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Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31 Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13, 31
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Predigt zu Römer 6, 3 - 13, Osternacht 2002

der Tagesanbruch am Ostermorgen wurde seit den Tagen der frühen Kirche als Höhepunkt des Osterfestkreises gefeiert. Dies ist die Nacht der Nächte.

Wir feiern in dieser Stunde des Tagesanbruchs den Sieg der Schöpfermacht über die Todesmacht. Wir werden mit hineingenommen in das, was Gott für uns getan hat.

Er hat seinen Sohn, Jesus, nicht im Tod gelassen, er hat ihn aufgeweckt. So glauben und bekennen wir. Keine Dunkelheit ist seither so finster, dass nicht das Osterlicht hinein scheint.

Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich gedanklich allzu schnell die Nacht überspringe – und, noch im Dunkeln - schon wieder vom Licht der Auferstehung und von Hoffnung spreche. Instinktiv meiden wir die Dunkelheit, die belastend und bedrohlich wirkt.

Nur: noch ist es dunkel. Am ersten Karfreitag verdunkelte sich der Himmel, als Jesus starb. Sein Leichnam wurde in die Finsternis einer Grabhöhle gelegt und da blieb er – bis das Licht der Auferweckung auf ihn traf.

Wo stehen wir als Christen? Nicht mehr in der Ausweglosigkeit des verschlossenen Grabes.

Aber eben auch noch nicht im Licht der Auferstehung.

Der Standort der Gemeinde des Auferstandenen ist genau hier, wo wir jetzt sind:

auf der Schwelle zwischen Nacht und Tag.

Wir alle haben die Schwere der Nacht in unseren Gliedern, in den Augenlidern und im Kopf. Und das gilt nicht nur jetzt, wo wir viel zu früh aufgestanden sind. Wir sind als Menschen immer auch umfangen und ergriffen von den Mächten der Nacht, von Leid, von Trauer, Schmerz und Tod.

In der Osternacht haben Christen seit Alters her an die Taufe gedacht – an das Wasserzeichen der Christen. Wie bei einem edlen Briefpapier ist den Christen ein Wasserzeichen eingeprägt. Und darauf steht: „Vom Tod zum Leben“

Das ist die Umkehrung aller Erfahrungen, die Menschen sonst in der Welt machen:

Vom Tod zum Leben – nicht vom Leben zum Tod!

Ich lese aus dem Römerbrief von Paulus einige Verse:

Wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod. (...) Wir sind mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden in seinem Tod.

1. An der Geschichte vom Sterben Jesu wird deutlich: Es gibt kein Leben ohne Schatten. Niemand von uns ist unverwundbar oder trüge nicht auch Narben an sich – Zeichen von Niederlagen, von Enttäuschungen oder Verletzungen. Das muss so sein!

So ist es geradezu zwingend dass Gott, als er Mensch wurde, er ein Leidender wurde.

Jesus zeigt uns seine Wunden und stirbt den Tod. Er hat sich hingegeben in das menschliche Leben. Und wo Hingabe geschieht, da geht es nicht ohne Wunden. Das galt für Jesus und dasselbe gilt bis heute: keine Hingabe ohne Verwundungen.

Jesus war kein Superheld, nein, er war verletzbar. Und er hat sich lieber verletzen lassen, als andere zu verletzen. Zum Mensch-Sein gehört es dazu, verletzbar zu sein.

Wenn einer wagt, einen anderen zu lieben, macht er sich verwundbar.

Er oder sie riskiert es, Schmerzen zu erleiden und Narben davon zu tragen.

An Jesus sehen wir: tiefe Liebe riskiert auch das eigene Sterben. Darum gilt seither:

Wer immer es ernst meint mit der Liebe, der muss die eigene Verwundbarkeit zulassen.

Ja, der muss damit rechnen, verletzt zu werden, sonst ist es keine Liebe.

„Wir sind mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden sind in seinem Tod schreibt Paulus.

Jesus gleich werden in seinem Tod, das heißt: Ja zu sagen zum Menschsein, dazu, dass wir nicht perfekt sind. Geistlich geht es uns so, wie wir uns so früh am Morgen fühlen mögen:

Noch nicht ganz da, noch ankämpfend gegen die Bettschwere.

Ist das nicht ein tiefes Bild für uns geistliches Leben, für unsere Freude am gebet und Bibellesen, für unsere Bereitschaft, etwas zu tun im Namen Jesu?

Dazu gehört es auch, Wunden zu haben und verwundbar zu sein. Wo immer wirklich und echt gelebt und gearbeitet, geliebt und Verantwortung getragen wird, da entstehen ganz einfach Wunden. Sie gehören dazu. Wunden machen feinfühliger und sie bewahren uns davor, zu jenem Menschentyp zu werden, bei dem selbst Gottes Geist ratlos ist und keinen Zugang findet, weil alles mit bürgerlichen Sicherheiten und Versicherungen verstellt ist.

Und das Andere:

2. Ostern heute heißt Nachfolge auch in der Auferstehung

Ich habe gesagt: unser Standort ist auf der Schwelle zwischen Nacht und Tag. In der Taufe werden wir nicht nur verbunden mit der Todeswirklichkeit, sondern auch mit dem neuen Leben in Christus.

Paulus schreibt dazu weiter:

Wir werden ihm auch in der Auferstehung gleich sein. Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so dass wir hinfort der Sünde nicht dienen

Wenn wir mit dem Annehmen unserer Taufe die Verletzbarkeit und Begrenztheit unseres Lebens annehmen, dann tun wir das nicht als Kapitulation vor der Todesmacht, sondern in dieser Gewissheit: in Christus hat das neue Leben schon begonnen. Und er ruft uns, ihm auf diesem Weg zu folgen.

Paulus erinnert uns hier daran, dass Leben ohne Bezug zu Gott Sünde ist. Sünde – das ist im tiefsten Beziehungslosigkeit. Konkret: alles, was wir tun oder lassen, was es anderen Menschen schwer macht, mit uns zu leben, ist Sünde.

Von Mutter Teresa stammt der Satz: „Achte darauf, dass kein Mensch von dir weggeht, der nicht ein klein wenig glücklicher ist als er vorher war.“

Ein hoher Anspruch. Wenn wir es lernen, jeden anderen im Licht der Auferstehung zu sehen, dann sind wir auf der richtigen Spur.

Johannes hat geschrieben: „Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder und Schwestern lieben.“

In der gelebten Liebe steckt eine Verheißung: Wer liebt, der kommt nicht zu kurz, sondern er findet die Gewissheit des Glaubens.

Brüder und Schwestern sucht man sich nicht aus – in der Nachfolge geht es nicht um Sympathie. Die Liebe, von der Jesus gesprochen hat, weckt der Geist Gottes in uns, wenn wir uns nur öffnen. Das ist Annahme der Taufe im tiefsten Sinn:

Die Menschen, die uns Gott an die Seite stellt, zu lieben. Das geht nicht ohne Schattenerfahrungen ab. Aber nur da leuchtet das Osterlicht auf, wo diese Liebe gelebt wird.

Björn Heymer