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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu Matthäus 16, 13 - 17, Rogate 2002, Konfirmation -- Drucken

Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde,

sicher erinnert Ihr Euch an den 11. September. Damals sah und hörte ich die ersten Bilder und Nachrichten von den Terrorschlägen kurz vor unserem Unterricht.

Ein Schrecken hatte uns erfasst – statt eines lockeren Gesprächs über irgendein Thema haben wir miteinander gebetet – und über unsere Ängste gesprochen. Abends kamen dann einige hier in die Kirche, um miteinander zu beten.

In den Wochen danach haben wir im Unterricht einen Klagepsalm formuliert und den dann auch hier im Gottesdienst mit der Gemeinde gebetet.

Es gibt Momente im Leben, da macht Glaube und Gebet ganz selbstverständlich Sinn – da versammeln sich spontan viele in Kirchen, suchen Trost in Gebeten, im Hören auf die Bibel und in der Gemeinschaft. Vorgestern in Erfurt war wieder so ein Tag, an dem deutlich wurde:

Wir alle brauchen Formen, Bilder und Inhalte, die uns Trost und Hoffnung geben können.

Und das unabhängig von jeder Kirchenzugehörigkeit. Auf dem Domvorplatz in Erfurt wurde ganz selbstverständlich Gottesdienst gefeiert – was auch sonst?

Wenn wir aus unserer ruhigen Normalität herausgerissen werden, wenn wir plötzlich spüren, wie dünn das Eis ist, auf dem wir so selbstsicher leben, dann suchen wir nach Glaube, dann lassen wir uns mit hineinnehmen in ein Gebet und in die Gemeinschaft in der Kirche.

Nur: das hält nie lange an! Egal, wie schrecklich die Erschütterung war, das Leben geht doch weiter, Normalität bricht sich Bahn. – auch nach dem 11. September, auch nach Erfurt.

Hat dann Gott im Denken und Fühlen der Leute noch Platz?

Ist nicht eher ein Leben ohne Gott und Glauben normal? Oder sagen wir besser: mit einem Glauben wie Instant-Kaffee: gut und trocken gelagert, der bei Bedarf heiß aufgerührt werden kann?

Oder ist mehr denkbar? Ein Alltag, aus dem Gott nicht weggedacht wird:

- in dem Gebet jeden Tag einfach dazugehört,

- wo das Ernstnehmen und Befolgen seiner Gebote nicht hinterfragt wird

- wo die Gemeinschaft mit anderen Christen uns wichtiger wird als alle anderen Menschen

Im Unterricht haben wir uns in den vergangenen zwei Jahren mit der Frage beschäftigt:

Wie könnte das aussehen – Glaube als Normalfall im Leben?

Manche haben sich das alles ja nicht nur angehört, sondern haben selber schon Schritte ausprobiert: haben begonnen, in der Bibel zu lesen, Vielleicht habt Ihr schon Erfahrungen mit dem Beten gemacht. Sicherlich mit der Gemeinschaft von Glaubenden.

Ich habe für heute eine Erzählung von Jesus und seinen Leuten ausgesucht, die dazu ermutigen will, den Glauben nicht nur im Bedarfsfall hervorzukramen, sondern zur Mitte des Lebens werden zu lassen. Es entscheidet sich daran, was wir von Jesus halten.

Ich lese noch einmal:

Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?

Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Was würden Sie sagen, wenn man Sie fragen würde? Wer ist Jesus für Dich?

Am Dienstag haben wir uns für diese Frage Zeit genommen, weil sie entscheidend für ein Leben sein kann. Jesus selbst hat so gefragt:

Was sagen die Leute, wer ich sei? Und: Was sagt Ihr?

Damals haben Viele gesagt: Jesus? – das ist einer der ganz Großen! Ein Mann Gottes!

Einer, der Wunder tun kann! Jesus hatte und hat viele Bewunderer – aber: dabei bleibt es oft dann auch.

Und es gab die Anderen: die Jünger, die Jesus nachfolgten.

Jünger und Nachfolge – beides sind heute Worte, die nur in der Kirche verwendet werden und die erklärt werden müssen:

Jünger – das heißt wörtlich übersetzt Schüler – nur: das passt heute nicht, weil Schule für viele heute eher ätzend ist. Die Jünger waren Leute, die freiwillig in eine Lebensgemeinschaft auf Zeit eintraten, um etwas für ihr Leben zu lernen. Das war es: man lebte mit einem Menschen zusammen und erlebte mit, wie dieser Lehrer lebt. Und im gemeinsamen Leben lernte man.

Und das war Nachfolge, als Jesus lebte.

Und die Jünger, nicht die Bewunderer Jesu begründeten hinterher die Kirche.

Und so ist es geblieben. Gemeinde lebt von Menschen, die ernst machen mit der Nachfolge.

An Simon Petrus wird deutlich, was bis heute einen Menschen zum Jünger macht:

1. Gott macht aus einem Menschen einen Jünger

2. Jünger erkennt man an ihrem Bekenntnis

„Sei froh, Simon!“, sagt Jesus zu Petrus. „Was Du bekennst, das geht nicht aus menschlicher Klugheit heraus. Das gibt einem Gott ins Herz!“

Ist das nicht erst mal tröstlich? Es kommt beim Glauben nicht darauf an, besonders clever zu sein! Die Klugen dieser Welt, die stehen sich selber vielleicht sogar im Weg, wenn es um den Glauben geht. Die machen sich so ihre Gedanken über Jesus, aber sie bleiben damit für sich.

Und erkennen damit Jesus nicht wirklich.

Wie man ein Buch nicht aus 5 Meter Entfernung lesen kann, so kann man Jesus nicht aus Abstand erfassen. Das Buch muss man schon in die Hand nehmen und aufschlagen.

Zu Jesus muss man schon selber hingehen. Die Nähe zu ihm, das nimmt einem keiner ab – weder der Pfarrer, noch kluge Berichte – selbst das Lesen in der Bibel nicht!

Ohne das eigene, ganz persönliche Reden mit Jesus wird man nie begreifen, was Glauben ist.

Und das geht! Weil Jesus lebt. Er hat den Tod überwunden – deshalb ist er unsichtbar. Weil alles Sichtbare das Sterben noch vor sich hat!

Das ist nichts anderes als das, was Petrus hier antwortet:

Jesus, Du bist – Gott! Das hat Simon Petrus gesagt, als er gefragt wurde.

Und nun sagt Jesus:

„Gott ist nicht passiv – er wartet nicht tatenlos ab, bis wir uns zu ihm hinbewegen.“

Gott hat ein starkes Interesse, dass wir Glauben entdecken. Er ist ständig um uns, schickt uns die richtigen Leute über den Weg, leitet unsere Gedanken, gibt uns Ideen, bis wir ihn wahrnehmen – nicht mit Klugheit, sondern mit dem Herzen.

Wie Glaube entsteht, das ist ein Geheimnis – dass er immer wieder da ist, davon können viele Menschen erzählen. Das teilen wir miteinander in der Gemeinde.

Und genau das macht das Leben in der Gemeinde für mich immer wieder spannend:

Im Leben Anderer und bei mir selber Jesus Christus am Werk entdecken.

Gott schenkt diese Erkenntnis, sagt Jesus. Wir könne darum bitten – Er tut es.

Und nun noch das Andere:

2. Jünger erkennt man an ihrem Bekenntnis

Es geht kein Menschen über diese Erde, der nicht geliebt ist von Gott.

Darin sind wir alle gleich. Und nur darin! Sobald wir auf uns selber schauen, auf unsere ganz verschiedenen Persönlichkeiten, erkennen wir vor allem Unterschiede. Gut, dass es die gibt. Sie können das Leben reich machen. Aber sie trennen auch Menschen voneinander.

Ein Unterschied ist die Haltung zu Jesus. Viele kennen Ihn nicht, haben nur mehr oder weniger von ihm gehört und haben sich ihr Urteil gebildet. Das heißt nicht, dass viele von denen nicht auch religiös sind. Es geht hier nicht um Religion oder Kirchenzugehörigkeit.

Es geht darum, ob jemand Jesus kennt. Ob einer Jesus so nah an sich heranlässt, dass er im direkten Kontakt lebt. Das erkennt man daran, wie einer über Jesus spricht:

„Du bist Christus, der von Gott verheißene Retter, der Sohn des lebendigen Gottes!“

Daran hat man durch alle Zeiten die Christen erkannt. Aus den griechischen Worten Jesus, Christus, Gottes Sohn und Retter haben die ersten Christen ein Rätselbild gemacht – ein geheimes Erkennungszeichen: Die Anfangsbuchstaben der fünf Worte ergeben ein neues Wort: das griechische Wort für Fisch! Ichthys! Der Fisch – daran erkannten sich Christen. Wer einen Fisch in den Sand kratzte, der stellte sich zu diesem Bekenntnis des Petrus:

„Jesus – das ist der Christus, der Sohn des lebendigen Gotte, mein Retter!“

Gott gebe Euch Konfirmanden, und auch uns anderen, die wir früher einmal konfirmiert wurden, zwei Dinge:

Einen gewissen Glauben, der aus der Nähe zu Jesus entspringt

und den Mut, zu Jesus zu stehen, wo immer Er uns hinstellt.

Amen!

Björn Heymer