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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt über 1. Kor 12, 12 ff., 2. Sonntag nach Trinitatis (Gemeindefest 2002) -- Drucken

Ihr Lieben,

da hatte der kleine Swimmy ja eine prima Idee! Er hatte entdeckt, dass es im Leben noch mehr gibt als nur, sich in einer geschützten Ecke zu verkriechen.

Das weite Meer ist voller Wunder und Überraschungen.

Aber eben auch gefährlich. Der dunkle Thunfisch lauerte und Swimmy hatte erlebt, was passieren kann, wenn man unvorsichtig ist.

Ein Gleichnis für das Leben, das Kinder verstehen können – und wir Erwachsene auch.

Swimmy tat sich mit Anderen zusammen und schon nahmen die bösen Feinde Reißaus.

Gemeinsam sind wir stark! Und wer in einer guten Gemeinschaft lebt, der kann Schätze und Wunder entdecken. Gemeinschaft macht auch mutig und sie macht das Leben reich.

Die Kinder machen diese Erfahrung ja schon ganz früh: Unsere Tochter freut sich auf den Kindergarten, weil da viele andere Kinder sind. Zusammen spielen ist schöner als allein.

Und wenn mal einer quer kommt, dann holt man sich Verstärkung – den berühmten großen Bruder. Oder einen Freund. Oder den Papa. Wir brauchen Gemeinschaft zum Leben!

Und das gilt nicht nur für die Kinder, sondern für alle Menschen!

Schon auf den ersten Seiten der Bibel erkennt Gott:

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Und so hat Er für Gesellschaft gesorgt.

Menschen sind auf Gemeinschaft hin angelegt.

Ja, erst in der Gemeinschaft werden wir zum Ebenbild Gottes.

Swimmy hat sich andere gesucht, um den Reichtum der Welt zu entdecken.

Als Gleichnis sagt das: Gemeinschaft macht stark.

Jeder braucht es, irgendwo dazu zu gehören. Das schützt den Einzelnen, da wird man mitgetragen, wenn man es allein nicht weiter schaffen wird.

Diese Erfahrungen haben immer wieder Menschen gerade in Gemeinde gemacht.

Aber als Gleichnis hat Swimmy´s Geschichte auch Grenzen:

Zwei solche Grenzen sind diese:

Ein Fischschwarm besteht aus vielen Fischen, die einander gleichen – wie ein Ei dem Anderen. Aber wo Menschen zusammen kommen, da fallen immer auch die Unterschiede auf. Darauf sind wir ja auch stolz, oder?

Wär´ doch langweilig, wenn wir uns allzu sehr ähneln würden!

„Jeder ist anders!“ Das ist der erste Satz, mit dem wir unserer Gemeinde beschrieben haben.

Und das Andere: Tausend kleine Fische können sich noch so eng zusammenschließen – es bleiben tausend kleine Fische – nicht mehr als das.

Gemeinde – das behauptet zumindest die Bibel – ist mehr als die Summe der Einzelnen.

Das Geheimnis von Gemeinde besteht darin, dass die Einzelnen zusammen zu etwas Neuem werden: zur gegenwärtigen Form, wie Jesus in der Welt ist.

Der Auferstandene Christus hat seit Pfingsten nicht mehr einen Körper, sondern Viele:

wo immer Menschen in seinem Namen zusammen sind, hat Jesus Gestalt angenommen.

Um mehr von Gemeinde zu verstehen, hören wir heute morgen noch auf ein anderes Gleichnis für Gemeinde: Gemeinde ist wie ein Körper mit vielen verschiedenen Gliedmaßen.

Paulus hat dieses Bild im 12 Kapitel seines ersten Briefes an die Christen in Korinth gezeichnet:

wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. 14 Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. 26 Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.

27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied.

Ein Körper aus ganz vielen verschiedenen Gliedmaßen.

Jeder wird gebraucht an seinem Platz, mit seinen besonderen Gaben und Fähigkeiten.

Das klingt nach einer sozialromantischen These, für die Selbstsichere und Starke vielleicht nur ein müdes Lächeln übrig haben. „Jeder wird gebraucht – Unsinn. Ich komm allein klar. Mir hilft keiner, also soll doch jeder sehen, wie er klar kommt!“

So denken Viele in unserer Gesellschaft – und manche scheinen damit ja auch klar zu kommen. Nur – glücklich werden so die wenigsten.

Gestern hab ich von einem Amerikaner gelesen, der sich entschlossen hat, jedem Menschen zu helfen, der ihn um Hilfe bittet. Keith Taylors aus Tennessee hat sich entschlossen, 10% seines Einkommens dafür auszugeben. Sein Angebot steht seit 3 Monaten im Internet und täglich bekommt er inzwischen ca. 15.000 Anfragen. Und das Besondere ist: Die Meisten fragen, wie auch sie helfen können!

Wegen ein paar schwarzen Schafen, die seine Hilfe ausnutzen, will er sich nicht entmutigen lassen. Helfen zu können, das macht ihn zum glücklichsten Menschen, sagt er – und bezahlt nach der Reihenfolge der Anfragen Rechnungen für Leute, die ihn bitten. „Ich war noch nie so glücklich!“ wird er zitiert.

Keith Taylors ist einer, der eine besondere Gabe hat und sie für Andere einsetzt.

Davon lebt Gemeinde, sagt Paulus. Dass Menschen sich so angenommen und geliebt wissen, dass sie es wagen, sich selbstlos einzusetzen.

Gemeinde Jesu Christi ist nicht ein unverbindliches Treffen Gleichgesinnter, sondern der Ort, wo Menschen anderen mit ihren Gaben dienen.

Gegenseitiger Dienst ist ein entscheidendes Kennzeichen von Gemeinde nach Paulus.

Ein Weiteres am Bild des Körpers ist der Zusammenhalt der Einzelnen:

Wenn es einem Glied gut geht, dann tut das auch den Anderen gut – und wenn irgendwo ein Schmerz sitzt, dann betrifft das alle – wer mal Kopfschmerzen hat, der weiß, dass es stimmt.

So soll Gemeinde nicht nur ein Ort gegenseitigen Helfens sein, sondern auch ein Ort der echten Anteilnahme: da interessiert man sich dafür, wie es dem Anderen geht – da wird zusammen gelacht und getanzt, wenn Grund dafür besteht – und da wird miteinander geweint, wenn Traurigkeit oder Schmerz einen getroffen hat.

Eine ganze Gemeinde scheint fast zu groß dafür zu sein. So ein enges Zusammensein, das erleben wir in kleinen Gruppen wie Hauskreisen, vielleicht der Frauenhilfe oder anderen Kreisen. Sie sind deshalb genauso wichtig wie die Gemeinde als Ganzes.

Gemeinde ist da, wo man am Leben Anderer teilnimmt, wo man mit Interesse nachfragt. Früher oder später braucht jeder in der Gemeinde so eine Gruppe des Vertrauens. Denn erst so machen wir Erfahrungen mit Glauben, Gebet, Trost oder Wegweisung.

Das rührt an das dritte Geheimnis von Gemeinde, das in diesem Bild steckt:

Gemeinde ist nicht nur ein Ort des gegenseitigen Dienens und der Raum des Teilnehmens am Anderen. Wo Gemeinde zusammen ist, passiert ein Wunder:

Sammy und sein Schwarm bildeten zusammen das Bild eines riesigen Fisches – aber da war es nur eine gelungene Täuschung.

Paulus sagt. Ihr seid gemeinsam der Leib Christi!

Wo immer sich Menschen im Namen Christi versammeln, da ist Er gegenwärtig. Da handelt Er an Menschen.

Um das Motto des Festes heute gab es heftige Diskussionen: Gemeinde – bezaubernd anders!

Kann man das denn überhaupt sagen? Wir sind doch gar nicht bezaubernd! Ist das nicht Etikettenschwindel?

Stimmt, wir mögen nicht besonders oder gar bezaubernd sein. Wenn Gemeinde nicht mehr wäre als die Summe der Einzelnen, dann wäre dieses Motto wahrscheinlich zu hoch gegriffen.

Aber es weist hin auf Jesus Christus. Er ist gegenwärtig in seiner Gemeinde.

Er verzaubert mit seiner Gegenwart unsere Gemeinschaft.

Weil wir uns von ihm geliebt wissen, deshalb können wir Gemeinschaft miteinander haben“

haben wir bei der Gemeindekonferenz erkannt. Das unterscheidet uns von einem Verein oder Freundeskreis. Die Mitte, um die wir uns versammeln, ist frei. Da ist nicht der Pfarrer drin oder sonst irgendein Mensch. Die Mitte ist Christus. Jeder erkennt nur einen Teil davon – und jeder trägt seinen Teil dazu bei, dass Gemeinde entsteht.

Und so wie die Mitte frei ist, so ist auch in der Runde immer ein Platz frei. Hier ist das Bild vom Leib an seiner Grenze angekommen. Gemeinde ist nie komplett. Es ist immer noch Platz für Neue. Herzlich willkommen! So endet unser Gemeindeleitbild.

Wer immer es hört, der darf dazugehören.

Amen

Björn Heymer