass wir auch genießen können. Dankbar genießen können, was Gott in seinem Ideenreichtum erfunden und gemacht hat!
Und noch dies: Wo Gott segnet, da sorgt er auch dafür, dass eine Zukunft möglich ist.
Es war Gott nicht egal, was aus dem ersten Menschen wird, als er ihn geschaffen hatte.
Auch Yasmin und Dominik sind Gott nicht egal, nachdem sie nun sind.
Und wir dürfen getrost unsere eigenen Namen hier einfügen.
Jeder Tag, den wir leben, ist neu ein Akt des Segnens durch Gott. Denn in dem Moment, in dem Gott seine Hand zurückzieht, zerfällt alles wieder zu dem, was es gewesen ist, zu Staub, zu toter Materie. Wenn ein Mensch stirbt, wird er wieder zu Erde. Das ist der Schatten der Schöpfung, an den wir erinnert werden, wenn die Bibel uns von unserem Ursprung erzählt.
2. Als Gottes Geschöpfe sind wir nicht nur Beschenkte, sondern wir haben von Gott auch einen Auftrag:
Bebaue und bewahre meine Schöpfung, sagt Gott damals wie heute zu uns.
Ebenso wenig wie die Materie aus sich heraus Leben schöpfen kann, ebenso wenig bleibt die Schöpfung, wenn sie sich selber überlassen ist, wie sie ist. Das denken ja viele. Wir sprechen vom Gleichgewicht der Natur, die nur durch den Menschen gestört ist. Sicher, der Mensch stört und zerstört an vielen Stellen die Natur, weil er nicht das tut, was Gott ihm aufgetragen hat. Bebauen, also so bearbeiten, dass wir möglichst Nutzen für uns ziehen, das tun wir Menschen geradezu maßlos.
Das Bewahren haben wir verlernt. Wenn die Meere bald leergefischt sind, dann hinterlassen wir den Menschen nach uns ein Problem. Wenn wir weiterhin so viel Brennstoffe verheizen, wie wir es heute tun, dann verändert sich alles auf der Erde.
Die Regenmassen in diesem Sommer sind ein Warnsignal, was geschehen wird, wenn wir weiterhin bebauen, aber nicht bewahren.
Es ist Gott nicht gleichgültig, was wir tun! Er will, dass wir beides tun:
bebauen und bewahren. Beides macht Arbeit.
Arbeit gehört zur Schöpfungsordnung Gottes dazu. Sie ist nicht ein Fluch, sondern ein Segen. Anders als im Mythos vom Scharaffenland, in dem man nur faul unter dem Baum zu liegen hat und einem die gebratenen Tauben in den Mund fliegen weiß die Bibel ganz klar:
Arbeit gehört zum Leben dazu. Die menschliche Arbeit vermittelt Sinn und Zufriedenheit. Wer nicht arbeiten kann oder darf, der ist in aller Regel nicht glücklich damit.
Das bedeutet auch etwas für die Taufe heute: Es ist klar, heute sagt Gott Ihnen als Familie in besonderer Weise seinen Segen zu. Er hat Yasmin und Dominik auf sein Herz genommen.
Aber ebenso auch dies: heute bekommen Sie, die Eltern und Paten auch einen Auftrag!
An diesem Tag übernehmen Sie eine Verpflichtung von Gott! Sie werden gleich versprechen, dafür zu sorgen, dass diese Kinder etwas von Gott erfahren, dass sie lernen, zu beten und dass sie die biblischen Geschichten hören. Danach wird Gott Sie einmal fragen.
Das gilt natürlich ebenso für alle anderen hier, die einmal die Taufe für ein Kind begehrt haben oder Patenschaften übernommen haben. Gott hat Ihnen eine Verantwortung übertragen! Sind Sie der bisher gerecht geworden?
Wann haben Sie für Ihre Patenkinder und Kinder gebetet? Haben Sie mit Ihnen gebetet? Wann haben Sie Ihre Kinder gesegnet? Ihnen biblische Geschichten erzählt? Wann haben Sie ihnen vorgelebt, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen - auch, wenn das unbequem wird? All das haben Sie einmal versprochen. Oder versprechen es heute.
Ist es nicht so, dass Sie heute ehrlich sagen: Das hab ich zwar versprochen, aber nicht getan.
Das müsste ich selber - zumindest für meine Patenkinder auch bekennen.
Was tun? Wir sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen!
Es ist Gott, der Schöpfer, dem wir unser Wort gegeben und dann nicht gehalten haben.
Wir sind auch an dieser Stelle unseres Lebens Gott etwas schuldig geblieben.
3. Deshalb noch das dritte: Wir haben schon hier, in der Geschichte vom Paradies ein festes Versprechen von Gott. Es verbirgt sich in der Mitte des Gartens.
Da stehen zwei Bäume: der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Von dem Einen hat Adam, der Mensch ja dann gegessen: Von dem Baum der Erkenntnis. Wir können seither erkennen, was gut und böse ist. Und seither haben Menschen das Böse nicht nur zu erkannt, sondern auch getan!
Mit dem Überschreiten des Einen Gebotes kam das Böse in unsere Herzen hinein.
Der andere Baum ist unsere einzige Hoffnung: es ist der Baum des Lebens.
Wer davon isst, der wird in Ewigkeit nicht sterben. - Wer Zugang zu diesem Baum hat, der bleibt in Ewigkeit vor Gott. So hat der Schöpfer es geordnet.
Nur: wir alle leben nicht mehr im Paradiesgarten. Das gerade ist ja die Folge davon, dass wir Gott nicht vertraut haben. Wir haben es nicht geglaubt, dass sein Gebot für uns besser wäre als die Freiheit zum Bösen.
Wie gut, dass die Bibel nicht nach den ersten Kapiteln endet. Das wäre zwar eine gute Beschreibung der Welt, wie sie eben ist, aber dann gäbe es keine Hoffnung. Dann bliebe uns nur eine kurze Lebensspanne - und dann das Gericht.
Gott hat es dabei nicht belassen. Er hat seinen Himmel verlassen und ist den Menschen nachgegangen. Davon berichtet die ganze Bibel. Zuletzt in seinem Sohn, in Jesus.
Wenn wir vom Paradies reden, müssen wir deshalb auch von Jesus reden.
Sein Weg auf dieser Erde ging bis ans Kreuz. Dort hat er die Schuld der Welt auf sich genommen. Dort hat er die Strafe getragen und denen, die glauben, den Zugang zu Gott wieder freigemacht. Der Stamm des Kreuzes ist seither der Baum des Lebens. Am Kreuz - und nur da, können wir ewiges Leben bekommen.
Gott hat den Baum des Lebens gewissermaßen aus dem Paradies herausgeholt und mitten in unsere Erde gesetzt, als das Kreuz aufgerichtet wurde. Da steht er nun - leicht erreichbar für jeden, der das Wort von der Versöhnung hört. Nur: hingehen und die Frucht für sich nehmen und essen, das müssen wir schon tun. Ja sagen, dass das Blut Jesu für meine Schuld geflossen ist, das hieße, die Frucht vom Baum des Lebens zu essen. Wem? Gott sollen wir das sagen.
Nur so erlangen wir das ewige Leben. Nur so nehmen wir das an, was uns in der Taufe zugesprochen ist.

Amen!

Björn Heymer