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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

1. Advent - 2. Dezember 2001 - Predigt zu: Hebräer 10, 23-25

Liebe Gemeinde,

für alle, die sich schon seit einer halben Stunde fragen, was der Eisenkorb mit dem Feuerholz hier vorne soll, hier nun gleich die Auflösung: Er steht als ein Bild für ein Lagerfeuer.

Ein gemütliches Feuer, um dass Menschen sich versammeln – das ist ein Urbild, tief in unserer Seele verankert. Wo ein wärmendes Feuer brennt, da geht man hin, da rückt man näher und lässt sich nieder. Da werden wichtige Gespräche geführt oder man schweigt miteinander und lässt sich faszinieren vom ewig neuen Spiel der Flammen.

So soll Gemeinde sein! Eine Gemeinschaft von Menschen, die so miteinander umgehen, dass sie nach außen wirken wie ein Lagerfeuer in der kalten Welt.

Gemeinde - ein Ort, der anziehend wirkt für jeden, der in die Nähe kommt und den hellen Schein gesehen oder die warme Ausstrahlung gespürt hat.

„Seid Ihr ein Licht für die Welt!" – hat Jesus gesagt.

„Entfacht unter Euch immer wieder das Feuer der Liebe!" – so höre ich heute die Botschaft aus dem Hebräerbrief. Ich lese aus dem 10. Kapitel:

Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat; und lasst uns aufeinander acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsre Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.

Ermahnungen will keiner gerne hören. Wer lässt sich schon gerne sagen, was er oder sie bitteschön anders zu tun hat. Kritik annehmen – meine Stärke ist das nicht und ich vermute, damit bin ich nicht allein.

Wenn das Lagerfeuer ein passendes Bild für Gemeinde ist, dann will ich doch lieber zu denen gehören, die drum herum stehen, die gewärmt werden, die Pause machen und auftanken in der Oase des Friedens. Aber doch nicht zu den Holzscheiten, die da verbrennen.

Nur, ohne das Holz ist kein Feuer möglich!

Gemeinde lebt nur dort, wo Menschen bereit sind zur Hingabe.

Und genau davon spricht der Hebräerbrief: von der Hingabe von Menschen, die Gemeinde Jesu in dieser Welt sind.

„Lasst uns ...." immer wieder ruft der Schreiber dieser Zeilen seine Leser auf. „Ihr Lieben, Ihr seid berufen, Gottes Lagerfeuer in dieser Welt zu sein. Lebt Eurer Berufung gemäß!"

Diese Berufung wird dann sehr konkret:

1. „Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung.!" Das steht vorne an.

Was bewegt uns, wenn wir uns in der Gemeinde versammeln? Im Gottesdienst, in Kreisen oder Gruppen oder in den Häusern. Was bewegt uns? Nur vordergründige Absichten? Oder gar ganz eigennützige Motive? Hier möge sich jeder prüfen, der sich engagiert. Ist es im Tiefsten wirklich unsere Hoffnung auf die bessere Zukunft bei Gott, die uns bewegt?

Deutlich werden unsere Motive immer dann, wenn wir unter Druck geraten.

Damals, als der Brief geschrieben wurde, kamen Christen immer wieder massiv in Schwierig­keiten wegen ihres Glaubens: man verlor die Arbeit, wurde vor Gericht gestellt – wegen des Glaubens! Oder man erlebte mit, wie einer aus der Mitte im Gefängnis landete oder sogar getötet wurde.

Viele mit eigennützigen oder falschen Motiven sprangen dann wieder ab. „Wenn der Glaube, wenn die Zugehörigkeit zur Gemeinde mehr kostet als mir bringt, dann ohne mich!"

Hat sich das grundlegend geändert? Oder sind wir nicht doch vor allem darauf bedacht, dass es uns etwas bringt, was wir in der Gemeinde tun?

„Lasst uns festhalten!" – gerade, wenn es schwierig wird, wenn die Widerstände größer werden. Sonst wärt ihr wie ein Holzscheit, dass aus dem Feuer springt, sobald die ersten Flammen an ihm züngeln.

„Habt auch dann noch den Mut, von Eurem Glauben zu sprechen, wenn die Stimmung dagegen zu sein scheint." Wir sind als Gemeinde nur dann wichtig, wenn in unserer Mitte Worte der Hoffnung zu hören sind – andere Worte als die allgemeine Klagerei, andere Töne als das ewige Stöhnen und Jammern. Und wer da keine eigenen Worte findet, der schlage lieber die Bibel oder das Losungsheft auf, als zu schweigen oder nur Belangloses zu sagen.

2. „... lasst uns aufeinander acht haben!" Das meint doch wohl, dass Gemeinde ein Ort ist, wo keiner unwichtig oder egal ist. Hier geht´s nicht um soziale Kontrolle!

Im Wort „acht haben" steckt das Wort „Achtung!", also Wertschätzung. Paulus hat dies noch deutlicher betont, wenn er schreibt: „In Demut achte einer den anderen höher als sich selbst!" Phil.3,2

Das würde doch bedeuten, das wir uns immer zuerst fragen: „Was tut dem anderen jetzt gerade gut? Was nützt ihm/ihr?" – lange bevor wir unsere eigene Sache vertreten!

Habt aufeinander acht! – ohne ein kleiner Überwachungsstaat zu sein. Nur im Geist tiefer Demut können wir das leben und dabei trotzdem eine einladende, Heimat gebende und ausstrahlende Gemeinde sein. Wer geht schon freiwillig in eine von Krittelei, Überwachung und hochmütiger Nachrede geprägte Gemeinschaft?

„Lasst uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken!" – so wird das aufeinander Acht haben konkret!

Wenn wir den Eindruck haben, bei einem fehlt es an Liebe oder an guten Werken, dann sind wir schnell dabei mit unserer Kritik. Nur fehlt uns dabei der Mut, den Betreffenden direkt, in einem geschütztem Vier Augen Gespräch anzusprechen. Stattdessen suchen wir uns jemanden, dem wir vertrauen, meinen Freund und fangen dann an, abzulästern.

So ist es ganz normal – aber in keiner Weise der Gemeinde angemessen. Jesus wusste sehr gut, wie es bei Menschen untereinander zugeht. Darum hat er so deutlich gemahnt, wie wir es gerade im Evangelium gehört haben: „Wenn da was ist zwischen Euch, dann sucht zuerst das Vier Augen Gespräch. Erst wenn das nicht weiter führt, dann zieht ein oder zwei Vertraute hinzu. Erst wenn all das nichts bringt, soll es öffentlich gesagt werden."

Deutlicher geht es eigentlich nicht. „Lasst uns anreizen zur Liebe „– ist nichts anderes als die positive Ermutigung zum gleichen Verhalten:

„Geht in der Gemeinde immer so miteinander um, dass Ihr Euch in die Augen sehen könnt!"

Nur so werdet Ihr sein wie ein Lagerfeuer, dass Wärme ausstrahlt und andere hinzulockt.

3. „Verlasst nicht die Versammlungen!" – Wie kann man ein Feuer am sichersten löschen? Indem man es auseinandertritt. Wer die Glut zerstreut, der löscht das Feuer.

eine Gemeinde, in der keine Einigkeit gelebt wird, ist in Gefahr. Wo jeder meint, ganz gut allein klar zu kommen, da verlischt die Wärme sehr schnell. Da glimmen noch eine kleine Weile ein paar Funken, aber das lockt niemanden mehr an.

Christen brauchen die offene Gemeinschaft. Weil das Entscheidende fehlt, wenn wir vereinzelt leben:

Wenn keiner mich an die Hoffnung erinnert, vergesse ich sie über kurz oder lang.

Wo ich nicht erlebe, dass ein anderer auf mich achtet, mich beachtet und meine Meinung oder Erkenntnis wirklich hören will, da beginne ich, an mir selbst zu zweifeln und am Glauben zu verzweifeln.

Oder das Gegenteil geschieht: wer die Korrektur der Gemeinschaft nicht zu brauchen meint, wird zum Fanatiker, der seine Erkenntnisse absolut setzt und niemanden neben sich stehen lässt.

Beides sind Irrwege, die Gott nicht will. Deshalb stellt er uns in die Gemeinde – wo wir immer wieder Unterschiede aushalten sollen, und wo auch unser Beitrag immer wieder gefragt ist.

Wer die Versammlungen verlässt, steht auch in Gefahr, es zu verlernen, die Taten der Liebe zu üben. Mit dem Vorbild der anderen will Gott immer neu in uns den Willen wecken, selbstlos für andere da zu sein.

In gelebter Gemeinschaft können Christen ihre Berufung als Licht der Welt erfüllen.

Gott hat uns aneinander gewiesen und hat uns einen gemeinsame Aufgabe anvertraut.

Die Mahlfeier ist Einladung, immer wieder neu in diese Gemeinschaft einzutreten.

Bleiben Sie nicht draußen!

Amen!

Björn Heymer