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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)
Predigt zu 1. Korinther 15, 19 - 28, Ostersonntag 2002

die Ostertage im Heiligen Land sind in diesem Jahr von Krieg und Gewalt überschattet, wie seit über dreißig Jahren nicht mehr. Umso wichtiger ist es, Ostern zu feiern.

Als Jesus starb, war sein Volk in der Rolle, die heute die Palästinenser haben: besetzt, unterdrückt, der Willkür ausgeliefert.

Jesus hat trotzdem nicht das grausame Spiel von Gewalt und Gegengewalt mitgemacht.

Er wusste: das führt zu nichts anderem als zu immer noch mehr Gewalt.

Er hat sich aber auch nicht rausgehalten. Er wurde ein Opfer der grausamen Dynamik menschlicher Gewalt. Um so – nur so zu zeigen, dass es eine Hoffnung gibt, die Antwort sein kann in einem Klima von Angst und Gewalt:

Als ich vor 14 Jahren Ostern in Jerusalem erlebte, wurde ich Zeuge eines einzigartigen Vorgangs, der sich alljährlich am Samstag vor Ostern ereignet:

die Grabeskirche im Herzen der Altstadt ist an diesem Tag schon morgens überfüllt mit Menschen ganz unterschiedlicher Konfessionen – vor allem Armenier und palästinensische Christen, die der griechisch-orthodoxen Kirche angehören. Man singt, betet und – wartet.

Jeder hat mindestens eine – viele ein ganzes Bündel von Kerzen dabei.

Denn gegen 13.00 Uhr geschieht ein Wunder –

Natürlich weiß jeder, dass man Wunder nicht auf Bestellung bekommt, aber es wird symbolisch ein Wunder vollzogen: der griechische Patriarch und der armenische Bischof reichen durch zwei schmale Öffnungen an den Seiten des Heiligen Grabes je eine brennende Kerze. Kerzen, die angeblich von Gott selber angezündet wurden. Die Flamme wird von Kerze zu Kerze weiter gegeben und in Windeseile breitet sich das Osterfeuer aus – in alle Kirchen und viele Häuser der Stadt.

Menschen springen mit ihrem Bündel brennender Kerzen in wartende Taxis, um das Feuer nach Bethlehem, Beth Sahur, Ramallah und Nazareth zu bringen – in die vier Städte im Hl. Land, in denen die palästinensischen Christen die Mehrheit der Bevölkerung stellen.

Und auch zum Flughafen und mit den nächsten Maschinen nach Athen und nach Istambul – den Zentren der Orthodoxie. Das Osterfeuer – Symbol der Auferstehung und der Hoffnung breitet sich aus.

Um die Ausbreitung von Hoffnung geht es bei Ostern. Im Israel dieser Tage wohl mehr denn je.

Wie ein Lauffeuer soll sie sich verbreiten, viele erfassen und warm machen.

Wir hören heute auf den wohl wichtigsten Abschnitt in der Bibel, der diese Hoffnung in Worte fasst. Paulus hat ihn an die Gemeinde in Korinth geschrieben.

Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören; danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt« Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Denn »alles hat er unter seine Füße getan«. Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem.

Wenn es angesichts tödlicher Bedrohung oder gar in der Klage um einen Gestorbenen Hoffnung geben soll, dann muss der Grund einer solchen Hoffnung über den Tod hinaus weisen. Die Botschaft von der Auferstehung Jesu ist daher der unverzichtbare und zentrale Inhalt christlichen Glaubens.

Zeugen der Auferstehung hat Paulus vor diesen Sätzen etliche angeführt – von denen, so konnte er schreiben – die meisten noch leben und befragt werden können. Er selber war einer davon. Zeugenbeweise sind gerade in Glaubensfragen unverzichtbar und – wenn es sich um glaubwürdige Menschen handelt, können sie auch bestechend und einleuchtend sein.

Nur: wenn wir die Liste der Zeugen bei Paulus lesen, merken wir, dass die besten Zeugen eine Schwäche haben: wenn sie nicht mehr greifbar sind, dann schwindet auch das Argument.

Was helfen uns Glaubensüberzeugungen von Menschen aus längst vergangenen Zeiten?

Hat sich nicht so viel verändert? Und überhaupt: jeder Jurist kann bestätigen: vor Gericht sind die Zeugenbeweise die schwächsten aller Argumente. Zeugen können auch irren. Neutral ist keiner.

Paulus hat zum Thema der Auferstehung deshalb noch eine Reihe von Argumenten angeführt, die sich aus der Bibel selbst ergeben.

Wenn es so ist, dass alle Menschen von dem einen Adam abstammen, dann hat Gott schon damit gezeigt, dass er durch einen anderen sein Neues beginnen wird.

Auf alten Kreuzigungsbildern liegt am Fuß des Kreuzes immer ein Schädel. Dieser Schädel soll nicht nur daran erinnern: der Hügel, auf dem die Kreuze aufgerichtet wurden, hieß Golgatha – Schädelstätte. Nein, es ist der Schädel Adams, des ersten Menschen, auf den auch etwas vom Blut Christi tropft. Unter dem Platz, wo das Kreuz gestanden hat, befindet sich eine Höhle – nach alter Tradition das Grab Adams.

„da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden“

Alle! Nicht nur die Frommen. Die Auferweckung von den Toten ist ein universales Ereignis.

Die Alternative nach dem Sterben ist nicht Auferweckung oder nicht!

Die Zukunft heißt vielmehr: Auferweckung zum Gericht!

Was in der Bibel mit dem Gericht Gottes gemeint wird, beschreibt Paulus hier universal – nicht individualistisch. Da wird nicht so sehr danach gefragt werden, wie oft jemand die Unwahrheit gesagt hat oder in der Nase gebohrt hat.

Gericht heißt Zurechtbringen der Machtverhältnisse.

Herrschaft, Macht und Gewalt, die nicht auf Gott und seinen Willen gegründet ist, werden vernichtet werden. Das ist Gericht. Jesus stellt für die Schöpfung die Ordnung wieder her, die einmal am Anfang von Gott gedacht war.

Da werden dann aufhören Krankheit, Betrug und Raub, Kriege, Folter und Not.

Gericht stellt die Schöpfung wieder so her, wie es recht, richtig ist.

Gott wird in seinem Reich nicht die Frommen rausgepickt und um sich geschart haben –

Christus, der Messias Gottes, wird die ganze Welt in Ordnung bringen.

In der Messias-Erwartung Israels ist diese weltumfassende Wende enthalten.

Davon hat sich bisher nur ein Teil erfüllt. Vieles steht noch aus.

Was zu Ostern begonnen hat ist diese Unterwerfung aller widergöttlichen Kräfte.

Begonnen, noch nicht vollendet. Am Ende wird sein Gott alles in allem.

Dann ist das, was Gott einmal sehr gut geschaffen hat, wieder genau so wie am Anfang: sehr gut.

Leid wird ein Ende haben, Tränen, jetzt noch geweint, werden abgewischt sein.

Ostern zu feiern ist die Erinnerung daran, dass die neue Welt Gottes begonnen hat.

Weiter wächst die neue Welt Gottes überall dort, wo Christus gegenwärtig ist –

So in der Feier des Mahles, wo wir das Blut des Bundes symbolisch empfangen.

Vollendet wird die neue Welt Gottes, wenn Jesus sichtbar wiederkommen wird.

Björn Heymer