Hier kommen Sie zurück zur Startseite
Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste
Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten
Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise)
Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

Predigt zu Markus 8,34 Sonntag Misericordias Domini 2001 Konfirmation

Jesus Christus hat gesagt:
Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst
und nehme sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
Dieser Satz ist eine Einladung. Ein Angebot an die Leute, die es wollen.
So wie der Unterricht in den letzten 1 ½ Jahren eine freiwillige Sache war.
So wie auch dieser Gottesdienst ein Angebot enthält.
Jesus sagt: "Wer mir nachfolgen will - für den ist das Folgende wichtig."
Also: auch das Zuhören jetzt ist freiwillig - das Ernstnehmen sowieso.
Jesus hat damals seine Hörer vor eine Entscheidung gestellt -
und ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden steht heute auch vor einer Entscheidung:
Willst du Jesus nachfolgen?
Diese Frage geht nicht nur an die acht Jugendlichen hier vorne - sie geht an jeden von uns.
Willst Du ab jetzt - oder ab jetzt neu - Jesus nachfolgen?
Wenn ja, dann tue zwei Dinge: sage ein deutliches Nein und ein ebenso deutliches Ja!
Das Nein - rote Karte - gilt dem Stichwort: Selbstverherrlichung.
"Wenn du mir nachfolgen willst, dann verleugne dich selbst!" sagt Jesus.
Sich selbst verleugnen - das ist das klare Nein dazu, sich selbst zum Mittelpunkt der Welt zu machen. Das klingt unmodern und geradezu ärgerlich.
Das klingt danach, eigene Interessen aufzugeben,
keinen Spaß zu haben im Leben und anstrengend klingt das auch.
Jedenfalls alles andere als attraktiv.
Ich erzähle dazu die Geschichte von einem italienischen Jugendlichen:
Er hieß Francesco Bernadone und lebte vor einiger Zeit in Assisi, nördlich von Rom.
Francesco war der älteste Sohn eines reichen Kaufmanns.
Seine Karriere und sein Lebensstil waren klar vorgegeben:
sobald er alt genug dazu war, sollte er das Geschäft seines Vaters übernehmen.
Geld spielte keine Rolle in seiner Jugend und Francesco lebte aus, was ihn gerade einfiel:
Eine Party nach der anderen, immer nur die edelsten Klamotten (sein Vater war in der Modebranche), gut und oft essen gehen, sich Freunde kaufen mit Vaters Geld.
Ein eigenes Pferd und auch sonst alles, was er haben wollte. Das prägte seinen Alltag.
Trotzdem: Francesco war nicht oberflächlich, sondern sehr sensibel.
Einmal war er mit dem Pferd unterwegs und begegnete einem Aussätzigen. Der saß am Wegesrand und bettelte. Es wird erzählt, dass Francesco schon der Anblick dieses Mannes ekelig war. So warf er ihm eine Münze zu und ritt schnell weiter.
Aber dann im Nachdenken schämte er sich seines Ekels, ritt zurück, stieg vom Pferd, nahm die Hand des Aussätzigen und küsste sie.
Auch der Aussätzige gab ihm den Friedenskuss. Immerhin waren sie beide Menschen, die in die Kirche gingen und von Jesus gehört hatten - Brüder im Glauben.
Als Francesco daraufhin weiterritt, spürte er, wie sich etwas Bitteres in seinem Herzen verwandelt hatte in eine große Süße und Zärtlichkeit - so wird es erzählt.
Einen Aussätzigen küssen - das kostet Überwindung. Das ist was anderes, als mal eben ein bisschen Kleingeld abzudrücken.
Runtersteigen von seinem hohen Ross - eine Berührung mit der Armut und der Krankheit riskieren. Warum? Aus Liebe! Liebe fragt nicht, was man selber davon hat. Liebe verschenkt sich. Wer Jesus nachfolgt, der liebt die Menschen, wie Jesus es getan hat - und Francesco in seiner Nachfolge.
Nachfolge ist Nein zur Selbstverherrlichung.
Und das Zweite - grüne Karte - Nachfolge ist: Ja zu einem konsequenten Leben.
Sein Kreuz auf sich nehmen - das bedeutet, das zu tun, was man als richtig erkannt hat.
Auch wenn das Kraft kostet.
Es ist das klare Ja dazu, dass nicht alles im Leben schnell und leicht zu haben ist.
Sein Kreuz zu tragen, das ist anstrengend - nicht bequem. Lohnt sich das denn? Es gibt sicher leichtere Wege im Leben - Wege, wie man müheloser durchkommt.
Das hätte Jesus nie abgestritten. Dass es leichter gehen kann im Leben.
Aber nicht leichter in seiner Nachfolge!
"Wer mir folgen will, der nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir."
Lohnt sich das denn?
Lohnt es sich z.B. seinen eigenen Kopf zu riskieren, nur, damit eine schreiende Ungerechtigkeit aufgedeckt wird?
Lohnt es sich, berufliche Nachteile in Kauf zu nehmen, wie es viele junge Christen bis vor gut zehn Jahren damals in der DDR taten, nur, weil sie Jesus nachfolgen wollten?
Ein Studium oder eine Meisterprüfung - das ging nur, wenn man in der Partei war. Für Christen blieben einfache und schlecht bezahlte Jobs.
Lohnt es sich, vielleicht sogar sein Land zu verlassen, zu flüchten, weil man sonst seinen Glauben nicht leben könnte. Oder sogar von seiner antichristlichen Regierung ermordet zu werden - wie es bis heute z.B. Christen in Nordkorea oder im Sudan erleiden?
Sein Kreuz auf sich nehmen - das kann sehr hart sein.
Auch wenn es geradezu widersinnig klingt: vielleicht machen hier bei uns so wenige ernst mit der Nachfolge Jesu, weil die Gefahr, dadurch etwas zu riskieren, gar nicht so groß ist.
Was könnte schon geschehen?
Wenn Du nicht mitmacht, wo über einen Schwachen hergezogen wird?
Wenn Du das Eigentum Anderer grundsätzlich achtest?
Wenn Du dir lieber dreimal überlegst, mit wem du dein Leben teilen willst, anstatt von einer Beziehungskiste in die nächste zu stolpern?
Wenn Du auf deine innere Stimme hörst und betest oder in der Bibel liest?
Spott? Gesellschaftlicher Druck in der Clique? Unverständnis?
Das Kreuz der Nachfolge Jesu scheint bei uns meistens erträglich zu sein, oder?
Wir sollen es nicht schwerer machen, als es ist. Darum sagt Jesus:
"Trage dein Kreuz - es ist anders als meines, auch anders als das anderer Christen. Du bist ein Original und deshalb ist auch deine Form der Nachfolge ganz und gar eigenständig."
Ein großer Denker und Lehrer der Kirche hat einmal gesagt:
"Wenn Du Gott wirklich liebst, dann kannst du tun, was du willst."
Das ist nicht etwa Beliebigkeit. Nein, das ist das tiefe Vertrauen: Wer ernst macht mit seinem Glauben, den führt der lebendige Gott sicher auf einem guten Weg.
Jesus nachfolgen - wenn du dazu Ja sagst, dann fängst du an, dich intensiv damit zu beschäftigen, was wir heute von Jesus und seinem Leben wissen.
Dann wirst du noch einmal mit ganz neuem Interesse in deiner Bibel lesen.
Weil du so leben und handeln willst, wie Jesus es getan hat.
Weil du erkannt hast: So wie Jesus gelebt hat - das lohnt sich. Das gibt Sinn und dabei wird man reich - nicht gerade an Geld, aber doch reich!
Wer Jesus nachfolgt, der bleibt nicht allein. Der findet andere, die auf demselben Weg sind. Und der entdeckt eine Gemeinschaft, die besser hält als viele Freundschaften.
Weil man da gemeinsam fragt nach den wichtigsten Dingen des Lebens.
Wer Jesus nachfolgt, der findet Lebenserfüllung in der Hingabe an eine Aufgabe. Hingabe, das ist was anderes als Spaß haben. Hingabe gibt Sinn und das Bewusstsein: mein Leben plätschert nicht einfach so dahin. Ich tue was sinnvolles.
Wer Jesus nachfolgt, der entdeckt auch. Wohin mein Leben auch geht:
Am Ziel wartet einer auf mich, der mich liebt.
Jesus Christus hat gesagt:
Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst
und nehme sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
Heute stellt sich euch ganz persönlich die Frage: Gehst du mit?
Amen!

Björn Heymer