Hier kommen Sie zurück zur Startseite
Termine und Veranstaltungen in der Gemeinde + Linkliste
Gemeindeprofil, Bildergalerie, Artikel, Predigten
Gruppen in unserer Gemeinde (Kigo,Förderverein,Frauenhilfe,Hauskreise)
Adressen, Telefonnummern, Lageplan, Umfrage, Gästebuch
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

Predigt zu Johannes 5,19-21 Osternacht 15. April 2001

Ihr Lieben,
warum sind wir heute eigentlich so früh aufgestanden?
Hätte es nicht gereicht, nachher um 10.00 Uhr den Ostergottesdienst zu feiern?
Was ist das besondere an diesem Gottesdienst? Daran, das wir uns im Dunkel der Nacht versammeln, um das Osterlicht zu empfangen?
Liturgisch sind wir gleichsam mit Jesus in die Finsternis der Grabhöhle gestiegen.
Die Finsternis des Grabes auszuhalten, das gehört zur Ostergeschichte dazu. Jesus ist nicht nur gestorben und dann wieder vom Tod auferweckt worden.
Er ist wie jeder Tote in ein Grab gelegt worden. Dort lag er zwei Nächte und einen ganzen Tag bei den Toten.
Ich bin mehrmals rund um Jerusalem in alte Grabhöhlen aus der Zeit Jesu gestiegen - allein, nur mit einer Kerze, die mir den Weg wies in der totalen Finsternis. Still ist es in solchen Höhlen, und kalt. Wenn die Kerze verlöscht, dann packt einen die Angst - man findet den Ausgang nicht mehr, man kann sich stoßen oder irgendwo abstürzen.
Es gibt keinen Lichtschalter, keine Geländer oder Absicherungen.
Diese alten Grabhöhlen sind unheimliche Orte.
Unser Gottesdienst heute morgen setzt bewusst hier ein. In der Dunkelheit, in der Stille und Kälte, in der es kein Leben gibt.
Wir sind heute morgen gleichsam in das Grab gestiegen, an den Ort der Toten, der Ruhe und der Kälte. Und wir fragen uns:
Wie kann das, was vor so langer Zeit geschah, in Berührung kommen mit uns heute?
Das Jesus dort war, wo die Toten sind?
Wir alle haben schon Menschen abgegeben an den Tod, losgelassen, mit Trauer und Schmerz. Der Tod bricht als eine dunkle Wirklichkeit immer wieder in die Welt der Lebenden ein - heute wie damals. Er ist und bleibt das große Rätsel des Lebens - wir wissen nicht, was uns dann erwartet. Das ist das Eine.
Und dann gibt es so etwas wie die kleinen Tode mitten im Leben.
Bereiche, die zu uns gehören, in denen der Tod regiert, in denen kein Leben mehr ist, obwohl wir doch lebendig sind.
Vielleicht wagen wir es nicht mehr, unseren Lebenstraum von Glück, von gelingender Partnerschaft oder von schmerzfreier Gesundheit zu träumen. Da ist etwas in uns gestorben. Zu viele Enttäuschungen, zu viele Verletzungen haben den Lebensmut getötet - und nun liegt dieser Mut längst begraben da - und fehlt uns doch, um wirklich zu leben.
Hast Du deine Hoffnung begraben, weil sich die Angst als stärker erwiesen hat?
Hast du aufgegeben, und rechnest nicht mehr damit, das in deinem Leben noch etwas Großes geschehen kann?
Vielleicht bist du beruflich am Ende - der kleine Tod im Leben kann sehr unterschiedlich sein.
Mit der Osternacht steigen wir hinab in unser eigenes Grab, schauen an, was in unserem Leben tot und abgestorben ist, oder was wir nie haben aufleben lassen.
Wir steigen hinab und hören:
Jesus ist da! Er ist da, wo etwas abgestorben ist in deinem Leben und er berührt das Tote in deinem Leben. "Hinabgestiegen in das Reich der Toten", sagen wir im Glaubensbekenntnis. Er ist da und will das Osterwunder der Auferstehung auch im Grab deiner Lebenshoffnungen vollbringen.
Das hat er lange vor seinem eigenen Sterben versprochen;er hat es angekündigt:
Was Gott an ihm tun wird, das wird er dann für seine Jünger tun.
Ich lese aus dem Johannes-Evangelium im 5. Kapitel die Verse 19-21
In diesen wenigen Sätzen Jesu geht es um seine Vollmacht. Um die Frage, welcher Macht wir begegnen, wenn wir dem Licht von Ostern begegnen.
Wenn in unserem Leben Auferweckung aus dem Tod geschehen soll, dann nur aus der Vollmacht Jesu.
Wie Gott, der Vater ihn aus den Toten auferweckt hat und ihn in neuer Weise lebendig gemacht hat, genauso kann Jesus heute in unser Leben eingreifen.
Das ist etwas anderes als ein Appell nach dem Motto: "Kopf hoch, es wird schon wieder!"
So ein Satz hat keine Kraft, so ein Satz kann nicht aus dem Tod erwecken.
Wo der Tod um sich gegriffen hat, da rettet nur eine größere Macht.
Ostern war keine Selbsterlösung des Sohnes. Die Dunkelheit des Grabes Jesu ist das Gegenteil jeder Selbsterlösung. Ostern ist war der Schöpfungsakt Gottes, der dem Sohn die Vollmacht gegeben hat, die Nacht unseres Todes in Licht zu verwandeln.
Wo immer Hoffnung aufkeimt im Leben eines Menschen, der sich an Jesus hält; wo einer es wagt, im Namen Jesu neu anzufangen,
wo jemand betet und dann neuen Mut empfängt,
da geschieht Ostern neu, da greift der Sohn ein und macht lebendig, wen er will.
Das können wir uns nicht selber einreden, das könne wir nicht machen.
Wir könne uns öffnen und darum bitten.
Wir können uns nach Jesus ausrichten und sein Eingreifen erwarten.
Mehr nicht. Aber das ist schon sehr viel.
Vorhin kam die eine Osterkerze in das Dunkel der Kirche hinein. Von diesem einen Licht aus breitete sich das Licht aus und erreichte uns alle.
So ist es mit dem Osterglauben auch: Er entzündet sich an dem einem Licht Christus - darum hören wir immer wieder das Osterevangelium - und er wird weiter gegeben von Mund zu Ohr - von einem Zeugen zum Nächsten.
Das Licht, das wir in Händen halten, will die Dunkelheit aus unserem Leben vertreiben.
Das Licht Christi möchte in alle Winkel unseres Herzens dringen,
möchte die Wärme des Lebens in unsere innere Kälte bringen,
die Lebendigkeit in unsere Erstarrung,
neues Vertrauen in unsere Angst und unser Misstrauen.
Gott hat den toten Jesus auferweckt - ebenso vermag der Auferstandene an uns das Wunder tun, das wir Glauben nennen.
Wenn dieses Osterwunder geschieht, dann bricht heute morgen wahrlich ein Ostermorgen an.
Zum Osterfest gehört das Halleluja! Es ist der biblische Jubelruf, mit dem seit alter Zeit Menschen Gott gelobt haben. Halleluja kann man sagen - besser ist, man singt es.
Die Auferweckung muss besungen werden. Es reicht nicht, wenn die Osterbotschaft unseren Kopf erreicht. Sie will in unser Herz hinein und dort alle Trauer vertreiben. Auch unser Leib will auferstehen. Deshalb brauchen wir das Singen und die Musik. Im Singen wächst unsere Liebe zu dem, dem wir Lieder singen. Nicht nur mit dem Mund - wir kommen in die Osterfreude hinein, wenn wir von ganzem Herzen singen.

 

Amen!

Björn Heymer