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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

3. Adventssonntag 2001 - Predigt zu Offenbarung 3,1-6

Liebe Gemeinde !

Sie haben am Eingang ein Bild bekommen – eine düstere Ruinenstadt, über der sich gerade ein Gewitter entlädt. Sardes in der westlichen Türkei.

Einmal vor langer Zeit Sitz einer christlichen Gemeinde.

Noch früher die Hauptstadt des sprichwörtlich gewordenen reichsten Königs der Antike:

Krösus, der König von Lykien residierte dort in Sardes.

Christus, der Auferstandene Herr der Gemeinden, ließ Sardes durch Johannes einen Brief übermitteln – einer in einer Reihe von sieben Briefen. Der Brief an Sardes lautet so:

Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot. Werde wach und stärke das andre, das sterben will, denn ich habe deine Werke nicht als vollkommen befunden vor meinem Gott. So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und halte es fest und tue Buße! Wenn du aber nicht wachen wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde. Aber du hast einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; die werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind's wert. Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Drei der sieben Briefe sind Trostbriefe – wir haben am vergangenen Sonntag auf einen gehört. Die anderen vier Briefe sind Androhungen des Gerichtes – und ein Ruf zur Buße.

So auch der Brief heute. Der Künstler, der vor über hundert Jahren die Gegend bereiste, sah die Worte des Propheten wohl eindrücklich bestätigt. Wo mal etwas lebte, da bellten jetzt nachts bestenfalls noch die Füchse.

Sieben Briefe sind es in der Offenbarung. Die Siebenzahl bedeutet: mit jedem Brief ist die ganze Kirche gemeint. Was Jesus jeweils konkret in einer Gemeinde anspricht, das ist beispielhaft für alle.

Der Brief heute, der an Sardes zeigt uns, was Jesus von seiner Gemeinde erwartet:

1. Die Gemeinde Jesu soll Leben haben //

„Ich kenne deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot“

Das ist wie ein Paukenschlag! All dein guter Ruf ist nur Schein, Fassade. Dahinter ist es tot!

Nach welchen Maßstäben schätzen wir die Qualität einer Gemeinde ein? Was beeindruckt uns an anderen? Wovon erzählen wir stolz, wenn wir von der Philippus – Gemeinde erzählen?

Dass wir einen guten Ruf haben? Dass wir eine lebendige Gemeinde sind? Dass bei uns immer noch viele zum Gottesdienst gehen?

Ich ertappe mich immer wieder bei diesen Gedanken.

Und was für eine ganze Gemeinde gilt, das fragt Jesus jeden einzeln genauso:

Wie steht es mit unserem eigenen Glauben? Nicht mit dem, was wir für richtig halten – nein, mit dem, was wirklich unser Herz erfüllt? Wovon reden wir, wenn wir uns treffen?

Was ist echt, was ist nur angelerntes frommes Getue?

Meine Frau hat vor ein paar Tagen mit einer Bekannten aus der früheren Gemeinde telefoniert. Sie kennen sich lange – als Christen. Und doch, nach diesem Gespräch sagte sie: „Wir haben über unsere Erfahrungen mit dem Beten gesprochen, wie wir es nie in den ganzen sechs Jahren vorher getan haben!“

Ist unser Nachdenken und Sprechen über geistliche Erfahrungen wirklich selbstverständlicher, lebendiger Teil von uns – oder fromme Fassade?

Eine Aneinanderreihung leerer Hülsen, auf denen Richtigkeiten stehen, die aber keine Bedeutung haben, sobald wir privat, unter uns sind?

Jesus will, dass unser Glauben von Leben erfüllt ist. Er will nicht noch so hochtourige fromme Betriebsamkeit. Die Zeit, die wir in Gemeinde verbringen, sagt nichts darüber aus, ob in uns Glaube lebt!

Ich bekam letzte Woche einen Anruf einer alten Frau, die mir sagte, wie unglücklich sie sei. Ich hab sie dann besucht und sie schilderte ihr Elend: wie sie ein Schicksalsschlag nach dem anderen traf – gerade jetzt, wo die Tochter das erste und wohl einzige Enkelkind erwartet. „Gott hat uns nicht lieb! Er gönnt uns das Gute nicht. Immer, wenn etwas Gutes kommt, trifft uns auch ein Unglück.“

Und dann erzählte sie, wie viel und wem alles sie Geld spenden würden und ich hörte den unausgesprochenen Vorwurf: Gott, Du bist ungerecht!

Diese Frau ist davon überzeugt: nach dem, was sie getan hat, stände ihr von Gott doch wahrlich mehr zu. Sie sieht Gott wie einen, der seiner Vertragspflicht nicht nachkommt. Ihr Glaube hatte etwas sehr eigennütziges und fast geschäftsmäßiges.

Damit lebt sie mit einem Zerrbild von Glauben – Ihr Gebet, wenn sie denn beten würde, würde lauten: „Mein Wille geschehe, Gott!, aber nicht: Dein Wille geschehe.“

Du hast den Namen, dass du lebst, und bist in Wahrheit tot!“

Von jedem anderen als von Jesus das zu hören wäre unerträglich und unannehmbar.

Und so weisen wir diesen Brief innerlich schnell weg von uns: Wir doch nicht! Damit sind andere gemeint! Oder nicht?

Wer hat im frommen Bereich schon einen Namen, dass er lebendig sei – wenn nicht wir?

Aber: Wie viel Liebe geht von uns aus?

Wie viel Leben für andere findet sich in unseren Reihen?

Wo treten wir offen für die Wahrheit ein?

Wem machen wir Mut zum Leben? Wer wird angesteckt von ein unbeschwerten Fröhlichkeit?

Gibt es in unserem Miteinander die Bereitschaft zur Vergebung und dazu, anderen neu zu vertrauen, nach allem, was gewesen sein mag?

Das wären Kennzeichen von Leben, die Jesus in seiner Gemeinde sucht.

„Tut Buße!“ ruft Jesus dieser Gemeinde zu. Wenn Jesus noch damit rechnet, dass dies geschehen kann, dann hat er sie noch nicht aufgegeben.

Was könnte Buße sein – wenn das geistliche Leben tot ist?

Sicher nicht noch mehr tun! „Werde wach!“ das meint nicht etwa, noch früher aufstehen!

Sondern eher das Gegenteil: „denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und halte es fest und so tue Buße!“

Geh zurück zu den Anfängen Deines Glaubens. Wie war es damals: empfangen, geschenkt bekommen, hören – das waren und sind bis heute immer wieder die Anfänge des Glaubens! Nicht ackern und noch mehr tun! Sondern hinhören: „Lass Dir meine Gnade genug sein!

Die Analyse Jesu lautet nicht: „Ihr tut zu wenig!“ sondern so: „Euer Kontakt zu mir ist abgerissen! Ihr lasst Euch zu wenig schenken. Ihr lebt, als wäre ich nicht lebendig, als würde ich auch nicht wiederkommen. Deshalb ist Euer Glaube tot!“

Buße heißt: Umkehr zum Leben! Umkehr dorthin, wo wir erkennen, dass wir das Entscheidende empfangen, nicht verdienen.

2. Die Gemeinde Jesu soll Leben retten // Das ist das Zweite!

Dieselbe Gemeinde, die eben noch das kritische Urteil gehört hat, bekommt neu den Auftrag: „Stärke das andere, was sterben will!“

Das ist erstaunlich und ermutigend: Jesus wartet nicht, bis wir gut oder würdig genug sind, etwas für ihn zu tun. Er traut seiner Gemeinde großes zu.

Gerade die, die bis hierher innerlich gedacht haben: „Ja, es ist ja auch wahr. Mein Glaube lässt wirklich zu wünschen übrig. Ich hab zwar noch den frommen Anstrich, aber es ist nichts mehr dahinter!“ Gerade die sollen jetzt genau hinhören:

Jesus will mit niemand anderen als mit Dir seine Gemeinde bauen!

Es gibt eine Selbstkritik, die sehr praktisch als Entschuldigung dafür herhält, sich noch nicht, oder nicht mehr, oder am liebsten überhaupt nicht zu engagieren für die Sache Jesu.

Jesus ist auch darin ganz anders als wir Menschen sonst. Wenn wir das Urteil gesprochen haben: Da ist nichts dahinter, alles nur warme Luft, dann übertragen wir doch keine Aufgabe. Dem trauen wir nichts zu. Der hat bei uns verspielt und kann sehen, wo er bleibt.

Anders bei Jesus! Er sagt: „Suhl Dich nicht in der Selbstzerfleischung deiner Kritik!“.

Das ist keine Buße, die dabei stehen bleibt, schlecht über sich selbst zu denken. Buße heißt Wechsel der Blickrichtung – so oder so von sich selber weg zu sehen hin auf Christus.

Er tut das Entscheidende! Jesus will, dass wir, seine Gemeinde jetzt in seinem Namen handeln – so begrenzt und unwürdig wir vielleicht gerade auch sind.

Denn wer sich so rufen lässt, der entdeckt: Wer beginnt, andere zu trösten, der findet darin selber Trost. Wer bereit ist, von seinem Gut abzugeben, der empfängt – manchmal auf wunderbare Weise, auch etwas dafür – nicht berechnend, sondern gerade im Verzicht auf das eigene Recht. Der Dienst aus der eigenen Schwachheit heraus ist es, den Christus mit seinem Geist erfüllt. Was wir aus uns selbst heraus tun, das braucht und kann Jesus nicht mit Leben füllen. Darum jetzt noch drittens:

3. Die Gemeinde Jesu soll Leben finden //

Wir denken ja immer: der Tod ist das Ende. Darum klingt in unseren Ohren auch dieses Urteil Jesu so hart und unannehmbar. „Du bist tot!“ Dann wäre ja alles aus.

Im Denken der Bibel ist der Tod kein unüberwindbares Problem. Der Prophet Ezechiel hatte eine erschreckende und doch auch ermutigende Vision: Er sah ein Schlachtfeld voller Totengebeine. Da rührte sich nichts Lebendes mehr, da hatte die Verwesung schon ganze Arbeit geleistet. Und über diesem Feld von Totengebeinen weht der Geist Gottes. Und dann fügen sich die Knochen wieder zusammen, es wächst neues Fleisch auf ihnen – aus den toten Knochen wird neues Leben.

In diesem Brief spricht der, der die sieben Geister Gottes hat - eine Anspielung auf Jesaja 11. Er hält auch die sieben Sterne in seiner Hand. Die Sterne stehen für die Gemeinden. Wie immer es auch um die Gemeinden steht, sie sind und bleiben in der Hand Jesu. Darum ist sie nicht verloren, selbst wenn dieser scharfe Ruf zur Umkehr gesagt wird.

Wenn wir hören und ernst nehmen was Jesus uns sagt, dann finden wir zurück auf den Weg des Lebens. Dann finden wir das Leben.

Amen!

Björn Heymer