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Weihnachstfest 2001 - Predigt zu Galatern 4, 4-7

Liebe Gemeinde !

Wenn der Apostel Paulus je einen Weihnachtsbaum aufgestellt hätte,
dann stände bei seiner Krippe wohl nur eine einzige Figur:
Maria, die das Jesuskind im Arm hält. Sonst nichts.
Paulus hätte wohl auch nicht "Kommet ihr Hirten" gesungen.
Sondern eher "Oh komm, du Geist der Wahrheit.." - weil Gottes Geist entscheidend bei der Geburt Jesu gewirkt hat und es seither in besonderer Weise tut.
Und als Geschenk hätte unter dem Baum wahrscheinlich ein Gutschein gelegen - besser: einen Erbschein.
Ich lese aus dem Brief von Paulus an die Christen in Galatien: Kap.4,4-7
Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.
Für Paulus war Weihnachten ein Fest der Dreieinigkeit Gottes.
In Bethlehem wurde der Mensch Jesus geboren, der Gottes einziger Sohn ist.
Seither wirkt Gottes Geist in Menschen - es gibt es eine neue Form des Glaubens
Seither gibt es eine neue Hoffnung - wir sind Erben des Schöpfers
Drei Gedanken deshalb heute zu Weihnachten:
1. Ein Ereignis in der Geschichte
2. Eine verändernde Kraft in der Gegenwart.
3. Ein Grund zu echter Hoffnung
1. Ein Ereignis in der Geschichte
Man hat Paulus oft unterstellt, er wüsste kaum etwas von der Geschichte Jesu.
Er habe auch gar kein Interesse daran gehabt.
Richtig ist: in seinen Briefen wird kaum je mal eine ausführliche Geschichte erzählt.
Hier in den wenigen Versen klingt das ja auch ganz knapp:
"Gott sandte seinen Sohn, von einer Frau geboren.." Das ist die ganze Weihnachtsgeschichte bei Paulus. Maximal eine Figur bei der Krippe. Die wichtigste von allen! Maria, die Mutter.
In Abgrenzung zur katholischen Kirche scheuen wir uns ja ein bisschen, zu viel von Maria zu sprechen. Wir wollen ja schließlich keine Marienfrömmigkeit, oder?
In der orthodoxen Kirche habe ich gelernt, dass die Verehrung von Maria recht verstanden nichts anderes ist als Christus-Verehrung:
Maria wird dort immer mit dem Jesus-Kind auf dem Arm gezeigt: Es sind auch Christus-Ikonen! Diese Bilder unterstreichen eins ganz deutlich:
Jesus, der Sohn Gottes, sein Messias ist voll und ganz Mensch geworden. Nicht nur ein Geistwesen, nicht nur Gott in menschlicher Verkleidung.
Gott selber wurde wirklich, ganz und gar zum Mensch.
Das ist das Weihnachtswunder. Darum ist Maria so wichtig!
Wir erinnern uns zu Weihnachten daran, dass Gott das volle Risiko einging, als er seinen Sohn in die Hände der Menschen gab.
Gerade weil wir Jesus nicht als Mensch sehen können, weil er für uns kaum etwas anderes ist als Gott - der Unsichtbare, zu dem wir beten und dessen Nähe wir uns erhoffen, gerade deshalb erinnern wir uns einmal im Jahr daran:
Jesus war ein Mensch wie alle. Mit allem, was dazu gehört.
Nur so, als einer von uns, konnte er unser Erlöser sein. In der Sprache des Paulus:
"Er wurde unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren - nämlich alle Menschen - erlöste."
Weihnachten ist nicht die rührselige Erinnerung an eine Geburt unter schwierigen äußeren Umständen. Weihnachten ist der Ursprung unserer Erlösung.
Unserer Befreiung aus der Gottferne.
Mit Weihnachten hat Gott die Initiative ergriffen. Er hat sich aufgemacht zu uns.
Das ist die Mitte von Weihnachten. Gott ist uns nahe gekommen - er ist nicht mehr fern.
Deshalb wendet Paulus unseren Blick von seiner Krippe gleich wieder weg hinüber in unsere Gegenwart. "...damit wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater!"
Weihnachten bedeutete: Wir haben etwas empfangen. Heute. In der Gegenwart.
Deshalb mein zweiter Punkt:
2. Weihnachten - eine verändernde Kraft in der Gegenwart.
Von Friedrich v. Bodelschwingh soll der Satz stammen:
"Wenn Jesus tausend mal nach Bethlehem kommen würde, und käme doch nicht in unser Leben, so sind wir ewig verloren."
Gott hat nicht nur damals seinen Sohn gesandt.
Mit Jesus ist auch der Geist des Sohnes in die Welt gekommen.
Was meint das?
Jeder von uns kennt das Gebet Jesu. Es beginnt mit den vertrauten Worten:
"Vater unser im Himmel...". Vater, Abba! Es ist in der Sprache Jesu nicht die respektvolle Anrede der Jüngeren an die Älteren, es ist so, wie ein Kind voller Vertrauen Pappa sagt.
Und wir beten ja nicht: "Jesu Vater im Himmel.." Das wäre zwar auch richtig, aber erst die persönliche Anrede zeigt, dass etwas anders geworden ist. "Unser Vater...."
Gott ist nicht mehr fern und unnahbar, nur über die Vermittlung von Spezialisten zu erreichen, er hat uns gleichsam adoptiert - zu seinen Kindern erklärt.
Seither dürfen wir beten, wie ein Kind sich an den Vater wendet. Wir kennen es nicht anders und ich bin einerseits froh, dass uns das so vertraut ist - andererseits macht es mir etwas Sorgen.
Froh bin ich, weil es so einfach und so großartig ist: Gott ist ein Pappa geworden.
Auch das ist Weihnachten. Gott hat ein neues Gesicht gezeigt und lässt sich seither mit einem neuen Namen anreden. Pappa! So viel Urvertrauen steckt in dieser einfachen Anrede.
So viel Geborgenheit, auch wenn wir vieles nicht verstehen, was geschieht.
Für Paulus war dieses Beten etwas so besonderes, dass er sagen konnte: Wer so zu Gott reden kann, ihn als Abba anspricht, in dem wirkt Gottes Geist.
Der Geist des Sohnes betet in uns, wenn wir so beten.
Denn aller menschlichen Vernunft geht das gegen den Strich:
Weihnachten ist nicht verstehbar ohne den Geist Gottes. Darum muss der Geist von Jesus wirklich in unser Leben hinein, sonst bleibt von Weihnachten nicht viel übrig.
Sorgen macht mir die Verflachung, die eintreten kann:
Gott so als Pappa, Vater anzureden, das lässt uns leicht vergessen, zu wem wir da eigentlich sprechen. Wir stehen vor lauter Weihnachtsseligkeit in der Gefahr, Gott zu verniedlichen.
Gott ist und bleibt der Herr aller Welten und Zeiten, die höchste Macht im Himmel und auf Erden.
Deshalb noch ein kurzer Blick auf das Dritte:
3. Weihnachten ist ein Grund zu echter Hoffnung
Also der Blick auf den Geschenkgutschein, der bei Paulus auf dem Gabentisch liegt - und bei uns auch: Wer Kind Gottes ist, der ist auch Erbe.
Ein Gutschein, weil sich dahinter ein Geschenk verbirgt, das noch kommen wird.
Hoffnung ist das Wissen darum, dass noch was Wunderbares kommt. Es sind noch nicht alle Pakete ausgepackt.
Wir haben im Bibelkreis miteinander darüber nachgedacht, was dieses Erbe wohl sein könnte.
Es ist hier nur mit einem Wort erwähnt - und gehört doch unverzichtbar dazu:
Das Bürgerrecht in Gottes neuer Welt ist ein Bild dafür, was das Erbe bedeutet.
Wir werden nicht ins Nichts fallen, wir haben ein Zuhause bei unserem Schöpfer.
Dort werden alle Tränen getrocknet werden, die hier geweint worden sind.
Alle Schulden, die wir hier aufgehäuft haben, an Geld, an Liebe, an Hilfsbereitschaft,
all das wird dann bezahlt sein und kann vergessen werden.
Für einen wird das Erbe Gottes eine nicht endende Symphonie sein.
Ein anderer wird es endlich einmal erleben, im Fußball wirklich richtig gut zu sein.
Oder ein anderer Lebenstraum wird sich erfüllen.
Die Bilder dafür, was das Erbe Gottes ist sind so zahlreich wie die Menschen.
Dass wir mit Erfüllung rechen können, ist das zweite große Werk des Heiligen Geistes in uns: Er leitet uns zum Beten an.
Und er weckt in uns eine lebendige Hoffnung.

Amen!

Björn Heymer