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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

Predigt zu Johannes 11,47-54 Sonntag Judica 1. April 2001

Liebe Gemeinde,
Das Evangelium des Johannes hat ein Kernthema:
Und dieses Kernthema heißt Kampf - zwei Kräfte streiten in der Welt gegeneinander:
Die Finsternis gegen das Licht - so nennt Johannes es in den ersten Sätzen seines Evangeliums:
Das Licht schien in die Finsternis hinein, aber die Finsternis hat es nicht angenommen, nicht ergriffen.
So deutete Johannes das Geschehen um Jesus. Er kam als Licht in die Dunkelheit - aber er wurde nicht angenommen. Oder besser: nur von Einzelnen. Deshalb stellt sein Evangelium die Hörer immer wieder in die Entscheidung: auf welcher Seite stehst Du?
Diese Frage gilt uns heute genauso wie damals.
Im Evangelium für heute läuft der Kampf auf das Finale zu:
Wir hören noch einmal aus Johannes 11:
47 Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer den Hohen Rat und sprachen: "Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen.
48 Lassen wir ihn so, dann werden sie alle an ihn glauben, und dann kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute."
49 Einer aber von ihnen, Kaiphas, der in dem Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: "Ihr wisst nichts; 50 ihr bedenkt auch nicht: Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk, als dass das ganze Volk verderbe."
51 Das sagte er aber nicht von sich aus, sondern weil er in dem Jahr Hoherpriester war, weissagte er. Denn Jesus sollte sterben für das Volk,
52 und nicht für das Volk allein, sondern auch, um die verstreuten Kinder Gottes zusammenzubringen.
53 Von dem Tage an war es für sie beschlossen, dass sie ihn töteten.
54 Jesus aber ging nicht mehr frei umher unter den Juden, sondern ging von dort weg in eine Gegend nahe der Wüste, in eine Stadt mit Namen Ephraim, und blieb dort mit den Jüngern.

Jetzt stehen zwei Personen gegeneinander:
Kajphas, der leitende Hohepriester auf der einen Seite -
Jesus, der Wunderheiler und Prediger aus Nazareth in Galiläa auf der anderen Seite.
Als Hohepriester hatte Kajphas damals eine doppelte Funktion: er leitete die wichtigsten Gottesdienste im Tempel und war zugleich ein wichtiger Ansprechpartner der römischen Besatzung, hatte also auch ein politische Verantwortung.
Hohepriester, das war damals so etwas wie Erzbischof und Parteivorsitzender in einer Person.
Und Kajphas war nach allem, was wir von ihm wissen, die ideale Besetzung dieser Position:
Er ist der Inbegriff des Pragmatikers. Er findet die richtige Lösung, also die Lösung, die am wenigsten Ärger macht, die Ruhe und Ordnung garantiert. Kajphas ist bereit, auch mal ein Bauernopfer zu bringen - für ein höheres Ziel sozusagen.
Er konnte es sich nicht leisten, nach Gesinnung, oder persönlicher Überzeugung zu entscheiden. Er entschied vielmehr danach, was den größten Nutzen versprach - für die Allgemeinheit und natürlich auch für ihn selber. "Der Zweck heiligt die Mittel" das ist so ein Motto eines Pragmatikers. Oder anders gesagt: "Wichtig ist allein, was hinten raus kommt."
Wir kennen das alle - aber sicher nicht aus der Bibel!
Kajphas gegenüber steht Jesus. Viel wird von ihm hier gar nicht gesagt, aber das wenige reicht, um den krassen Gegensatz zu zeigen, um den es geht:
"Dieser Mensch tut viele Zeichen."
Wir haben in einem Bibelkreis darüber gesprochen, was das wohl meint - Jesus tut Zeichen - und Wunder. Die ersten Christen haben das auch getan. So ist es in der Apostelgeschichte berichtet.
Zeichen und Wunder, das sind Handlungen und Geschehnisse, die zwei Dinge gemeinsam haben: 1. Sie sind nicht in unserer Hand und 2. Sie weisen auf Gott hin.
Zeichen und Wunder kann man nicht einplanen. Damit kann man nicht rechnen. Deswegen sind sie einem Pragmatiker verdächtig. Wir alle gehen doch lieber zum Arzt und lassen uns ein Medikament verschreiben, als das wir zu einem Christen gehen und gemeinsam um Heilung zu bitten.
Gestern waren wir mit dem Familienkreis im Benediktinerinnen - Kloster in Raderberg.
Da leben Frauen freiwillig einen ganz unmodernen Lebensstil im Schweigen und Verzicht auf viele Dinge, die uns so selbstverständlich erscheinen. Der Fernseher läuft höchstens einmal im Monat. Urlaub gibt's höchstens mal zwei Wochen - in einem anderen Kloster. Der Kontakt zur Familie ist sehr begrenzt. Man geht sehr sparsam mit Worten um - geschwätzt oder geplaudert wird nicht. Und warum? Um innerlich frei zu sein zum Gebet.
Nach unseren Maßstäben doch sehr befremdlich - jedenfalls nicht pragmatisch, aber sicher offen dafür, Zeichen und Wunder zu erleben.
Wie erleben wir den Gottesdienst? Als pragmatische Beobachter, denen vor allem wichtig ist, dass auch wirklich alles geordnet und so abläuft wie es sich gehört?
Oder rechnen wir damit, dass Gott in dieser Stunde uns ein Zeichen gibt - in unser Leben konkret hinein spricht - durch sein Wort, durch eine Liedzeile - oder durch den Empfang von Brot und Wein?
Das gleiche gilt für das eigene Bibellesen - ich sage: die Bibel ist ein lebendiges Buch, weil Gott immer wieder durch sie redet. Konkret und persönlich. Das sind heute Zeichen und Wunder. Rechnen wir damit oder ist uns das verdächtig?
Was tut uns gut, wenn es nicht gut um uns steht - habe ich in dieser Passionszeit immer wieder gefragt. Heute gibt uns Kajphas die Antwort - ausgerechnet er. "Ein Mensch stirbt , damit nicht das ganze Volk verderbe." Jesus gibt sich hin in den Tod, damit wir Hoffnung haben können über jeden Tod hinaus. Er stirbt unseren Tod. Das zu wissen tut gut, wenn es uns nicht gut geht.
Und das sagt ausgerechnet der, der nicht auf Gottes Seite steht. Auch das zähle ich zu den Zeichen und Wundern.
Rechnen wir damit, dass ein Mensch, der uns feindlich gegenüber steht, der uns verletzt, ausnutzt oder verdrängt - rechnen wir damit, dass Gott uns durch so einen etwas richtiges und Wichtiges sagen will? Sicher nicht! Und doch: der Gott, der selbst dem Kajphas die Wahrheit in den Mund legen kann - ohne dass der sie selber versteht, der kann genauso heute uns etwas wichtiges mitteilen durch den Mund eines Menschen, von dem wir nichts Gutes erwarten.
Zeichen und Wunder.
Wo stehen wir? Eher auf der Seite von Jesus, der Zeichen und Wunder tut
oder doch bei Kajphas, dem nüchternen Pragmatiker unter einem geschlossenem Himmel.
Der nur das gelten lässt, was er kontrollieren und planen kann?
Um diesen Kampf geht es heute wie damals. Und erstaunlich ist:
Jesus scheint den Kampf schon hier zu verlieren! Er weicht aus, er geht weg.
Jesus aber ging nicht mehr frei umher unter den Juden, sondern ging von dort weg in eine Gegend nahe der Wüste, in eine Stadt mit Namen Ephraim, und blieb dort mit den Jüngern.

Der Weg des Glaubens hat in der Welt die schwächeren Argumente - mit Zeichen und Wundern kann man schlecht argumentieren.
Wir können nur einladen: Komm und sieh! Lass dich auf Jesus ein.
Rechne damit, dass in deinem Leben Dinge geschehen, die direkte Wohltaten Gottes für dich sind. Die er dir persönlich schenkt, weil er dich unendlich liebt.
Du darfst schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist. Ob du glaubst oder nicht!

Amen!

Björn Heymer