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Predigt zu Johannes 8,21-24 Reminiscere 2001

Liebe Gemeinde,
Irgendwohin nach Irland oder Schottland fahren, oder Skandinavien - jedenfalls an einen Ort, wo man keinen trifft, wo viel Natur ist - sehnen Sie sich manchmal danach?
Ein Urlaubsort jenseits des Massentourismus - das ist zum verlockenden Markenzeichen geworden. Irgendwohin, wo keiner mitgeht, den man mal eine Weile nicht sehen will.
So könnte man ja die eben gehörten Sätze von Jesus beim ersten Hören auch verstehen.
Dass Jesus mitten im Streit um seine Person und Aufgabe sagt:
"Es reicht! Ich gehe und lasse das alles hinter mir. Ihr könnt sehen, wo ihr bleibt."
Wer wollte es ihm verdenken. Doch: Bei Jesus steht mehr dahinter.
Sie eröffnen uns eine tiefe Einsicht seiner Sendung:
Ich lese noch einmal den Abschnitt aus dem Streitgespräch, wie es im Evangelium bei Johannes überliefert ist:
Text Johannes 8,21-24
Um es ganz deutlich zu sagen: Jesus redet hier mit Leuten, die nicht an ihn glauben, die nicht seine Jünger sind, die nicht auf seiner Seite stehen.
Das gilt ja für die meisten von uns so nicht. Erst, wenn wir das Gespräch in seinem Sinn umkehren, erfahren wir dabei etwas, wie Jesus über uns spricht, über Leute, die ihm glauben.
Das könnte dann so lauten:
Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Ich gehe Euch voran und bereite euch den Weg, damit Ihr einmal wie ich ewig beim Vater im Himmel leben werdet."
Da fragten seine Jünger ängstlich zurück: "Kommt jetzt die Zeit deines Sterbens, Meister, wenn du davon redest, dass du uns voran gehst zum Vater im Himmel?"
Und Jesus sagte zu ihnen: "Wenn ihr an mich glaubt, dann seid ihr mit mir verbunden, was auch immer passieren wird! Euer Glaube, das ist der Beginn des Reiches Gottes in Euch. Darum habe ich gesagt: Ihr werdet wie ich ewig beim Vater im Himmel leben."
Lange vor seinem Tod sprach Jesus sehr nüchtern und realistisch davon, dass er sterben würde - so realistisch, dass keiner es recht glauben konnte, was er da sagte.
"Wovon redet der eigentlich? Will er sich das Leben nehmen?"
So, völlig ratlos reagierten die Leute. So viel haben sie verstanden:
Es geht Jesus jetzt um Leben und Tod. Jesus sagt hier etwas entscheidendes über den Tod. Entscheidend, weil es beim Tod um eine große Scheidung geht.
Es ist nicht wahr, was der Volksmund sagt: "Im Tod sind alle gleich."
Das ist kein Satz, der in der Bibel steht!
Im Gegenteil: Im 73. Psalm erhebt einer vor Gott die Frage: "Warum geht es den Gottlosen so gut? Die sich nicht um die Gebote kümmern, denen scheint das Leben viel leichter zu fallen?" Der Beter wäre fast daran verzweifelt, bis - ja, bis er in das Heiligtum Gottes ging und daran dachte, wie es mit dem Tod ist: "... und ich merkte auf ihr Ende"
Da wurde ihm klar: Nicht der Glanz dieser Welt ist entscheidend; An den Tod zu denken macht realistisch und nüchtern.
Am Ende des Lebens zeigt sich, was trägt.
Weil jedes Leben einmal vor dem Angesicht Gottes endet.
Und dort gibt es dann genau zwei Möglichkeiten:
a) ein Mensch sagt zu Gott: Dein Wille geschehe - wie er es im Leben oft gebetet hat oder:
b) Gott sagt zu einem Menschen: Dein Wille geschehe!
Für diesen Menschen wird es im Himmel keine Erlösung geben! Der ist dazu verurteilt, in Ewigkeit so weiter zu existieren, wie er es hier auf Erden sich ausgesucht hat.
Also: es geht heute morgen um die große Scheidung, die der Tod bringt.
Jesus sagt dazu zwei Dinge:
Zum Einen: "Diese Entscheidung fällt nicht erst im Tod, sie fällt mitten im Leben! heute!"
Und zum Anderen: "Die Entscheidung fällt an meiner Person!"
Wie stehen wir zu Jesus? Wer ist Jesus für uns? Das ist heute die Frage.
Darum geht es heute wie damals in dem Streitgespräch.
Ich habe am vergangenen Sonntag die Frage gestellt:
Was tut uns gut, wenn nicht gut um uns steht?
Und habe versprochen, dieser Frage nachzugehen.
Am vergangenen Sonntag haben wir gehört:
Jesus betet für uns. Er hat ein Interesse daran, dass unser Glauben nicht aufhört.
Und: Wir haben als Gemeinde eine Aufgabe aneinander: Stärkt Eure Schwestern und Brüder!
Heute geht es um unsere Beziehung zu Jesus:
Der Blick auf Jesus tut uns gut, wenn es nicht gut um uns steht.
Was sehen wir heute, wenn wir auf Jesus sehen:
Jesus trägt, was wir nicht tragen können. Darum geht es Jesus.
Denen, die von ihm nichts wissen wollen, sagt er: "Ihr werdet sterben in Euren Sünden."
Und denen, die ihm vertrauen, sagt er: "Ich sterbe deinen Tod."
Ich habe kürzlich einen alten Herrn zum Geburtstag besucht. Sehr bald kamen wir auf das Thema, wie schlecht es doch heute in der Gesellschaft zugeht:
"Jeder denkt nur an sich, jeder will immer nur mehr haben. Keiner kann es ertragen, wenn ein anderer etwas hat, was man selbst nicht hat." Das war seine Klage.
Vielleicht hat er etwas überzeichnet, aber in der Tendenz habe ich ihm zugestimmt.
Ja, unsere Zeit ist geprägt von einem schier unstillbaren Durst - wir jagen nach Geld und Gut, wir reisen um den ganzen Globus und die Beziehungen, in denen wir leben, werden vor allem nach ihrer Nützlichkeit beurteilt - und beendet, wenn der Aufwand dafür zu groß zu werden scheint. Darum scheitern viele Ehen -weil sie kaum Krisen aushalten.
Die Lebenserwartung ist bei uns zwar so hoch wie nie, trotzdem haben wir immer weniger Zeit und der Alltag wird immer hektischer.
Woran liegt das eigentlich? Es liegt daran, dass wir heute unser Leben hier auf der Erde als letzte Gelegenheit ansehen. Wir haben die Ewigkeit verloren. Was nicht hier, in diesem begrenzten Leben geschehen ist, das ist eben nicht!
Und wenn das so ist, dann ist jedes Leben eigentlich zu kurz.
Eine Lebenserwartung von 80 plus nichts ist eben weniger als eine von 60 plus Ewigkeit!
"Ihr werdet sterben in euren Sünden." Das meint Jesus gar nicht mal besonders als Strafe!
Er sagt damit nichts anderes, als ein kürzlich gestorbener alter Mann, der es so ausgedrückt hat: "Wenn ich tot bin, dann bin ich tot." Und der folglich auch nicht sterben wollte.
Denn er hat keine Hoffnung, die über das eigene Sterben hinausgeht.
"Ihr seid von dieser Welt!" sagt Jesus zu denen, die so denken und reden. Denn in der Welt geht es genauso zu: Man lebt und stirbt - so ist das eben. Dann sind wir nicht mehr als die Tiere oder auch jede Mohrrübe!
Und dagegen sagt Jesus: "Diesen Tod, der ein Vernichter aller Hoffnung und aller Zukunft ist, den sterbe ich für Dich. Ich gehe an einen Ort, wohin ihr nicht gehen könnt!"
Und wenn der Satz für die Menschen ohne Glauben lautet: "Ihr werdet sterben in Euren Sünden!", dann heißt er für die, die Jesus vertrauen: "Ich habe deinen Tod auf mich genommen, damit du leben kannst."
"Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?" - heißt es im Propheten Hesekiel (im 18. Kapitel).
Gott will, dass wir als seine Menschen leben und nicht leben und sterben wie die Tiere -ohne Hoffnung und ohne Sinn. Er will uns Leben und volle Genüge geben, weil er uns liebt.
Weil wir Menschen - anders als alle Tiere und Pflanzen geschaffen sind als Ebenbild Gottes.
Das zu wissen tut uns gut, wenn es nicht gut um uns steht: Wir sind Geliebte Gottes.
Jede und jeder von uns. Jesus ist unseren Tod gestorben, damit wir das Leben haben.
An diesem Streitgespräch im Johannes-Evangelium wird deutlich: die Entscheidung, wie wir uns dazu stellen, die fällt mitten im Leben! Und sie fällt an der Person von Jesus!
Auf welcher Seite stehen wir? Lassen wir es uns gefallen, dass Jesus unseren Tod stirbt?
Das will persönlich angenommen sein. Es reicht nicht, wenn der Pfarrer das so sagt und darüber Bescheid weiß. Und es reicht auch nicht, diese Frage bis zum eigenen Sterben aufzuschieben. Ob wir etwas von Hoffnung wissen - angesichts des Sterbens von geliebten Menschen oder auch angesichts der Wirklichkeit unseres eigenen Todes, das ist ein Hinweis darauf, ob bei uns diese Frage noch offen ist.
Ich erinnere mich daran, dass es zu meiner Schulzeit kleine runde Aufkleber mit geistlichen Gedankenanstößen gab. Ich war selber noch nicht Christ - und eine Frage auf einem solchen Aufkleber, die ließ mich nicht los: sie lautete: Wo wirst Du die Ewigkeit verbringen?
So einfach und auch klar. Was hast Du heute gehört von Jesus:
Ich gehe weg und du kannst dorthin nicht kommen!
Oder: Ich gehe dir voran und bereite dir den Platz bei Gott?
Jesus fragt dies nicht nüchtern abwartend - er sehnt sich danach, dass wir Ja sagen zu ihm - heute neu oder vielleicht auch zum ersten Mal.


Amen!

 
Björn Heymer