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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

Heiligabend 2001 - Predigt zu Lukas 2,10-12

Liebe Gemeinde,

tja, also der Pfarrer soll den Frauen und Kindern erklären, weshalb zur Bescherung ein Glöckchen bimmelt - wenn's nach dem Vater in dem Anspiel geht.
Das Glöckchen vor der Bescherung ist die Miniaturausgabe der Kirchenglocken.
Und die läuten zu Weihnachten wie zu jedem Gottesdienst.
Sie setzen fort, was der Engel den Hirten auf dem Feld zusagte:
Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
Fürchtet Euch nicht! Habt keine Angst!
Heute ist der Heiland geboren! Für alle!

Das ist der Grundton des Weihnachtsevangeliums!
Und weil es eben alles Volk betrifft, sollen es auch alle hören. Nicht nur die, die sich aufmachen und in die Kirche gehen. Die Glocken hören alle.
Sie verkünden die Ankunft des Heilands.
Was ist eigentlich ein Heiland? Ein alter Name - fester Bestandteil der Weihnachtsgeschichte, aber ansonsten völlig unbekannt. Gibt es einen Bezug zum sonstigen Leben?
Diese Frage stellt sich beispielhaft für Weihnachten überhaupt.
Ist Weihnachten ein Teil unseres Lebens und Glaubens - oder ein stimmungsvolles Einzelereignis - ohne Bedeutung, wenn die Festtage vorbei sind?
Ein Heiland, das ist jemand, der einmal alles heil machen wird. Ein Heiland wird dort gebraucht, wo etwas zerbrochen oder sonst wie kaputt gegangen ist.
Für Kinder sind das ja eine Zeitlang die Väter: was auch immer kaputt geht - Papa macht es wieder heil.
Nur: dieser Zauber verliert schnell seinen Glanz. Kein Papa auf Erden ist ein Heiland, der auf Dauer alles wieder heile machen kann. Manches muss dann eben in die Mülltonne wandern.
Weil das heile machen zu schwierig ist oder gar nicht geht.
Schade. Kinder lernen bald: Es gibt auch viel, was zerbricht, aber niemand kann es wieder heilen. Und je älter wir werden, desto tiefer haben wir es ganz tief in uns verstanden: kaum etwas, was zerbricht, kann ohne Spuren wieder heil werden.
Das gilt für Sachen, das gilt noch mehr für alles, was mit uns selber zu tun hat:
Wenn sich einer einen Knochen bricht, tut das nicht nur weh - oftmals verändert so etwas das weitere Leben. Ein Heiland, das wäre hier ein guter Arzt.
Und wenn eine Beziehung zerbricht, sei es bei zwei Menschen, die eigentlich das Leben miteinander teilen wollten, sei es zwischen Eltern und Kindern. Wenn man sich hoffnungslos zerstritten hat, dann wäre ein Heiland jemand, der Menschen wieder zusammen bringt.
Wir feiern Weihnachten, weil der Heiland wirklich geboren ist. Es gibt ihn!
Jesus ist dieser Heiland! Das bekennen die, die Weihnachten feiern.
Darum hat das Glöckchen in dem Anspiel recht: Wenn nicht die Weihnachtsgeschichte erzählt oder gelesen wird, dann fehlt das Eigentliche!
Denn wer käme schon auf die Idee, einen Geburtstag von jemanden zu feiern, den man nicht kennt. In der Weihnachtsgeschichte ist eine Wegbeschreibung, um den Heiland zu finden.
Die lautet so: "Er ist geboren in der Stadt Davids. Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen."
Die Zeichen sind alles sehr einfache Dinge:
Zunächst: Bethlehem, die Stadt Davids. Bethlehem heißt Brothausen - keine glanzvolle Metropole der Eitelkeiten, ein kleines Dorf wie viele.
Eine Stadt mit sehr langer Geschichte. Sie wird zuerst erwähnt im Buch Ruth. Vor jetzt vielleicht 3300 Jahren ging in Brothausen mal das Brot aus.
Damals ging eine Familie von dort weg, um jenseits des Jordan zu überleben.
Jahre später, als die Männer gestorben waren, kehrt die Frau mit einer Schwiegertochter zurück und findet am Ort ihrer Wurzeln, in Bethlehem ihren Frieden.
Aus Bethlehem stammt auch David, der große König Israels. Die ersten Jahre hat er in Bethlehem regiert. Als er sich dann Jerusalem eroberte, wurde Bethlehem vergessen.
Und doch erinnerte sich ein Prophet an Bethlehem: Micha kündigt im Auftrag Gottes an:
"Du Bethlehem, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll der kommen, der in Israel Herr sei!"
Warum Bethlehem? Warum diese kleine vergessene Stadt am Rand der Wüste?
Gott beginnt seinen Heilsweg dort, wo Er schon einmal heilvoll eingegriffen hat. Und das bedeutet bis heute: Wenn wir den Heiland suchen, dann tun wir gut daran, zurück zu denken.
Uns zu erinnern, ob es Spuren des Segens in unserem Leben schon gab.
Bei vielen gab es Zeiten im Leben, da wussten sie sich getragen von Gottes Liebe.
Manch einer erinnert sich an Begegnungen, die ihn damals tief beeindruckt haben, die dann aber doch wieder vergessen wurden.
Vielleicht haben einige mal einen Ruf von Gott ganz persönlich gehört, aber dann ist der Faden doch wieder abgerissen. Warum auch immer.
Wichtig ist heute: Gott weiß davon noch. Er begegnet jedem Menschen wieder ganz anders - darum gibt es keine allgemeinen Rezepte.
Wenn Du heute den Heiland suchst, dann kehr in deinen Gedanken zurück. Dorthin, wo Du einmal Brothausen erlebt hast, wo Dein geistlicher Hunger gestillt wurde.
Dort findest Du den Heiland.
Und wer da nichts hat? Keinen Hinweis, keine Erinnerung, keine gute Erfahrung in der Geschichte?
Für den ist Bethlehem nicht weit: Jede Gemeinde, in der Menschen miteinander ihren Glauben leben, ist Bethlehem - Brothausen.
Wo Brot und Wein im Namen Jesu geteilt werden, da ist der Heiland zu finden.
Es ist nicht weiter weg als der Weg von den Feldern zum Stall, den die Hirten gegangen sind.
Sie fanden dort ein Kind in Windeln - Gott sendet seinen Heiland als Kind! Gefährdet, verwechselbar, äußerlich arm und doch - einer von uns. Zu dem kann man ohne Angst gehen.
Es liegt in einer Krippe!
Es ist alles so nah an der Wirklichkeit der Hirten, dass sie wirklich keine Angst zu haben brauchen, diesen Heiland nicht zu finden.
So ist es geblieben. Wer immer den Heiland sucht, der braucht nicht schwere, teure oder komplizierte Wege zu gehen. Jesus ist bis heute nur ein Gebet weit von Deinem Herzen entfernt!
Er ist bei dem Menschen, in dem etwas zerbrochen ist und der im Glauben darüber Frieden findet.
Er ist nahe, wo jemand Tränen vergossen oder den stechenden Schmerz gespürt hat, und der im Gebet Trost fand.
Die Weihnachtsbotschaft der Glocken lautet:
Wer immer einen Heiland ersehnt und braucht, der darf es hören:
"Er ist geboren! Heute in Bethlehem. Geht hin und ihr werdet ihn finden."

Amen!

Björn Heymer