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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

Predigt zu Apostelgeschichte 8,26-40 Sonntag Rogate 2001

Tja, was ist eigentlich Taufe?
Warum werden Menschen getauft? Manchmal kleine Kinder, manchmal aber auch Große.
Um eine Antwort zu finden, lesen wir in der Bibel nach.
Denn die Taufe kommt aus der Bibel.
Vorhin bei der Taufe von Lena haben wir gehört: Jesus hat seinen Jüngern den Auftrag zum Taufen gegeben. "Tauft die Menschen, die an mich glauben und die mir nachfolgen wollen."
Dann gibt es in der Bibel einige Geschichten, wie Menschen sich haben taufen lassen.
Und eine dieser Geschichten haben wir hier in der Kirche! Auf den vier Bildern drüben an der Wand. Das ganz unten - ganz nah beim Taufbecken - zeigt, wie ein Mann getauft wird.
Philippus tauft einen Mann aus Afrika.
Ich lese die Geschichte, wie sie in einer Kinderbibel erzählt wird:
Text Apg. 8,26-39 nach E. zur Nieden
Also, bevor es hier um die Taufe geht, begegnen sich zwei Männer - auf einem einsamen Weg durch eine trockene und heiße Gegend. Zwei Männer, die ganz verschieden waren:
Da war erst mal der Mann aus Afrika. Seinen Namen kennen wir nicht. Auf unseren Bildern sieht man ihn in seinem Wagen sitzen. Er trägt einen Turban und kostbare Gewänder. Von ganz weit her war er gereist. Zu Hause war er ein wichtiger und ganz reicher Mensch. Wie heute ein Politiker oder Minister. Solche Leute sieht man normalerweise nur im Fernsehen, aber nicht einfach so auf der Straße. Dieser reiche Mann konnte sich alles leisten, was er wollte - eben auch, mal eben für viele Monate auf eine lange Reise zu gehen.
Geld spielte keine Rolle für ihn, er hatte genug davon.
Aber dafür hatte er einen hohen Preis bezahlt: Als er noch jung gewesen ist, da musste er sich entscheiden: Karriere oder Familie? Beides ging nicht. Und er hat sich für die Karriere entschieden. So war er zwar erfolgreich, aber dabei einsam. Er konnte keine Frau haben und Kinder schon gar nicht. All das hätte seinem Beruf im Weg gestanden.
Dieser Mann war einer, dem sein Beruf über alles ging. Das hat er durchgehalten - und hatte Erfolg gehabt.
Manchmal denke ich, dass auch heute manche Väter sich so verhalten - ihren Kindern gegenüber: sie haben nie wirklich Zeit für sie, weil immer die Arbeit wichtiger ist.
Gestern hab ich auf dem Spielplatz erlebt, wie ein Vater mit seiner Tochter da ankam - sie ging spielen und er fing an, sein Fahrrad zu putzen - mit seiner Tochter hat er kein Wort geredet, geschweige denn mit ihr gerutscht oder geschaukelt. Das ist schlimm, wenn einer nicht wirklich Zeit für Kinder hat.
Der Afrikaner war auch so. Er war auf die Reise gegangen, um für sich einen Lebenstraum zu erfüllen: Einmal im Leben nach Jerusalem wollte er reisen.
Er hatte gehört, dort sollte ein Gott verehrt werden, der die ganze Erde gemacht hatte. Auch alle Menschen. Und dieser Gott hatte den Menschen angeblich seine Gebote anvertraut - seinen Willen für ein sinnvolles und friedliches Leben.
Diesen Gott wollte der Mann kennen lernen. Darum war er nach Jerusalem gereist.
Aber dort angekommen erlebte er eine Riesenenttäuschung: die Leute ließen ihn nicht rein!
Weil er ein Ausländer war und weil er alles im Leben seiner Karriere geopfert hatte, durfte er nicht in den Tempel! All sein Reichtum, seine Berühmtheit zu Hause, das nützte ihm gar nichts. Jetzt merkte er: man kann nicht alles für Geld kaufen. Wenn man irgendwo dazugehören will, dann hilft das Geld nicht immer. Die Leute in Jerusalem, die sagten ihm: "Nein! Du darfst nicht in Gottes Haus. Bei Gott ist kein Platz für dich, weil du nur an deine Karriere gedacht hast, aber nie Kinder haben wolltest. Gott hat Kinder ganz besonders lieb und wer Nein zu Kindern sagt, zu dem sagt Gott Nein."
Das klang sogar irgendwie richtig, war es aber doch nicht.
Jedenfalls musste der Mann wieder umkehren und fuhr nun ganz traurig nach Hause. Da hatte er nun fast alles, was er wollte, aber ausgerechnet die Leute Gottes haben ihn weggeschickt.
Nur - Gott hatte diesen Menschen doch lieb! Weil Gott nicht nur die Kinder lieb hat, sondern alle, die ihn ganz ehrlich suchen. Selbst wenn sie was ganz falsch gemacht haben im Leben.
Also hat Gott einen losgeschickt, der dem Mann das sagen sollte. den Philippus nämlich.
"Hör mal, Philippus. Geh auf die Straße in der Wüste - dort habe ich eine Aufgabe für dich."
Philippus war ein einfacher Arbeiter, nicht mal ein Schriftgelehrter. Normalerweise wäre der nie diesem Minister begegnet - bzw. wenn doch, dann hätten sie aneinander vorbei gesehen, weil sie in ganz verschiedenen Welten lebten.
Philippus war Diakon in der Gemeinde. Einer, der sich um Arme und Kranke kümmerte.
Das waren die Menschen, die ihm am Herzen lagen, aber nicht die Großen und Reichen dieser Welt. Da musste ihm schon Gott selber den Auftrag geben, damit es zu dieser Begegnung überhaupt kam.
Und warum hat Gott ausgerechnet den losgeschickt? Weil Philippus etwas von Gott wusste, was die klugen Männer im Tempel alle nicht gewusst haben: Gott sieht bei jedem Menschen zuerst darauf, wie es in seinem Herzen aussieht, und erst dann auf das, was er tut oder getan hat.
Und: Gott liebt alle Menschen gleich, auch wenn sie lange nicht nach ihm gefragt haben, selbst wenn sie ihre Lebensentscheidungen ohne ihn getroffen haben. Wie dieser Mann aus Afrika.
Das hat ihm der Philippus erklärt, als sie zusammen in der Bibel gelesen haben.
Und der reiche Mann hat es verstanden.
Und jetzt kommt das mit der Taufe. Da sagt der auf einmal: "Ich will auch getauft werden!"
Ich musste da an unsere Tochter Heinke denken. Die ist gerade dabei, sich selber zu entdecken. Vorgestern im Garten, da merkte sie plötzlich, dass ihre Hände ganz schmutzig geworden waren beim Spielen. Sofort kam sie angelaufen und sagte: "Papa, Hände waschen!" - und das, obwohl wir mitten beim Spielen waren! Sicher wären die Hände später gleich wieder schmutzig geworden. Das machte ihr aber nichts. Daran hat sie gar nicht gedacht. Sie hat nur etwas erkannt: Meine Hände sind schmutzig! Und sie weiß: Hände kann man waschen! Also: Jetzt ist Hände waschen dran!
So stelle ich mir das bei dem Afrikaner auch vor: Der hat plötzlich erkannt:
"So wie ich bisher gelebt hatte, das war verkehrt. Beruf und Karriere - das soll in Zukunft nicht mehr alles sein für mich. Ich fang noch mal von vorne an." Weil Gott ihn liebte, obwohl er lange nicht nach ihm gefragt hatte, deshalb sollte ab jetzt was anders werden.
Und die Taufe, das ist das Zeichen für einen Neuanfang. Für ein Neu anfangen mit Gott.
Und wenn heute Eltern wollen, dass ihr Kind gleich auf einen guten Weg kommt, dann lassen sie es gleich am Anfang des Lebens taufen.
Weil sie sich wünschen: Gott soll den Lebensweg dieses Kindes begleiten und bestimmen.
Das tut Gott auch! Weil er die Kinder besonders lieb hat.
Und ab und zu schickt er uns Menschen über den Weg, die uns daran erinnern. Wie er es damals mit Philippus getan hat. Und heute, da werden die Kinder an ihre Taufe erinnert, die fünf Jahre zurück liegt. Denn heute, da sind sie alt genug, um selber das zu verstehen: Gott hat Euch lieb und begleitet Euch auf Eurem Weg, wo ihr auch seid.
Tja, was ist eigentlich Taufe? - haben wir am Anfang gefragt. Die Taufe ist das Zeichen für einen neuen Anfang im Leben mit Gott. Wer nicht getauft ist, aber ernst macht mit dem Glauben, der lässt sich taufen. Und wer schon getauft ist, der kann jederzeit neu sein Ja dazu sagen.
Amen!

Björn Heymer