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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu 1. Petrus 4, 9 - 11, 10. Sonntag nach Trinitatis 2002 -- Drucken

Ihr Lieben,

der Apostel Petrus erinnert in seinem Brief daran, dass die Gemeinde Jesu Christi etwas weiß, woran
die übrige Welt nur selten denkt:
Die Gemeinde Jesu weiß, dass diese Welt kurz vor dem Untergang steht!
Unser irdisches Leben mit allen Mühen, aller Trauer und Schmerzen, aber auch mit der Erfahrung von tiefem Glück , von Geborgenheit und Frieden, all das ist begrenzt.
Die Tränen, die hier geweint werden, sie werden ebenso einmal abgewischt werden.
Ja, jede Form von Sinnerfahrung oder Befriedigung im Leben ist vorläufig.
Das Ende aller Dinge ist nah! schreibt Petrus.
Wir leben in einer Übergangszeit:
das Neue, die Welt, wie Gott sie einmal gedacht hat und wie er sie wieder herstellt, das ist schon
angebrochen, seit Jesus die Macht des Todes gebrochen hat.
Die Welt ohne Gott, sie ist gleichsam ein Auslaufmodell, ihr Ende ist eingeläutet, auch wenn wir noch
darin leben.
Es ist wie bei einem Umzug: Wir leben in einer alten Wohnung in einem Abrisshaus.
Als Christen haben wir den Mietvertrag für eine neue Wohnung schon unterschrieben.
In einem neu erbauten Haus. Gott selber ist Bauherr und Eigentümer dieses Hauses.
Für jeden von uns hat er ein Appartement frei.
Die Frage ist: Wem zahlen wir unsere Miete? Sind wir schon eingezogen in unsere neue Wohnung?
Ohne Bild gesprochen:
Wofür wenden wir unsere Lebensenergie auf? Für Gottes neue Welt oder für ein Leben ohne Glauben, ohne Hoffnung und Zukunft?
Wenn Petrus seine Leser daran erinnert: Das Ende aller Dinge ist nahe!,
dann ist damit gesagt: Es ist Zeit, die alte Wohnung zu räumen.
Im Haus Gottes ist alles bereit für den Einzug.
Wer umgezogen ist, wird er merken: In Gottes Haus gelten andere Regeln - gewissermaßen eine neue Hausordnung:
Zwei Punkte aus dieser anderen Hausordnung habe ich vor einer Woche erläutert:
Wer im Haus Gottes seine Wohnung hat, der vergisst das treue Gebet nicht mehr. Das war das Eine.
Und: in Gottes Haus lebt eine Gemeinschaft in Agape, geschwisterlicher Liebe miteinander. Beides,
Gebet und geschwisterliche Liebe geschehen nicht nach Lust und Laune, sondern als nüchterne
Antwort auf das Wort Gottes.
Heute nun zwei weitere Punkte der neuen Hausordnung. Ich lese aus dem 1. Petrusbrief:
7 Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Darum:
9 Seid gastfrei untereinander ohne Murren. 10 Und dient einander, ein jeder mit der
Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: 11
wenn jemand predigt, dass er's rede als Gottes Wort; wenn jemand dient, dass er's tue
aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus
Christus. Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Gastfreiheit ohne Murren und ein gegenseitiges Dienen, das Gott Ehre macht.
Warum Gastfreiheit ohne Murren?
Die ersten Christen waren ausgesprochen reisefreudige Leute. Als das Christentum sich ausbreitete,
da geschah dies vor allem von Mund zu Mund. Einfache Fischer oder Handwerker verließen ihre
Netze und ihre Familien und zogen los – auf den Handelsstraßen des Reichs. Gasthöfe gab es, aber sie waren oft verrufen und auch gefährlich. Prostitution und Taschendiebstahl gehörten an vielen Orten zum Geschäft. So war es für die Christen schlicht eine Überlebensfrage, dass es in Gemeinden
gastfreie Menschen gab.
Wer schon einmal Gäste aus der weltweiten Ökumene aufgenommen hat oder selber so aufgenommen wurde, der hat erlebt: Gastfreundschaft kann einen beglücken. Sie erweitert den Horizont. Egal, ob Leute aus einem Chor, Besucher eines Kongresses oder Gäste des Kirchentages. Nur: Gäste und Fisch – drei Tage frisch – sagt der Volksmund. Zu viele Gäste können einem auch auf die Nerven gehen. Petrus war selber ein Reisender in Gemeinden.
Vielleicht hatte er – bei aller Achtung vor ihm als Apostel, so ein Murren selber schon erlebt.
Mit der Gastfreundschaft in der Gemeinde ist es wie mit der Liebe untereinander:
Sie soll nicht ihre Grenze finden da, wo unsere Sympathieempfindungen aufhören.
Wenn ihr nur denen Tischgemeinschaft gewährt, die ihr nett findet, was tut ihr Besonderes?
Dasselbe tun die Heiden und Sünder auch! hätte Jesus sagen können.
Deswegen: seid gastfrei untereinander – hier geht´s nicht darum, jeden immer und beliebig lange
auszuhalten. Untereinander konzentriert diese Aufforderung schon den Umgang der Christen
miteinander. Manch einer hat so schon Engel beherbergt, ohne es zu wissen.
Und das zweite: Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.
Keiner ist unbegabt! Das vor allem!
Wie würden Sie reagieren, wenn Sie gefragt werden:
Was kannst Du gut? Was geht Dir leicht von der Hand und macht dabei Freude?
Manche Menschen reagieren erst mal mit Verlegenheit, wenn man sie so fragt. Gerade in der Kirche
haben wir es weitgehend verlernt, positiv und selbstbewusst von uns zu sprechen – oder auch nur zu
denken. Ist die Gemeinde nicht geradezu der Sammelpunkt all derer, die selber nicht so gut
klarkommen, die auf Hilfe angewiesen sind? Ist Demut nicht die gefragteste Tugend in der Kirche?
So wahr das alles sein mag, es ist nie die ganze Wahrheit. Petrus spricht sehr selbstbewusst von Gaben
– ein Prediger, wie er selber, der redet im Auftrag Gottes! Nicht bescheiden, aber eben auch nicht
hochmütig, wenn Gott damit die Ehre gegeben wird.
Petrus ist überzeugt: Jeder Mensch hat mindestens eine gute Gabe von Gott bekommen.
Und so kann jeder seinen Beitrag in der Gemeinde tun.
Unbegabt gibt´s nicht! Wer auf die Frage nach seinen Stärken nichts sagen mag, der beleidigt geradezu den Schöpfer und Geber der Gaben.
Unser Fehler ist oft, dass wir entweder unsere Begabungen für unwichtig halten oder dass wir bisher
mit den eigenen Begabungen falsch umgegangen sind.
Wer geschickt mit Geld umgehen kann, das aber nie zum Wohle Anderer einsetzt, sondern immer nur in die eigene Tasche wirtschaftet, der spürt wohl, dass diese Begabung in der Gemeinde nicht gut zu nennen ist, wenn man gefragt wird.
Wer ein Händchen dafür hat, Räume schön zu gestalten, aber niemand diese Räume je zu sehen kriegt, der redet wohl nicht gern darüber.
So könnte man die Beispiele fortsetzen.
Weil wir alle dazu neigen, unsere Gaben als Privateigentum anzusehen, spricht Petrus hier gleich vom
möglichen Schatten:
„wenn jemand dient, dass er's tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott
gepriesen werde durch Jesus Christus.“
Bitte keine Selbstdarstellung! Alle Begabungen sind uns zum Dienst gegeben.
Wer einmal erkannt hat, wie begrenzt das eigene Leben ist, wird nicht länger versuchen, alles nur für
sich zu behalten, um groß raus zu kommen.
Angesichts der Wirklichkeit des Todes können und sollen wir bescheiden werden.
Wer seine Begabung aus der Hand Gottes annimmt, dem ist genug, wenn Gott geehrt wird über das,
was durch ihn geschieht. Ganz egal, ob dies die Leitung eines Gottesdienstes ist oder die Betreuung
einer Kindergruppe. Oder sonst irgendwas.
In welcher Wohnung leben wir? In der alten, von uns selbst gebaut und vom Abriss bedroht – oder im Neubau Gottes? Wer Christ ist, der hat den neuen Mietvertrag in der Tasche.
Sind Sie schon umgezogen – mit all ihrem Hab und Gut?
Übrigens: Im Haus Gottes wird gerade gefeiert. Wir sind eingeladen zum Festessen. Egal, wie weit
unser Umzug schon ist. Heute ist Gelegenheit, sich an die neuen Lebensregeln zu gewöhnen. Herzlich
willkommen!

Amen!

Björn Heymer