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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu 2. Samuel 12, 1- 10 + 13 -15, 11. Sonntag nach Trinitatis 2002 -- Drucken

Ihr Lieben,

im Buch Daniel findet sich ein Gebet, dass in wenigen Worten zusammenfasst, worum es heute morgen geht: Dieses Gebet lautet:

Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Daniel 9,18

Wenn wir uns unserer Nähe zu Gott bewusst werden, geht es um diese zwei Dinge:

Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Gerade in der Schriftlesung haben wir von einer dramatischen Wende in der Karriere des größten Königs Israels gehört. David hatte nach einer frommen Jugend und einem starken Berufungserlebnis lange nicht viel mit Gott zu tun gehabt bis zu dieser Begegnung.

Er hatte Anderes im Kopf. Seine Laufbahn hatte den Höhepunkt erreicht, er war König geworden und regierte in Jerusalem. Die Bundeslade hatte er noch herbeigeschafft und einen großen Gottesdienst gefeiert, aber dann – normales Regierungsgeschäft, Routine.

Von Kapitel zu Kapitel wird Gott seltener erwähnt in den Berichten über das Leben des Königs. Wie im wirklichen Leben, oder?

Irgendwann war da mal was mit Glauben, mit Gott. Da hat uns das was bedeutet. Da haben wir was erlebt. Aber das Leben geht weiter. Anderes wird wichtig. Und die Erinnerung an Gott verblasst. Wir brauchen ihn nicht, denken wir.

Bei David fällt auf, dass er das Wissen um die Gebote Gottes sehr wohl bewahrt hat – als Richter hatte er sie ja auch ständig anzuwenden, wenn er Recht sprach über Andere.

Aber diese Werte und Gebote auf sein eigene Tun zu beziehen, das geschah immer seltener.

Bis zu diesem Tag, als Nathan, der Mann Gottes, vor ihn trat und ihm den Spiegel vorhält.

Ich lese noch einmal dieses bewegende Gespräch zwischen dem Mann Gottes und dem König:

1 Und der HERR sandte Nathan zu David. Als der zu ihm kam, sprach er zu ihm:

Es waren zwei Männer in einer Stadt, der eine reich, der andere arm. 2 Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder; 3 aber der Arme hatte nichts als ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte. Und er nährte es, dass es groß wurde bei ihm zugleich mit seinen Kindern. Es aß von seinem Bissen und trank aus seinem Becher und schlief in seinem Schoß, und er hielt's wie eine Tochter. 4 Als aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, brachte er's nicht über sich, von seinen Schafen und Rindern zu nehmen, um dem Gast etwas zuzurichten, der zu ihm gekommen war, sondern er nahm das Schaf des armen Mannes und richtete es dem Mann zu, der zu ihm gekommen war.

5 Da geriet David in großen Zorn über den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der HERR lebt: der Mann ist ein Kind des Todes, der das getan hat! 6 Dazu soll er das Schaf vierfach bezahlen, weil er das getan und sein eigenes geschont hat.

7 Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe dich zum König gesalbt über Israel und habe dich errettet aus der Hand Sauls 8 und habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Frauen, und habe dir das Haus Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch dies und das dazutun. 9 Warum hast du denn das Wort des HERRN verachtet, dass du getan hast, was ihm missfiel? Uria, den Hetiter, hast du erschlagen mit dem Schwert, seine Frau hast du dir zur Frau genommen, ihn aber hast du umgebracht durchs Schwert der Ammoniter. 10 Nun, so soll von deinem Hause das Schwert nimmermehr lassen, weil du mich verachtet und die Frau Urias, des Hetiters, genommen hast, dass sie deine Frau sei.

13 Da sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den HERRN.

Nathan sprach zu David: So hat auch der HERR deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben. 14 Aber weil du die Feinde des HERRN durch diese Sache zum Lästern gebracht hast, wird der Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben.

15 Und Nathan ging heim.

Nathan erinnert David daran, dass der König wie jeder Andere sein Leben vor Gott lebt.

Vor Gott, d.h.: auch ihm steht eine Begegnung mit Gott bevor.

Und dann geht es um Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Der Prophet hatte einen Anlass, David daran zu erinnern. Der König hatte gegen Gottes Gebote verstoßen. Ihm war eine attraktive Frau ins Auge gesprungen und er begehrte sie. Obwohl er schon mehrfach verheiratet war.

Als König hatte David die Macht, Bathseba in den Palast holen zu lassen und sie sich gefügig zu machen. Aus der Sünde der Begehrlichkeit entwickelte sich die Nächste: sexuelle Gewalt an Abhängigen. Zum Ehebruch kam schließlich noch die Anstiftung zum Mord, nachdem Bathseba schwanger war und ihr Mann Uria partout nicht mitmachen wollte, die Sache zu vertuschen. Die Sache nahm ihren Lauf. Der loyale Soldat Uria wurde in den Krieg geschickt und so eingesetzt, dass er sterben musste. Machtmissbrauch in Reinkultur – und offenbar noch nicht einmal besonders diskret, denn mindestens Nathan kannte die ganze Geschichte.

Vergleiche zu heute drängen sich geradezu auf. Je mehr Einfluss Menschen haben, desto eher scheinen sie zu meinen, für sie gelten andere Regeln als für die einfachen Leute.

Nein! Vor Gott gibt es nur ein Recht!

Das macht Nathan mit seiner Rede vor dem König deutlich:

Er beginnt damit, eine Geschichte zu erzählen. Er berichtet von einer einfachen Sache. Ein Rechtsstreit, der ein öffentliches Ärgernis darstellt. Ein Reicher hat einen Armen beraubt.

David ist hier als oberster Richter seines Volkes gefordert. Seine Aufgabe ist es, für den Schwachen einzutreten und ihm Recht zu schaffen. Dafür hat er von Gott das Amt des König.

David tut, was seine Aufgabe ist – er spricht Recht nach dem Maßstab des Gottesrechtes.

Wie es bei Mose steht:

 „Wenn jemand ein Schaf stiehlt und schlachtet´s, so soll er vier Schafe für eins wiedergeben.“ Zitat: 2. Mose 21,37.

Es handelt sich um eine Ausführungsbestimmung zum 7. Gebot:

Du sollst nicht stehlen! 2. Mose 20,15.

Der König zeigt: er kennt das Recht gut!

Dann geht Nathan einen Schritt weiter: „Du bist genauso schuldig, David!“

Gottes Gerechtigkeit ist nicht nach Lust und Laune aufteilbar.

Keiner kann sich von den Geboten das heraussuchen, was ihm passt – und andere Dinge beiseite lassen oder für ungültig erklären.

Gleich gegen drei Gebote hat der König ganz klar verstoßen: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib! Du sollst die Ehe nicht brechen! Und Du sollst nicht töten!“

Wie schnell sind wir dabei andere zu richten, und kommen gar nicht auf die Idee, dass wir selber nicht besser sind!

Es hat mal jemand gesagt: Wenn Du mit dem Finger auf einen anderen zeigst, dann weisen drei Finger auf Dich selbst! Probieren Sie es aus.

Davids Urteilen war nicht falsch. Er hat richtig geurteilt. Nur war ihm nicht klar, dass es um ihn selbst ging.

Wie schnell werden wir selbstgerecht! Wie schnell zeigen wir auf Splitter im Auge des Anderen, und sehen nicht den viel größeren Schaden bei uns selber!

Wir vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit – hieß es in dem Gebet am Anfang.

In der Nähe Gottes erkennen wir: mit unserer Gerechtigkeit ist nicht weit her.

Andere beurteilen und verurteilen, das geht uns schnell von den Lippen.

Aber zu sagen:  Ich habe gesündigt gegen den HERRN – wie David es tut, dazu fehlt uns etwas entscheidendes! Das Wissen um Gottes Barmherzigkeit!

Bevor David zu seiner Schuld so klar stehen kann, erinnert Nathan ihn daran, was Gott ihm geschenkt hat: „Du bist König geworden – ein einfacher Hirtenjunge. Ich habe Dich gerettet aus der Hand deines Feindes, der dir nach dem Leben trachtete. Ich habe Dich in allem versorgt: Palast, viele Frauen und das Vertrauen der Stämme Israel und Juda.“

All das hat Gott unverdient geschenkt.

Die Bibel sagt dazu Gnade, Gottes Barmherzigkeit an uns Menschen.

Gott legt in jedes Leben sehr viel, was wir nicht verdient haben. Vielleicht wird das gerade an einem ganz kleinen Kind besonders deutlich. Was ist es für ein Wunder, dass wir leben dürfen. Was ist es – bei uns Erwachsenen - für ein Wunder, dass wir so lange leben durften – bis heute. Alle Gebote Gottes gehen davon aus, dass Gott uns so gut versorgt, dass wir kein Gebot brechen müssten. Deshalb ist alle Schuld Sünde gegen Gott – auch wenn sie erst mal einen anderen Menschen trifft.

Buße zu tun heißt, seine Schuld als Schuld vor Gott zu erkennen. Das geschieht dort, wo uns klar wird, was Gott uns schenkt – lange bevor wir etwas tun oder lassen.

Und wir wenden uns trotzdem ab von Gottes Gerechtigkeit. Warum? Warum hast Du das getan? Fragt der Prophet den König. Dieses Warum ist so eine Frage, die nicht eine schnelle Antwort erwartet, sondern die das Nachdenken in Gang setzen soll.

Wer Gottes Barmherzigkeit begreift, der wird leise.

Der verteidigt nicht mehr wortreich sein Tun. Sondern der erkennt, worum es geht, wenn wir Gottes Gebot gering achten. Ich habe gesündigt gegen den HERRN – es ist der kürzeste Satz im ganzen Gespräch, den David da sagt. Damit gibt er sich in Gottes Hand.

Wenn wir heute diese Geschichte von Davids Lebenswende bedenken, dann lade ich Sie ein, hier innezuhalten: Bei der Frage an uns: Warum hast Du das getan? Warum lebst Du so, als wenn Du Gottes Barmherzigkeit nicht nötig hättest?

Auf unsere Antwort heute kommt es an.

Amen!

Björn Heymer