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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu Hesekiel 18, 3, 3. Sonntag nach Trinitatis 2002 -- Drucken

Prophet Hesekiel, im  18. Kapitel:

Und des HERRN Wort geschah zu mir: Was habt ihr unter euch im Lande Israels für ein Sprichwort: »Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden«? So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: dies Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen in Israel.

Denn siehe, alle Menschen gehören mir; die Väter gehören mir so gut wie die Söhne; jeder, der sündigt, soll sterben.

21 Wenn sich aber der Gottlose bekehrt von allen seinen Sünden, die er getan hat, und hält alle meine Gesetze und übt Recht und Gerechtigkeit, so soll er am Leben bleiben und nicht sterben. Es soll an alle seine Übertretungen, die er begangen hat, nicht gedacht werden, sondern er soll am Leben bleiben um der Gerechtigkeit willen, die er getan hat. Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt? Und wenn sich der Gerechte abkehrt von seiner Gerechtigkeit und tut Unrecht und lebt nach allen Greueln, die der Gottlose tut, sollte der am Leben bleiben? An alle seine Gerechtigkeit, die er getan hat, soll nicht gedacht werden, sondern in seiner Übertretung und Sünde, die er getan hat, soll er sterben.

30 Darum will ich euch richten, ihr vom Hause Israel, einen jeden nach seinem Weg, spricht Gott der HERR.. Kehrt um und kehrt euch ab von allen euren Übertretungen, damit ihr nicht durch sie in Schuld fallt. Werft von euch alle eure Übertretungen, die ihr begangen habt, und macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Denn warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel? Denn ich habe kein Gefallen am Tod des Sterbenden, spricht Gott der HERR. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.

Ihr Lieben,

diesen Aufruf zur Umkehr hab ich mir nicht ausgesucht. Und ich hab lange überlegt, was er uns heute zu sagen hat.

Familie Bosen ist heute gekommen, weil sie ihren Sohn taufen lassen wollen. Jede Taufe hat es mit Umkehr, mit Tod und Leben zu tun – wir haben darüber gesprochen.

Und wir könnten heute miteinander neu darüber nachdenken  was in der Bibel gemeint ist, wenn von Schuld, von Übertretungen und von Umkehr geredet wird.

Haben die Maßstäbe aus längst vergangenen Zeiten uns heute was zu sagen?

Kann es sein, dass wir heute umkehren müssen?

Wir, die Wohlanständigen, bürgerlich Angepassten, die sonntags in die Kirche gehen?

Der Prophet spricht sehr persönlich Einzelne in ihrer Verantwortung an.

Gott weist das Sprichwort von den stumpfen Zähnen der Kinder, wenn die Väter die falschen Trauben gegessen haben, genau deshalb zurück, weil damit Menschen ihre Verantwortung abschieben wollen: „Ich kann nichts dafür, dass ich so bin, wie ich bin! Das ist Veranlagung, das sind die Gene!“ sagen sie. Und so weiter, und so weiter.

Wer so versucht, die Verantwortung für sein Tun abzuwälzen, dem sagt Gott zu:

„Du bist selber verantwortlich! Jeden Menschen werde ich danach fragen, was er aus seinem Leben gemacht hat. Schuld ist nicht eine Sache der Anderen, sondern trifft jeden persönlich.“

Also, wir sind heute gefragt: Ist unser Leben in Ordnung? Auch nach Gottes Maßstäben? Aber es wäre zu kurz gegriffen, wenn wir jetzt nur jeder in sich gehen würde.

Hesekiel nimmt nicht Einzelne vertraulich beiseite, um im Flüsterton mit ihnen zu reden.

Er spricht öffentlich und er zielt auf das, was öffentlich praktiziert und von vielen gutgeheißen wird. Persönliche Verantwortung und öffentliches Geschehen hängen zusammen.

Gestern wurde hier in Köln der oder die Europride 2002 eröffnet. Es ist ein dreiwöchiges Happening von und für Menschen, die gleichgeschlechtliche Sexualität ausleben. Es ist das erste und größte Treffen Homosexueller in ganz Europa. Und der Name Europride heißt:

„Der Stolz Europas“ – So nennt sich diese Reihe von Veranstaltungen und entlarvt sich damit, so meine ich:

Öffentlich und möglichst schrill gezeigte Andersartigkeit, da geht es im Tiefsten um Stolz, um Hochmut: „Ich tue, was ich will. Da kann mir keiner reinreden.“

Was für die Gastronomie gutes Geschäft und für die Karnevalsfans ein zusätzlicher Termin außerhalb der Saison ist, das ist für die Meisten vor allem dies:

die öffentliche, auch politische Anerkennung der Zelebrierung des Ego.

Man kann über Homosexualität diskutieren und argumentieren wie man will, die Bibel hat zu derartig ausgelebter Sexualität eine klare Meinung. Das ist Gott, dem Herrn ein Greuel!

Hier wird die gute Gabe der Sexualität verdreht und zum Götzen erhoben.

Und das steht unter Gottes Urteil! Dazu sagt Gott: Nein! So nicht!

Um mit Hesekiel zu sprechen:  jeder, der sündigt, soll sterben

Nun vermute ich, das die wenigsten in unserer Mitte unmittelbar betroffen sind.

Manch einer wünscht sich vielleicht, dass doch endlich mal ordentlich gewettert wird über die Homos und all das. Das werde ich nun aber nicht tun.

Auch Hesekiel wettert hier nicht über die Sünder, er wirbt um sie! Und das ist etwas Anderes.

„Gott will nicht den Tod des Sterbenden, sondern dass er umkehrt und lebt!“

Was heißt das für uns in der Gemeinde heute, wenn wir von diesem Rummel hören oder lesen?

1. Wir müssen unsere Haltung gegenüber Homosexuellen überprüfen. Gott liebt auch homosexuell empfindende Menschen. Ja, er verurteilt nicht dieses Empfinden. Davon ist nirgends in der Bibel die Rede. Was klar verurteilt wird, ist das Ausleben einseitiger Sexualität. Vor allem, wenn das mit Gewalt verbunden ist. Der Stolz, mit dem das Falsche öffentlich praktiziert wird, daran hat Gott keinen Gefallen. Übrigens auch nicht daran, einen Menschen nur über seine Sexualität zu definieren.

Ein homosexuell empfindender Mensch ist zunächst einmal ein Mensch. Einer, der von Gott geschaffen ist, von ihm geachtet und geliebt wird.

Und so sollten auch wir die Menschen ansehen und lieben.

2. Daraus folgt das Andere. Wir sollten in diesen nächsten Wochen besonders für diese Menschen beten. Dafür, dass die ihren Stolz aufgeben und umkehren, bei denen das nötig ist.

Für sie, nicht gegen sie. Ich hab in den letzen Wochen immer gedacht, das Beste ist es, für Dauerregen in den nächsten Wochen zu beten. Nein, besser ist es, für die Menschen zu beten, dass sie das liebende Werben Gottes vernehmen können und ihm glauben können.

So viel zum Thema Europride. Vielleicht haben wir da auch Schuld auf uns geladen in unseren Gedanken und Urteilen – Schuld, von der wir umkehren müssen.

Gerade das will uns der Prophet heute ja klarmachen:

Sucht die Schuld nicht immer erst bei den Anderen. Jeder ist da selber gefragt.

Wer mit einem Finger auf Andere zeigt, der zeigt mit drei Fingern auf sich selbst!

Umkehr heißt in der Bibel ein Doppeltes:

das Erkennen des eigenen falschen Weges und das Loslassen dessen, was wir getan haben.

Im Erkennen sind wir vielleicht noch ganz gut. – Gott hat uns ein Gewissen gegeben – und sein Wort. Beide rufen uns immer wieder zu, was verkehrt ist.

Aber das dann auch tun? Das ist was Anderes.

Meine Tochter hat jetzt das alte Bilderbuch vom Struwwelpeter entdeckt. So muss ich ihr gerade immer wieder die Geschichte von Paulinchen vorlesen:

Paulinchen war allein zu Haus... Erinnern sie sich? Sie fand das Feuerzeug und dachte sich: „Das muss ein trefflich Spielzeug sein!“ Die Katzen – sie stehen für die Stimme des Gewissens – sie rufen ihr zu: „Der Vater hats verboten! Miau, Mio, Miau, Mio, Lass stehen, sonst brennst du lichterloh!“

Aber Paulinchen hörte nicht auf diese Stimme. Sie zündelt weiter und hört dann die Verschärfung: „Wirf´s weg, sonst brennst du lichterloh!“ Sie tut es nicht – und stirbt.

Das Wissen darum, dass das eigene Tun falsch ist rettet nicht, wenn man es dann trotzdem tut.

Wirf´s weg! Erst das ist die Abkehr vom Falschen. Nicht nur Erkennen, sondern lassen, woran Gott keinen Gefallen hat.

Das sagt Hesekiel:

 Werft von euch alle eure Übertretungen, die ihr begangen habt, und macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Ich habe kein Gefallen am Tod des Sterbenden, spricht Gott der HERR.. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.

Die Taufe war in der Zeit der ersten Christen das Zeichen der Umkehr. Wer mit Gott einen neuen Anfang machte, der ließ sich taufen: symbolisch wird das Alte ertränkt und Gott schenkt das Leben neu. Und wer als Kind getauft ist, der ist bei jeder Taufe, die er miterlebt, gerufen, für sich die Hinkehr zu Gott neu zu vollziehen.

Gott will uns das Leben schenken – und wartet darauf, dass wir alles loslassen, was nicht seinem Willen entspricht.

Amen

Björn Heymer