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Predigt zu Apostelgeschichte 17, 16 - 34, 21. April 2002-- Drucken

Text: Apostelgeschichte 17, 16-34 (22-28a)
Thema: Wer ist Gott?


Genial, wie Paulus im heutigen Bibelabschnitt auftritt. Es ist die erste christliche Predigt in einer europäischen Hauptstadt. Es ist eine Grundsatzrede des christlichen Glaubens. Ausgerechnet im Zentrum der antiken Philosophie findet sie statt.

1. Das Athen der Zeitenwende


Athen, das war das Mekka der griechischen Dichter und Denker.
Von hier gingen Impulse und Gedanken in die weite Welt - das gilt bis heute.

Fast jeder Studiengang bedient sich heute noch an den Lehrsätzen der antiken Vordenker. Wer kennt nicht berühmte Namen wie Sokrates, Plato oder Aristoteles. Ihre Einflüsse zogen ihre Kreise weltweit - besonders allerdings im sogenannten christlichen Abendland!

Als Paulus in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts den Tempelberg betritt war die Blüte des alten Athen schon Geschichte. Athen war jetzt integriert ins römische Riesenreich, doch die Denkkraft der Griechen konnten die Römer nicht unterdrücken.

Um den auffälligen Auftritt von Paulus zu verstehen, will ich die Hauptlehren nennen, mit denen Paulus es auf dem Areopag zu tun hatte (V. 18): "Etliche Philosophen aber, Epikureer und Stoiker, stritten mit ihm. Und etliche sprachen: was will dieser Schwätzer?"


- Die Lehre des Epikur (3.Jh.) ging vom Sinn des Lebens allein auf diesem Planeten aus. Der Staat als Institution und die Götterwelt wurden von Epikur lediglich zur Kenntnis genommen. Die Götter gab es für sie, aber sie hatten auf das eigene Leben keinerlei Bedeutung! Hauptansatz der Epikuräer ist es, das eigene Glück auszuleben. Daher lehrten die Epikureer eine Ethik, ein Verhalten des eigenen Vorteils.


- Die Lehre der sogenannten Stoa, der Stoiker, ging dagegen von Zurückhaltung und Pflichterfüllung aus. Der Götterhimmel des Göttervaters Zeus wurde von ihnen nicht nur - wie bei den Stoikern - zur Kenntnis genommen, sondern anerkannt. Allerdings glaubten sie nicht wirklich an diese Götter direkt, sondern verstanden die Götterwelt im übertragenen Sinn. Die sprichwörtliche stoische Ruhe deutet Besonnenheit und Bescheidenheit deutlich an. Das Streben nach Glück von Epikur konnten die Stoiker in keiner Weise nachvollziehen. Ganz anders wussten sie sich als kleines Teilchen im Kosmos. Daher lehrten sie eine Ethik, ein Verhalten in Verantwortung.


Interessant ist nun, wie Paulus dieser Gedankenwand begegnet. Entgegen seiner Gewohnheit betritt er den Olymp, das Zentrum der griechischen Lebenswelt alleine. Seine Rede - mit Sicherheit hier nur eine Kurzversion - verzichtet auf historische Rückblicke.

Wen interessiert hier schon den Weg des jüdischen Volkes, den er sonst immer anführt? Wen interessiert hier, was "die Schriften", sprich das Alte Testament sagen?

Klar, in den jüdischen Gotteshäusern spricht er immer von "Gesetz und Propheten". In Lystra, einer Gemeindegründung in Kleinasien, sprach er vom Regen, der Pflanzen wachsen lässt und den Magen mit Speise und das Herz mit Freude füllt (14,17).

Hier geht er anders ran. Er packt die Denker bei der intelektuellen Wurzel. Er spricht sie auf ihren Glauben an. Er lobt sie, indem er sie als fromme Menschen tituliert.

Was tut Paulus damit? Er kanzelt die ehrenvolle Galerie, den Stolz der Griechen, nicht ab.
Er würdigt die lange Geschichte, indem er zeigt, dass er sich für all das interessiert.
Paulus ist in Athen herumgegangen. Er hat sich viel Zeit genommen.
Er hat erst mal gekuckt, was da ist.

Sehen Sie, das ist ein wesentlicher Schritt zum Verständnis anderer Menschen. Nicht nur die Frage "Wer ist Gott?", sondern auch den Umgang mit Menschen können wir hier im Athen der Zeitenwende lernen.

Ich sagte, dass Paulus vom Glauben spricht. Er spricht von seiner Entdeckung.
Er deutet den Altar des unbekannten Gottes als Sehnsuchtsruf der Menschen nach Wahrheit. Natürlich ist das für ihn der eine, der wahre Gott.

Zum erstem Mal in der Weltgeschichte setzt sich ein Christ mit dem Erbe individueller Denkgebäude auseinander. Paulus traut sich im Athen der Zeitenwende anzugreifen.

Ein General im ersten Weltkrieg sagte einmal:
"Wer die Frontlinie nicht halten kann muss angreifen."

Die Athener hatten sich jahrhundertelang in ihrem Götterhimmel eingenistet. Jetzt kommt einer und bricht in diese Tradition ein. Das kostet Mut! Der Apostel aber kennt seinen Auftrag und ist sich dafür nicht zu schade. Wer aber nicht gewiss ist in seinem Glauben, sollte sich vor solchen Auseinandersetzungen hüten. Er wird verlieren!

Gott kann keine anderen Götter neben sich dulden. Nachdem sein Sohn nun die Rettung vollbracht hatte, setzte er zum Angriff über. Die Frontlinie wurde aufgebrochen und "etliche hingen Paulus an und wurden gläubig" (V. 34)

2. Gott redet Klartext


Im Unterschied zu vielen Klassikern der Weltliteratur drückt sich die Bibel niemals um "Pleiten, Pech und Pannen". Hab ich eben die Sahne abgeschöpft, indem viele sich bekehrt haben, so haben sich mindestens genau so viele entsetzt abgewandt.

Ausgelacht haben sie den großen Völkerapostel.
Die Bibel gibt auch dieses Detail wortgetreu wieder.

Die Rede in Athen zeigt unserer heutigen Situation vor allem eines:
Die Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist muss zu einem Zentrum kommen!
Es bringt doch nix mit dem Kopf zu nicken und zu allem "Ja und Amen" zu sagen.

Wenn du ein Thema behandelst - so sagte es mir eine Bekannte - dann musst du mit der Messerspitze darin herumwühlen. Als Zivi hatten wir noch ein krasseres Motto:
Wer gewinnen will und fertig werden will muss direkt in den Süff reinpacken!

Im Text steht, dass Paulus sich richtig geärgert hat.
Als er diesen Wahnsinn an Gottesvorstellungen sah, da packte ihn die Wut.
Wie weit waren doch die gescheiten Griechen vom lebendigen Gott weg.

Das tat ihm richtig weh. Wörtlich steht da: es ergrimmte sein Geist.
Liebe Leute, dem drehte sich der Magen rum! Warum?

Nun, er hatte die Verantwortung vor Gott im Sinn. Er dachte an Umkehr, Erlösung, Rettung vor der ewigen Verlorenheit. Der zentrale Vers der Schrift wird von vielen Christen in Joh. 3,16 festgehalten. Dort steht:

"Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hergeschenkt hat, damit alle, die an diesen Sohn glauben, das ewige Leben haben."

Kommt Ihnen der Satz bekannt vor? Der liebe Gott! Hat er nicht alles für uns getan?
Wir sind alle arme kleine Sünderlein - aber, Gott sei Dank,
wir kommen ja alle in den Himmel.

Liebe Philippusgemeinde, so ist es eben nicht! Deshalb ärgert sich der Paulus ja so.
Wir kommen nicht alle einfach so in den Himmel - nicht die frommen Griechen damals,
und nicht wir frommen Menschen heute.

Im zitierten Bibelvers aus dem Johannesevangelium fehlt nämlich eine Winzigkeit.
Sie wird immer schnell weggelassen! Ich sag ihn noch mal:

"Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hergeschenkt hat, damit alle, die an diesen Sohn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben."

Gemerkt? Der feine Unterschied ist die Verlorenheit des Menschen ohne diesen Sohn!
Ich muss einfach bei diesem Predigttext darüber reden.
Dieses Wissen weckt die ganze Leidenschaft bei Paulus. Er packt aus!

Tja, lieber Pastor, das ist ja schön und gut - was aber gehen mich die alten Griechen mit ihrer Götterdämmerung an? Selbst der Tempelberg in Athen liegt heute in Ruinen!

Auf deutsch! Die alte Geschichte geht uns nix mehr an. Ist es so?
Geht sie wohl, denn auch wir haben unseren Olymp. Glauben Sie nicht wie ich,
dass es in Köln weit mehr Epikureer und Stoiker gibt, als uns klar ist?

Der Epikur im 3. Jahrtausend leistet sich ein schönes Leben.
Er hat sein eigenes Haus, ein schnittiges Auto und Urlaub in jedem Winkel der Erde.
Wer davon ausgeht, dass der Sargdeckel die letzte Bewegung unserer Existenz ist,
für den ist das die konsequente Lösung. Feiern bis zum Attest!

Auch die Stoiker sind nicht ausgestorben. Auch sie wohnen in Köln.
Sie verstehen nicht die Ablenkungen der Genussmenschen.
Als kleines Rädchen im Universum versuchen Sie sich in dieses Schicksal zu fügen.
Natur und Nachdenken sind zwei Säulen, auf die Sie Ihren Alltag aufbauen.

Und was macht jetzt Gott damit? Er redet Klartext.
Er sagt nix anderes, als das was in Athen gesagt wurde.
Das Interesse und die Neugier ist ja bei allen Athenern gegeben.
Heute sehen wir es an der Medienflut, die uns täglich um die Ohren flattert.

Komisch nur, dass unsere Neugier beim Thema "Gott" stark nachlässt.
Beim Thema "Kirche" lächelt der Manager nur müde, während er keine wichtige Entscheidung ohne seinen Astrologen trifft.
Die Hypothese Gott passt nicht passt nicht ins Weltbild eines Naturwissenschaftlers,
und doch sucht er Heil und Erlösung in einem indischen Ashram!

Der Universalanspruch Jesu wirkt als Hammer auf eingefleischte Pazifisten, und doch vertrauen sie Heilkräften von Pflanzen, die zu bestimmten Zeiten geerntet werden.

Ich behaupte heute: Alle haben Religionen!
Die Religionskritik in Athen war überschattet von der Angst den unbekannten Gott zu übersehen. Die Angst war: es könnte IHN ja doch geben.

Wer trägt schon gern ein Risiko, dass er ohne grossen Aufwand ausschließen kann?
Ich stelle einfach auf diesem Altar auch noch eine Kerze hin, dann kann mir nichts passieren.

Und nun der Klartext: Alle haben Religion, und Gott kann daran etwas Richtiges feststellen.
Jawohl, sagt Paulus, es gibt diesen Gott und Schöpfer aller Menschen.
Auch an der Natur können wir erkennen, dass es diesen Gott gibt (Röm. 1,21-23).

Nur, und dann kommt die Abgrenzung, wie Gott ist und vor allem - wie er zu uns steht - das können wir daran nicht sehen.

Gott kann nicht mit dem menschlichen Verstand geknackt werden,
sondern Gotteserkenntnis braucht immer eine Offenbarung!
Das ist der radikale Ansatz gegen alle Denkgebäude der Weltgeschichte!


3. Der unbekannte Gott


Gott stört es nicht, der unbekannte Gott der Griechen zu sein. Er ist es einfach.
Er ist vielleicht auch dein unbekannter Gott.

Als Kirche haben wir von Jesus den Auftrag, diesen unbekannten Gott bekannt zu machen. Paulus hat es gemacht.
Luther stellte seine berühmte Frage: Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?
Sein ganzes Werken als Mensch hat ihm Gottes Angesicht nicht gezeigt.

Er wusste nicht, wie Gott ist.
Er wusste nicht, wer Gott ist.
Das ist die Pleite der ganzen Kirche zur Zeit Luthers.

Wie ist er also, der unbekannte Gott?
Nun, fassen wir zusammen:
- er ist keinesfalls soo lieb, dass alle Menschen in den Himmel kommen.
- Er ist nicht soo tolerant, dass er andere Götter neben sich duldet.

- Er ist allerdings schon soo tolerant, das er die anderen Götter kennt.
- Die Menschen, die ihre Knie vor Ihnen beugen, werden von ihm als durchaus fromm & gottesfürchtig betrachtet.
- Er ist aber soo lieb, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, der Verlorenheit zu entkommen.

Denn Gott hat die Welt geliebt und liebt sie immer noch.
Gott hat die Voraussetzungen für die Rettung aller Menschen geschaffen.
Gott hat seinen Sohn Jesus verschenkt, damit wir Menschen mit Gott leben können.

Bedingung: der Glaube an Jesus!

Wie sagt es Paulus?
Gott hat gemacht, dass alle Menschen von einem Menschen, nämlich Adam, abstammen.
Warum hat Gott die Menschen gemacht?

Hier steht, damit sie Gott suchen sollten. Sie sollen Gott fühlen und finden.
Und dann kommt eine Hilfe, wie sie für das Handeln Gottes typisch ist:
Gott ist nicht ferne von einem jeden von uns!

Das ist wie Gott handelt. Er verschenkt Jesus.
Das tut er, ohne das wir heute irgendwas dazu oder dagegen tun können.
Er ist nicht fern von uns. Ja, mehr noch, alle leben durch Gott!

Ich will es mal so sagen: Gott macht uns den Glauben an ihn so leicht wie möglich.
Seine Hand ist uns entgegengestreckt. Sie ist offen und zum Handschlag bereit.
Wir müssen´s noch nicht mal erkennen, selbst das ist Gottes Werk an uns.

Frage: Was bleibt uns denn dann zu tun?
Das ist einfach. Wir müssen zulassen, das Gott Gott ist.
Wir geben zu, das er alleine Gott ist und kein anderer neben ihm.
Wer so glaubt und Gott vertraut, der wird gerettet werden.

Der unbekannte Gott hat also einen Namen: Jesus Christus!

Den neugierigen Denkern erklärt Paulus, wie Gott die Rettung möglich gemacht hat:
Wie alle Menschen von einem = ADAM herkommen,
so können sie auch alle durch einen = JESUS gerettet werden.

Durch diesen Jesus bietet Gott jedem Menschen den Glauben an ihn an,
indem er Jesus von den Toten auferweckt hat.

Es gibt diesen Tag, an dem Gott den Erdkreis durch Gerechtigkeit richten wird,
sonst könnte es nicht diese Kluft zwischen Heil und Unheil geben.
Doch wer immer Jesus im Leben vertraut wird nicht ins Gericht kommen.
Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte,
sagt Jesus einmal, sondern dass die Welt durch ihn gerettet wird!
Im Januar 1991 steckte ich im Tiefschnee auf der Dresdner Hütte in den Stubaier Alpen.
Ich las ein Buch von Keith Green, einem Musiker aus Amerika.
Dieser Musiker schrieb Lieder mit Bibeltexten.

Ein Mann sprach ihn an und sagte, dass er zwar von Gott singe,
nicht aber nach dem Evangelium lebe.
Darauf schloss der Musiker - und ich mit ihm - sich in eine Kammer um den Fehler zu finden. Nach einigen Tagen stellte er das Problem fest:
Er war hartherzig in sich selber.

Er wollte fromm und gottesfürchtig leben und tat damit gerade das Gegenteil.
Andere hatte er nicht lieb, sondern er richtete sie, wenn sie nicht so waren wie er selber.
Sein Fehler: Er kannte den gnädigen Gott nicht! Und ich auch nicht!
Liebe Gemeinde, ich musste weinen, als ich das las und fand mich selber wieder.
Sie können mich gerne einmal danach fragen.


Die Inhalte der Predigt von Paulus sind das Evangelium, das Luter entdeckt hat.
So bekam er seinen gnädigen Gott, so bekamen ihn auch einige Athener.
Übrigens: auch Paulus selber wurde von diesem Anspruch Jesu ein Christ!

Der Musiker und ich kamen über diesen Weg zum lebendigen Glauben,
und auch du kannst damit diesen gnädigen Gott bekommen.

Amen!

Armin Bräuning