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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu Römer 8, 1 + 2, Pfingsten 2002 -- Drucken

Liebe Gemeinde,

Jesus hat seinen Jüngern versprochen: „Wenn ich nicht mehr bei Euch sein werde, sendet Gott seinen Heiligen Geist! Der wird Euch trösten und erinnern.“ Wir haben es gerade im Evangelium gehört (Johannes 14, 23-27).

Was Jesus angekündigt hatte, geschah zehn Tage nach Himmelfahrt – Lukas berichtet uns:

Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander.

2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. 6 Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7 Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? 8 Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? 12 Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? 13 Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein. 14 Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen.

Erst der Heilige Geist machte aus den einfachen Männern, die Jesus nachgefolgt waren, die sein Sterben miterlebt hatten, neue Menschen – Menschen, die begannen, das zu tun, was Jesus auch getan hatte.

Die Apostelgeschichte berichtet davon – sie ist so etwas wie die Wirkungsgeschichte des Heiligen Geistes – so wie die Evangelien das Leben Jesu erzählen.

Einer, der auch vom Geist Gottes erfasst wurde, ist Paulus.

Er hat zum Heiligen Geist im Römerbrief ein ganzes Kapitel geschrieben.

Ich lese aus Kapitel 8 die ersten Verse:

1 So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

2 Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

Was ist das für ein Satz! „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ Schluss mit allem verzweifelten sich selber den geistlichen Puls fühlen oder sich fragen, ob unser Glaube vor Gott denn genügt.

Paulus erklärt mit diesem Satz jede Versicherungsfrömmigkeit für überholt. Versicherungsfrömmigkeit – das ist ein Glaube, der dauernd versucht, auf ein himmlisches Konto einzuzahlen, um am Ende vielleicht genug zu haben, damit Gott einen denn auch reinlässt. Ein Glaube, in dem wir uns daran gewöhnt haben, zu sagen: „Eigentlich steht mir ja der Sinn nach ganz etwas Anderem, aber als Christ muss man ja...“. Versicherungsfrömmigkeit versucht einzuzahlen auf ein himmlische Konto, um damit vor Gott zu bestehen.

Paulus dagegen lebt und verkündet eine Dankbarkeitsfrömmigkeit. Bei ihm ist das himmlische Konto dick gefüllt. Jesus hat darauf eingezahlt und wir dürfen abheben, was wir brauchen. Jesus hat alles für uns getan – wer in ihm ist, der ist gerecht gesprochen aus Gnade. Da brauchen wir nichts dazu zu tun.

Was immer wir aus diesem Glauben tun, das ist ein fröhliches Antworten auf das, was Jesus längst getan hat.

Paulus kannte die Versicherungsfrömmigkeit gut: er beschreibt, wie er es versucht hatte, Gutes zu tun und Gott zu gefallen. Er war fromm, er war eifrig, ein Gelehrter der Schrift. Manche sagen, er war fanatisch.

Nur: in all dem war er gnadenlos. Gnadenlos bis zur Verfolgung der ersten Gemeinde.

Luther, im Nachdenken des Römerbriefes von Paulus kam sich mit seiner tiefen Verzweiflung auf die Spur. Wenn man selber sein Konto bei Gott füllen will, dann kann man verzweifeln. Denn selbst die besten und frömmsten Taten von uns können aus ganz falschen und eigennützigen Motiven heraus getan sein. „Ich könnte meinen Leib in den Tod geben für eine gute Sache – ohne Liebe wäre mir das zu nichts nütze“ hat Paulus den Korinthern bekannt. „Selbst unsere guten Werke sind Todsünden, wenn sie nicht aus Liebe geschehen“ so hat Luther es formuliert.

Wer nie etwas von dieser Verzweiflung erlebt hat, der versteht auch nichts von Rettung!

Hier kommen wir an das Geheimnis von Pfingsten: den Leuten, die Petrus hörten, ging ein Stich durch ihr Herz. – nicht allen, aber doch einigen. Zu erkennen, was Gnade ist – das wirkt Gottes Geist in uns. Er macht, dass wir glauben können. Er ist schon längst in uns am Werk!

Von der Gnade nur zu hören verändert überhaupt nichts, wenn nicht Gottes Geist einen Menschen erfüllt.

Das Gesetz des Geistes, macht lebendig in Christus Jesus, und es hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

Paulus spricht hier von einem Gegensatz; es ist der Gegensatz zwischen unserem menschlichen Tun und Gottes Handeln an uns.

In allem, was wir tun, sind wir der Gesetzmäßigkeit des Todes unterworfen.

All unser Bemühen um Gutes wird beurteilt, ja verurteilt werden. Selbst wenn wir es ganz in Ordnung finden.

Erst wenn Gottes Geist in uns wirkt, dann wird alles anders.

Wir merken das daran, dass wir auf das, was Gott in uns tut, nicht stolz sein können.

Unser Stolz ist immer ein guter Hinweis darauf, dass wir aus eigener Kraft leben – das kann sogar für das beste Engagement in der Gemeinde gelten!

Woran erkennen wir unseren Stolz?

Wir kommen uns auf die Spur, wenn wir merken, dass wir aufgehört haben, zu fragen.

Wenn wir immer so weitermachen, wie es uns einmal richtig erschien.

Dann haben wir Gott ausgesperrt aus unserem Leben. Denn Gott ist lebendig, nicht ein System von Richtigkeiten.

Der Geist Gottes macht uns frei von unserem Stolz, von unserer Selbstsicherheit und dem Leben aus eigener Kraft.

Als die Jünger Pfingsten erlebten, da erlebten sie es vor allem als eine ungeheure Befreiung. Da galten auf einmal die Grenzen nicht mehr, eigentlich unüberschreitbar schienen:

Die Grenze der Sprache, die Grenze der Kultur, der Tradition und der Frömmigkeit.

Zu Pfingsten waren die alle nicht mehr wichtig. Der Geist Gottes befreite die Jünger von der Furcht vor allem Fremden. Er gab den Mut, im Namen Jesu Dinge zu tun, die sie sich nie zugetraut hätten. Petrus begann, öffentlich zu predigen, Menschen die Wahrheit auf den Kopf zu zu sagen und dann spontan Tausende zu taufen. Ohne Erlaubnis!

Der Geist Gottes macht mutig!

Wie die Auswirkungen sind, wenn Gottes Geist Menschen erfasst, können wir nachlesen – in der Apostelgeschichte und dann in unzähligen Lebensgeschichten von Menschen in der Nachfolge Jesu.

Paulus hat mit diesen wenigen Sätzen die Grunderfahrung beschrieben, die immer wieder Menschen erfasst und bewegt hat: Es gibt keine Verdammnis mehr für die, die in Christus Jesus sind! Das Gesetz der Sünde und des Todes hat keine Geltung mehr, wo das Gesetz des Geistes und der Freiheit erschienen ist.“

Wir feiern gleich das Heilige Abendmahl miteinander. Ein Gebet, dass ich in der Vergangen­heit bei der Vorbereitung dieses Mahles vernachlässigt habe, ist die Bitte um den Heiligen Geist. Möge er herabkommen auf diese Gaben und sie verwandeln in Leib und Blut Jesu Christi – so ist die alte Formulierung. Mir schien das immer leicht katholisch und missver­ständlich zu sein. Als wenn sich die Substanzen von Brot und Wein verändern würden.

Da hat mir der katholische Theologe Paul M. Zulehner auf der Missionale geholfen.

Er hat betont: Diese Bitte um den Geist Gottes ist doch die Bitte, dass Er uns verändern möge, wenn wir Brot und Wein zu uns nehmen. Wir sind doch nach biblischen Zeugnis der Leib Christi. Das hat mir eingeleuchtet!

Die Bitte darum, dass der Geist Gottes kommen möge, wenn wir das Mahl miteinander feiern, das ist die Bitte, dass wir nicht genauso vom Altar weggehen, wie wir gekommen sind.

Rund um den Osterleuchter haben wir heute auf dem Boden Teelichte – in Form einer Taube.

In der Gestalt einer Taube erschien der Heilige Geist, als Jesus sich hat taufen lassen.

In der Gestalt von Feuerflammen kam er zu Pfingsten über die Gemeinde.

Wer mag, der kann gleich, nachdem er Brot und Wein empfangen hat, hingehen und eine Kerze anzünden – als Ausdruck der Bitte um den Geist Gottes oder als Dank für die Gabe des Geistes. Danach versammeln sich die Gruppen wieder zur Aussendung, wie wir es gewohnt sind. Das wird etwas Unruhe im Ablauf der Feier geben, es wird auch etwas länger dauern – aber sollte das nicht an Pfingsten einmal möglich sein?

Amen!

Björn Heymer