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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu Jesaja 40, 26 - 31, Quasimodogeniti 2002 -- Drucken

man soll´s an so einem schönen Morgen ja nicht glauben, aber:

drei finstere Gesellen sind unter uns: Räuber, die sich einmischen in unser Leben und die nichts anderes im Sinn haben als uns zu bestehlen. Ja, sie berauben uns, wo sie können.

Worauf sie es abgesehen haben? Auf unsere Lebensenergie, auf Elan und Kraft.

Diese drei finsteren Gesellen heißen

Sorge, Überforderung und Entmutigung!

Wir kennen sie alle. Sie schleichen sich in unsere Herzen und lähmen uns. Sie töten Kreativität ab und werfen uns, so oft sie können, in das Loch der Verzweiflung.

Was diese drei am Wenigsten mögen ist, wenn sie entlarvt werden. Wenn man ihre Namen offen ausspricht und die Tricks verrät, mit denen sie arbeiten.

Und genau darum geht es heute morgen:

die Kräfteräuber in unserem Leben entlarven und sie möglichst vertreiben.

Der Kräfteräuber Nr. 1 heißt: Sorge

Sorge, das sind all die quälenden Gedanken, die uns manchmal nachts nicht schlafen lassen:

- dass eine Krankheit einen geliebten Menschen überwältigen könnte –

- dass die eigenen Kräfte oder das eigene Geld nicht reichen könnte –

- dass sich Menschen von einem zurückziehen und man allein dasteht –

- dass die Kinder von der Zukunft überfordert werden

Sorgen haben viele Gesichter – gemeinsam ist ihnen:

Sorgen nisten sich in den Gedanken ein, und sie scheinen sich von Aufmerksamkeit zu ernähren: je mehr man über sie nachdenkt, desto größer und bedrohlicher werden sie.

Vor allem solche Sorgen, deren Ursachen man nicht beeinflussen kann, können zu Riesen anwachsen. Je größer sie werden, dato mehr Kraft rauben sie uns.

Der Kräfteräuber Nr. 2 heißt: Überforderung

Es wird einem alles zu viel, man weiß nicht mehr, wo einem der Kopf steht – man stöhnt nur noch auf: Ich kann nicht mehr!

Überforderung ist ein relativer Begriff: wo einer schon entmutigt gar nichts mehr tut, da läuft sich der andere erst gerade mal warm. Mancher braucht geradezu ein gewisses Maß an Herausforderung, um seine optimalen Kräfte zu entwickeln. Andere tun gut daran, genau eins nach dem anderen zu tun – bloß nicht mehr oder gar mehrere Sachen gleichzeitig.

So unterschiedlich wir sind: Überforderung kennen wir alle: wenn’s zu viel wird, geht gar nichts mehr – oder man wird krank – der Körper zieht die Notbremse.

Überforderung entsteht auch, wenn die Pausen wegfallen – wenn nicht auch mal einer da ist, der einen lobt, der nachfragt, wie es geht oder mit dem man einfach mal einen Kaffee trinken kann. Wer allein baggert, der kommt schnell an seine Grenze.

Und der dritte Räuber unserer Kräfte heißt: Entmutigung.

Er ist besonders gefährlich, weil er sich nicht nur in unsere eigenen Gedanken schleicht, sondern weil er andere Menschen benutzt, um sein übles Werk zu tun.

Manchmal reicht dazu ein missbilligender Blick – oder eine kurze Nebenbemerkung.

Manchmal hat sich dieser Schuft Entmutigung darauf spezialisiert, Diskussionen vom Zaun zu brechen, über Dinge, die gar nicht zu ändern sind.

Oder er spezialisiert sich darauf, das berühmte Haar in der Suppe zu finden und laut zu lamentieren, wie unmöglich es doch ist, dass so etwas passieren kann.

Entmutigung vermeidet konstruktive Kritik, ist aber voll Phantasie, Dinge schlecht zu machen. Das wirkt fast immer und legt sich wie Mehltau auf alles.

Eins kann uns trösten: die Tarnung dieser drei Gesellen funktioniert nur dürftig. Gott kennt sie längst. Sie treiben ihr Spiel auch schon so lange, wie es Menschen gibt.

Und Gott lässt sein Volk nicht allein, wenn es angegriffen wird von diesen drei Krafträubern.

Heute hören wir auf den Propheten Jesaja, der im Auftrag Gottes der Entmutigung, der Sorge und der Überforderung entgegentritt: Jesaja schreibt:

Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.

Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«?

Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?

Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.

Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden.

Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen;

aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, das sie wandeln und nicht müde werden.

Drei kräftige Mitstreiter bietet uns Gott an, die den drei Kräfteräubern das Handwerk legen können. Ihre Namen sind:

Erinnerung, Erwartung und Gemeinschaft

Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. Gemeint ist der Sternenhimmel!

Denk in deiner Mutlosigkeit doch zurück! Gott hat schon so große Dinge getan. Als Abraham vom Kleinglaube gepackt wurde und nicht mehr für möglich hielt, dass es noch was werden würde mit Nachkommenschaft, da nahm Gott ihn an die Hand – nachts, ließ ihn aufschauen zum Himmel: So zahlreich wie die Sterne werden deine Nachkommen sein. Meine Möglichkeiten sind viel größer als du je denkst. Gerade gegen unsere Sorgen kann es helfen, wenn wir uns daran erinnern, was Gott schon getan hat. Erinnere Dich an die Schöpfung. Sollte ihm etwas unmöglich sein?

Und erinnere Dich an Leiden und Sieg unseres Herrn Jesus.

Wir kommen von Ostern her. Vergesst doch nicht: Gott hat alle Mächte dieser Welt besiegt. Auch die drei Kräfteräuber sind besiegt! Egal, was sie auch immer wieder anstellen.

Wir feiern heute wieder das Mahl der Erinnerung. Erinnerung daran, dass Jesus uns hineinnimmt in Gottes Bund. Wer mitfeiert, ist auf der Seite des Stärkeren.

Vielleicht wünschen sich deshalb oft ältere Menschen, doch noch einmal an diesem Mahl teilzunehmen. Die Kirchenväter haben es als Wegzehrung auf dem Weg zur Ewigkeit ausgelegt. Die Teilnahme am Mahl kann helfen, Sorgen zu besiegen und neue Kraft zu finden.

Erinnerung an das Große, was Gott schon getan hat, das ist der erste Helfer, den Gott uns gibt.

Der zweite Helfer heißt Erwartung.

die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft

das scheint die Schlüsselerfahrung zu sein, die Jesaja hier weitergibt.

Das Folgende klingt ja wie ein Werbespot:

sie fahren auf mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, das sie wandeln und nicht müde werden.

Fast zu schön, um wahr zu sein, oder. Ich habe einen Marathonläufer vor Augen, bei dem alle Umstehenden sich fragen: wie schafft der das nur? Weiter zu machen, ohne Anzeichen von Erschöpfung.

Wenn sich das doch übertragen ließe! Ja, sagt Jesaja, so kann Glauben aussehen – getragen und geleitet von Gottes Geist. Wir gehen im Glauben von einer Kraft zur anderen. Die eine Kraftquelle liegt hinter uns: die Erinnerung. Die andere vor uns: auf Gott harren – wir gehen Ihm entgegen.

Ostern haben wir gerade gefeiert. Das Fest des Anbruchs von Gottes neuer Welt.

Gott hat sein Neues schon fertig – es kommt – auch wenn wir nur wenig davon sehen.

Ich erinnere mich daran, wie ich als Student in Nachtschicht gearbeitet habe. Wie sehr hab ich da den Morgen herbeigesehnt! Das war ein Harren! Die Zeiger der Uhr krochen dahin, aber gewiss war es eben doch: der Tagesanbruch kommt und damit die Erlösung.

Glauben heißt: wissen, es tagt!

Manchmal brauchen wir neu den Blick in die Ewigkeit, wenn wir uns müde und entkräftet fühlen, wenn die Krafträuber mal wieder bei uns eingebrochen sind.

Auf Gott harren, das heißt: österlich leben. Nicht zu sehr in dieser Welt verwurzelt sein, sondern jeden Tag im Licht der Ewigkeit sehen lernen. Da wird manches klein und unbedeutend - und anders bekommt endlich den Stellenwert, den es verdient.

Und schließlich der dritte Helfer:

Gemeinschaft. Auch im Glauben gelten die Gesetze der Schwerkraft. Auch aus einem geistlichen Sumpf können wir uns nicht am eigenen Schopf herausziehen. Manch einer kommt schon auf andere, hellere Gedanken, wenn er nur unter Leute geht. Wie viel mehr kann die Gemeinschaft von Glaubenden einen mittragen. Das kann der Hausbibelkreis sein, in dem man seine Zweifel, seine Nöte oder seinen Ärger mal teilen kann und jemand anderes kann mit draufschauen. Das kann der Gottesdienst sein, in dem viele miteinander das Glaubensbekenntnis sprechen. Dass wir das laut sprechen hat ja vor allem diesen Effekt: Wir hören einander. Wir können merken: wir sind nicht allein auf dem Weg. Gott hat uns andere zur Seite gestellt. Wie gut!

Noch einmal das Abendmahl: es ist die dichteste Form der Gemeinschaft miteinander. Wir erfahren uns als gleichermaßen Empfangende. Deshalb ist es mir wichtig, auf derselben Stufe zu stehen, wenn ich Brot und Wein austeile. Deswegen gehöre ich selber auch zu den Empfangenden. Einer ist unser Herr –Christus. Wir sind Schwestern und Brüder in seinem Namen. Wir brauchen gleichermaßen Gottes drei Helfer Erinnerung, Erwartung und Gemeinschaft gegen die Kräfteräuber.

Björn Heymer