Hier kommen Sie zurück zur Startseite
Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste
Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten
Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise)
Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

9. Sonntag nach Trinitatis - 12. August 2001 - Predigt zu: Matthäus 13, 44

Liebe Gemeinde,

sollte Sie heute Mittag jemand fragen: Worüber hat den der Pfarrer heute gepredigt, dann wird die Antwort diesmal hoffentlich leicht. Heute und an den beiden nächsten Sonntagen geht es um das Himmelreich. „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen" so fassen die Evangelisten den Inhalt der ersten Predigten Jesu zusammen. Was meinte Jesus damit, wenn er vom Himmelreich sprach? Meistens redete er in Gleichnissen davon – einfache und kurze Geschichten, die in sich sofort einleuchten, bei denen man aber nicht gleich auf die Idee kommen würden, sie hätten etwas mit Gott und seinem Willen für uns zu tun. Eine dieser Geschichten lautet so: Das Himmelreich gleicht einem Schatz verborgen im Acker den ein Mensch fand und verbarg; und er freute sich und ging los und verkaufte alles, was er hatte und er kaufte den Acker. Heute vergraben ja nur noch Kinder und Hunde ihre Schätze irgendwo an geheimen Orten. Früher war das anders. Vor allem in unruhigen Zeiten wurden immer wieder die wertvollen Dinge irgendwo vergraben – und das Wissen um dieses Versteck wurde nicht selten mit ins eigene Grab genommen. Um einen solchen herrenlos gewordenen Schatz geht es in dieser Geschichte, die Jesus erzählt hat. Keiner hat ihn mehr vermisst, niemand erinnerte sich an die Zeit, als er versteckt wurde – viel später ließ ein Zufall einen Menschen darauf stoßen. Schatzsucher – besser müsste ich wohl sagen, Schatzfinder – das sind Gestalten, die Träume wecken – mindestens bei mir und wohl bei vielen, die mal kleine Jungen waren. Das wär doch was: ohne große Mühe, ganz unverhofft stößt der eigene Fuß an etwas. Man schaut nach, scharrt ein bisschen – und plötzlich erscheint das ganze Leben in einem völlig neuen Licht: - entweder man ist plötzlich alle Sorgen los, weil man auf einmal unermesslich reich ist. - oder mindestens warten Berühmtheit, Anerkennung und Ehre auf einen. Allein die Vorstellung, man würde selber einen Schatz finden kann einen zum Träumen bringen, ja, das setzt Energie frei und kann uns glücklich machen. Und diesen energiegeladenen Mythos nimmt Jesus auf, wenn er sagt: „Stellt Euch mal vor, da findet einer einen Schatz. So ist das, wenn einer mit dem Himmelreich in Berührung kommt." Da wird Adrenalin in Mengen ausgeschüttet, das kann man vor Glück und neuen Lebensperspektiven nicht mehr schlafen, da sprudeln Energie und Phantasie ohne Ende. Wir stoßen auf eine erste Spur, was das Himmelreich sein müsste, wie Jesus es meint: Jedenfalls meint Jesus etwas, was sich nicht auf die Zeit nach unserem Leben, also auf das Jenseits bezieht. So nach dem Motto: „Wir kommen alle einmal in den Himmel – aber erst mal ist es ja hier auf Erden auch ganz schön." Jesus hat nie auf eine ferne Zukunft vertröstet. Das Himmelreich seiner Verkündigung ist Gegenwart – nicht Zukunft. Es bricht hinein in ein Leben und entwickelt eine Kraft, die sofort alles verändert. Da leuchtet etwas auf, was sich nicht aufschieben lässt, was jetzt alles anders sein lässt, was deshalb auch sofort zum Handeln zwingt: weil sonst möglicherweise die Chance verpasst ist. Damals war es das Hören so einer scheinbar harmlosen Geschichte oder eines Satzes aus einer Predigt, was wie das Stolpern über einen Schatz wirkte. Auf einmal begegnet einem Menschen etwas und er spürt: hier ist was anders. Hier könnte eine Quelle sein, die meinen Lebensdurst wirklich stillt. Oder es ist eine Begegnung mit einem Menschen, oder die Lektüre eines Buches. Jesus sagt: auf das Reich Gottes zu stoßen, das wirkt von außen betrachtet meistens wie eine Zufallsbegegnung. Das kann man nicht planen, aber dafür sollten wir immer offen sein. Sonst finden wir sicher nichts. Der Schatzfinder in der Geschichte gibt sich nun nicht mit der Aussicht auf einen Finderlohn zufrieden. Er weiß: „Hier kann ich mein Glück machen! Wenn ich jetzt zuschlage, dann kann ich alles gewinnen." Also handelt er, entschlossen und mutig. Alle Außenstehenden (die nichts verstehen von dem, was da vorgeht) finden es völlig unsinnig, was der jetzt tut und doch ist es konsequent und zielgerichtet: Er verkaufte alles, was er hatte und kaufte den Acker. Denn erst damit hat er den Schatz sicher. Jetzt gehört er ihm. Hier wird die zweite Spur dessen deutlich, was Jesus zum Himmelreich sagt: Einen Schatz gefunden zu haben und ihn wirklich zu besitzen, das sind zwei Dinge! Zu wissen, wo ein Schatz liegt bedeutet ja noch nicht, ihn zu haben und darüber zu verfügen. Wenn ich das übertrage auf die Art, wie wir unseren Glauben leben, wird mir heiß und kalt. Ich vermute, die meisten von uns haben den Schatz des Glaubens schon entdeckt – viele haben sogar schon genauer hingeschaut. Und dann trösten wir uns damit, zu wissen, wo er liegt. Manch einer geht immer wieder hin zu dem Versteck und zählt die Münzen durch. Aber sind wir so mutig, alles andere im Leben dafür loszulassen? Machen wir uns zum Narren um Christi willen? Riskieren wir es, dass andere den Kopf schütteln über das, was wir als Ausdruck unseres Glaubens tun. Vielleicht völlig unmäßig Geld zum Wohl anderer ausgeben. Es gibt ja so viele Argumente, die dagegen sprechen, Hilfsbedürftigen zu helfen. „Schließlich haben wir doch den Sozialstaat! Bei uns muss doch keiner hungern. Wo käme ich selber den hin, wenn ich alles weggeben würde? Und andere nutzen das doch nur aus." All diese Einreden kenne ich selber so gut – und sie gelten ja nicht nur für unser Geld. Sie gelten genauso für die Zeit, die wir für dies oder jenes aufbringen. Ich kenne in unserer Gemeinde Menschen, die so handeln wie der Schatzfinder. Da hilft einer einem Wildfremden beim Umzug, andere sitzen stundenlang an einem Krankenbett oder tun eben ohne Bedenken das, was gerade wichtig erscheint. Besuche bei neuzugezogenen Familien erscheinen bei einem leitenden Angestellten nicht gerade angemessen, oder? Es geht gar nicht darum, sich das Himmelreich durch irgend etwas zu erkaufen. Wer das Gleichnis so versteht, hat zu kurz gedacht. Jesus ist der Überzeugung: Wo einer auf das Himmelreich stößt, da tut er menschlich gesprochen, verrückte Sachen. Da gelten einfach andere Maßstäbe. Nicht einmal, sondern von da an. Dann muss es sich doch aber lohnen. Sonst würde man es doch nicht tun. Was ist so wertvoll am Himmelreich, das Jesus es mit einem Schatz vergleicht? Das Himmelreich ist bei Jesus nicht die Insel der Seligen, nicht das Urlaubsparadies oder das Schlaraffenland – überhaupt kein Ort, den man aufsuchen könnte. Wie jeder fromme Jude damals sprach Jesus möglichst nicht direkt von Gott. Man nahm das dritte Gebot sehr ernst: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes nicht missbrauchen." Also vermied man es, direkt von Gott zu reden und wählte stattdessen Umschreibungen. Eine davon war: „der Himmel". Wenn Jesus vom „Reich der Himmel" sprach, dann meint er damit: Der Herrschaftsbereich Gottes breitet sich aus. Als er einmal gefragt wurde: Wo ist denn nun das Himmelreich? Da hat er geantwortet: „Es ist nicht hier oder dort; Es ist in Euch drin – oder noch nicht." Jedenfalls ist es nicht ein Ort, zu dem man hingelangen muss, sondern – ja, was? Eine Beziehung zu Gott. Den Schatz hat der gefunden, der Gott begegnet ist. Und den Acker gekauft, das hat der, der alles loslässt, was ihn von Gott abhalten will. Der immer wieder prüft und fragt: Brauche ich dies wirklich? Hilft mir jenes, um Gott näher zu kommen? Wer so fragt, der wird einseitig. Der ist auch nicht mehr grenzenlos tolerant. Weil alles, was er tut und wofür er sich einsetzt, zu Gott und seinem Willen passt. Paulus war so einer. Vorhin haben wir es gehört: Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich's ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, 14 und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. Ahnen Sie, dass es sich lohnt, dafür alles andere aufzugeben?

 

Amen!

Björn Heymer