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Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7) Ev. Philippusgemeinde Köln Raderthal Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16, 7)

Predigt zu Lukas 22, 31-34  Invocavit 2001

Liebe Gemeinde,
die Passionszeit ist eine Zeit ernsthaften Nachdenkens.
Es ist die Zeit im Jahr, in der Christen über die Schattenseiten des Lebens nachdenken:
Jesus Christus, der Herr der Kirche, hat selber bewusst und freiwillig gelitten
Schmerz und Leiden erfahren seither Menschen immer wieder auf verschiedenste Weise –
Gibt es da Trost? Wie gehen wir mit eigenem Leiden um oder auch damit, dass Menschen leiden, die uns nahe stehen?
Ich lade Sie ein, mit mir in den nächsten Wochen dieser Frage nachzugehen:
Wenn unser Weg ein Weg des Leidens ist, was tut uns dann gut?
Oder, um es kürzer zu sagen: Was tut uns gut, wenn es nicht gut um uns steht?
Nun werden vielleicht die meisten hier sagen: „Das ist nicht mein Thema! Wieso Leiden?
Mir geht es doch nicht schlecht.
Warum soll ich über Leiden nachdenken, die ich gar nicht empfinde.“
Das gilt sicher für viele. Und das war schon zu Jesu Zeiten nicht anders.
Simon Petrus – und mit ihm alle Jünger Jesu ist Beispiele dafür.
Petrus wird geschildert als einer, der es nicht verstand, wovon Jesus sprach, als der vom Leidensweg redete.
Das Evangelium für heute ist ein Gespräch in vier Schritten:
Jesus beginnt: Simon, du wirst in Schwierigkeiten kommen! Lesen V.31
Dabei bleibt er nicht stehen: Sei getrost: Lesen V.32
Dann antwortet Simon: Mach dir um mich keine Sorgen. Mir geht´s gut! Lesen V.33
Darauf noch einmal Jesus: Simon, du überschätzt dich! Noch heute zerbricht in dir alles, auf das du jetzt noch vertraust. Lesen V.34
Ich vermute, die meisten von uns hätten ähnlich reagiert wie Petrus damals.
Vielleicht nicht so vollmundig mit Todesbereitschaft, aber in der Sache doch so:
„Mir geht´s doch gut. Ich fühl mich gesund und stark, auch stark im Glauben an dich, Herr.“
Jesus wusste es damals besser als Simon; Jesus weiß es auch heute besser als wir:
Selbst wenn wir uns stark fühlen;
eine Glaubens- oder Lebenskrise ist manchmal nur so weit weg wie ein Augenblinzeln.
Ob wir das wahrhaben wollen oder nicht.
In drei Schritten möchte ich dieses Gespräch nachzeichnen und dabei fragen:
Was tut uns gut, wenn es nicht gut um uns steht?
1. Jesus weiß, wie es wirklich um uns steht! 2. Jesus betet für uns! 3. Jesus beauftragt uns!

1. Jesus weiß, wie es wirklich um uns steht!
„Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen.“
Der moderne Mensch der westlichen Welt hat den Satan abgeschafft. Die Angst vor dem Teufel, die in früheren Jahrhunderten einfach zum Weltbild dazu gehörte, wird seit der Aufklärung als Relikt eines veralteten magischen Weltverständnisses angesehen.
Wer heute noch vom Teufel spricht, gilt zumindest als verdächtig und meist als hoffnungslos rückständig.
Dabei kennen und akzeptieren die meisten Menschen die Existenz einer Macht des Bösen: Manche Ereignisse und Phänomene lassen sich sonst einfach nur unzureichend erklären.
z.B. eine Verkettung schlimmer Ereignisse, die in einer Katastrophe münden, wie jetzt das jüngste Zugunglück in England. Klar kann man sagen: Pech, menschliches Versagen; unglücklicher Zufall. So denken und reden wir, solange wir nicht betroffen sind.
Wer drin steckt und es erleidet, der erlebt es anders.
Der spürt etwas von der dunklen Macht, die dem Leben feind ist.
Hinter der Leugnung einer – wie auch immer benannten – Macht des Bösen steht der Optimismus, der auch in den Worten des Petrus anklingt:
„Wir haben die Sache im Griff – was auch kommen mag.“
Jesus teilte diesen Optimismus nicht. Er sah seinen Weg ans Kreuz als Teil eines Machtkampfes zwischen dem guten Schöpferwillen Gottes und dem Machthaber dieser Welt – dem er in der Wüste begegnet war, als er fastete.
Der Evangelist Johannes nannte es den Kampf des Lichtes gegen die Finsternis.
Die Welt, in die hinein Gott mit seinem Geist wirkt, ist nicht ein neutraler Raum.
Jesus war das Licht , das in die Finsternis hineinschien – aber die Finsternis hat es nicht ergriffen. Diese Finsternis, die das Licht nicht ergreift, das ist Bild für aktiven und gewalttätigen Widerstand einer dunklen Macht gegen das Licht der Hoffnung.
Wenn es so einfach wäre! Wenn das Reich Gottes sich durchsetzen ließe, wenn nur alle Menschen guten Willens es wollten! So müsste es ja sein, wenn es nicht den Satan als Macht des Widerstandes gegen das Gute gäbe.
Auch bei bestem Willen, auch mit allen unseren Kräften können wir oft nicht das durchsetzen, was wir wollen. Paulus hat es so formuliert:
„Das Gute, das ich tun will, das tue ich nicht, aber das Böse, das ich vermeiden will, gerade das tue ich.“
Immer, wenn unsere guten Vorsätze scheitern, könnte uns das ein Hinweis sein: wir haben es mit Mächten zu tun im Leben – Mächte, die Gewalt über uns haben und die uns besetzen.
Und die dem Leben feind sind.
So sieht Jesus unsere Lage – er weiß, wie zerbrechlich unsere Selbstsicherheit ist.
Er sieht hinter die Fassade der Stärke und Selbstsicherheit.
Jesus sagt es zu uns wie damals zu Simon: Es steht nicht gut um uns – ob wir das selber sehen oder nicht. Der Satan schüttelt die Glaubenden durch wie in einem Sieb.
Und jetzt die entscheidende Antwort: Was tut uns gut, wenn es nicht gut um uns steht?
2. Jesus betet für uns!
Das kehrt alles um, was Menschen sich an Religion so ausdenken! Wir meinen ja immer:
Wenn wir es mit Gott zu tun bekommen wollen, dann müssen wir vor allem etwas vorweisen, etwas leisten. Seine Gunst will erkauft sein. Und Glaube, das ist unsere Leistung.
Und Jesus kehrt die Sache um:
Dass wir ihm vertrauen können, dass in uns Glaube lebt, daran hat Jesus noch viel mehr Interesse als wir. Er sitzt nicht wie ein König irgendwo in einem Palast und wartet darauf, dass seine Untergebenen zu ihm kommen. Jesus geht uns nach. Er sorgt sich um uns.
Paulus hat es so ausgedrückt: Der Geist Gottes bewirkt es, dass Menschen glauben können.
Dass wir Gott Abba, lieber Vater nennen.
Und das gilt nicht nur für den Anfang des Glaubens. Gott bekehrt nicht nur Menschen, um sie dann doch auf einem anstrengenden und mühevollen Weg gehen zu lassen. Er ebnet selber immer wieder den Weg.
Jesus betet dafür, dass unser Glaube nicht aufhört.
Noch einmal Johannes. Er hat im 17. Kapitel seines Evangeliums eines dieser Gebete Jesu für seine Jünger aufbewahrt. Da heißt es ausdrücklich: „Ich bete nicht nur für diese Jünger, sondern auch für alle, die durch ihr Zeugnis später zum Glauben kommen werden.“
Jesus betet auch für uns heute.
Wenn wir uns heute fragen: Was tut uns gut, wenn es nicht gut um uns steht?
Dann ist dies die erste und tröstlichste Antwort:
Jesus betet für dich, dass dein Glaube nicht aufhört!
Er will nicht, dass auch nur einer verloren geht, der von Gott geliebt ist.
Dies ist gesagt gerade im Horizont der Tatsache, dass jedes Leben umkämpft ist:
Dass „der Widersacher umhergeht wie ein brüllender Löwe, der sucht, wen er verschlingen könnte“ – wie Petrus es später einmal in einem Brief schreibt. Petrus wusste, wovon er sprach.
Er hat es erlebt, wie sein Glaube durchgeschüttelt wurde – wie der Sand in einem Sieb.
Er hat es erlebt, wie alles ins Wanken kam und er nichts mehr hatte, woran er sich festhalten konnte. „Der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen!“
Passionszeit ist Zeit der Krise – nicht für alle gleichermaßen – Gott sei Dank.
Darum hören alle, die gerade keine Glaubenskrise durchleben, einen Auftrag von Jesus:
3. Jesus beauftragt uns!
„Stärke deine Schwestern und Brüder!“
Wir sind in der Gemeinde aufeinander angewiesen. Keiner, der immer stark ist. Keiner, der nie ein tröstendes Wort braucht. Keiner, der es nicht nötig hätte, dass für ihn gebetet würde.
Und so, wie wir alle auf die ein oder andere Weise Bedürftige sind, so können und sollen wir alle einander dienen: Stärke deine Schwestern und Brüder!
Das kann so aussehen, dass wie für Einzelne konkret und anhaltend beten.
Oder dass wir Besuche machen, wo jemand einsam ist.
Gespräche anbieten oder auch nur zuhören.
Vielleicht finden wir den Mut, auch einmal miteinander in der Bibel zu forschen – oder jemandem die Kassette eines Gottesdienstes mitzubringen und gemeinsam zu hören.
Es gibt viele Möglichkeiten, einander zu stärken und zu ermutigen.
Wir sind in der Spur Jesu, wenn wir das tun. Er hat es vorgemacht. Er hat uns beauftragt.
Der Dienst aneinander – das ist das andere, was uns gut geht, wenn es nicht gut um uns steht.

Amen!
Björn Heymer

 

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