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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

21. Sonntag nach Trinitatis - 4. November 2001 - Predigt zu: Johannes 15, 9-12

Liebe Gemeinde !

Lehnen Sie sich zurück. Entspannen Sie sich. Heute ist das Thema die Liebe. Liebe - das Wichtigste auf der Welt. Liebe - das Erleben, über das unendlich Lieder und Gedichte ohne Ende produziert wurden und werden. Worüber sonst, wenn nicht über die Liebe hat der Pfarrer zu predigen? Heute also keine Überraschung!? Bevor sich bei Ihnen jetzt eine wohlige Halbaufmerksamkeit ausbreitet, zwei Dinge, die mich in der Vorbereitung begleitet und gestört haben: Ausgerechnet in dieser Woche hatte ich gleich vier Gespräche zu führen, in denen es um massive Probleme in Partnerschaften ging. Drei Menschen, die wirklich nah dran sind am Thema Liebe und die gerade hier ihre eigenen Grenzen, ja das Scheitern ihrer Lebenskonzeption erleben. Liebe - also kein Thema zum netten Plaudern. Und ein Zitat: "Man hört immer von Leuten, die vor lauter Liebe den Verstand verloren haben; aber es gibt auch viele, die vor lauter Verstand das Herz verloren haben!" // sagte Jean Paul, ein deutscher Philosoph und Theologe vor 200 Jahren. Fragen Sie sich bitte einmal selbst: Wo stehe ich beim Thema Liebe? Gehören Sie zu den kühl Distanzierten, die das alles nicht berührt? Oder haben Sie in der eigenen Geschichte einen Scherbenhaufen an gescheiterten Versuchen, Liebe zu leben? Während Sie überlegen, lese ich noch einmal, was Jesus gesagt hat: 9 Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe! 10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. 11 Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde. 12 Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe. Der Normalfall der Nachfolge Jesu ist weder der Scherbenhaufen noch der emotionale Kühlschrank! Für Jesus geht es bei der Liebe um den Kern menschlichen Dasein. Dort, wo einer liebt, kann er Sinn und Lebenserfüllung finden. Wie geht das, Lieben? Jesus bietet uns in diesen wenigen Sätzen drei Antworten an: Liebe lebt von Vorbildern Liebe ist geboten Liebe lebt von Beständigkeit 1. Liebe lebt von Vorbildern Hier geht es um den Ursprung! Menschliche Liebe ist Antwort, ist Reaktion auf etwas, was uns geschieht. Jesus beginnt so: "Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch." "Gott liebt Dich" Diese drei Worte können wir hören, wie jeder von uns sie wohl schon hundert Mal gehört hat. Als eine Behauptung, eine Information - eben mit unserem Verstand. Nur - Lösen sie irgend etwas aus in uns? Wenn wahr ist, dass da ein Gott ist, ein persönliches Gegenüber - und wenn weiter wahr ist, dass dieser Gott jeden einzelnen persönlich kennt und so liebt, als wäre er oder sie der einzige auf der ganzen Welt, dann müsste das doch etwas auslösen in uns! Wie kann man die Wahrheit der Liebe Gottes erkennen? Das ist eins der großen Geheimnisse des Glaubens. Beweisen kann man es nicht! Wir können es hören - und es mag wie eine platte Behauptung klingen. Der Schlüssel zur Liebe ist, die Nähe Gottes zu suchen! // Was wir niemandem - auch uns selbst nicht - einreden können, das erfüllt immer wieder Menschen, die genau das getan haben. Wer sich ausstreckt nach Gottes Liebe, wer ihn sucht und sein Wort offen und betend liest, der soll fündig werden - so hat Gott es versprochen. Eine Frau, die am Freitagnachmittag zu mir kam und mit mir über den Scherbenhaufen ihrer Ehe zu sprechen, fragte am Ende: "Ist Ihre Kirche offen? Kann ich dorthin gehen?" Ohne viel zu wissen hat sie das gespürt: "Ich brauche die Nähe Gottes, um die Liebe wieder zu finden!" Und diese Nähe suchte sie an einem heiligen Ort, in der Stille. Warum ist in der Nähe Gottes die Quelle der Liebe? Weil in der Nähe Gottes zwei Dinge deutlich werden: Liebe lebt davon, von sich selber wegzuschauen - ein Gegenüber in den Blick zu nehmen. Nur auf sich selber zu schauen, die eigenen Bedürfnisse oder auch Grenzen, das blockiert die Liebe. Genau das hat Gott nicht getan! Er hat seinen Sohn in die Welt gesandt, damit die Menschen zurückfinden in den Bereich seiner Liebe. Er hat das aufgegeben, was ihm am Wertvollsten war, damit der Weg zur Begegnung frei ist. Seit Jesus gilt: Wer sich Gott offen nähert, für den ist Raum zur Umkehr. Da ist immer ein Neuanfang möglich. So hat Jesus geliebt! 2. Liebe ist geboten Und Jesus sagt: Das ist mein Gebot an Euch! Liebt einander so wie ich euch liebe! Tut das Unmögliche! Nur so seid und bleibt ihr meine Jünger. Kann man Liebe verlangen? Gebieten? Ist das nicht ein Widerspruch? Ja, es klingt unmöglich. Weil wir bei Gebot immer gleich an Verbote und Befehle denken. Aber so denken wir falsch! Gebote sind etwas anderes! Gebote sind bei Gott Wegweiser zum Leben. Hilfestellungen, damit aus einem Leben ein sinnvolles, gelingendes Leben wird. "Bleibt in meiner Liebe!" ist die Einladung, die Jesus zuerst sagt, bevor er dann das beschreibt, was daraus folgt: "Liebt einander wie ich Euch geliebt habe!" 3. Liebe lebt von Beständigkeit Liebe kann erkalten - das haben wohl alle schon erlebt. In der Nähe Gottes wächst die Sehnsucht nach dem Bleiben: "Bleibt in der Liebe!" - das meint ganz praktisch: Immer wieder zurück kommen zu Gott. Ihm einen immer wiederkehrenden Raum im Leben zu geben. In den ersten Jahrhunderten nach Jesus sind viele Menschen in die judäische Wüste gezogen und haben dort in Stille und Einsamkeit gelebt, um die Nähe Gottes zu suchen. Sie richteten sich dort in Höhlen ein, in denen sie beteten, arbeiteten und auch schliefen. Über dem Eingang einer solchen Höhle hab ich einmal eine kurze griechische Inschrift gelesen: sie bestand nur aus einem einzigen Wort: Monä - Bleibe! Darum geht es! Abgeleitet von dem griechischen Wort hier in Jesu Worten: das Bleiben ist der Schlüssel. Wir sagen ja manchmal: "Wir haben eine Bleibe gefunden!" Und meinen damit ein Quartier auf Reisen. Ein Ort, der sehr einfach sein kann. Der aber das bietet, was wirklich wichtig ist zum Leben: ein Dach, ein Bett und etwas zu essen. Bleibt in meiner Liebe - das ist nichts Starres. Das beschreibt eher die immer wieder nötige Station auf einer Reise. Ein Ort, der nicht geprägt ist vom Haben. An dem wir nicht umgeben sind mit Besitz und Gut (um das wir uns Sorgen machen). Sondern der ganz einfach, elementar unsere Bedürfnisse stillt: Stille, Gespräch, Gastfreundschaft. Liebt Euch untereinander - das heißt dann: bietet einander eine Bleibe, wo immer ihr euch trefft. Lasst einander teilhaben, aber gebt einander auch frei. Unsere Termine in der Gemeinde sollten so eine Bleibe sein - sonst helfen sie uns nicht zum Glauben. Unsere Gottesdienste sollten so eine Bleibe sein, sonst helfen sie uns nicht zum Leben. Unsere Häuser und Wohnungen sollten eine Bleibe sein, sonst helfen sie anderen nicht zum Leben. Bleibt in meiner Liebe, sagt Jesus, dann erfüllt ihr alle Gebote.

Amen!

Björn Heymer