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Liebe Gemeinde !
Gott will etwas! Schon allein dieser Satz sprengt vermutlich die Vorstellung vieler über Gott.
Wenn Menschen überhaupt mal auf Gott zu sprechen kommen, dann erst mal über die Frage, ob der überhaupt existiert. Und wenn das noch bejaht wird, dann stellt sich bald die Frage, weshalb die Welt dann trotzdem so ist, wie sie ist.
Die Bibel stellt uns Gott nicht vor als Objekt unserer Gedanken und Erfahrungen.
In der Bibel ist vor allem davon die Rede, dass Gott das handelnde Subjekt ist.
Er hat immer wieder aktiv eingegriffen in die Geschichte von Menschen.
Wir sind dem in der vergangenen Woche im Rahmen einer Bibelwoche vier Abende lang nachgegangen und haben Abschnitte aus dem 2. Mosebuch gelesen.
Gott hat hingehört auf die Klage der Unterdrückten Sklaven und ihr Elend hat ihn angerührt. Das war das Erste. Er will die Freiheit für sein Volk und berief den Mose.
Es ist das Geheimnis der Bundestreue Gottes, die in dieser Berufung aufleuchtet.
Gott hat sich dann als radikal einseitig und parteiisch erwiesen in der Konfrontation mit dem Pharao das war das Nächste. Der Pharao von Ägypten in seiner Überheblichkeit und grenzenlosen Anmaßung waren Gott ein Greuel.
Hier wurden der heilige Zorn und die eifersüchtige Liebe Gottes deutlich.
Und schließlich hörten wir auf das Siegeslied der Prophetin Miriam, nachdem Gott das Wunder der Rettung durchs Meer hindurch vollbracht hatte.
Es ging um das Geheimnis der Erinnerung an die Großtaten Gottes – Erinnerung als Wurzelgrund der Hoffnung und des Glaubens.
Bundestreue, heiliger Eifer und Erinnerung – um diese drei Dinge geht es heute morgen noch einmal. Im 34. Kapitel wird uns berichtet, dass Gott noch einmal seinen Bund aufrichtet. Wir haben den ganzen Text eben gehört und ich lese deshalb jetzt nur die Abschnitte, zu denen ich etwas sagen möchte:
10 Und der HERR sprach: Siehe, ich will einen Bund schließen: Vor deinem ganzen Volk will ich Wunder tun, wie sie nicht geschehen sind in allen Landen und unter allen Völkern, und das ganze Volk, in dessen Mitte du bist, soll des HERRN Werk sehen; denn wunderbar wird sein, was ich an dir tun werde.
Muss denn alles zweimal gesagt werden? So könnte man wirklich fragen. Tatsächlich, dieser Bundesschluss erscheint als Wiederholung, wenn man das ganze 2. Mose-Buch liest.
Es scheint fast, als würde Gott seinem Volk nachlaufen und immer wieder einladen, doch wirklich den Bund zu schließen.
Damals hat der eine Bund aus Kapitel 19+20 nicht gereicht, von dem wir an den vergangenen Sonntagen gehört haben. Schon als Mose nur sieben Tage auf dem Berg blieb, kam es zum krassesten Abfall des ganzen Volkes – einschließlich Aarons, des obersten Priesters!
Man veranstaltete eine Kollekte und Aaron goss aus dem Gold ein Stierbild – Symbol der Fruchtbarkeit und eben ein selbstgemachter Gott zum Anfassen.
Der Jubel entlud sich in Tanz und Feiern – Begeisterung, die am lebendigen Gott vorbeiging.
Mose eilte vom Berg und – zerschlug die Tafeln, auf denen Gott eigenhändig die Grundsätze des Bundes aufgeschrieben hatte. War damit der Bund schon wieder zerbrochen, den Gott gerade aufgerichtet hatte?
So stand es – Israel hatte tatsächlich Gottes großartiges Angebot ausgeschlagen und in den Schmutz getreten. Und auch das gehört seither zum typisch Menschlichen:
Wie oft haben wir schon gehört von der Liebe Gottes – und wie oft hat es uns nicht wirklich gerührt?
Als die erste Krise kam, in der sich Gott scheinbar verbarg, haben wir zu anderen Tröstern gegriffen. Wir sind wahrlich nicht besser als die Israeliten damals in der Wüste. Wir wollen auch in der Kirche was zum Anfassen. Und im Tiefsten beten wir doch das Werk unserer Hände an – das Gold, dass wir zusammengerafft haben. „Woran Du dein Herz hängst und worauf Du dich wirklich verlässt, dass ist in Wahrheit dein Gott.“ sagte Luther zum 1. Gebot.
Und Gott? Er gibt nicht auf, selbst da, wo es menschlich nichts mehr zu hoffen gibt!
Wer liebt, der macht sich verletzbar. Und Gott liebt wirklich. Er lässt es zu, von uns immerfort wieder und wieder verletzt zu werden – und seine Hand bleibt ausgestreckt zur Versöhnung! Zweimal, zehnmal, hundertmal erneuert er den Bund mit seinem Volk.
So harmlos dieser eine Satz klingt, wenn er ohne Zusammenhang da steht, so hell strahlt er auf, wenn wir an die dunkle Umgebung denken, in die hinein er gesagt ist.
Gott hatte geradezu eine Ohrfeige eingesteckt von seinem Volk. Dennoch lässt er sich nicht abbringen davon, sein Volk zu sich zu ziehen – wie oft es sich auch abwendet.
Und so ist es geblieben. Wie oft ist die Liebe Gottes schon verkündigt worden – mit dem erschreckenden Ergebnis, dass wir uns angewöhnt haben, vom lieben Gott zu reden – und damit Gott in seiner Heiligkeit nicht wirklich ernst zu nehmen. Jede Taufe, die nicht eingelöst wird durch einen gelebten Glauben, ist ein Schmerz für Gott.
Denn es ist so: gerade die Liebe Gottes ist es, die seine Bundespartner auch verpflichtet: Wer in den Bund tritt, von dem erwartet Gott ganze Sache:
11 Halte, was ich dir heute gebiete. 12 Hüte dich, einen Bund zu schließen mit den Bewohnern des Landes, in das du kommst, damit sie dir nicht zum Fallstrick werden in deiner Mitte; 13 sondern ihre Altäre sollst du umstürzen und ihre Steinmale zerbrechen und ihre heiligen Pfähle umhauen; 14 denn du sollst keinen andern Gott anbeten. Denn der HERR heißt ein Eiferer; ein eifernder Gott ist er. 17 Du sollst dir keine gegossenen Götterbilder machen.
In den uns eher bekannten zehn Geboten heißt das kurz und doch auch klar:
Israel kam nicht in einen weltanschaulich neutralen Raum, als es das Land der Verheißung einnahm. Dort wurden andere Gottheiten verehrt – Gottheiten, die auch Ehrfurcht und Anbetung erwarteten. Die Bewohner Kanaans, die neuen Nachbarn konnten das auch ganz plausibel erklären: „Willst Du eine gute Ernte haben, dann musst Du dem Baal opfern. Er gibt die Fruchtbarkeit!“ Stierbilder wie das goldene Kalb haben die Archäologen auf Kulthöhen in Israel gefunden – aus israelitischer Zeit!
Gibt´s das heute auch? Was tun wir nicht alles, um unsere Ziele zu erreichen! Ein Traupaar hat mir kürzlich erzählt, wie das heute läuft: „Willst Du in Köln eine Wohnung haben, dann muss der Verwalter Geld sehen!“ Keine Bestechung, eher einen Abstand. „Sagen wir, für´s Parkett.“ Ich hätte nicht gedacht, dass der kölsche Klüngel mir tatsächlich so handfest begegnet. Gott nennt die verbotene Praxis der Menschen Fallenstellerei für sein Volk.
Die Abwege sind nicht offensichtlich, nein sie sind gut getarnt. Sie versprechen Gewinn und erst zu spät merkt man, dass man gefangen ist in einem Geflecht aus Übervorteilung, unsauberer Geschäfte und Ausnutzung seiner kleinen Macht.
Bestechung, Klüngelei und Erkaufung von Vorteilen – das alles verträgt sich nicht mit dem Bundeswillen Gottes. Und wenn es noch so üblich, noch so normal ist.
Das heißt ganz klar: die Gesetzmäßigkeiten dieser Welt gelten nicht, wo Gottes Bund gilt.
Stellt Euch nicht dieser Welt gleich! hat Jesus gemahnt. Das machen doch alle! – kann kein Argument für die Gemeinde Jesu sein. Weder in der Berufswelt, noch im Karneval oder sonst wo. Die Götzen unserer Zeit heißen Karriere, Macht, Geld, Anerkennung und Sex. – um nur einige zu nennen. Sie stellen Fallen und wer nicht aufpasst, ist schnell mit in ihrem Boot!
Damit habt nichts zu schaffen! sagt Gott. Wer im Bund mit mir lebt, der halte sich rein davon!
Warum? Weil Gott in Fülle das anbietet, was Menschen suchen, die solche Götzen anbeten.
Ebenso wie Gott als Herr des Bundes seinem Volk klar verbietet, die religiösen Praktiken der Anderen zu übernehmen, ebenso bietet er eine Alternative an:
Sie lautet: Gestaltet Euer Leben in der Erinnerung an meine Wohltaten!
18 Das Fest der Ungesäuerten Brote sollst du halten. Sieben Tage sollst du ungesäuertes Brot essen, wie ich dir geboten habe, zur Zeit des Monats Abib; denn im Monat Abib bist du aus Ägypten gezogen. 21 Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebenten Tage sollst du ruhen, auch in der Zeit des Pflügens und des Erntens. 22 Das Wochenfest sollst du halten mit den Erstlingen der Weizenernte, und das Fest der Lese, wenn das Jahr um ist.
Dreimal im Jahr wird gefeiert! Das Fest der Befreiung ist das Passafest – daraus wurde unser Osterfest. Gott hat sein Volk aus der Sklaverei gerettet und in seinem Sohn hat Er die Todesmacht besiegt, als der Ostermorgen anbrach. In der Feier des Abendmahles hat Jesus beide Feste zusammengebunden. Am Gründonnerstag werden wir wieder diesem Zusammenhang nachspüren.
Aus dem Wochenfest Schavuot, dem Fest der ersten Ernte, feiert Israel die ersten geernteten Früchte – gewissermaßen die Vorboten einer guten Ernte, also der bleibenden Treue Gottes
Daraus wurde für uns das Pfingstfest. An einem Schawuot-Fest sandte Gott seinen Heiligen Geist - als erste Verwirklichung seiner Verheißung, als spürbarer Anbruch der neuen Wirklichkeit.
Und dann das Fest der Lese, das Laubhüttenfest Sukkoth – im Herbst erinnert sich Israel daran, dass Gott der Geber aller Gaben ist. Für eine Woche verlässt man sein Haus und lebt unbehaust, in einer Laubhütte. Denn auch das Haus ist Gabe Gottes.
Für dieses Fest haben wir keine direkte Entsprechung. In der Sache ist die Nachfolge die angemessene Antwort auf dieses Wissen: weil Gott uns alles geschenkt hat, gehören wir ganz Ihm – und stellen ihm uns ganz zur Verfügung.
Alle Feste in Israel haben gemeinsam: Man lässt sich mitnehmen in die Geschichte von Gottes Handeln. Der Alltag hat Pause, gefeiert wird mit Leib und Seele.
Wo wir es verlernen, inneren Abstand von der Arbeit zu halten, da ist unser Leben in Gefahr!
Zum Leben, wie Gott es will, gehört, die Arbeit auch mal sein zu lassen, andere Kleider anzuziehen, die Geschichte von Gottes Eingreifen neu zu hören und seine Gaben zu genießen.
Vielleicht ist es das, was wir als Gemeinde ganz neu entdecken müssen: Gottes Wille ist es, dass wir auch ausgelassen und fröhlich feiern! Genauso wie es seinem Wille entspricht, sich klar abzugrenzen von der Religiosität und den Werten, die in der Welt sonst gelten.
In beidem antworten wir angemessen auf Gottes unbeirrbaren Wunsch: im Bund mit uns zu leben – was immer wir auch getan haben.
Amen!
Björn Heymer