Hier kommen Sie zurück zur Startseite
Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste
Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten
Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise)
Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu Markus 4, 35 - 41, Misercordias Domini 2002 -- Drucken

Liebe Gemeinde,

was für ein Sturm!

Da schlagen die Wellen ins Boot, da ist der Mast gebrochen oder wenigstens das Segel zerfetzt. Hier ist das Steuerruder abgebrochen und einer müht sich verzweifelt, das Wasser wieder aus dem Boot zu kriegen.

Und Jesus schläft! Das ist in der Geschichte das Rätsel, ja das Ärgerliche: Wie kann er nur? Nicht nur, dass er doch auch schon längst nass bis auf die Knochen sein müsste, nein, er war es doch schließlich, der diesen Vorschlag gemacht hatte: Lasst uns hinüberfahren.

Er hatte doch die Verantwortung! Und jetzt lässt er seine Leute die Suppe auslöffeln.

Der Künstler hat genau diesen Moment dargestellt. Den Moment, der für Jesus eher peinlich sein müsste.

Warum?

Klar – das ist der spannendeste Moment. Sturm auf hoher See – ein Boot in Seenot.

Wird es untergehen? Oder schaffen es die Männer, irgendwie ans Ufer zu kommen.

Komisch, dass da ausgerechnet der Kapitän schläft!

Der müsste doch hellwach sein und seinen Leuten sagen, was sie tun sollen.

Tut er aber nicht! Jesus hat ganz seelenruhig geschlafen. Er wusste: in diesem Sturm hilft kein noch so gut gemeinter Rat. Wir sind in Gottes Hand – und dieses Wissen genügt.

In diesem Sturm kann nur einer helfen und das ist Gott. Und Jesus bestimmt, wann er eingreift.

Und tut es dann ja auch. Gerade noch rechtzeitig. Auf Jesus ist Verlass!

Egal, wie hoch die Wellen schlagen.

Jesus bedroht den Sturm, der das Schiff bedroht hat. Und Jesus ist stärker. Am Ende ist es ganz still – fast unheimlich still.

So ist Jesus: er greift zwar nicht immer dann ein, wenn wir es gerne hätten, aber er hilft so, wie es gut ist für uns. Auf ihn können wir uns verlassen. Das haben seine Jünger erlebt und das haben sie weitererzählt, damit auch wir uns auf ihn verlassen.

Und zwar nicht nur in Seenot, sondern in jeder Lebenssituation:

Diese Reise mit dem Schiff, weg von der Menschenmenge – mit aller Unsicherheit, auf die sich die Jünger und Jesus einlassen, sie steht für eine Glaubenserfahrung.

„Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?“ fragt Jesus am Ende.

In dieser Geschichte geht es um den Glauben. Das Vorbild ist der schlafende Jesus im Sturm.

Eine Vorbemerkung:

Es gibt in dieser Geschichten zwei Möglichkeiten, wo wir sozusagen unseren Platz einnehmen:

Mag sein, dass wir uns zu der Menge zählen, die da mal wieder interessiert einer Predigt zugehört hat, die dann aber am Ufer zurückbleibt. Die Zuschauer sozusagen.

Sie werden vielleicht den Kopf schütteln und sagen: Das hat man davon, wenn man sich in Gefahr begibt. Selber schuld!

Oder wir gehören zu der Gruppe, die mit Jesus ins Boot steigen und sich mit ihm aus der Menge entfernen. Weil sie etwas suchen. Weil sie bei Jesus sein wollen.

Wo würden Sie sich einordnen? Am Ufer oder im Boot?

Ich möchte heute morgen werben für einen Platz im Boot Jesu.

Denn nur die im Boot haben die Chance, dass sich etwas verändert in ihrem Leben.

Und zwar dort, wo gerade Eltern kleiner Kinder oft eine tiefe Sehnsucht haben:

Jesus hatte etwas, als er ins Boot stieg: innere Ruhe.

Und genau das bietet er denen an, die sich auf den Glauben einlassen.

Gerade, nachdem Jesus viele Menschen um sich gehabt hatte, zog er sich zurück.

Die meisten von uns kennen das wohl auch – mindestens als Wunsch: dass man einfach mal die Tür hinter sich zumachen möchte und von nichts und niemand mehr etwas hören möchte. Mal seine Ruhe haben!

Warum bleibt das zu oft eine ungestillte Sehnsucht?

Uns geht es vielleicht wie den Jüngern im Boot: da hat man es endlich mal geschafft, einen Tag frei zu haben, oder auf eine Reise zu gehen, schon prasseln Sorgen, Gedanken, Fragen auf uns ein wie ein Platzregen. Oder das Telefon klingelt, oder jemand steht an der Haustür. Plötzlich fällt uns ein, dass wir ja noch ganz dringend etwas erledigen müssten.

Der Sturm in dieser Geschichte steht für alles, was uns Unruhe macht, wenn wir Ruhe suchen.

Das Verhalten der Jünger ist typisch für Menschen, die in Stress geraten:

Sie strengen sich noch mehr an und versuchen alles, um die Lage wieder in den Griff zu kriegen. Nur – manchmal gelingt das nicht.

Jetzt nehmen wir Jesus in den Blick: Er schläft. Mitten im tosenden Sturm hat Er offenbar die Ruhe weg. So ein innerer Friede ist vielleicht das Urbild vom Ziel unserer Sehnsucht. Innerlich ausgeglichen sein, glücklich und geborgen. Das wär doch was.

Den ersten Schritt haben die Jünger schon gemacht:

Innere Ruhe gibt es nicht in der Menge am Ufer.

Zur Ruhe kommt nur der, der etwas wagt, was die Masse nicht mitmacht: zu Beispiel den Feiertag wirklich freihalten von Arbeit. Auch wenn da noch so viel unerledigt ist.

Den Lebensregeln Gottes zu vertrauen, auch wenn man sie nicht gleich versteht.

Es wäre ein erster Schritt. Nur: der allein reicht nicht.

Die Jünger waren mit eingestiegen, aber sie finden ja nicht zu der Ruhe wie Jesus sie hat.

Zum Glauben, in dem man Ruhe findet, gehört noch etwas anderes als das Befolgen der Gebote. Die Geschichte endet für die Jünger mit einer Erkenntnis, die sie erschreckt:

„Wer ist der? Sogar Wind und Meer sind ihm gehorsam!“

Viel Unruhe in unserem Leben kommt daher, dass wir uns überschätzen und meinen, wir könnten und müssten alles Wichtige im Leben selbst leisten. Wirkliche Ruhe finden wir nicht in uns selbst. Erlösen können wir uns nicht aus eigener Kraft.

Ruhe ist nur da zu finden, wo wir Ja sagen dazu, dass Jesus der Herr ist über alle Stürme unseres Lebens.

Ich glaube, die Kinder haben es hier leichter mit dieser Geschichte als wir Großen.

Weil Kinder das noch nicht verlernt haben: es gibt Dinge, die kann man nicht alleine.

Manchmal braucht es einen Großen, der einem hilft. Und dieser Große, das ist für die Kinder genauso wie für die etwas größeren Jesus.

Jesus hat die Kinder mal Experten in Sachen Glauben genannt.

Glauben ist: zu erkennen, dass wir von Gott abhängig sind und bleiben – egal wie klein oder groß wir sind.

Und was hat das mit der Taufe zu tun?

Wenn Kinder von ihren Eltern zur Taufe gebracht werden, dann kommen die Eltern meistens mit dem Wissen:

Es gibt Dinge im Leben unseres Kindes, die haben wir nicht in der Hand.

Das Ja zur Taufe ist das Ja dazu, dass wir auf Gott angewiesen sind.

Das kann ein Säugling noch nicht verstehen. Deshalb fragen wir da ja die Eltern.

Fünf Jahre später sind sie schon weiter und können Geschichten von Jesus schon ganz gut hören und verstehen. Darum laden wir die Kinder heute dazu ein, in den Kindergottesdienst zu kommen. Eltern und Paten, die ihre Kinder dorthin bringen, nehmen übrigens damit das Versprechen ernst, dass sie bei der Taufe abgegeben haben: sie wollen ja dafür sorgen, dass ihr Kind in den Glauben hineinfindet.

Die Konfirmation wird dann eine Gelegenheit sein, öffentlich sich zum Getauft-Sein zu stellen und sein eigenes Ja zu sagen. Hoffentlich nicht zum letzten Mal.

Wir sagen in jedem Gottesdienst unser Ja neu, wenn wir den Glauben bekennen. Manchmal tun wir es bewusster – so in der Osternacht.

Wo auch immer – wichtig ist, dass wir das heute neu hören:

Wenn wir uns nach Ruhe sehnen, brauchen wir eine klare Haltung zu Jesus:

Die Entscheidung für ihn ist ein Schritt heraus aus der Masse.

Und sie ist ein Ja dazu, dass Er mächtiger ist als ich es bin.

Diese Entscheidung nennt Jesus Glauben

Björn Heymer